Türchen 22
Wie immer, wenn Detective Klaus durch die Tür des Salons trat, richteten sich alle Blicke auf sie. Jedoch waren die Anwesenden so müde, dass die nicht mehr den Versuch wagten, sich von ihren Sitzen zu erheben. Die Polizistin konnte es ihnen nicht verdenken, schließlich waren sie beinahe 24 Stunden wach. Die Aufregung, die zwischendurch immer wieder herrschte, schien ebenfalls zur Erschöpfung beizutragen.
Jessica, die immer noch aus dem Fenster starrte, wandte sich schließlich ab und blickte zu Nicola Klaus, die sich wieder auf den Sessel fallen ließ. Sie durchblätterte die Akte, die sie von der Sitzfläche genommen hatte und starrte auf die Bilder der Autopsie.
»Haben Sie Neuigkeiten, Detective?« Ihre Stimme klang matt, als hätte sie bereits mit der Tatsache, dass ihr Mann nicht entlastet werden konnte, ihren Frieden gemacht.
»Ich bin mir noch nicht ganz sicher«, gab die Polizistin zu, lehnte sich zurück und überschlug die Beine.
»Wie meinen Sie das?«, hakte Holly Night nach und zog eine Augenbraue in die Höhe.
»Nun, ich frage mich, ob einer von Ihnen mit dem Namen Felix vertraut ist?« Die Polizistin blickte aufmerksam in die Runde und beobachtete die Reaktionen der Verdächtigen. Holly Night und Blake schüttelten verwirrt den Kopf, während Jessica und Joseph beide angestrengt zu überlegen schienen. Faith starrte unnachgiebig auf den Boden, als wäre sie mit den Gedanken ganz woanders.
»Hieß nicht Ihr Rechtsmediziner Felix?«, fragte Joseph unsicher.
Detective Klaus klatsche so unverhofft in die Hände, dass Faith neben ihr heftig zusammenzuckte.
»Ganz richtig, Mr Bell!« rief sie. »Mich wundert es nur, dass Miss Fuller nicht darauf gekommen ist ...«
Die enthusiastische Miene der Polizistin wurde schlagartig wieder ernst. Ihre Augen durchbohrten die junge Frau, die sie nun mit großen Augen ansah. »Meinen Sie mich?«
»Ich wüsste nicht, dass noch jemand hier den gleichen Namen trägt wie Sie.«
»Und warum glauben Sie, dass ich diesen ... Felix kenne?«, fragte Faith und zog eine unschuldige Miene.
»Sie haben in den letzten Stunden immer wieder mit einer Nummer telefoniert. Diese Nummer erschien ebenfalls auf dem Telefon meines Rechtsmediziners«, erklärte die Polizistin.
»Das ist doch nur ein Zufall«, lachte Faith verlegen.
Jedoch sah Detective Klaus deutlich, wie unwohl sie sich gerade in ihrer Haut fühlte. Anscheinend folgte sie der richtigen Spur.
»Ich glaube nicht an Zufälle, Miss Fuller.«
»Woher soll ich denn wissen, mit wem Ihr Rechtsmediziner Kontakt hat?«, fragte Faith aufgebracht und erhob sich.
»Ich helfe Ihnen gern auf die Sprünge. Kommt Ihnen der Name Peder Hurold nicht bekannt vor?« Nicola Klaus legte ihren Kopf leicht schräg und lächelte die junge Frau ruhig an.
»Peder Hurold? Was soll das denn für ein Name sein?«, schaltete sich Blake dazwischen und ließ ein ungläubiges Schnauben hören.
»Das würde ich gern von Miss Fuller wissen.«
»Ich kenne keinen Peder ...«, bestand sie darauf.
»Wie ich bereits sagte, ich glaube nicht an Zufälle und ich werde die Wahrheit schon noch herausfinden«, versprach Detective Klaus und fühlte auf einmal, wie neue Energie sie durchströmte.
»Machen Sie, was Sie wollen, aber ich habe nichts mit dem Mord zu tun!«, fauchte Faith
»Wie interessant ...« Die Polizistin verschränkte die Arme und musterte die junge Frau, die immer unruhiger zu werden schien. »Ich habe nie behauptet, Sie wären für den Mord an Mr Deer verantwortlich.«
Das brachte Faith völlig aus dem Konzept. Sie hob immer wieder zu einer Entgegnung an, doch schwieg schließlich. Wütend presste sie die Lippen aufeinander.
»Ich war es nicht«, wiederholte sie und stürmte dann aus dem Raum. Die Polizistin folgte ihr mit einem zufriedenen Gefühl. Diese Reaktion war eindeutig.
Faith eilte mit langen Schritten zur Haustür, riss sie auf und trat in die Kälte.
»Miss Fuller, würden Sie bitte hierbleiben!«, forderte die Polizistin sie auf, doch die junge Frau hörte nicht auf sie, sondern rannte mit eiligen Schritten die Einfahrt hinab.
Detective Klaus blieb am Eingang des Anwesens stehen und beobachtete sie dabei, während hinter ihr der Rest der Gruppe aus dem Haus trat.
»Wollen Sie sie nicht verfolgen?«, fragte Jessica und musterte die Polizistin skeptisch.
Diese seufzte nur und schüttelte dann den Kopf. »Nein, das ist nicht nötig. Ich kann ihr Handy orten.«
Detective Klaus ließ ihren Blick über die Umgebung gleiten. Die Tannen trugen noch immer den schweren Schnee und die Nacht brach erneut über das Anwesen herein. Als sie auf den Boden sah, stutzte sie. Neben den Fußspuren, die Faith hinterlassen hatte, waren weitere Abdrücke zu sehen.
Die Polizistin trat näher heran und ging in die Knie, um die Spur besser betrachten zu können.
»In den letzten Stunden hat keiner der Familie das Anwesen mit dem Auto verlassen, richtig?«, fragte sie in die Runde.
Doch eine Antwort darauf erhielt sie nicht mehr, denn ihr Telefon klingelte erneut. Schnell nahm sie das Gespräch an.
Noch bevor sie etwas sagen konnte, meldete sich schon der Mitarbeiter der Forensik zu Wort.
»Die Analyse der Reifenspur ist abgeschlossen!«, verkündete er und seine Stimme zitterte ein wenig vor Aufregung. »Wir haben herausgefunden, von welchem Autotyp sie stammen.«
Nicola Klaus nickte. »Lassen Sie mich raten, die Spuren stammen von einem Transporter der Gerichtsmedizin ...«
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