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Schweigend liefen Narry und Ophelia nebeneinander her. Der Tau glitzerte im Licht der Morgensonne auf den grünen Pflanzen um sie herum, über welche Narry gedankenverloren strich.

Mit schräggelegtem Kopf betrachtete Ophelia ihre beste Freundin. Sie wussten immer, wenn bei der jeweils anderen etwas nicht stimmte, und gerade war dem so. „Narry", fing sie sanft an, „was ist los?"

Mit einem Seufzer blieb das angesprochene Mädchen stehen. Egal, wie oft sie über dieses Thema sprachen, es belastete sie fortwährend und ging nicht weg. Es schwirrte in ihrem Kopf umher, genauso wie sein Gesicht mit den blutunterlaufenen Augen, die sie wütend anschauten, während er durch den Alkohol nicht ganz bei Sinnen war. Ihre Unterlippe fing wieder an, zu zittern.

Ophelia lächelte beruhigend und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Süße, ich weiß, wie schwer es für dich ist, mit ihm zu leben. Aber gerade ist er nicht hier, sondern höchstwahrscheinlich in Therapie."

Mit glitzernden Tränen sah Narry ihrer Freundin in die Augen. „Er hasst mich", flüsterte sie erstickt.

„Nein." Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, das tut er nicht. Er hat nur momentan keinen klaren Verstand – er weiß nicht, was er sagt oder macht. Er kann es nicht kontrollieren, Narry, so geht es jedem Alkoholabhängigen."

Schweigend nickte das Mädchen. Sie war noch nicht überzeugt. Aber das würde sie vermutlich auch erst dann sein, wenn ihr Vater ihr nach der Therapie selber sagte, dass die mentalen und physischen Verletzungen, die er ihr zugefügt hatte, keine Absicht waren. Doch solange konnte Ophelia nicht zusehen. Sie beide hatten sich zwar erst vor ein paar Monaten kennengelernt, aber sich sofort super verstanden. Wobei das Kennenlernen wohl eher ein ‚Ineinanderkrachen' gewesen war – bei dem Gedanken daran, wie sie völlig verdutzt auf dem Hintern gelandet waren und dann gleichzeitig ‚Kennen wir uns?' gefragt hatten, musste sie schmunzeln.

„Na, über was denkst du nach, Lia?", kam Narry grinsend von der Seite.

„Ich musste gerade an unsere erste Begegnung denken."

Narry runzelte die Stirn. „Bist du da nicht voll in mich hineingelaufen? Mein Hintern schmerzt immer noch!" Mit vor Schmerz verzogenem Gesicht streckte sie demonstrativ ihre Kehrseite raus und rieb sie sich.

Lange hielten beide das ernste Getue allerdings nicht durch und lagen schon kichernd und lachend auf dem weichen Waldgras. „Li-hia", japste Narry, sich den Bauch haltend, „weißt du noch – unser-he Frage?" Ophelia schmunzelte zwischen zwei Lachern. „Als ob ich das vergessen könnte!" Danach war nämlich ans Licht gekommen, dass die beiden Freundinnen gar nicht so weit voneinander entfernt wohnten und seit Jahren denselben Bus zur Schule benutzt hatten.

Aber der Moment, wo sie schon damals das Gleiche gedacht hatten ... Die Erinnerung beruhigte Narry und sie lächelte still. Ihre grünen Augen glitzerten, als ihre Mundwinkel sich immer weiter hoben, bis ihr Lächeln ihre Augen erreichte und Ophelia glücklich strahlend einstieg.

„Ohne Worte", flüsterte sie und hielt Narry ihren kleinen Finger hin.
„Ohne Worte", versprach diese und verhakte ihre Finger mit ihrem, „für immer."
„Für immer", wiederholte Ophelia entschlossen.
Sie waren beste Freundinnen, die sich stumm verstanden, und würden immer füreinander einstehen. Zusammen lachen und weinen, Seite an Seite kämpfen.

Und als ihre Seeleneulen hoch am wolkenfreien Himmel im warmen Licht der Sonne herumflogen, die Blätter in den Bäumen raschelten und die Vögel sangen, umarmten sich zwei Freundinnen. Sie stiegen hoch in die Lüfte, getragen von ihrer eigenen Kraft, und flogen mit den Himmelstieren, während Blumen um sie herumwirbelten. Keine Sonne der Welt hätte ihr Strahlen nachmachen können.

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571 Wörter

Hoffe, das geht so, Geschichtserzaelerin
Aber ist nicht schlimm, wenn die nicht beste Freunde werden, ich bin mir nämlich nicht so sicher, ob das bei den beiden passen würde – ja, es wäre schön, aber es gibt sicherlich Mädchen, die besser zu Narry passen <3