Kapitel 1
Ich verbrannte mich an meiner heißen Nudelsuppe, die in meinem Mund sowieso keinen angenehmen Nachgeschmack hinterließ. Ich hasste die Suppe. Wie so viele Dinge in meinem Leben auch wandte sich auch das verdammte, unverschämt teuer kostende Essen von mir ab.
Wieso bezahlte man für das, was einem am Ende ohnehin nur weh tat, den höchsten Preis? Mein ehemaliger Verlobter, der mich vor exakten hundertfünfzig Tagen verlassen hatte, ließ mich seit verdammten zwanzig Wochen auch bitter für all meine Investitionen in diese Beziehung zahlen.
Aber warum zählte ich denn schon die Tage und Wochen ab, in denen ich seinetwegen nur noch wie ein wandelndes Desaster vergeblich versuchte, wieder mein Leben unter Kontrolle zu bekommen. Er hatte mich schließlich grundlos verlassen. Alles, was unbegründet endete, war doch unwichtig.
Entweder war es das oder eine der schmerzlichsten Arten, wie eine langjährige Beziehung enden könnte. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum er die Trennung wollte, es geschah einfach. Vermutlich hatte er von einem Tag auf den nächsten nicht mehr die Liebe zu mir fühlen können.
Ironischerweise passierte das achtundvierzig Stunden nach unserer Verlobungsfeier. Ich hatte die Fotos davon vor mir liegen. Sofort am Tag darauf ging ich einige der schönsten Momente ausdrucken und nun bereute ich sogar die Entscheidung, auch Bilderrahmen gekauft zu haben.
Mein Inneres tat weh, wenn ich sah, wie liebevoll er mich auf eines der Fotos betrachtete. War das alles reine Fassade gewesen? Ich konnte nicht begreifen, wie unsere Beziehung, die sich unfassbar richtig und perfekt angefühlt hatte, so ein grässliches Ende hatte nehmen müssen.
Quentin und ich waren bei allem, was wir uns Stück für Stück über die Jahre hinweg aufgebaut hatten, ein Herz und eine Seele gewesen. Wir lernten uns auf dem College kennen, machten unseren Abschluss und zogen anschließend in eine Wohnung, woraufhin wir uns verlobten.
Das war die Rohfassung davon, was ich mit dem Mann, in den ich mich im ersten bedeutsamen Moment verliebt hatte, erlebt und genossen hatte. Nichts davon spielte eine Rolle mehr. Der einzige Mensch, von dem ich geglaubt hatte, dass er für immer bleiben würde, hatte mich verlassen.
Ich hatte mich zu sehr an ihn gewöhnt, wodurch ich nicht mehr wusste, wie es war, nur noch als Quinn zu leben. Meine Person war alleine nicht standhaft. Ich brauchte ihn, damit ich mich vervollständigt und komplett fühlen konnte. Ohne Quentin war ich fehlerhaft und verloren.
Meine Liebe wurde ihm aber zu langweilig. Es passte ihm nicht, dass ich mehr liebte als er. Ich hatte ihn mit meiner Zuneigung eingeengt und mit meiner Selbstlosigkeit erstickt. Ich wollte doch nur, dass er immer das Beste bekam. Er hätte in mir seine beste Freundin sowie seine Frau finden sollen.
An sonnigen oder auch an regnerischen Tagen war ich stets an seiner Seite geblieben. Trotz der Schwierigkeiten, die jedes Mal wie düstere Wolken über uns geschwebt hatten. Früher oder später hatten wir immer für das Problem eine Lösung gefunden. Allerdings nicht für dieses.
Quentin wollte mich nicht heiraten, obwohl er sich so unglaublich sicher gewesen war, dass wir für die Ewigkeit bestimmt waren. Er hatte mich erst in dieses Irrtum von inniger Liebe geführt. Da er daran geglaubt hatte, lehrte er mich, es auch zu tun, bis ich ihm vollkommen verfiel.
Jetzt kam ich mir vor wie eine verdammte Idiotin. Ich hatte jedes seiner schönen Worte eingesaugt und mir eingeprägt, womit mein Vertrauen zu ihm mächtig gewachsen war. Ich hatte mich dadurch letztlich in diese Beziehung mehr hineingesteigert als er und die Warnsignale übersehen.
Ich hätte es schließlich merken müssen, dass etwas nicht mehr zusammenpasste, wenn Quentin in den letzten Wochen unserer Beziehung nur noch spät von der Arbeit kam, mich größtenteils abblockte, indem er selbst keinen Sex mehr haben wollte, und mir jegliche Beachtung verweigerte.
Ich dachte lediglich, er hätte bloß einen stressvollen Alltag und würde deswegen eine Weile seine Ruhe benötigen. Das war immerhin seine Art. Quentin war schon immer in sich verschlossen und introvertiert gewesen. Dass es aber nur an mir gelegen hatte, wäre mir beim besten Willen nicht eingefallen.
Ich konnte nicht bestreiten, dass ich emotional von ihm abhängig war. Diese Phase meines Lebens fühlte sich an wie ein verdammter Entzug. Nichts spendete mir länger Trost. Ich wusste mir nicht zu helfen. Er hatte auf einer grausamen Weise etwas ruiniert, wozu er nicht das Recht gehabt hatte.
Ihm war offensichtlich nicht bewusst gewesen, wie sehr mich sein Verschwinden zerstören würde. Er hatte Spuren und Narben hinterlassen, die ich tagtäglich spürte. Einige der Wunden waren immer noch in einem Heilungsprozess, von dem ich nicht wusste, wann oder ob dieser jemals enden würde.
Jedes meiner Atemzüge tat seit hundertfünfzig Tagen weh. Seit hundertfünfzig Tagen litt mein Herz und pochte schmerzhaft gegen meine Brust. Seit hundertfünfzig Tagen wuchs diese Leere in mir, die Quentin verursacht hatte. Seit hundertfünfzig Tagen war ich ohne ihn ein bitterliches Chaos.
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