Türchen 13
Die Schritte des Detectives hallten laut von den hohen Wänden wider, als sie die Eingangshalle betrat und auf den Salon zusteuerte, um ihre Mütze und Handschuhe zu holen, die sie dort zu Beginn liegengelassen hatte.
Das Zimmer war leer und Nicola Klaus fragte sich, wo sich wohl die anderen Verdächtigen aufhielten. Doch das war momentan nicht so wichtig. Sie musste die Dinge von einer anderen Perspektive betrachten, denn offensichtlich kam sie so nicht weiter. Also schnappte sie sich Handschuhe und Mütze, kleidete sich ein und verließ den Raum wieder. Doch kaum hatte sie einige Schritte getan, drangen leise Stimmen an ihr Ohr.
Wenn Menschen flüsterten, denn wollten sie nicht gehört werden und genau das war am interessantesten für die Polizistin. Also lauschte sie eine Weile, um die Richtung zu bestimmen, aus der die Worte kamen. Erst war sie sich nicht sicher, ob sich die Eigentümer der Stimmen im Obergeschoss befanden und sie wollte schon nachsehen, da ertönten hallende Schritte direkt auf der Galerie.
Um nicht gesehen zu werden, huschte Nicola Klaus unter den Überhang, versuchte aber einen Blick nach oben zu erhaschen – erfolglos. Also musste sie sich wohl auf ihr Gehör verlassen.
»Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast!« Wütendes Stampfen näherte sich der Treppe.
»Woher sollte ich das denn wissen? Was ist überhaupt das Problem dabei?«
Es waren eindeutig zwei Frauen, und da Jessica mit Joseph in der Bibliothek war, konnte es sich wohl nur um Faith und Holly handeln.
»Jetzt bleib doch mal stehen!«, sagte Holly und stieß genervt die Luft aus.
Die Schritte verklungen. »Wieso hast du es überhaupt erzählt?«, fragte Faith und klang auf einmal deutlich erschöpft.
»Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass dich das in Schwierigkeiten bringen könnte ...«, antwortete Holly. »Soll ich noch einmal mit ihr reden?«
Es folgte ein kurzes Schweigen. »Das bringt doch nichts. Ich wünschte, das wäre alles nie passiert«, murmelte Faith.
»Ich weiß, aber du kannst doch nichts dafür.«
Detective Klaus trat einen Schritt nach vorn und spähte erneut über das Geländer, als eine ganze Weile lang nichts passierte. Dann bekamen ihre Ohren etwas Seltsames zu hören. Etwas, das sie nicht richtig einordnen konnte. Nach und nach traten die beiden Frauen in das Blickfeld der Polizistin, die ihren Augen kaum traute.
Das kam unerwartet ..., dachte Detective Klaus und sah zu den beiden Frauen empor, die sich innig umarmten und in einen Kuss vertieft waren. Die Polizistin runzelte die Stirn, denn eigentlich war sie davon ausgegangen, dass sich die beiden vorher kaum kannten.
Plötzlich ärgerte sie sich über ihre Ungründlichkeit. Sowas könnte den ganzen Fall verändern. Als sich die beiden Turteltauben voneinander lösten, zuckte Nicola Klaus hektisch zurück und verdrückte sich wieder in ihr Versteck.
»Ich glaube, ich war nicht ganz ehrlich zu dir ...«, sagte Faith ein wenig atemlos. Ihre Stimme zitterte leicht.
»Was meinst du?«, fragte Holly verwirrt.
»Ich –«
»Ah! Ladies!«, rief eine männliche Stimme und schwere Schritte knallten auf der Galerie. Blake musste zu den zwei Frauen gestoßen sein. »Ich habe dich schon überall gesucht, Schatz!«
Erneut ertönte ein schmatzendes Geräusch. Anscheinend hatte Blake seiner Verlobten einen Kuss auf den Mund gedrückt.
»Habt ihr Jo und Jess gesehen?«, fragte der Mann.
»Bibliothek«, antwortete Faith kurz angebunden. Sie schien bei der Erwähnung von Jessicas Namen nicht sonderlich erfreut zu sein. Nach dem heftigen Streit von vorhin, überraschte Detective Klaus das nicht.
Schritte klapperten auf dem Steinboden und näherten sich dem Ort, an dem sich die Polizistin versteckt hielt. Diese drückte sich an der Wand um die Ecke, um nicht gesehen zu werden, spähte aber vorsichtig zur Treppe.
»Kommst du, Faith?«, fragte Holly. Sie stemmte sich gegen Blakes Griff, der notgedrungen anhielt und auf seine Verlobte wartete. Diese blickte erwartungsvoll zur Galerie hoch.
Noch bevor Faith antworten konnte, ertönte ein lautes Klingeln von der Galerie.
»Geht ruhig schon vor, da muss ich rangehen«, antwortete Faith und nahm den Anruf entgegen, denn das Tuten verstummte.
»Na gut«, sagte Holly und klang ein wenig enttäuscht. Sie ließ sich jedoch von Blake Richtung Bibliothek ziehen.
Erst als entfernt eine Tür zugeschlagen wurde, meldete sich Faith wieder zu Wort.
»Was ist?«, bellte sie in das Telefon, setzte sich dann in Bewegung und verschwand in einem der Zimmer.
Detective Klaus schlich leise die Treppe hinauf, als sie sich vergewissert hatte, dass die Luft rein war. Mit wachsamem Gehör ging sie den Gang entlang und versuchte herauszufinden, wohin Faith gegangen war. Doch es war still, sie hörte nichts mehr und es war zu riskant, um in die Zimmer hineinzusehen. Wenn das Telefonat geheim war, dann würde Faith sofort auflegen, sobald sie wusste, dass Detective Klaus ihr zuhörte.
Nach einer Weile der erfolglosen Suche, gab die Polizistin nach und machte sich wieder auf den Weg ins Erdgeschoss und nach draußen, denn die Tatsache, dass Faith und Holly eine geheime Affäre hatten, machte das ganze Bild nicht gerade übersichtlicher.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro