Thema: Mut (Sieger-Story)

~Wenn Einfaches schwer erscheint~

Qualm umwaberte die riesige echsenhafte Gestalt des Ungetüms vor mir und seine schuppige, giftgrüne Schnauze verzog sich zu einer Fratze des Spottes, als es meine Angst roch.

Die Angst, die meine Füße mit Ketten an den Boden fesselte.
Die mich dazu brachte, meine Fingernägel schmerzhaft in meine Handinnenflächen zu schlagen, nur um nicht schreiend davon zu laufen.

Das Monster richtete sich vor mir auf, gewaltig wie ein Laster und spie mir seinen nach faulen Eiern riechenden Atem mit einem Brüllen, das die Erde erbeben ließ, ins Gesicht.

Schleimige Spuckereste liefen mir über die Wangen, wurden weggewaschen von meinen verzweifelten Tränen.

Ich durfte nicht weglaufen, ich wollte nicht meiner Furcht nachgeben, ich würde nicht aufgeben!

Mühsam hob ich meinen Fuß, ging einen Schritt vorwärts, dann noch einen.
Es war schwer, schwerer als ein majestätischer Fels in der Brandung, der sich wacker gegen die Wellen stemmte und mich damit vom Strand abhielt.

In Zeitlupe streckte ich meine Hand der Bestie entgegen und stieß die Tür zum Klassenzimmer auf.
Ich stolperte mitten hinein in das Gewirr von Stimmen und hob langsam meinen Kopf.

Einzelne Köpfe drehten sich zu mir um, musterten mich, doch spöttische Bemerkungen über meinen Aufzug blieben aus.

„Da bist du ja!"

Meine Freundin raste auf mich zu, bevor ihr Blick über meine Kleidung wanderte und sich meine Muskeln schmerzhaft verkrampften.

„Ein Kleid? Wie ungewohnt. Seit ich dich kenne, trägst du doch nur langärmlige Shirts und Hose."

Sie lächelte.

„Steht dir."

Wovor hatte ich nur solche Angst?