,,Ist dir nicht kalt?"
,,Als Hausaufgabe schreibt ihr bitte einen Aufsatz über die Erfindung des Patronus-Zaubers! Wir sehen uns nächsten Mittwoch wieder!" beendete Professor Margot, der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste den Unterricht. June stopfte ihre Sachen halbherzig in ihre Umhängetasche und verließ mit Penny und den ganzen anderen Hufflepuffs und Ravenclaws den Klassenraum.
,,Na klar... Eine langweiligere Hausaufgabe konnte er uns wirklich nicht geben oder?" murrte Penny missmutig. June starrte lediglich auf ihre Füße und zuckte mit ihren Schultern.
,,Du hast doch vor sie zu machen, oder?" hakte Penny skeptisch nach. June zuckte wieder nur mit den Schultern.
,,Oder willst du es wieder einfach lassen, so wie du es die letzte Woche ständig gemacht hast..." seufzte sie, wobei sie ihre Antwort schon vermuten konnte.
,,Keine Ahnung, Penny... Ich krieg's einfach nicht hin..." murmelte June nur trübe.
,,June, die UTZs rücken immer näher! Gerade jetzt, kannst du doch nicht einfach alles sausen lassen!"
,,Ich weiß ja, Penny... Das musst du mir nicht auch noch unter die Nase reiben." schnaubte June genervt.
,,Langsam musst du auch wieder Sonnenschein durch die vielen Regenwolken lassen!" meinte Penny. June zuckte nur wieder mit den Schultern. Merlin, wie Penny dieses Schulterzucken schon auf die Nerven ging... Das war nämlich seit einer Woche Junes Antwort auf ziemlich alles!
,,Na gut... Ich muss noch in die Bibliothek. Kommst du mit?" fragte Penny.
,,Ähm... Ich gehe lieber schon mal in den Gemeinschaftsraum..." entschuldigte sich June. Diesmal war es Penny, die mit den Schultern zuckte.
,,Alles klar, ich komm dann vor dem Abendessen nochmal ins Zimmer!" antwortete Penny und bog in einen Seitengang ab, um in Richtung Bibliothek zu gehen.
June machte sich auf den Weg raus auf das Gelände. Sie hatte Penny zwar gesagt, dass sie in den Gemeinschaftsraum gehen wollte, allerdings verspürte sie eher den Drang ein wenig alleine zu sein... Ohne, dass möglicherweise Susan, Emma oder Penny jeden Moment auftauchten.
Der Wind zischte ihr kühl um die Ohren. Ihre Hogwarts-Robe war nicht gerade das beste Kleidungsstück für Draußen... Allerdings war die Kälte auszuhalten. June spazierte am schwarzen See entlang. Ihr Füße schliffen lustlos durch das Gras, während sie auf das Wasser starrte. Sie ging immer weiter, bis sie zu der alten Trauerweide am Ufer des Sees ankam. Sie setzte sich in die Wiese und lehnte sich gegen das Holz. Immer wieder griff sie nach kleinen Kieselsteinen und warf sie lustlos in den See. Ihr war bewusst, dass sie ihre Freizeit auch nutzen könnte um Hausaufgaben zu machen oder zu lernen. Doch dazu war leider viel zu viel in ihrem Kopf los.
,,Ist dir nicht kalt?"
June erschrak, als sie die Stimme hinter sich hörte und wirbelte sofort herum.
,,Remus?" fragte sie ungläubig, als sie sah, wer wenige Meter neben dem Baum stand. Es war tatsächlich Remus, der seine Hände in seinen Manteltaschen vergraben hatte und sie schief anlächelte.
,,Hi..." seufzte er und kam ein paar Schritte auf June zu, die immer noch in der Wiese an den Baumstamm gelehnt saß.
,,W-Was machst du hier?" stammelte sie verwirrt. Remus zog verlegen ein Stück Pergament aus seiner Manteltasche.
,,Tja... ich wollte dich sehen." seufzte er und ließ die Karte des Rumtreibers wieder verschwinden. June blinzelte lediglich perplex, als er das sagte.
,,Darf ich mich setzen?" fragte er und deutete auf die Stelle neben ihr. Sie nickte eifrig und rutschte ein wenig zur Seite um ihm Platz zu machen.
Remus setzte sich neben sie und beide starrten eine Zeit lang einfach nur das Wasser im See an. June hatte keine Ahnung, was Remus von ihr wollte, was sie sagen sollte, oder ob sie überhaupt etwas sagen sollte. Deswegen vermied sie es ihm ins Gesicht zu blicken und starrte geradewegs vorwärts.
,,Schon witzig, wie ruhig das Wasser steht... Und das, obwohl so viele Lebewesen im See herumschwimmen..." murmelte Remus in Gedanken versunken vor sich hin.
,,Warum bist du hier, Remus?" fragte June schließlich, als sie ihren Mut zusammengefasst hatte.
Er zuckte mit den Schultern.
,,Warum nicht?" antwortete er mit einem scherzhaften Unterton.
,,Du hast gesagt, dass du mich nie wieder sehen willst..." meinte June leise und erinnerte ihn an seine Worte von ihrem Streit.
,,Und, dass du nichts mehr mit mir zutun haben willst."
,,Ich weiß..." seufzte Remus. Es folgte wieder eine Welle des Schweigens, in welcher keiner von beiden etwas sagte.
,,May hat gestern mit mir geredet." sagte Remus schließlich. June riss überrascht die Augen auf und wandte ihren Kopf erstmals Remus zu.
,,Was?"
Dieser nickte. June wandte ihren Kopf wieder nach vorne zum See.
,,Oh... okay. Und... was hat sie gesagt?" fragte sie vorsichtig.
,,Alles, was ich wissen musste..." seufzte Remus.
,,Hör zu... Es stimmt schon, dass ich nie so verbissen das Gespräch mit dir gesucht hätte, wenn ich nicht gedacht hätte, du wärst ein Werwolf. Und ich muss auch zugeben, dass ich wirklich fertig war, als ich herausgefunden habe, dass du keiner bist." begann er.
,,Aber... gestern war May bei uns und hat uns ihre ganze Geschichte erklärt. Angefangen als sie gebissen wurde, dann über eure Verwandten, die sie verstoßen haben, bis zu dem Teil, als sie Zucker in ihren Wolfsbanntrank getan hat."
June schluckte als sie das hörte. May hatte tatsächlich mit den Rumtreibern darüber geredet? Sie wusste gut genug, wie schwer es May fiel generell mit irgendwem über den Vorfall mit ihren Eltern zu reden... Sie hatte ja kaum übers Herz gebracht mit June selbst darüber zu reden. Und jetzt hatte sie sich tatsächlich den Rumtreibern anvertraut?
,,May hat uns auch erzählt, dass sie nach dem Tod eurer Eltern nur schlecht mit allem umgehen konnte. Und, dass sie dich ziemlich ausgeschlossen hat." fuhr Remus fort.
,,Und, dass du trotz allem die einzige warst, die immer zu ihr gehalten hat."
,,Das hat sie gesagt?" hauchte June ungläubig. Remus nickte.
,,Weißt du... Als May mir alles erklärt hat, da ist mir irgendwie klar geworden, dass alle unsere Gespräche die wir über das Dasein als Werwolf hatten... von dir irgendwie nie wirklich gelogen waren. Ich meine... Auch wenn du nie wirklich darüber sprechen konntest wie es sich anfühlt tatsächlich ein Werwolf zu sein, hast du ja doch jeden Vollmond und jedes Ereignis, das May durchmachen musste, selbst miterlebt. Du warst dabei als sie verwandelt wurde, du musstest dich ebenfalls von deinen ganzen Verwandten abkoppeln und du musstest lernen Wolfsbanntrank zu brauen und dich darum kümmern, dass May ihn jeden Monat bekommt. Außerdem musstest du natürlich auch darunter leiden, dass deine Eltern gestorben sind... Und du musst dich mit deinem bescheuerten Bruder herumschlagen."
June horchte gespannt seinen Worten zu. Er wirkte überhaupt nicht mehr wütend... Konnte das sein?
,,Der Punkt ist..." seufzte Remus. ,,Natürlich war ich verletzt, als ich erfahren habe, dass du mich angelogen hast... Aber jetzt wo ich weiß, warum du es getan hast muss ich zugeben, dass ich es eigentlich sehr mutig finde."
,,Mutig?" fragte June ungläubig. Remus schnaubte belustigt und nickte.
,,Ja..." sagte er. ,,Ich meine, dich als Werwolf auszugeben, um deine Schwester zu decken und die Chance riskieren von der Schule zu fliegen... Das ist irgendwie verdammt mutig. Und echt nicht selbstverständlich."
June zuckte mit den Schultern und blickte verlegen weg, was Remus ein kleines Lächeln auf sein Gesicht zauberte.
,,Remus, ich wollte es dir sagen..." begann June schließlich. ,,Wirklich! Ich war sogar kurz davor! Aber dann hast du mir erzählt, wie viel dir das bedeutet und welche Gefühle du für mich hast... Und ich hatte einfach solche Angst, ich könnte dich verlieren. Ich weiß, wenn ich es dir gesagt hätte, dann wäre vielleicht alles anders gekommen-..."
,,June!" fiel Remus ihr ins Wort. June blickte ihm perplex ins Gesicht.
,,Ich weiß." sagte er lächelnd. June musste wieder verlegen wegsehen. Sie schämte sich ein wenig für das, was sie getan hatte... und war immer noch verwirrt, dass Remus so verständnisvoll reagierte.
,,Ich meine nur..." murmelte sie verlegen.
,,Seit meine Eltern gestorben sind, ist noch so viel Scheiße passiert... Jan ist abgehauen, das Geld wurde knapp, May hat nicht mit mir geredet, dann hat sie ihren Zaubertrank verschüttet... Irgendwie warst du das einzig Gute, was mir seit dem passiert ist..."
Nun war es Remus der verlegen zur Seite blickte.
,,Du hast mir gefehlt..." meinte er leise.
,,Verrückt oder? Obwohl wir gerade einmal eine Woche nicht miteinander geredet haben..."
June starrte ihn vorsichtig von der Seite an. Auch Remus wandte seinen Blick zu ihr und beide starrten sich einfach nur an. Beiden kam es wie eine Ewigkeit vor.
,,Bitte lass uns nie wieder streiten..." flüsterte Remus leise. June nickte nur langsam.
,,Versprochen!"
Remus und June saßen direkt nebeneinander und starrten sich noch immer an. Junes Augen huschten immer wieder zu seinen Lippen hinunter. Remus musterte lediglich ihre wunderschönen, meerblauen Augen, in welchen er schon so oft versunken war.
Schließlich fasste er einen Entschluss und nahm all seinen Mut zusammen. Er legte seine Hand an Junes Wange und zog sie näher zu sich hin. Ohne sich dagegen zu sträuben schloss June instinktiv die Augen, als sich Remus zu ihr hinüber beugte und sie vorsichtig küsste.
Junes Herz klopfte so laut, dass sie dachte Remus würde es hören. Doch bei ihm war es nicht anders. Beide lösten sich schließlich von einander. June war die erste, die wieder verlegen wegblickte, jedoch mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Remus lächelte ebenfalls... zufrieden.
,,Heißt das... du hasst mich jetzt nicht mehr?" fragte sie nach einer Zeit des Schweigens vorsichtig. Remus schnaubte belustigt.
,,Ich habe dich nie gehasst!" sagte er lächelnd. Junes Herz machte einen kleinen Freudensprung. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus.
,,Und... die anderen Jungs?" fragte sie nochmal vorsichtig nach.
,,Die sind der gleichen Meinung wie ich... May kann sehr überzeugend sein." antwortete Remus mit einem Zwinkern.
,,Ich kann nicht fassen, dass sie das für mich getan hat..." murmelte June.
,,Es schein, als hättest du ihr wirklich dabei geholfen alles zu verkraften." sagte Remus. June lächelte.
,,Das freut mich für sie..." flüsterte sie zufrieden. Plötzlich reichte Remus ihr ihre Hand.
,,Wollen wir langsam wieder ins Schloss? Es ist doch kalt draußen." fragte er. June zitterte tatsächlich ein wenig. Kein Wunder, da sie über ihre Uniform ja lediglich eine Robe trug. Also nahm sie seine Hand und er zog sie auf die Beine.
Beide machten sich gemeinsam auf den Weg ins Schloss... und auch wenn die Stimmung zwischen ihnen noch leicht angespannt war... Alles war auf dem besten Weg wieder so zu werden wie früher.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro