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A Matter of TIME - 4


Als ich am Donnerstag Morgen aufwachte, weil mein Wecker klingelte, musste ich ein erstes, ein zweites und schließlich auch ein drittes Mal hinschauen, nur um sicherzugehen, dass es tatsächlich schon halb sieben war und ich mich dringend aufraffen musste, damit ich pünktlich zur Lesung um acht anwesend sein würde. Normalerweise war das kein Problem, auch wenn ich es hasste, derart früh aufzustehen, aber heute machte mir das Ganze noch mehr zu schaffen als üblicherweise. Mein Körper fühlte sich unfassbar schwer an und ich hatte für einen Moment tatsächlich Schwierigkeiten, mich in meiner eigenen Wohnung richtig zu orientieren und einen klaren Gedanken zu fassen.

Am Abend zuvor hatte ich zwar mehr getrunken, als ich es mir eigentlich im Vorfeld geschworen hatte, aber dennoch wunderte es mich, dass ich mich aktuell derart gerädert fühlte. Ich hatte noch nie zu der Sorte von Studenten gehört, die sich wortwörtlich bis zum Erbrechen volllaufen ließen, aber dass ich derart wenig vertrug, war mir ebenfalls neu. Gequält stöhnend rieb ich mir mit beiden Händen die Schläfen und sah mich dann nach meinem Handy um, was irgendwie auf dem Boden vor meinem Bett gelandet war.

Ich konnte mich an alles erinnern, was gestern passiert war. Ich wusste noch, dass ich nach Will auch noch mit Brian, Jason und auch Meghan getanzt hatte und Brian schließlich der Auffassung gewesen war, dass es besser für uns alle wäre, wenn wir jetzt fahren würden. Er hatte sein Wort gehalten und hatte nichts getrunken, allerdings war er dennoch ziemlich gut drauf gewesen und es hatte mit ihm am meisten Spaß gemacht zu tanzen. Auf der Rückfahrt hatte ich neben ihm auf dem Beifahrersitz gesessen und mich über völlig belanglose Dinge mit ihm unterhalten, über die er herzlich gelacht hatte, nachdem Jason und Meghan hinten eingeschlafen waren. Ganz genau wusste ich nicht mehr, worum es dabei gegangen war oder welchen Blödsinn ich in meinem angetrunkenen Zustand von mir gegeben hatte, aber es war ein toller Abend und eine noch viel atemberaubendere Nacht gewesen, die ich so schnell nicht mehr vergessen würde. Ich hatte das Gefühl, tatsächlich endlich Anschluss und angehende Freunde in den dreien gefunden zu haben, auch wenn wir nicht unterschiedlicher hätten sein können.

Während ich meine Schuhe anzog, suchte ich meine Wohnungsschlüssel. Als mein Blick auf dem Autoschlüssel landete und ich ebenfalls danach greifen wollte, stockte ich. Ich fühlte mich zwar nicht mehr richtig schlecht, aber vielleicht war es zum aktuellen Zeitpunkt noch keine gute Idee, mit dem Auto zur Uni zu fahren. Eilig sah ich auf die Uhr, die oberhalb meiner schmalen Kommode an der Wand hing. Wenn ich mich beeilte, würde ich noch den Bus erwischen, der in der Nähe meiner Uni hielt.

Irgendwie schaffte ich es noch, den Bus zu erreichen, allerdings war es so knapp, dass er mir beinahe vor der Nase weggefahren wäre. Schwer atmend ließ ich mich auf einen freien Platz sinken. Ich hatte zwar nicht rennen brauchen, aber in meinem momentanen Zustand war auch schnelles Laufen schon äußerst anstrengend. Vor allem dann, wenn man ausversehen daneben griff und im Tran die Schuhe zum Ausgehen angezogen hatte und nicht die wohlvertrauten Sneaker. Als ich das realisierte, sah ich eilig an mir herab und stöhnte dann lautstark, was mir durchaus ein paar irritierte Blicke von anderen Buspassagieren einbrachte. Ich hatte nicht nur die unpassendsten Schuhe überhaupt für die Uni an, sondern auch noch das völlig unpassende Outfit von gestern Abend. Der Ausschnitt war einfach viel zu tief und ich fühlte mich schon jetzt schrecklich unwohl in meiner Haut. Wenn ich daran dachte, so in wenigen Minuten in Cummings Vorlesungssaal zu gehen, wurde mir erneut übel.

Als ich wenige Minuten später aus dem Bus stieg und die angrenzenden Gebäude der Wildwood University vor mir aufragen sah, hielt ich erst einmal inne und schlang mir meine nackten Arme fest um meinen zitternden Körper. Es war eisig kalt und ich hatte dank meines völlig vernebelten Kopfes vergessen, mir etwas zum Überziehen mitzunehmen.

Der Campus war um diese Uhrzeit noch wie leergefegt, auch wenn es zahlreiche Vorlesungen gab, die jetzt schon starteten. Ich hatte noch nie eine Vorlesung nicht besucht, außer wenn ich krank gewesen war und bisher hatte ich auch nie den Gedanken gehegt, daran etwas zu ändern, aber in der Sekunde, in der ich das passende Gebäude betrat, bereute ich es ernsthaft, gekommen zu sein.

Aus dem Vorlesungssaal von Mr. Cummings kamen mir zwar immer noch leise Gesprächsfetzen entgegen, aber ich war definitiv zu spät – zumindest für meine Verhältnisse. Ich hatte gehofft, mich irgendwie an meinem BWL Dozenten vorbeischleichen zu können, ohne dass er mich bemerkte, doch er schien Ohren zu haben wie ein Luchs. Sobald ich den Raum betrat und tunlichst versuchte, mich soweit es eben ging aus seinem Blickfeld zu halten, sah er von seinem Pult, an dem er saß, auf und musterte mich abschätzend. Ich bildete mir ein zu sehen, wie sich seine Augen stark verengten, als er mich erkannte. Offensichtlich hatte er einen Moment gebraucht, um mich ohne mein übliches Auftreten zu erkennen.

Sobald ich mich gesetzt hatte, spürte ich ebenfalls die Blicke der anderen Studenten auf mir ruhen. Leider waren weder Will, noch Jason oder Brian da, die mich hätten auf andere Gedanken bringen können. Ich war mir nicht sicher, ob es an meinem Outfit und meiner klar veränderten Art aufzutreten lag, dass es plötzlich leiser im Saal wurde oder daran, dass Cummings Anstalten machte die Lesung zu beginnen. Ich verschränkte intuitiv die Arme vor der Brust, damit ich mich nicht noch unwohler fühlte, als ich es ohnehin schon tat, aber dennoch hatte ich nicht den Eindruck, dass das etwas daran änderte, wie ich jedes Mal innerlich zusammenzuckte, wenn Cummings seinen Blick über mich schweifen ließ. Es störte mich zugegebenermaßen am meisten, dass ich seine Blicke besonders stark bemerkte – es war einfach unangenehm.

Nachdem ich den Eindruck hatte, dass Cummings sich wieder mehr auf seine Vorlesung fokussierte und nicht darauf, wie unpassend angezogen ich dieser beiwohnte, ließ ich meine Gedanken ein wenig schweifen. Vielleicht stellte ich mich auch einfach nur zu sehr an, schließlich war es nur für mich unpassend, so in der Uni aufzutauchen, oder?

Mein Kopf wog nach wie vor mehrere Tonnen und meine Glieder waren unsagbar schwer. In diesem Augenblick vermisste ich wirklich schmerzlich meinen Kapuzenpullover, in dem ich mich jetzt perfekt hätte verstecken können, auch wenn ich mich in dieser Vorlesung nicht wie bei Miller hätte darin unsichtbar machen können. Mittlerweile war ich aber auch schon lange nicht mehr so unsichtbar, wie ich es gerne hätte. In gewisser Weise war es doch schön gewesen, einfach in der Masse untergehen zu können.

„Miss Miles", drang Mr. Cummings Stimme vage an meine Ohren, doch ich reagierte nicht. „Miss Miles, hören Sie was ich sage?"

Als die Stimme plötzlich von unmittelbar vor mir kam, schreckte ich hoch. Ich hob meinen Oberkörper wieder vom Tisch und begegnete prompt Mr. Cummings strengem, deutlich verärgertem Gesichtsausdruck, als er abschätzig auf mich hinabblickte. Es herrschte absolute Stille im Raum, als ob jeder plötzlich die Luft anhalten würde. Jeder von uns wusste, was es bedeutete, wenn Cummings sich eine einzelne Person aus der Masse an Studenten heraussuchte. Vielleicht waren meine Kommilitonen auch nur überrascht, dass er tatsächlich meinen Namen kannte. Ich sah ihn unentwegt an, konnte aber nicht richtig zuordnen, was er eigentlich von mir wollte. Ich wusste, dass es nicht gut war, ihn zu verärgern – ich wusste nicht einmal mehr genau, wie mein Oberkörper Kontakt mit der Tischplatte hergestellt hatte – aber gleichzeitig kümmerte es mich in diesem Moment nicht wirklich, ich war einfach zu aufgewühlt. Und ehe ich es noch verhindern konnte, kämpfte sich die Müdigkeit und Erschöpfung überdeutlich an die Oberfläche – ich musste gähnen. Auch wenn ich schnell meine Hand vor den Mund hob, sah ich meinem Dozenten an, dass ihm das den Rest gegeben hatte.

„Wenn ich Sie derart langweile mit dem, was ich hier so von mir gebe, vielleicht sollten dann einfach Sie die morgige Vorlesung halten und nicht ich", sagte Mr. Cummings mit einer Stimme so scharf wie ein Messer und verschränkte dabei nun seinerseits die Arme vor der Brust.

Kopfschüttelnd ging er noch einen weiteren Schritt auf mich zu und beugte sich etwas nach vorne, verharrte dann aber mitten in der Bewegung. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt sowas von erledigt.

„Rieche ich etwa Alkohol an Ihnen, Miss Miles?", fragte er abfällig, woraufhin der Ausdruck in seinen Augen derart intensiv und stechend wurde, dass ich schließlich wegsah – irgendwohin, nur nicht zu ihm. Cummings schnaubte verächtlich. „Sie verlassen jetzt auf der Stelle meinen Vorlesungssaal", legte er missbilligend und mit so viel Abscheu in der Stimme fest, dass ich ihn nun doch wieder direkt ansah. „Haben Sie mich wieder nicht gehört? Ich sagte: Sie sollen auf der Stelle meinen Vorlesungssaal verlassen! Auf. Der. Stelle!", fuhr er mich mit einer derart drastisch lauteren Stimme an, dass es mir in den Ohren klingelte – was vielleicht aber eher dem Umstand zu schulden war, dass mich die langwierigen Auswirkungen von der letzten Nacht immer noch gewaltig forderten.

Als ich sah, wie er energisch mit ausgestrecktem Arm und aggressiv deutendem Zeigefinger auf die Tür zum Flur hinwies, stand ich schließlich völlig benommen auf, nahm meine Tasche und ging ohne zu zögern oder noch einmal zu Mr. Cummings zu sehen nach draußen. Ehe ich jedoch die Tür schließen konnte, drang nochmals die Stimme meines Dozenten an meine Ohren.

„Oh und Miss Miles?", fragte er, doch ich ersparte mir die Schmach, ihn nochmals anzusehen, ich hielt lediglich inne, ohne mich zu ihm umzudrehen. „Kommen Sie ja nicht auf die Idee, einfach abzuhauen. Wenn Sie nach dem Ende meiner Vorlesung nicht mehr vor meinem Saal warten... Nun ja, sagen wir einfach, es ist besser, wenn Sie einfach da sind."

Sobald die ich leise die Tür hinter mir geschlossen hatte, ließ ich mich unmittelbar links davon an der weißen Wand nach unten sinken. Ich zog ohne darüber nachzudenken meine Schuhe aus, schmiss sie achtlos neben mich und zog meine Beine an meine Brust, um meinen Kopf darauf abzulegen. Ich hatte da drinnen kein Wort zu meinem Dozenten gesagt und ich verstand seinen Ärger über mein Verhalten, aber so richtig wollte es nicht zu mir durchdringen, wieso mich das nur so wenig kümmerte. Es war ein riesiger Fehler gewesen, heute in die Vorlesung zu gehen, aber jetzt konnte ich nichts mehr daran ändern. Aktuell war ich einfach nur froh, dass ich hier in aller Ruhe sitzen und meinen schmerzenden Kopf und meinen Bleikörper etwas ausruhen konnte. Der Gang war wie leergefegt und das einzige, was ich für lange Zeit hörte, war das Ticken der großen Uhr über meinem Kopf und die Stimme von Cummings, die gedämpft durch die dicke Tür zu hören war. Schließlich ertönte die Pausenglocke. Die Tür öffnete sich, Studenten strömten nach draußen und es wurde fast schon unerträglich laut in dem Flur, auf dessen Boden ich nach wie vor saß. Ich sah unzählige Schuhpaare an mir vorbeieilen, hörte Gelächter, verschiedene Akzente und wilde, durcheinander klingende Rufe. Dieses scheinbare, wilde Chaos flaute aber ebenso schnell wieder ab, wie es gerade eben auch schon gekommen war. Wenige Minuten später saß ich immer noch auf dem Boden, meinen Blick stur nach unten gerichtet, als ich hörte, dass weitere, einsame Schritte aus der Richtung von Mr. Cummings Hörsaal kamen. Als diese wieder verstummten, blickte ich unvermittelt nach oben – wieder einmal direkt in seine dunklen Augen.

„Aubrey", sagte er fest, anklagend und mit purer Enttäuschung in der Stimme.

„Wieso bin ich denn jetzt wieder Aubrey?", fragte ich genervt und hievte mich währenddessen zurück auf meine Füße, wobei ich ungeschickt nach meinen Schuhen griff. Cummings Blick folgte meinem Tun.

„Miss Miles nenne ich Sie nur, wenn Sie sich meinen Respekt verdient haben. Heute haben Sie diesen ohne jeglichen Zweifel restlos über Bord geworfen", antwortete Cummings hart und absolut unnachgiebig, wobei er einen Schritt zur Seite trat und mir bedeutete, ihm zurück in seinen Hörsaal zu folgen.

Stickige Luft stand in seinem Saal, weswegen er wohl auch die weiter oben liegenden Kippfenster sperrangelweit aufgerissen hatte. Die hineinströmende Kälte ließ mich frösteln, doch ich widerstand dem Drang, erneut meine Arme um meinen Körper zu schlingen und blieb unschlüssig vor dem Dozentenpult stehen. Zu meiner großen Überraschung schloss Cummings die Tür hinter sich, bevor er auf meine Seite des Pultes kam und sich mit dem Hintern, wie für ihn üblich, an der Tischkante anlehnte. Ich schluckte schwer, denn ich sah Cummings zwar anders als die anderen Studenten, aber ich sah ihm jetzt deutlich an, wie wütend er tatsächlich war.

„Was war gestern bitte bei Ihnen los?", verlangte er zu wissen, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Ich wüsste nicht, was Sie das angehen sollte", erwiderte ich giftig, auch wenn ich selbst nicht so genau wusste, woher das nun wieder kam – ich wusste, dass ich in der Scheiße steckte.

„Wenn Sie in einem derart provokativen Outfit hier auftauchen, sich gänzlich anders verhalten als sonst und zusätzlich dazu auch noch eine starke Alkoholfahne hinter sich herziehen, geht mich das sehr wohl etwas an", konterte Cummings kühl, stieß sich nun von der Tischplatte ab, vergrub seine Hände in den Taschen seiner Anzughose und drängte mich unterbewusst noch etwas weiter in den Saal hinein.

„Lenkt Sie mein Outfit etwa ab, James?", antwortete ich absichtlich mit provokativer, zuckersüßer Stimme und wild pochendem Herzen, während ich mutig einen großen Schritt auf ihn zuging.

Ich wusste nicht, was mich in diesem Moment ritt oder woher ich den Mut nahm, das ernsthaft durchzuziehen, was ich im nächsten Moment im Begriff war zu tun. Beiläufig und ganz langsam legte ich meine Hände auf mein Dekolleté und ließ sie auf provokative Weise immer weiter hinab über meinen Oberkörper wandern.

Ich sah Cummings an, dass es ihn nicht kalt ließ. Keineswegs. Was ich tat, zog nicht spurlos an ihm vorbei. Ich erkannte es an seinem verschleierten Blick, der gespannt dem Tun meiner Hände folgte, erkannte es an seinen leicht geöffneten Lippen und auch an seiner Atmung, die sich mit einem Mal beschleunigte.

Cummings wich nicht vor mir zurück. Erst, als uns nur noch etwas mehr als ein Schritt voneinander trennte, gebot er mir Einhalt, indem er mich an beiden Handgelenken packte und wieder auf Armeslänge brachte. Er schluckte schwer. Seine Züge sprachen Bände. Ich hatte ihn noch nie so angespannt erlebt. Wir waren uns so nah, dass ich bereits seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Sein herbes Parfüm lag mir in der Nase und ich ertappte mich dabei, wie ich darüber nachdachte, was er in diesem exakten Augenblick wohl dachte, während seine Augen in einem rekordverdächtigen Tempo über mein Gesicht wanderten.

„Hören Sie auf damit", knurrte Cummings und zog dabei hörbar scharf die Luft ein. Seine Hände brannten wie Feuer auf meiner Haut, doch ich versuchte, diese Tatsache zu ignorieren. Ob er es wohl auch spürte?

Weiterhin mutig hielt ich seinem stechenden Blick stand, ließ ihn dann aber weiter nach unten zu seinen breiten Schultern und seinem blütenweißen Hemd wandern, als mir etwas an der Innenseite des Kragens auffiel, was ich erst aus dieser Entfernung überhaupt richtig wahrnehmen konnte. Dies versetzte mir für einen klitzekleinen Moment einen innerlichen Stich, den ich jedoch schleunigst auszublenden versuchte.

„Aber wieso denn? Der Lippenstift an Ihrem Hemd ist doch Beweis genug, dass Sie üblicherweise auf so etwas anspringen. Oder ist es etwa eine Kollegin? Sie hatten wohl auch eine wilde Nacht oder?", provozierte ich ihn weiter und weiter und ließ meine Stimme dabei gespielt schockiert klingen. Ich wusste längst nicht mehr, was ich eigentlich tat. Ich versuchte wohl, meine eigene Unsicherheit mit Spott zu überspielen.

„Das reicht jetzt!", zischte Cummings in einem noch aggressiveren Tonfall als zuvor, ließ mich los und ging mehrere Schritte rückwärts, um wieder mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Er machte sich erstaunlicherweise nicht wie erwartet die Mühe, um nachzusehen, ob das stimmte, was ich sagte. Er wusste, dass es die Wahrheit war. „Was fällt Ihnen eigentlich ein, sich derart daneben zu benehmen? Wenn Sie nicht eine meiner besten Studentinnen wären, dann...", brauste Cummings wütend auf, doch ich unterbrach ihn, ehe er diesen Satz auch nur zu Ende denken konnte.

„Was dann?"

Mr. Cummings starrte mich noch für einige Sekunden an, ehe er wieder den Kopf schüttelte, zurück zu seinem Pult ging und begann, in dem Papierberg zu kramen, der unmittelbar vor ihm lag. Ich hingegen sah das als Zeichen und bewegte mich langsam und auf nackten Füßen wieder näher zur Tür und meinem Ausgang aus diesem Drama, ehe sich mein Dozent wieder zu mir umdrehte mit einem kleinen Stapel Papier in der Hand auf mich zukam.

„Wo wollen Sie denn hin? Sie brauchen noch Ihr Thema für morgen", kam es von Cummings, der auffordernd die Papiere in die Höhe hielt.

„Sie meinten das wirklich ernst?", fragte ich stöhnend.

„Todernst sogar", beantwortete er meine Frage wie aus der Pistole geschossen. „Ich wünsche viel Spaß damit und bedanke mich bei Ihnen, da ich mir dafür einen freien Abend gönnen kann."

„Wie schön für Sie", meinte ich giftig, riss ihm das Papier aus der Hand und wollte mich nun endlich aus dem Staub machen, doch offenbar hatte Cummings andere Pläne – nachdem er fertig damit war, mich auszulachen.

„Aubrey", meinte er, woraufhin ich nochmals stehenblieb. Er seufzte. „Tun Sie mir bitte einen Gefallen?"

„Ihnen einen Gefallen tun? Niemals", erwiderte ich entschieden und drehte mich doch noch ein letztes Mal zu ihm um. Ich bildete mir ein, ein schmales Lächeln auf seinen geschwungenen Lippen erkennen zu können.

„Gehen Sie nach Hause, schlafen Sie Ihren restlichen Rausch aus und beginnen Sie dann mit neuer Energie Ihre Aufgabe", meinte er trotz meines Protestes fast schon sanft, besann sich dann aber offensichtlich eines Besseren. „Und kommen Sie bloß nicht auf die Idee, morgen gar nicht oder ohne die erfüllte Aufgabe hier aufzutauchen, Aubrey. Ansonsten sehe ich mich gezwungen, ganz andere Geschütze aufzufahren und ich glaube, dass das keiner von uns beiden will", schob er umgehend hinterher und machte mit der Härte in seinem Blick unmissverständlich klar, dass er auch genau das meinte, was er gerade gesagt hatte.

Ich erwiderte nichts mehr daraufhin, sondern blickte ihn nur noch ein paar weitere Augenblicke stumm an, ehe ich mich wortlos umdrehte und aus der Tür hinausstürmte. Der Gang war mittlerweile wieder wie ausgestorben. Ich war wohl länger bei Cummings im Saal gewesen, als ich gedacht hatte und die nächste Vorlesung hatte bereits angefangen. Mein Schädel pochte wie verrückt und nun stand ich gänzlich verloren mitten im Gang und überlegte, was ich tun sollte. Obwohl ich es nicht wollte, klang der Vorschlag von Mr. Cummings, einfach wieder nach Hause zu gehen, viel zu verlockend. Zum ersten Mal, seit ich hier angefangen hatte zu studieren, entschied ich mich bewusst dafür, den Rest des Tages einfach sausen zu lassen.

Sobald ich ins Freie trat, zog sich eine massive Gänsehaut über meinen gesamten Körper, doch ich versuchte diese Tatsache zu ignorieren. Diese massive Kälte brachte jedoch wieder erste sinnvolle Gedanken in meinen Kopf und schleichend begriff ich, was ich da drinnen gerade abgezogen hatte. Eilig schob ich die Erinnerungen daran beiseite – dafür war später noch genug Zeit. Leider fuhr in nächster Zeit kein Bus, was bedeutete, dass ich nach Hause würde laufen müssen. Zwar lag meine Wohnung nicht allzu weit von hier, aber es war schweinekalt. Etwa eine halbe Stunde würde es dennoch dauern, bis ich zu Hause war. Frustriert stöhnen setzte ich mich also in Bewegung und rieb mir währenddessen immer wieder die Arme.

„Was soll das denn werden, wenn es fertig ist?"

Irritiert drehte ich mich zu der tiefen Stimme um, die ich unweit hinter mir hören konnte, als ich noch nicht einmal das Gelände der Universität verlassen hatte. Erstaunt sah ich in das Gesicht von Cummings, der vor einem einfachen, silbernen Auto stand, dessen Kofferraum geöffnet war – ich erkannte die Marke nicht. Offenbar wollte er weitere Unterlagen für seine folgenden Lesungen holen. Als ich ihn für mehr als eine Sekunde ansah, kroch langsam aber sicher Scham in mir hoch.

„Ich laufe nach Hause, wonach sieht es denn sonst aus?", antwortete ich dennoch rebellisch. Vermutlich hatte er gedacht, dass ich mit meinem Auto fahren wollte...Ich wollte dann einfach meinen Weg über den Parkplatz fortsetzen, als er nochmals das Wort an mich richtete.

„Wie lange dauert das?"

„Etwa eine halbe Stunde", meinte ich karg und wollte einfach nur weg von hier, als ich hörte, wie er begann in seinem Kofferraum zu kramen und ihn doch wieder ansah.

„Dann nehmen Sie die, sonst holen Sie sich bloß den Tod", bemerkte er rau und hielt mir dann eine schwarze Lederjacke entgegen, was mich gänzlich aus dem Konzept warf. „Jetzt nehmen Sie schon, bevor ich es mir doch nochmal anders überlege. Sie können Sie mir morgen wiedergeben."

Verwirrt sah ich erst zu ihm und dann wieder zu der schwarzen Jacke in seiner Hand, die er mir nach wie vor entgegenstreckte. Ehe ich mich versah, griff ich nach dem Kleidungsstück und schlüpfte umgehend hinein. Sofort umfing mich eine angenehme Wärme, denn natürlich war mir die Jacke viel zu groß und umhüllte einen Großteil meines Körpers. Plötzlich lag nichts anderes mehr in der Luft als sein herbes Parfüm.

„Danke", murmelte ich und schlang erneut die Arme um meinen Körper. Ich hätte ihn ehrlich gesagt nicht für einen Lederjackenträger gehalten.

Cummings sah mich noch für einen weiteren kurzen Augenblick an, nickte dann lediglich und ging zurück zu seinem Wagen, um ihn wieder abzuschließen, ehe er sich ohne noch einmal nach mir umzusehen auf den Weg zurück zu seinem Unigebäude machte.

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