Willkommen in Hogwarts
Am Bahnhof Kings Cross herrschte wie jedes Jahr das übliche Gewusel und Gedränge. Eltern, die ihre Kinder verabschiedeten, Schülerinnen und Schüler, die sich mit ihren schweren Koffern in den Zug zwängten und nicht zu vergessen das Pfeifen der scharlachroten Lokomotive... Es war alles genau so wie jedes Jahr.
,,Habt ihr eure Koffer?" fragte June ihre beiden kleinen Schwestern, als alle drei am Bahnhof standen. April nickte und hielt ihren Koffer fest ihn beiden Händen. Gerade wollte June ihren Blick an ihre zweite Schwester wenden, als diese plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war. Verwirrt wirbelte June herum, bis sie plötzlich einen braunen Haarschopf bemerkte, der sich zwischen den ganzen Leuten aus dem Staub machen wollte.
,,May!" rief sie ihrer Schwester vorwurfsvoll hinterher. May drehte sich genervt um.
,,Was?" fragte sie patzig.
,,Wo willst du denn hin?" fragte June.
,,Na zu Lou! Sie wartet sicher schon auf mich!" rief sie ihrer großen Schwester zu. June verdrehte die Augen. Louise, oder kurz Lou, war Mays beste Freundin in Hogwarts.
,,Also gut, geh' schon!" seufzte June. May ließ sich das nicht zwei Mal sagen und eilte auch schon mit ihrem Koffer davon.
,,Unmöglich..." murmelte June kopfschüttelnd vor sich hin.
,,Kann ich mit zu dir in ein Abteil gehen, June?" fragte April ihre Schwester hoffnungsvoll. June blickte ihre kleinste Schwester überrascht an.
,,Willst du nicht zu den anderen Erstklässlern?" fragte sie. April schüttelte schüchtern den Kopf.
,,Nein... ich will bei dir bleiben." meinte sie.
,,Du findest bestimmt bald Freunde, April." versicherte ihr June zusprechend. Doch die Kleine senkte nur den Kopf.
,,Bitte!" bat sie June eindringlich. June seufzte und warf einen Blick auf die große Wanduhr. Der Zug würde in fünf Minuten losfahren. Sie hatte keine Zeit mehr für lange Überredungen.
,,Also gut... Komm, sehen wir nach, ob wir noch ein freies Abteil finden." seufzte June und nahm ihre kleine Schwester an der Hand um sie mit sich in den Zug zu ziehen.
June ging mit April durch den Wagon, in dem alle anderen Siebtklässler saßen. Jeder, dem sie begegneten schaute sie schief an. Kein Wunder, normalerweise waren hier keine Erstklässler vorzufinden. June spähte in jedes Abteil hinein, doch alle schienen besetzt. Bis sie plötzlich eines fand, in welchem ein ihr nur allzu bekanntes Gesicht drin saß. Mit einem Lächelnd schob sie die Tür auf.
,,June!" wurde sie strahlend von ihrer besten Freundin begrüßt, die sofort aufsprang und sie eifrig umarmte.
,,Hey, Penny!" begrüßte sie ihre Freundin fröhlich. Penny und sie waren seit ihrem ersten Jahr in Hogwarts unzertrennlich. Sie hatte schulterlange, dunkelbraune Locken, grün-graue Augen und eine große, runde Brille auf der Nase sitzen. Ihr richtiger Name war Penelope... Doch so wurde sie eigentlich nur von ihrer Großmutter genannt.
Als Penny sich von June löste, erkannte sie plötzlich April, die hinter ihrer großen Schwester stand.
,,Oh, hey! Mäusschen, du bist ja auch hier!" sagte sie lächelnd und zog auch April in eine Umarmung, während June ihre Koffer auf der Gepäckablage verstaute.
,,Hallo, Penny!" meinte April fröhlich. Sie kannte Junes Freundin schon, denn Penny war schon oft bei ihnen Zuhause zu Besuch gewesen.
,,Ich hab' ganz vergessen, dass du dieses Jahr nach Hogwarts kommst!" meinte sie und alle drei nahmen wieder Platz.
,,Warum bist du nicht bei den anderen Erstklässlern?" fragte Penny an die Kleine gewandt. April senkte nur beschämt den Kopf.
,,Sie ist ein wenig schüchtern..." seufzte June und strich ihr behutsam über den Kopf.
,,Aww... Du wirst sehen, Süße, die anderen sind bestimmt sehr nett!" meinte Penny lächelnd. April nickte nur wenig überzeugt.
,,Ja, das hab ich auch gesagt." sagte June. ,,Das wird schon werden... Spätestens, wenn du in dein Haus eingeteilt wirst."
,,Was glaubst du denn, wo du hinkommst?" fragte Penny. April zuckte mit den Schultern.
,,Weiß ich nicht..." murmelte sie.
,,Vielleicht kommst du ja nach Hufflepuff, zu June und mir." meinte Penny.
,,Hoffentlich!" sagte April und starrte ihre Schwester hoffnungsvoll an. June nickte ihr nur lächelnd zu.
,,Mal sehen. Vielleicht bist du ja eine Gryffindor, so wie May." sagte June und zwinkerte ihrer kleinen Schwester zu.
,,Oder du kommst nach Ravenclaw! Jan war doch ein Ravenclaw, als er in Hogwarts war, oder?" fragte Penny enthusiastisch. Ein Stich fuhr durch Junes Herz, als Penny den Namen ihres Bruders erwähnte. Sie schluckte und versuchte sich ihren Kummer nicht anmerken zu lassen.
,,Ja... stimmt." meinte sie lächelnd. Doch in ihren Augen funkelte Enttäuschung.
,,Und wenn ich nach Slytherin komme?" fragte April bedrückt.
,,Mach' dir keine Sorgen, April. Jedes Haus ist toll." sagte June aufmunternd. Durch einen Ruck, den der Zug machte, wurde ihr Gespräch unterbrochen. Die Fahr nach Hogwarts hatte begonnen. June blickte aus dem Fenster und sah, wie sich die Leute am Bahnhof immer weiter entfernten.
,,Jetzt geht's los, June!" quietschte Penny aufgeregt. ,,Unser letztes Jahr in Hogwarts beginnt!"
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,,SLYTHERIN!" rief der sprechende Hut als ein weiterer Erstklässler in sein Haus eingeteilt wurde. Die Slytherins sprangen jubelnd auf und auch die Schüler der anderen Häuser klatschten. June hatte April direkt im Visier, die zwischen den ganzen anderen Erstklässlern stand. Vom Hufflepuff Tisch aus hatte sie das Mädchen gut im Visier.
,,Ruth Baker!" wurde eine weitere Erstklässlerin von McGonagall aufgerufen. June kaute aufgeregt auf ihrer Unterlippe herum.
,,Ich wette, du bist sogar nervöser als April." zischte Penny ihr belustigt zu. June verdrehte lächelnd die Augen.
,,Kannst du es mir verübeln?" fragte sie ihre Freundin. Penny zuckte nur mit den Schultern.
,,Mach dir keinen Kopf. Sie ist eine kleine Miniatur von dir, bestimmt kommt sie nach Hufflepuff." meinte Penny. Jetzt zuckte June mit den Schultern.
,,Das hast du bei May auch gesagt." seufzte sie und spähte hinüber zum Gryffindor Tisch. Ihre kleine Schwester saß dort zwischen den anderen Sechstklässlern neben ihren Freundinnen und unterhielt sich lachend mit ihnen. May hatte anders als June und April braunes Haar, dass bis ihr bis zur Brust reichte. Ihre Augen waren hellbraun. June und April hingegen hatten beide dunkelblondes Haar und blaue Augen. Sie beiden kamen nach ihrer Mutter, während May ihrem Vater ähnlich sah.
,,Diesmal bin ich mir sicher!" meinte Penny zwinkernd und applaudierte, als eine neue Erstklässlerin nach Ravenclaw eingeteilt wurde.
,,April Summers!" las McGonagall plötzlich den Namen von Junes kleiner Schwester vor. June wurde sofort hellhörig und beobachtete April, die schüchtern nach vorne trat und sich auf den hölzernen Schemel setzte. McGonagall setzte ihr den sprechenden Hut auf, welcher ihr sofort über das Gesicht rutschte. June wartete gebannt auf das Ergebnis und drückte fest die Daumen. Obwohl der Hut sich nur maximal eine Minute Zeit ließ, kam es June wie eine Ewigkeit vor.
,,Was dauert das denn so lange?" zischte sie Penny zu, die kichernd den Kopf schüttelte. Plötzlich öffnete der Hut seinen Mund, oder besser gesagt seine Stoffalte und verkündete seine Antwort laut durch die ganze Halle.
,,HUFFLEPUFF!" rief er und der ganze Tisch sprang sofort jubelnd auf. June fiel ein Stein von Herzen, genau wie April, die erleichtert zu ihrer Schwester lief, die am lautesten von allen applaudierte. April lief zum Hufflepuff Tisch und fiel ihrer Schwester um den Hals, die sie genau so freudig umarmte.
,,Ich hab's geschafft, June!" rief April ihr zwischen dem ganzen Applaus zu.
,,Ich freu mich so für dich!" meinte June lächelnd und löste sich von ihrer Schwester.
,,Komm schon! Setz' dich zu den anderen Erstklässlern." forderte sie April auf. Sie nickte und lief den Tisch nach vorne entlang um sich zu den anderen Erstklässlern zu setzen, die bereits eingeteilt wurden. June blickte ihr stolz hinterher. Sie wandte sich noch einmal zum Gryffindor Tisch. May schien April keine Aufmerksamkeit zu schenken. Es schien sie nicht weiter zu interessieren in welches Haus sie gekommen war. June seufzte.
,,Ist alles okay?" fragte Penny vorsichtig. June nickte nur zögernd.
,,May ist so abweisend geworden..." murmelte sie.
,,Gib ihr Zeit." meinte Penny behutsam. ,,Sie muss bestimmt erst verarbeiten was passiert ist... Der Unfall ist erst zwei Monate her."
June nickte nur... Ja, der ,,Unfall", bei dem ihre Eltern ums Leben kamen, war erst zwei Monate her. Sie wusste sehr gut, dass sie May Zeit geben musste. Doch es tat ihr weh zu sehen, wie ihre Familie immer weiter zersplitterte.
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