chapter 10
Alles, was ich spürte, war ein merkwürdiges Kribbeln in meiner rechten Hand. Alles, was ich sah, war ein flackerndes Bild. Weiß, Grau, Schwarz. Ich hatte ein Druckgefühl in der Brust; am Herzen. Enge. Zu meinem Sichtfeld mischte sich eine Nuance schimmerndes Gold. Es war das Triforce auf meinem Handrücken, der den Griff des Schwertes umfasste und als Stütze für mein Kinn galt. Mir war schwindelig, konnte mich kaum auf den Beinen halten. Aber ich hatte das Schwert in der Hand; aus dem Sockel gezogen. Plötzlich erschien es mir leicht. Der Schmerz hörte auf. Es wirkte fast so, als hätte mich das heilige Bannschwert getestet, auf die Probe gestellt. Hatte testen wollen, ob mein Herz so rein war, wie es glaubte, und mein Geist, meine Seele, so stark wie die eines Helden. Die Atmung fiel mir leicht, das helle Blau des Stahls leuchtete im Sonnenlicht, das durch die Krone des Deku-Baums schien. Ich fühlte mich stärker. Gar unbesiegbar. Wie ein wahrer Held.
Ich hörte die Prinzessin hinter mir laut aufschluchzen. Ich drehte mich zu ihr um. Vornehm und noch immer mit höflich ineinander gefalteten Händen, die Arme mittig ihrer Hüfte nach unten ausgestreckt, lächelte sie mir leicht zu. Der Deku-Baum war verstummt. "Ihr solltet euch zurück zum Schloss begeben", meinte ich nur und blendete das Geschehene einfach aus. Dann ging ich an der Prinzessin vorbei, zurück in die Verlorenen Wälder und hoffte, dass sie mir alsbald folgen würde, damit ich mich nicht verirrte.
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Die ganze Reise über sprachen wir kein Wort miteinander. Jeder war in seine eigenen Gedanken vertieft. Dabei wusste ich gar nicht so recht, was ich jetzt denken sollte; wie ich nun zu denken hatte, als Held. Die Prinzessin hatte ihre Kapuze so tief es ging in ihr Gesicht gezogen und hielt sich zu Pferde auch nicht mehr an meinem Rücken fest. Das Master-Schwert hatte ich an den Gurt gebunden, an dem auch meine Reisetasche hing; ich wollte nicht protzig damit herumrennen, außerdem hatte ich noch keine Scheide dafür und trug ohnehin das andere Schwert auf dem Rücken. Mehrmals strich durch ich Eponas Mähne, weniger wegen ihres aufgeregten Tempos, sondern mehr um mich zu beruhigen. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, mit diesem Schicksal, dieser Bürde.
Sollte ich in Schloss Hyrule dem König davon erzählen? Oder erstmal nur meinem Vater? Oder war es das Beste, es für mich zu behalten? Sollte es überhaupt jemand erfahren? Was bedeutete das nun für mich? Wie würde sich nun mein Leben verändern? Wie soll ich mich nun gegenüber anderen verhalten? Was soll ich sagen? Konnte ich stolz auf mich sein? Konnte ich glücklich sein, mit dem, was mir Göttin Hylia als Schicksal gegeben hatte?
Es gab so viele Ritter, die genau das hier wollten. Unbewusst hatte ich einen Blick auf das Schwert geworfen. Ausgerechnet ich hatte es bekommen. Warum ich? Was hatte ich, was die anderen nicht hatten? Bei bestem Willen, ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich ein so reines Herz oder eine so starke Figur hatte. "Dein Mut", hörte ich erstmals die Stimme des Schwertes flüstern. "Es ist dein Mut".
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Ich sah mehrere Shiekah hinter Robelo, einem Shiekah, der antike Technologien erforschte und sich vor allem in seinem Institut in Akkala auf antike Waffen konzentrierte, hinterherlaufen. Er war ein Meister seines Gebiets und scheinbar hatte ein Haufen neuer Lehrlinge bekommen. Im Schritt ritt ich nach der Schlossbrücke an den Shiekah vorbei. "Da vorne kannst du mich runterlassen", meinte die Prinzessin und zeigte zum rechten Rand des Schlosshofes. Ich lenkte Epona dorthin. Langsam stieg Zelda ab, schaute sich links und rechts um, und eilte dann die nächste Tür hindurch.
Ich führte Epona in den Stall und hoffte, dass niemand das Schwert sah. Wie automatisch ging das Pferd in die Box. Als ich ihr endlich den Sattel nach dieser mehrtätigen Reise abnahm, wieherte Epona glücklich; meine Tasche, die Decke und das Bannschwert legte ich auf einen Heuballen hinter ihr. Während ich Epona striegelte, war ich die ganze Zeit darauf bedacht, mich so vor das Schwert zu stellen, dass es niemand sehen konnte. Wie ich es unbemerkt von hier in mein Zimmer bringen sollte, wusste ich noch nicht. "He, Link", sprach mich ein Ritter an, der oft mit mir Training hatte und ungefähr in meinem Alter war – dachte ich zumindest. "Hallo", gab ich nur schüchtern zurück, während ich in sein Gesicht blickte. Er hatte braune Augen und braune, etwas längere Haare, und anders als ich, Bartstoppeln. Ich versuchte mich an seinen Namen zu erinnern, es gelang mir aber nicht. "Ich habe von deiner Reise gehört und whoa, du lebst ja noch!" Der Mann blieb vor der Box stehen. "Jaaa...", bestätigte ich unbeholfen und setzte den Striegel wieder an Eponas Fell an. Er schaute mir beim Striegeln zu, wollte anscheinend, dass ich erzählte wie es war, aber ich tat es nicht. Wahrscheinlich hatte er deshalb das Thema gewechselt: "Hast du schon gehört, dass die Prinzessin scheinbar aus dem Schloss abgehauen ist? Es stand in der Zeitung und naja, der König war richtig sauer. So sauer, dass er Petie gesagt hat, er soll uns ab sofort einen noch intensiveren Trainingsplan geben. Und er hat ihn gefragt, wie unfähig wir alle sind, dass wir nicht bemerken konnten, dass seine Tochter weg ist. Er dachte an Entführung". Als er das erzählte, hörte ich ertappt auf mit dem Striegeln. Ich sah ihn an. "Wirklich? Also ich habe die Prinzessin vorhin im Schlosshof gesehen", meinte ich und schaute über Eponas Rücken in die leere Box dahinter. "Ja?". Ich nickte. "Der König hat schon vor einigen Tagen Suchtrupps losgeschickt, ich glaube dein Vater ist auch dabei. Dann solltest du ihm wohl besser Bescheid sagen, dass die Suche abgebrochen werden kann". Ich nickte noch einmal. "Ja. Ich muss ihm ohnehin noch von meiner Reise berichten...", sagte ich und fing wieder an zu striegeln. "Bevor du gehst... kann ich einmal zusammen mit dir trainieren? Der König möchte aufgrund dieses Vorfalls einen von uns als Leibwächter für die Prinzessin haben. I-Ich möchte... also, es wäre schon schön auf so eine Position aufzusteigen...". "Können wir machen", stimmte ich zu, obwohl ich eigentlich überhaupt keine Lust hatte. "Vielen Dank, Link", bedankter der Mann sich und lächelte. "Magst du mir nochmal deinen Namen sagen?", bat ich ihn und lehnte meinen Kopf an Eponas Bauch an. "Todor". "Wir treffen uns morgen, Todor", lächelte ich und legte den Striegel weg.
Ich tauschte das Schwert, dass ich die ganze Zeit mit mir herumgetragen hatte, gegen das Master-Schwert und steckte dieses in die Scheide. Es passte Hylias Dank hinein. Es war die einzige Möglichkeit, die mir eingefallen war, das Bannschwert so versteckt wie möglich durch das Schloss zu transportieren. Das Einzige, was es noch verraten konnte, war der lila, flügelartige Griff. Aber ich vertraute einfach darauf, dass so genau niemand schauen würde. Ich hatte ja keine Wahl. Ich schloss die Box, nachdem ich die Scheide mit dem Bannschwert auf den Rücken geschnallt hatte, und machte mich auf dem Weg zum Audienzsaal.
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Schon von weitem hörte ich den prachtvollen Gang entlang ein Echo der Schreie, die aus dem Audienzsaal kamen. Ich hatte noch nie erlebt, dass sich Zelda gegen ihren Vater auflehnte – genaugenommen war sie ihm auch unterstellt und hatte auch kein Recht dazu. Da ich von zwei Wachen beobachtet wurde, die die große Tür zum Raum bewachten, konnte ich mich nicht an die Tür lehnen. Wobei, das war auch gar nicht nötig, ich hörte auch so sehr gut, um was sie stritten. "Vater, du kannst mich nicht auf ewig hier einsperren! Wie soll ich denn sonst jemanden finden, den ich heiraten soll?" "Zelda! Du wirst gewiss nicht mit einem einfachen Bürger vermählt werden! Prinz Maruk wird innerhalb der nächsten Tage hier eintreffen. Er reist extra von soweit her hier hin, damit Hyrule ein Königspaar erhält, das es in die Zukunft führen wird! Du bist eine Prinzessin, er ein Prinz! Ihr seid füreinander gemacht!" Die Stimme des Königs war sehr streng und betont. Ich verstand seine Ansicht. Aber auch die der Prinzessin. "Was, wenn ich ihn nicht mag?", fragte Zelda nun deutlich leiser. Scheinbar gab sie nach. Sie wusste, dass sie gegen ihren Vater nicht ankommen würde. "Zelda, du wirst ihn mögen. Weißt du, man erzählt sich viel über seinen Körper. Und er weiß, wie ein Königreich regiert wird". "Aber... Vater!", erhob die Prinzessin wieder ihre Stimme. "Keine Wiederrede!", blockte der König ab. Ich hörte, wie der in Richtung der Tür ging, deshalb ging ich einige Schritte zurück und rückte meine grüne Mütze zurecht. Gleich darauf würde die Tür von einer Dienerin geöffnet, sodass der König hindurchschreiten konnte.
Als er mich sah, blieb er stehen.
Ehrfürchtig und respektvoll sah ich ihn an.
Dann zückte ich das Schwert aus der Scheide.
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