A Matter of TIME - 3
Den Rest des Vormittags war ich zusammen mit Brian und seinem Kumpel Jason unterwegs. Wir saßen in den Vorlesungen nebeneinander und ich hatte zum ersten Mal jemanden, mit dem ich mich während einer Lesung aktiv austauschen konnte – nicht nur über die Vorlesungsthemen. Bei Miller war es sowieso nie vollkommen ruhig und ich hatten mich mit den beiden Jungs nach hinten gesetzt, weswegen es noch weniger auffiel, wenn wir ab und an die Köpfe zusammensteckten und tuschelten. Brian erzählte mir von seiner Freundin Meghan, die ebenfalls an unserer Uni studierte, aber noch mit dem Bachelor beschäftigt war. Er meinte, dass wir uns mit Sicherheit gut verstehen würden. Es war wirklich ungewöhnlich, plötzlich permanent jemand um sich herum zu haben. Die beiden waren nett und ich merkte, dass auch andere Kommilitonen, die mich bisher keines Blickes gewürdigt hatten, auf einmal grüßten, weil sie ebenfalls den Vorfall mit Cummings mitbekommen hatten. Ich hatte doch aber eigentlich gar nichts Großartiges getan...
Als es schließlich Zeit für die Mittagspause war, lud mich Brian ebenfalls ein, an ihrem Tisch Platz zu nehmen. Es dauerte nicht lange, bis Meghan zu uns stieß und Brian sie mir vorstellte. Ich hatte Brian bisher zwar als ziemlich netten Kerl erlebt, aber dennoch wusste ich, dass er mit seiner Optik und seinem Playergehabe manchmal auf jeden Fall die Sorte von Mann war, die Frauen wie Meghan anzogen – dafür hatte ich ihn, so wie all die anderen, schon lange genug beobachtet. Sie war nicht so auf den Kopf gefallen, wie ich angenommen hatte, aber sie war auch nicht die intelligenteste Frau, die ich kannte. Dennoch war sie bildschön mit ihren weit bis über die Schultern reichenden, lockigen, rabenschwarzen Haaren.
„Du musst Aubrey sein. Die, die Mr. Cummings die Stirn geboten hat, oder?", fragte sie, nachdem ihr Freund ihr berichtet hatte, dass ich ab sofort an ihrem Tisch sitzen würde. „Ich habe schon so viel von dir gehört", meinte sie und nahm mich überschwänglich in den Arm, was bei ihr wohl normal war. Ich fragte mich, ob sie damit meinte, dass das am Campus so schnell wie ein Buschfeuer die Runde gemacht hatte oder ob Brian ihr davon erzählt hatte.
„Ich glaube, die Leute übertreiben da etwas", erwiderte ich schulterzuckend und verstand um ehrlich zu sein wirklich nicht, wieso darum so ein Aufsehen gemacht wurde. Cummings war schließlich kein böses Monster. Jeder machte Mal Fehler und auch wenn ich noch am Tag zuvor gänzlich anders über ihn gedacht hatte, nach unserer kleinen Auseinandersetzung, hatte er es doch auf seine Art wieder gut gemacht – irgendwie.
„Für mich bist du eine Heldin, auch wenn ich Cummings leider nur vom Sehen her kenne und nicht als Dozenten habe. Ich kann mich nur auf Erzählungen verlassen, unter anderem von diesem Goldstück hier", sagte sie kichernd und gab dann ihrem Freund einen kräftigen Schmatzer auf die Wange, woraufhin dieser sie kurzerhand auf seinen Schoß zog – ich sah eilig weg.
„Was studierst du denn?", fragte ich, nachdem ich mich etwas im Essenssaal umgesehen und den beiden etwas Zeit gegeben hatte – Cummings war heute nirgends zu sehen.
„Wirtschaftspädagogik", erzählte Meghan und lächelte stolz.
„Okay, was genau kann ich mir darunter vorstellen?", wollte ich wissen, auch wenn ich ungefähr wusste, worum es dabei ging, aber das ein guter Start für ein neues Gesprächsthema darstellte.
„Ich kann entweder an einer Schule arbeiten oder in einem großen Unternehmen, um als Vermittler zu helfen", berichtete sie und schien wirklich begeistert davon zu sein, was mich sogar ein wenig neidisch machte, weil Meghan tatsächlich etwas zu studieren schien, was ihr Spaß machte.
„Das klingt cool", sagte ich und lächelte zurück.
„Wieso laden wir Aubrey nicht auf die Party von Will ein?", fragte Meghan an Brian gewandt und sah danach umgehend auch Jason abwartend an.
„Das müssten wir Will erstmal fragen, schätze ich", erwiderte Brian und zuckte unschlüssig mit den Schultern.
„Ist Will nicht auch bei euch im BWL Kurs? Allein deswegen wird er schon nichts dagegen haben, wenn wir Aubrey mitnehmen", argumentierte Meghan und sah ihren Freund mit riesigen Augen an, woraufhin dieser bloß lachte.
„Ich will sowieso nicht mit, alles gut. Macht euch wegen mir keine Umstände", erklärte ich, woraufhin mich alle am Tisch nur verständnislos ansahen. „Ich bin kein Partymensch. Habe damit während meiner Bachelorzeit keine sonderlich guten Erfahrungen gemacht", führte ich weiter aus und hoffte, dass ich mich nicht noch weiter aus der Einladung rauswinden musste.
„Ach komm schon, die Partys von Will sind legendär und wenn es dir zu dumm wird, gehst du eben einfach früher. Brian hier trinkt auch meistens nicht viel oder gar kein Alkohol. Du wärst in bester Gesellschaft", versuchte Meghan auch weiterhin mich zu überreden und ich konnte einfach nicht anders, als seufzend zu nicken.
„Okay, also gut. Aber ich werde verschwinde, sobald es mir zu viel wird", gab ich nach und musste lachen, als ich Meghans freudige Reaktion darauf sah – sie klatschte euphorisch in die Hände. Hatte ich überhaupt schon jemals auf dem Gelände meiner neuen Uni gelacht?
„Das wird spitze!", legte Meghan einfach fest.
„Wenn du das sagst", erwiderte ich immer noch deutlich weniger begeistert als sie. „Wann genau steigt denn diese ominöse Party?"
„Morgen Abend", antwortete Meghan und zückte dann ihr Handy, um es mir ohne Umschweife in die Hand zu drücken. „Gib mir deine Nummer und Adresse, dann holen wir dich einfach ab, okay? So gegen neun?"
„Morgen? Dann muss ich erst mit meinem Chef abklären, ob ich meine Schicht tauschen kann", gab ich zu bedenken.
„Du arbeitest?", wollte Meghan neugierig wissen und machte mir wieder deutlich, an was für einer Uni ich studierte. Bisher hatte ich von noch niemandem gehört, dass er hier studierte und arbeitete, schließlich kamen alle aus reichem Hause.
„Ja, bei einer Versicherung. Es ist nichts Besonderes oder gar Spannendes, aber nur so kann ich mir meine eigenen vier Wände leisten", erklärte ich ihr und tat dabei mein Bestes, nicht mit den Augen zu rollen.
In diesem Moment erregte eine Bewegung in meinen Augenwinkeln mein Interesse und ließ mich kurz aufsehen. Mr. Cummings hatte die Mensa betreten und ich musste mich nicht einmal umsehen um zu wissen, dass er allein durch sein Eintreten schon die gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte – zumindest für einen kurzen Augenblick, ehe sich jeder wieder mit seiner eigenen Sache beschäftigte. Der Blick von Cummings fand sofort mich und er schien kritisch zu beobachten, mit wem ich an einem Tisch saß, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, denn nach zwei oder drei Sekunden setzte er sich wieder in Bewegung.
„Dieser Mann ist dermaßen heiß und strahlt eine Verruchtheit aus, die ich so noch nie erlebt habe", bemerkte da Meghan mit absolut ernster Stimme, während sie ihm nachsah und Brian neben ihr nur kopfschüttelnd grinste. „Es geht das Gerücht, dass er jede Woche eine andere hat."
„Und du willst eine davon sein?", mischte sich plötzlich Jason in das Gespräch ein, woraufhin ihm sein Kumpel spielerisch gegen den Oberarm boxte. „Ey, Brian! Das war doch nur ein Scherz!"
„Heul nicht rum und iss endlich mal dein Zeug leer, damit wir los können", entgegnete Brian und alle drei fingen nun an zu lachen, auch wenn mir nicht entging, wie Meghan nochmals unauffällig einen Blick in Cummings Richtung warf.
Natürlich kannte ich das Gerede über Mr. Cummings, abseits von Gerüchten über seinen bisherigen Lebensweg. Frauenheld und Liebling der weiblichen Studentinnen und wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, war an der Tatsache, dass unser BWL Dozent zugegebenermaßen gut aussah, durchaus etwas dran, aber er war eben genau das. Unser BWL Dozent und davon einmal abgesehen, konnte ich mit solchen Machos sowieso nichts anfangen.
*
Am nächsten Morgen hatte ich wieder zu Beginn Mr. Cummings in BWL, doch als ich dieses Mal in seinen Vorlesungssaal eintrat, war er wie gewohnt an seinem Platz hinter dem Pult und schon wieder über seinen Ordner gebeugt, während sein Laptop geöffnet rechts von ihm stand. Als er mich jedoch eintreten hörte, hob er nicht nur seinen Blick, sondern lächelte ebenfalls schwach.
„Guten Morgen, Miss Miles", grüßte er mich wider aller Erwartungen und überraschte mich damit sehr.
„Guten Morgen, Mr. Cummings", erwiderte ich und ließ mich routiniert auf meinem üblichen Platz nieder.
Erst im Nachhinein fragte ich mich, ob Brian und Jason vielleicht auch in diesem Kurs wieder neben mir sitzen wollten. Soweit ich es aber wusste, war in meiner Reihe noch genug Platz, wenn man aufrutschte. Bei BWL wollte ich definitiv nicht hinten sitzen, so viel stand fest. Nachdem ich meine Sachen geordnet vor mir ausgebreitet hatte und meinen Blick nochmals zu Mr. Cummings wandern ließ, stellte ich erstaunt fest, dass er mich immer noch oder schon wieder ansah.
„Was denn? Sind Sie heute etwa auf Smalltalk aus? Was haben Sie denn mit dem alten Mr. Cummings gemacht und wer sind Sie?", fragte ich amüsiert und lächelte ihn schräg an.
„Vorlaut wie immer, Miss Miles", entgegnete Cummings, schüttelte seinen Kopf und widmete sich dann wieder seinen Unterlagen.
„Wann bin ich denn bitte vorlaut? Ich mag es nur nicht, wenn man mich nicht mit Respekt behandelt", antwortete ich sarkastisch.
„So und was tun Sie gerade hier mit mir?", sagte er, auch wenn er dabei nicht aufsah.
„Darauf warten, was Sie zu sagen haben, Mr. Cummings", erwiderte ich wortgewandt und grinste ihn vielsagend an, was er sogar sah, weil er in dem Moment, als ich das gesagt hatte, wieder aufsah. Für einen Augenblick sah er mich nur an und studierte scheinbar aufmerksam meine Züge, ehe er wieder sprach.
„Es freut mich zu sehen, dass Sie hier endlich etwas Anschluss gefunden haben, Miss Miles", antwortete er dann zu meiner großen Überraschung und schien darauf anzuspielen, dass er mich gestern an dem Tisch zusammen mit Brian, Jason und Meghan gesehen hatte. Dennoch sagte er das in einem Tonfall, der mir irgendwie nicht ganz aufrichtig klang – typisch Mr. Cummings eben.
„Es wundert mich, dass Ihnen das überhaupt aufgefallen ist, nachdem Sie Ihre Studenten so wenig kümmern", sagte ich und scherte mich nicht darum, dass das wieder äußerst direkt war, aber es war die Wahrheit.
„Ich denke, wir wissen beide, dass das nicht der Wahrheit entspricht", meinte Cummings und ehe ich noch etwas daraufhin erwidern konnte, betraten die ersten Studenten den Saal und ließen mich und ihn verstummen.
*
„Hi Aubrey", begrüßte mich Meghan, nachdem ich zusammen mit Brian und Jason den Hörsaal verließ, und nahm mich wieder ohne Vorwarnung in den Arm, um mich fest an sich zu drücken.
Dieses Mal hatte ich allerdings damit gerechnet und erwiderte die Umarmung kurzerhand. Ich hatte gestern Abend noch kurz mit ihr geschrieben, allerdings war ich kein wirklicher Handyfanatiker, weswegen ich das nicht so oft wie andere benutzte. Ich hatte ihr aber erzählt, dass ich meinen Chef, nachdem ich auch gestern hatte arbeiten müssen, fragen würde, ob es möglich war, meine Schicht zu schieben, damit ich auf die Party gehen konnte. Als ich nach Hause gekommen war, hatte ich mich direkt ins Bett fallen lassen und ihr nicht mehr davon berichtet. Jason und Brian wussten davon allerdings schon, denn sie hatten sich tatsächlich neben mich gesetzt. Außer zwei oder drei Sätzen waren allerdings keine weiteren über unsere Lippen gekommen, nachdem Cummings uns danach schon mit strengem Blick gemustert hatte.
„Wie sieht es aus? Kommst du mit auf die Party?", brannte Meghan darauf zu erfahren und beließ einen Arm um meine Schultern gelegt, während sie mich mit glühenden Augen ansah.
„Ja, ich konnte meinen Chef dazu bringen, dass ich mit einer Kollegin die Schichten tauschen darf", erwiderte ich und lächelte leicht, als ich an die freudige Reaktion von Sam zurück dachte, die mir geraten hatte, es mir richtig gut gehen zu lassen – irgendwie süß.
„Wow, das ist super! Ich freue mich! Das wird hammermäßig!", entgegnete Meghan und nahm mich daraufhin voller Freude gleich nochmal in den Arm.
Als sie sich Sekunden später wieder von mir löste, sah ich, wie Mr. Cummings gerade aus seinem Saal trat und seinen Schlüsselbund in der Hand hielt, um wohl direkt hinter sich abzuschließen. Nachdem er bemerkt hatte, dass wir immer noch davor standen, sah er kryptisch zu mir und dann zu Meghan, die nach wie vor mehr oder weniger an mir klebte.
„Hallo Mr. Cummings", flötete Meghan und klimperte etwas überzogen mit ihren falschen Wimpern, während sie ihn von oben bis unten eingehend studierte.
Mir wurde schlagartig schlecht. Eigentlich war Meghan, wie ich sie bisher kennengelernt hatte, eine wirklich liebenswerte Person, aber manchmal auch einfach nur billig. Davon einmal abgesehen, hatte sie einen Freund (auch wenn den das Gehabe seiner Freundin nicht wirklich zu kümmern schien) und Meghan war deutlich jünger als der Rest von uns. Glücklicherweise reagierte Cummings daraufhin aber nicht, sondern wandte sich stattdessen wieder von uns ab, schloss seinen Saal ab und verschwand ohne ein Wort zu verlieren im Gang.
„Der ist immer so", meinte Brian schulterzuckend an seine Freundin gewandt und schien nicht bemerkt zu haben, wie albern sie sich gerade aufgeführt hatte. „Also, wo sollen wir dich später abholen? Verdammt, ich habe langsam mal wieder richtig Bock auf eine legendäre Party von Will!", tönte er kurz darauf, strahlte über das gesamte Gesicht und wechselte somit leicht das Thema.
„Sie hat mir schon ihre Adresse geschickt, Schatz", sagte Meghan, bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte und küsste ihn flüchtig auf den Mund, woraufhin er nur grinste. „Ist es okay, wenn ich deine Nummer an die beiden Idioten hier weitergebe? Das macht es in Zukunft glaube ich leichter", schlug sie dann vor und zückte bereits ihr Handy, ehe ich überhaupt nicken konnte. „Wie lange müsst ihr heute noch? Ich bin heute leider bis um drei beschäftigt."
„Noch eine Lesung, dann ist der Tag schon wieder geschafft", meinte Jason und seufzte theatralisch, was mich erneut etwas zum Grinsen brachte. „Ich fiebere heute Abend entgegen."
„Wer tut das bitte nicht?!", sagte Brian und sah dann schließlich abschätzend zu mir. „Na kommt, lasst uns diesen Tag hinter uns bringen, damit wir uns ins Getümmel stürzen können", meinte er, lief schließlich los und bedeutete uns anderen, ihm zu folgen.
*
Ich war so nervös wie schon lange nicht mehr, als es kurz nach neun an meiner Wohnungstür klingelte und ich mich im ersten Moment zugegebenermaßen gehörig erschreckte, auch wenn ich damit gerechnet hatte. Ich fühlte mich unwohl in meiner schwarzen, enganliegenden Jeans, dem dünnen, und für meine Verhältnisse tief ausgeschnittenen Top, den hohen Schuhen und dem grellen Lippenstift, aber wenn ich schon nach all dieser Zeit wieder auf eine Party gehen würde, dann mit Sicherheit nicht in einem Hoodie. Auch wenn ich mir fest vorgenommen hatte, nicht allzu viel zu trinken, würde das bitter nötig sein, damit ich mich nicht den gesamten Abend unwohl fühlte oder nach wenigen Minuten wieder einen Rückzieher machte. Ich holte noch einmal tief Luft und begutachtete mich in dem kleinen Spiegel, der rechts von meiner Tür hing, ehe es ein zweites Mal klingelte und ich schließlich eilig meine Tasche schulterte und durch das Treppenhaus nach unten eilte.
Ich hatte nicht wirklich viel Ahnung von Autos, aber dass das, was unmittelbar vor dem Hauseingang wartete, ein schwarz lackierter, glänzender Porsche war, war selbst für mein ungeschultes Auge nicht zu übersehen. Ich zögerte kurz, denn obwohl das Auto in der Gegend, in der ich wohnte, absolut fehl am Platz war und es daher nur Brian sein konnte, sah ich nochmals etwas genauer hin und wartete, ob ich ihn irgendwie durch die meiner Meinung nach getönten Scheiben entdecken konnte. Konnte ich zwar auch unter höchster Anstrengung nicht, aber als der Porsche hupte, war ich mir sicher und steuerte somit auf den schwarzen Sportwagen zu. Schließlich öffnete sich die Fahrertür, Brian stieg aus und setzte an, mir die hintere Tür zu öffnen, als er mitten in der Bewegung verharrte.
„Wow, du siehst... anders aus", bemerkte er stockend, riss sich dann aber umgehend aus seiner Starre und öffnete mir die Tür.
„Ich nehme das mal als ein Kompliment, welches ich aber gerne zurückgebe", antwortete ich lachend und spielte damit auf sein businessartiges Outfit an, welches ich in der Uni bisher noch nie an ihm gesehen hatte.
„Du siehst verdammt heiß aus, Aubrey", bemerkte Jason, sobald ich eingestiegen war und auch Meghan ließ es sich nicht nehmen, eine anerkennende Bemerkung darüber zu verlieren, was ich aber nur mit einem zaghaften Lächeln erwidern konnte.
Als wir ankamen und Brian seinen Porsche in der Straße unmittelbar vor dem eindrucksvollen Haus mit weißer Fassade parkte und wir ausstiegen, drang umgehend ein bemerkenswerter Geräuschpegel an unsere Ohren. Laute Elektrobeats tönten durch das Anwesen und es war für uns alle schnell erkennbar, wie gut besucht die Party schon sein musste.
„In dieser Aufmachung solltest du besser in unserer Nähe bleiben, Aubrey", meinte Brian, nachdem er sich etwas rüber an mein Ohr gebeugt hatte, damit ich ihn besser verstehen konnte. Nachdem wir das Haus betreten hatten, war es noch um ein Vielfaches lauter geworden und der Boden vibrierte stark spürbar unter meinen Füßen.
Ich nickte, denn ich wusste sowieso nicht, mit wem ich mich hier befassen sollte, nachdem ich sonst eigentlich niemanden richtig kannte. Die meisten Gesichter, die ich bisher gesehen hatte, waren mir fremd und ich schloss daraus, dass nicht nur Leute von unseren Kursen oder generell nur von unserer Uni anwesend waren. Bei der Fülle an Menschen war das aber auch überhaupt kein Wunder. Es war schrecklich stickig hier drin, doch ich folgte den dreien erstmal zur Bar, an der uns Will begegnete, den Brian und Jason mit einer brüderlichen Umarmung begrüßten, ehe Meghan ihn kurz links und rechts auf die Wange küsste.
„Na sieh mal an, wen haben wir denn hier?", fragte Will, sobald sein Blick an Jason, Brian und Meghan vorbei ging und an mir hängenblieb. „Hi Aubrey", grüßte er nun auch mich, blieb ansonsten aber auf Abstand – es war interessant, dass er meinen Namen überhaupt kannte.
„Hi", erwiderte ich schlicht und lächelte ihn höflich an.
„Will, lass bloß deine Flossen von ihr, klar? Sonst verschreckst du sie nur gleich wieder", warnte ihn nun Brian und lachte dann, aber ich hatte ihm angehört, dass er das durchaus ernst meinte und irgendwie war ich ihm doch dafür dankbar, dass er etwas auf mich aufpasste.
„Immer mit der Ruhe", erwiderte er amüsiert und hob dabei theatralisch Unschuld bekennend die Hände in die Höhe. „Aber mit ihr tanzen werde ich doch wohl dürfen oder? Was meinst du, Aubrey?", fragte er nun und sah dann wieder gezielt zu mir – ich wusste nicht recht, wo ich seinen Gesichtsausdruck einordnen sollte.
„Klar, auch wenn ich dich warnen muss: Ich bin wirklich keine gute Tänzerin", antwortete ich, woraufhin alle in unserer Runde wieder lachten. „Außerdem brauche ich erst einen Drink, bevor ich mich selbst dazu überreden kann", meinte ich unsicher mit den Achseln zuckend und sah Will dabei auffordernd an.
„Einen Drink? Sag das doch gleich! Gar kein Problem", erwiderte er, verschwand umgehend hinter der Bar und füllte mir einen roten Plastikbecher mit einer durchsichtigen Flüssigkeit, die ich, obwohl sie ziemlich beißend roch, in einem Zug runterkippte. Wenigstens wurde mir durch die Flüssigkeit endlich wieder warm, nachdem ich mich ziemlich dünn angezogen hatte. Der starke Alkohol brannte höllisch in meinem entwöhnten Hals, aber ich verzog keine Miene, als ich Will den Becher zurückgab und um noch einen bat, ehe ich mich davon abhalten konnte. „Mein lieber Mann, du gefällst mir, Aubrey", bemerkte Will anerkennend und reichte mir dann auch schon meinen wieder befüllten Becher. „Wieso nochmal warst du nicht schon früher auf einer meiner Partys?"
„Keine Ahnung", antwortete ich zwischen zwei Schlucken, auch wenn ich die Antwort auf seine Frage sehr wohl wusste, aber ich wollte jetzt nicht näher darüber nachdenken. „Tanzen wir jetzt endlich oder was ist los?", forderte ich nicht nur Will, sondern auch die anderen auf, damit mich der Mut nicht doch noch in letzter Sekunde verließ, auch wenn ich bereits spürte, wie der Alkohol durch meine Venen strömte.
„Darauf kannst du einen lassen", tönte Will gegen die lauten Beats an, schnappte mich zielstrebig an der Hand und führte mich in einen großen Raum, in dem die Musik ohrenbetäubende Ausmaße annahm und eine riesige Menschenmasse um uns herum sich ebenfalls rhythmisch zur Musik bewegte.
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