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A Matter of TIME - 5


Ich hatte gut geschätzt. Nach exakt dreißig Minuten setzte ich, bis aufs Schlimmste durchgefroren, endlich meinen Fuß in meine Wohnung und ließ mich seufzend und erschöpft erst einmal mit dem Rücken an die geschlossene Tür sinken. Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, wie sich das Ganze wohl entwickelt hätte, wenn mir Cummings nicht seine ziemlich bequeme und vor allem wärmende Jacke angeboten hätte. Den gesamten Weg nach Hause hatte ich seinen Geruch in der Nase gehabt und ihm mehrfach still für seine freundliche Geste gedankt, bei der ich niemals gedacht hätte, dass so etwas von ihm kommen könnte. Ich verstand ihn einfach nicht, aber eigentlich musste ich das auch überhaupt nicht, schließlich war er mein Dozent.

Zugegebenermaßen nur widerwillig schälte ich mich aus seiner Jacke und hängte sie ordentlich auf meinem Kleiderständer auf, der unmittelbar in meinem überschaubaren Flur stand. Mir wurde auf der Stelle noch kälter, als es mir eh schon war und die Gänsehaut, welche meinen gesamten Körper bedeckte, verstärkte sich um ein Vielfaches. Im Gehen entledigte ich mich meiner Schuhe, meiner Klamotten und schlüpfte daraufhin gierig in meine Schlafsachen, um mich wenig später zufrieden seufzend unter meiner kuscheligen Winterdecke einzumummeln. In dieser Sekunde war ich Cummings unfassbar dankbar, auch wenn ich mir Dank seiner Geste mit der Jacke so einige fragenden und irritierten Blicke von Passanten hatte gefallen lassen müssen. Es dauerte nicht lange und ich spürte, dass mich der Schlaf bald übermannen würde.

Als ich durch meine schon stark drückende Blase wieder aufwachte, fühlte ich mich schon deutlich besser. Es war bereits früher Mittag, weswegen ich mich so schnell ich konnte aus meinem verdammt gemütlichen Bett schälte, einen Abstecher ins Badezimmer machte und mich dann an meinen kleinen Küchentisch setzte, an dem ich in der Regel die Arbeiten für die Uni anfertigte. Erst als ich die Unterlagen von Cummings, die ich achtlos in meine Tasche gequetscht hatte, hervorzog, breitete sich ein unheimlich bedrückendes Gefühl in meinem gesamten Körper aus. Was hatte ich da nur angestellt? So ganz wollte mein Kopf wohl immer noch nicht begreifen, dass ich mit meiner Aktion mehrere unsichtbare Grenzen überschritten hatte und sich das Verhältnis zu meinem Lehrer auf diese Art und Weise in den letzten Tagen um hundertachtzig Grad gedreht hatte. Wie sollte das nur in Zukunft alles aussehen? Das alles war einfach zu viel und ich begriff trotz meines schon stark abgeflachten Zustandes, dass ich mir etwas für dieses Desaster überlegen musste, aber jetzt war nicht die Zeit dafür. Ich musste heute Abend noch arbeiten und die Aufgabe, die Cummings mir gegeben hatte, war unfassbar viel.

Statistik... Wieso hatte es ausgerechnet Statistik sein müssen, womit Cummings mich nun betraute? Ich fand mich in diesem Themengebiet zwar einigermaßen zurecht, aber auch ich brauchte ziemlich viel Zeit, um mich besser hineinzuversetzen. Zum Glück hatte ich auch diesen Bereich bis zum Erbrechen in meinem Grundstudium behandelt, weswegen es mit ganz viel Glück tatsächlich bis morgen zu schaffen war. In Windeseile verwandelte sich meine Küche in ein kreatives Chaos und ich saß haareraufend vor meinem Laptop, um eine PowerPoint Präsentation anzufertigen und las mehr oder weniger gleichzeitig in einem meiner alten BWL Lehrbücher. Ich gönnte mir keine Pause, auch wenn sich der letzte Abend ziemlich schnell wieder bei mir bemerkbar machte. Mein Kopf rauchte und es fiel mir von Minute zu Minute, die verstrich, immer schwerer, mich auf das eigentliche Thema zu konzentrieren, aber ich hatte keine Wahl, ich musste weiterarbeiten.

Zum Abend hin schaute ich immer öfter und hektischer auf die Uhr, weil ich bald arbeiten gehen musste – auch daran führte leider kein Weg vorbei. Ich verfluchte mich innerlich mehrfach dafür, dass ich mich zu dieser dämlichen Party hatte überreden lassen und deswegen diesen ganzen Schlamassel überhaupt erst am Hals hatte. Wenn ich gestern einfach arbeiten gegangen wäre, hätte ich auch heute gar nicht erst gehen müssen. Wie hatte sich mein so geordnetes und überschaubares Leben innerhalb von nicht einmal einer Woche derart gravierend ändern können? Ich dachte sicherheitshalber nicht weiter darüber nach, während ich mich eilig umgezogen, meine Tasche geschnappt und auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte.

Glücklicherweise traf ich aufgrund des Tauschens meiner Schichten nicht auf Sam, was mir wohl einige Erklärungen ersparte. Wenn ich schon mir selbst ansehen konnte, wie fertig und angespannt ich war, dann konnten das andere erst recht – vor allem unsere Black Mama – und ich war definitiv nicht in der Stimmung, ihr von all dem Chaos zu berichten, was ich in dieser kurzen Zeit fabriziert hatte. Nachdem ich abgesehen von Sam mit kaum jemand auf der Arbeit mehr zu tun hatte, als mal ein kurzes Hallo oder oberflächliches Wie geht es dir zu wechseln, behelligte mich niemand, auch wenn mir durchaus die ein oder anderen fragenden Blicke begegnete, die ich aber allesamt geflissentlich ignorierte.

Obwohl ich versuchte, mich heute bei der Arbeit etwas weniger reinzuhängen, strengte mich das Ganze enorm an und am Ende meiner Schicht war ich eigentlich schon wieder so müde, dass ich mich am liebsten auf der Stelle wieder unter meine Bettdecke verkrochen hätte, doch dafür hatte ich leider keine Zeit. Als ich gegen halb zwölf zurück in meiner Wohnung war, setzte ich mich gleich wieder an meinen Laptop und recherchierte weiter. Obwohl mir Cummings ausgedruckte Unterlagen gegeben hatte, die ich zur Vorbereitung der Lesung brauchte, waren einige der Papiere geradezu übersät mit handschriftlichen Ergänzungen, bei denen ich oft ziemlich lange rätseln musste, bis ich wusste, was damit gemeint hatte. Er mochte zwar an der Tafel eine saubere und gut leserliche Handschrift haben, aber diese Notizen hier waren definitiv die Hölle. Zwischendurch stellte ich mir als einzige Unterbrechung ein Fertiggericht in die Mikrowelle, welches ich so beiläufig aß, dass es längst abgekühlt war, bis ich es leer gegessen hatte. Ich war so unheimlich müde, zwang mich aber dazu, nicht aufzuhören.

Ich musste irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich ruckartig aus meinem Schlaf hochschreckte, saß ich immer noch an meinem Küchentisch und das grelle Licht meines Laptops blendete mich derart, dass ich zunächst meine schmerzenden Augen zusammenkneifen musste. Sobald ich wieder einigermaßen klar sehen konnte, schaute ich in die untere rechte Ecke, um zu sehen, wie viel Uhr es war. Erleichtert atmete ich aus, als ich feststellte, dass ich noch ein einigermaßen angenehmes Zeitfenster hatte, um mich fertig zu machen und die Präsentation ein letztes Mal durchzugehen. Glücklicherweise war ich erst eingeschlafen, als ich fertig geworden war.

Ich war unsagbar froh, dass ich an diesem Morgen wieder in meinem nach kurzer Zeit kuschelig warmen Auto sitzen und ich mich in meinem Hoodie perfekt einmummeln konnte. Obwohl ich im Verlauf der Nacht ungeplant eingeschlafen war, war ich immer noch so früh in der Uni, dass selbst Mr. Cummings noch nicht anwesend war und ich somit ein paar Minuten warten musste, damit er seinen Saal aufschloss. Die Gänge waren immer noch absolut leer, als ich schwere Schritte auf den Fliesen vernahm und mein Dozent wenige Augenblicke später mit seiner Aktentasche in der Hand um die Ecke bog und mit der anderen nach dem passenden Schlüssel suchte. Zunächst schien er mich nicht zu bemerken, doch als ich mich vom Boden erhob, auf dem ich bis eben wartend gesessen hatte, sah er auf und blieb kurzerhand stehen.

„Ich hätte nicht gedacht, Sie schon so früh hier zu sehen, geschweige denn Sie überhaupt heute zu sehen, Miss Miles", gestand er verwundert.

Okay, also war ich jetzt wohl wieder Miss Miles. Erstaunlich, dass ich so schnell seinen Respekt zurückerlangt hatte. Als ich an die Ereignisse des letzten Morgens zurückdachte, stieg mir doch glatt die Schamesröte ins Gesicht und ich löste eilig meinen Blick von Cummings stechenden Augen. Ob er das wohl nochmals ansprechen würde?

„Sie haben mir mit Konsequenzen gedroht, wenn ich es nicht tue", erwiderte ich schulterzuckend und tat so, als ob mich all das absolut kalt ließ, auch wenn das Gegenteil der Fall war – es fiel mir wirklich ungemein schwer ihn anzusehen und nicht daran zu denken, wie daneben ich mich ihm gegenüber verhalten hatte.

„Ich weiß, aber Sie waren gestern derart fertig, dass ich Sie beim besten Willen nicht mehr richtig einschätzen konnte", erwiderte Cummings und schloss dabei die Tür zu seinem Vorlesungssaal auf. War das seine subtile Art mir mitzuteilen, dass er sich über mich lustig machte?

„Ja, was das angeht", begann ich zögerlich, seufzte dann und entschied mich dafür, es einfach hinter mich zu bringen. „Ich wollte mich noch in aller Form bei Ihnen entschuldigen. Mein Benehmen war absolut unangebracht und..."

„Haben Sie die Vorlesung für heute vorbereitet?", fragte Cummings achtlos zwischenrein, stellte seine Tasche ab und sah mich dann mit kritisch vor der Brust verschränkten Armen an.

„Ich... äh... Ja, habe ich."

„Gut, dann muss ich mir wenigstens keinen Notfallplan ausdenken", meinte er, nahm dann wieder seine Tasche vom Boden und suchte sich einen Platz in der ersten Reihe, auf dem er sich niederließ. Er sah dort dermaßen fehl am Platz aus. „Tun Sie sich keinen Zwang an, Miss Miles. Ich bin schon sehr gespannt", forderte er mich auf, doch entging mir nicht die lauernde Art, mit der er mich abschätzig musterte.

Das bedeutete also, dass er den Vorfall vom Vortag einfach ignorieren und nicht weiter darüber sprechen wollte. Also schön, dann war das für mich eben auch abgehakt und ich würde versuchen, das einfach zu vergessen, allerdings gab es immer noch eine Sache, die ich erledigen musste. Sobald ich meine Sache an sonst seinem angestammten Platz ausgebreitet hatte, zog ich als letztes seine Lederjacke hervor, die ich in aller Eile heute Morgen noch in meine Tasche gezwängt hatte und nun wieder hervor holte.

„Die wollte ich Ihnen noch zurückgeben", sagte ich, während ich auf ihn zuging und ihm das Kleidungsstück auffordernd entgegenhielt. „Danke nochmal, schätze ich", meinte ich weiter und versuchte das Ganze leicht abzutun, auch wenn er mir damit wirklich einen großen Gefallen getan hatte.

Für einen kurzen Moment wirkte Cummings irritiert, fing sich dann aber umgehend wieder und nahm die Jacke ohne weitere Verzögerung eilig aus meiner Hand, um sie auf den freien Sitzplatz neben sich zu legen. Er nickte nur, sagte nichts und war für mich so schwer zu lesen, wie noch nie. Ich entschied mich dafür, mich nicht weiter davon ablenken zu lassen und ging zurück zu dem eigentlich Mr. Cummings angestammten Platz, um mein Laptop anzuschließen und mich noch einmal etwas zu sammeln, bevor es losging. Mr. Cummings saß abwartend mit dem Oberkörper nach vorne gebeugt auf seinem nach unten klappbaren Sitz und verlagerte sein ganzes Körpergewicht mit den Ellbogen auf seine Oberschenkel. Ich riskierte nur einen flüchtigen Blick in seine Richtung und doch sah ich dank seiner oberen geöffneten Knöpfe und der heute fehlende Krawatte nicht nur den Ansatz seiner wohl stählernen Brust, sondern auch die feingliedrige Kette, an der vermutlich seine beiden Dog-Tags hingen. Er hatte sein Handy in der Hand und tippte mit einer ziemlich tiefen Sorgenfalte auf der Stirn darauf herum. Erst jetzt fiel mir auf, dass es sich bei dem Gerät um ein ziemlich altes Modell handelte. Es sah aus wie ein Wegwerfhandy.

„Sie sollten sich besser von Ihren neuen Freunden fernhalten", sagte Cummings plötzlich und ohne Kontext, was dazu führte, dass ich kurzerhand in meinem Tun innehielt und mich ertappt fühlte – offensichtlich hatte er mein Starren bemerkt. Er sah aber nach wie vor auf sein Handy und tippte auch weiterhin darauf herum.

„Wie bitte?"

„Ich glaube nicht, dass sie guter Umgang für Sie sind, Miss Miles. Insbesondere der Kerl, der seit dieser Woche kaum noch von Ihrer Seite weicht", redete Cummings einfach weiter und überging mich damit – wir wussten beide ganz genau, dass ich ihn sehr wohl richtig verstanden hatte. Ich konnte nicht anders und lachte kurz auf, was Cummings schlussendlich dann doch für einen Wimpernschlag von seinem Handy aufblicken ließ – seine Augen so kalt funkelnd wie ein Paar Eiskristalle.

„Sein Name ist Brian, Mr. Cummings. Wenn Sie sich ab und an etwas mehr mit Ihren Studenten beschäftigen würden, wüssten Sie das aber auch", antwortete ich und ich hörte, wie Cummings genervt schnaubte, doch er wies mich nicht zurecht. Offenbar waren wir mehr oder minder wieder an dem Punkt angekommen, an dem wir irgendwie vor diesem albernen Zwischenfall von gestern gewesen waren.

„Es ist mir gleichgültig, wie er oder die anderen heißen", sagte Cummings fast schon verächtlich und widmete sich dann wieder seinem Handy, um wohl weiter einer seiner Flammen zu texten, auch wenn ich mich wirklich fragte, wieso er dafür so ein Retrohandy benutzte. Für ihn war der aufgekommene Gesprächsfetzen somit wohl Geschichte – so einfach würde ich ihn aber nicht davonkommen lassen.

„Wieso sagen Sie mir das?", fragte ich. „Nicht, dass Sie das auch nur im Geringsten irgendetwas angehen würde, aber ich bin doch neugierig."

„Ich kenne Menschen wie ihn und ich kenne Menschen wie Sie, Miss Miles", ließ er nach einer gehörig langen Pause kryptisch verlauten und ließ mich damit nur noch mehr stutzig werden. Was zum Teufel war nur plötzlich in meinen Dozenten gefahren?

„Sie kennen mich nicht, Mr. Cummings", erwiderte ich mit fester, abwehrender Stimme und durchbohrte ihn dabei schier mit meinen bösen Blicken, auch wenn er diese überhaupt nicht sah. „Niemand tut das", fügte ich etwas leiser hinzu, aber dieser Satz war es, der meinen Dozenten schlagartig aufsehen ließ.

Unsere Blicke trafen sich und für den Moment war dieser Blickkontakt so unerwartet intensiv und auf eine seltsame Art und Weise intim, dass von einer Sekunde auf die nächste mein gesamter Körper von einer Hitzewelle erfasst wurde, die ich so noch niemals zuvor gespürt hatte. Ich konnte nicht genau sagen, wie lange wir uns derart anstarrten, doch ich fühlte mich wie in einer Art Sog, der mich nicht mehr losließ – ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihm abwenden. Selbst als ich hörte, wie es schlagartig lauter auf dem Flur vor Mr. Cummings Hörsaal wurde und bereits vereinzelt erste Studenten den Saal betraten, sahen wir uns für eine gefühlte weitere Ewigkeit auf die gleiche Art und Weise an, bis ich es schließlich war, die wegsah. So schnell wie dieser eigenartige kurzlebige Augenblick zwischen uns gekommen war, so schnell war er aber auch wieder verschwunden. Als ich wenige Sekunden später nochmals von meinem Laptop aufsah, mit dem ich mich nur zum Schein kurzzeitig beschäftigt hatte, saß Cummings nicht mehr auf seinem Platz, sondern ging mit seinem antiken Handy am Ohr in gemächlichem Tempo in Richtung Tür.

*

Ich hatte schon die Sorge gehabt, dass Cummings ernsthaft nicht pünktlich zurückkommen könnte, doch das tat er. Auf die Minute genau schlenderte er zurück in den Saal und wirkte auf mich irgendwie entspannter. Wen er wohl angerufen hatte? Vielleicht diesen Ethan? Oder jemand ganz anderes? Wollte ich das überhaupt wissen? Wieso machte ich mir überhaupt Gedanken darüber?

„Also dann, können wir beginnen?", verlangte Cummings noch während er eintrat zu erfahren – es wurde auf der Stelle mucksmäuschenstill in seinem Saal.

„Ich bin soweit", erwiderte ich steif, denn obwohl ich doch etwas nervös war, war nicht die von mir ausgearbeitete Vorlesung das, was meine Gedanken gerade ordentlich auf Trab hielt.

„Wie Sie alle sehen können, werde nicht ich die heutige Vorlesung halten, sondern Ihre Kommilitonin Miss Miles. Ich denke, es ist nicht nötig, Sie nochmal darauf hinzuweisen, dass Sie Ihrer Kollegin den gleichen Respekt entgegenbringen werden wie mir und wie die Konsequenzen bei Missachtung dieser einfachen Regel aussehen oder? Außerdem werde ich wohl ebenfalls nicht darauf hinweisen müssen, dass der von Miss Miles vorbereitete Stoff selbstverständlich höchste Priorität für die kommende Klausur haben wird", meinte Cummings, nachdem er doch nochmal aufgestanden und sich meinen Kommilitonen zugewandt hatte. „Nein? Gut, dann können Sie jetzt beginnen, Miss Miles."

Sobald Mr. Cummings das Wort an mich übergeben hatte, begann ich zu reden. So gut ich es konnte, blendete ich alles um mich herum aus, bis auf die Folien auf meinem Laptop, die ich bis spät in die Nacht vorbereitet hatte. Es dauerte etwas, bis ich in meinen ungewöhnlichen Vortrag reinkam, doch dann ging alles ganz leicht von der Hand. Ich zeigte Graphen, zeichnete kleine Darstellungen an die Tafel und gestikulierte wild hin und her, wenn ich etwas weiter ausführen musste, weil ein Kommilitone mich etwas gefragt hatte. Ja, auch das passierte nach einer gewissen Zeit, doch es waren keine dummen Fragen. Es waren Fragen, die tatsächlich zeigten, dass die Leute im Saal mir wirklich zuhörten und auch wenn ich meinen Blick immer wieder breit gefächert durch den Raum wandern ließ, sah ich genügend aufmerksame Blicke, die mir entgegenschienen. Mr. Cummings mischte sich mit keinem Wort in meinen Vortrag ein und beobachtete mich die gesamte Zeit über nur äußerst wachsam, machte sich ab und an eine kurze Notiz in seinen Unterlagen oder nickte abwesend, doch er ließ mich bis auf wenige Sekunden nie aus den Augen. Es war schwer, nicht permanent darüber nachzudenken – das lenkte gehörig ab.

Die Zeit verging wie im Flug und gerade, als ich das Gefühl hatte, dass ich langsam richtig gut in meinem Redefluss angekommen war, ertönte eine Glocke, die uns allen signalisierte, dass die Stunde auch schon wieder vorbei war – und somit auch mein Vortrag. Über diese Tatsache nun doch etwas verwundert, sah ich zunächst sicherheitshalber auf die Uhr meines Laptops und dann zu meinem Dozenten, der es meinen Kommilitonen gleichtat und seine Sachen zusammenpackte, dabei aber nochmal das Wort an diese richtete.

„Ich erwarte von Ihnen, dass Sie in meiner nächsten Vorlesung bis ins kleinste Detail über das von Miss Miles ausgearbeitete Thema Bescheid wissen", schob er nochmals nach, ehe die ersten Studenten den Saal verließen und Mr. Cummings auf mich zukam.

„Miss Miles", begann er, woraufhin ich mich automatisch wieder etwas gerade hinstellte – plötzlich wurde mir mein ausgedörrter Rachen nur allzu bewusst. „Ihr Vortrag war nicht schlecht."

„Nicht schlecht?", schoss es augenblicklich aus meinem Mund hervor und ich verschränkte automatisch trotzig die Arme vor der Brust.

„Nicht schlecht dafür, dass Sie hier mehr schlafend als wach auftauchen und aussehen, als ob Sie drei Tage durchgefeiert hätten", antwortete er ganz nüchtern und sachlich – seine Züge absolut hart.

„Mehr schlafend als wach?!", wiederholte ich seine Wort verächtlich schnaubend und konnte einfach nicht fassen, was er da gerade tatsächlich zu mir gesagt hatte. „Was glauben Sie denn eigentlich, wieso ich so aussehe?", zischte ich weiter und funkelte ihn jetzt wieder auf hundertachtzig an, doch er verzog dabei keine Miene und blieb stumm. Offenbar war ich ihm nicht einmal eine Antwort wert und er wollte mich einfach nur provozieren – so wie immer.

„Aubrey, kommst du? Brian und Jason warten schon", durchbrach auf einmal Meghans Stimme unsere kleine Auseinandersetzung. Ich sah umgehend zu ihr, als sie den Saal betrat, dann aber stehen blieb, als sie Cummings bemerkte. „Oh, ich dachte, Sie wären schon weg, Mr. Cummings. Bitte entschuldigen Sie", sagte sie an ihn gewandt und strich sich dabei eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr, während sie ihn übertrieben breit anlächelte. Sie würdigte mich nicht mal eines Blickes, sondern sah nur zu Mr. Cummings, dessen Kiefermuskeln leicht zuckten, als er sie zu erkennen schien. Verwundert sah ich von ihm zurück zu Meghan, die ihn immer noch anlächelte. „Aubrey ist wirklich eine sehr begabte Studentin, finden Sie nicht auch, Mr. Cummings?", fragte sie ihn ganz direkt, sobald sie neben mich getreten und einen Arm um meine Schultern gelegt hatte, um mich etwas an sich zu ziehen.

Mr. Cummings schwieg auch weiterhin beharrlich, aber es war nicht schwer zu erkennen, dass ihn das Auftauchen von Meghan ziemlich störte. Als ich neben mich zu ihr sah, fiel mir wieder einmal auf, wie unfassbar unpassend sie angezogen war, was aber wohl irgendwie ihre Art war. Ihr Ausschnitt war so tief, dass, während sie mich auf diese Art halb umarmte, ihre linke Brust gefährlich weit nach oben wanderte und beinahe aus ihrem Oberteil fiel. Eilig versuchte ich mich aus dieser mehr als unangenehmen Situation zu ziehen und löste mich von Meghan. Wieso musste sie sich für Brian aber auch immer so anziehen, selbst in der Uni? Sie lief einfach immer so rum, wie ich gestern...

„Lass uns gehen, Meghan", sagte ich schnell, schnappte meine Tasche und zog Meghan mehr oder weniger mit mir mit, damit es nicht noch peinlicher werden konnte.

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