,,Bist du dir ganz sicher?"

June nickte entschlossen. Mrs Williams, die Leiterin von Derwisch & Banges, blickte sie über ihre schmale Brille hinweg mit hochgezogenen Augenbrauen an.

,,Ach..." seufzte sie und lächelte matt. ,,Du warst uns hier eine große Hilfe! Ich wünsche dir nur das Beste!"

,,Vielen Dank, Mrs Williams!" meinte June erleichtert. Denn sie hatte soeben gekündigt!

Ja... Richtig gehört. Jetzt, wo June und ihre Schwestern sich wieder mit Jan vertragen hatten, hatte sich ihr Bruder natürlich ohne zu zögern dazu bereit erklärt, sie finanziell zu unterstützen. Für June bedeutete das Schluss mit den endlosen, anstrengenden Arbeits-Wochenenden! Endlich fiel ihr diese gewaltige Last von den Schultern.

Die Stelle bei der Post hatte sie sofort geschmissen. Darüber hatte sie sich am allermeisten gefreut... Dieses endlose Briefe sortieren und das pausenlose Geschnatter von Eulen hatte sie wahnsinnig gemacht!

Auch ihre Stelle bei Derwisch & Banges hing June an den Nagel. Das tat ihr um ehrlich zu sein sogar etwas Leid. Mister und Mrs Williams waren immer sehr freundlich zu ihr gewesen. Doch June wusste, dass die keine andere Wahl hatte! Denn jetzt musste sie sich voll und ganz auf ihre UTZs konzentrieren!

Dadurch, dass sie und ihre Schwestern jetzt Jans Unterstützung hatten, hatte June beschlossen sich nach ihrem Schulabschluss für das Studium für magische Medizinforschung zu bewerben! Genau, wie sie es immer gewollt hatte... Tja, und dafür brauchte sie eben einen guten Schulabschluss.

Lediglich ihre Stelle im Drei Besen hatte sie behalten. Zum Einen, weil sie Jan unter die Arme greifen wollte. Immerhin konnte sie ja nicht erwarten, dass er für all die Rechnungen und die Miete alleine aufkam. Und zum anderen, weil sie Rosmerta einfach nicht alleine lassen konnte...

,,Es freut mich, dass bei dir Zuhause wieder alles in Ordnung ist." meinte Mrs Williams lächelnd.

,,Komm doch ein paar mal bei uns vorbei und sag Hallo."

,,Aber natürlich!" antwortete June. Mrs Williams zwinkerte ihr zufrieden zu.

,,Grüßen sie bitte Mister Williams von mir!" sagte June noch, ehe sie sich auf zur Tür machte.

,,Sicher doch!" antwortete Mrs Williams.

,,Auf wiedersehen! Und alles Gute!" verabschiedete sich June winkend, ehe sie die Türklinke hinunterdrückte und aus dem Laden hinaus spazierte.

Seufzend stieg sie die kleine Stiege hinunter und setzte ihren Fuß auf die Pflastersteine. Sie schloss die Tür hinter sich und ging auf Remus zu, der vor dem Laden auf sie gewartet hatte.

,,Und?" fragte er schmunzeln.

,,Erledigt!" antwortete June erleichtert und ging zu ihm hin. Gemeinsam schlenderten sie noch die Promenade von Hogsmeade entlang ehe sie den Weg zum Drei Besen einschlugen. June hatte noch ihre Sonntagsschicht zu erledigen und Remus hatte sich dazu entschieden sie zu begleiten.

,,Wirst du es vermissen?" fragte Remus. June zuckte mit den Schultern.

,,Keine Ahnung." seufzte sie.

,,Jetzt gerade bin ich einfach nur froh, dass es vorbei ist."

,,Außerdem bleibst du ja sowieso im Drei Besen, stimmts?"

,,Ja... Ich glaube Rosmerta wäre in Tränen ausgebrochen, wenn ich gekündigt hätte." scherzte sie.

,,Wobei... Rosmerta weint nicht."

,,Für dich hätte sie bestimmt die ein oder andere Träne vergossen." meinte Remus. June verdrehte schmunzelnd die Augen.

,,Sie schmeicheln mir, Herr Lupin." sagte sie mit ironischem Unterton, was Remus ein belustigtes Schnauben entlockte.

,,Genau das war meine Absicht, Frau Summers!"

Das ,,Frau Summers" betonte er extra. Er blickte sie lächelnd von der Seite an, während beide nur weiter die Promenade entlang gingen.

,,Ich bin so froh, dass der ganze Albtraum endlich vorbei ist..." murmelte June schließlich.

,,Meinst du die Sache mit Jan?" fragte Remus nach.

,,Alles einfach!" seufzte sie.

,,Jan ist endlich wieder Zuhause, May spricht und lacht endlich wieder, April wird von keinem mehr alleine gelassen und ich kann ab jetzt am Wochenende endlich wieder ausschlafen..."

Remus musste grinsen, als sie so von all dem sprach. Er freute sich ja genauso für sie.

,,Und außerdem bist du nicht mehr wütend auf mich. Besser gesagt, ihr vier." fügte sie noch hinzu.

,,Du zählst unseren Streit also zu deinen gröberen Problemen dazu?" fragte Remus etwas überrascht nach. June blickte ihn perplex an.

,,Aber natürlich!" sagte sie.

,,Die Woche in der wir nicht miteinander geredet haben, hat mir den Rest gegeben... Ich hab' sogar die Arbeit geschmissen!"

,,Ja... mir ging es auch gar nicht gut..." murmelte Remus und starrte auf den Boden. Ihm schien etwas auf der Zunge zu liegen. June zog skeptisch in Stirn in Falten.

,,Was ist?" fragte sie. Remus biss sich verzwickt auf die Unterlippe.

,,Naja..."

Er nahm einen tiefen Atemzug.

,,Also ich hab' in letzter Zeit gemerkt... Ach Blödsinn, ich weiß es eigentlich schon lange..." brabbelte er vor sich hin. June zog eine Augenbraue in die Höhe.

,,Ja?"

Remus wandte seinen Kopf zu ihr und blickte ihr in ihre meerblauen Augen.

,,Ich... Naja, ich dachte immer, dass ich wegen meiner Umstände niemals jemanden finden würde. Du weißt schon was ich meine... Aber dann kamst von irgendwo her auf einmal... Du."

June blickte verlegen zur Seite, konnte sich jedoch ein Schmunzeln nicht verkneifen.

,,Hör zu. Ich hab' das Gefühl, dass ich ohne dich irgendwie nicht mehr richtig funktioniere. Du gehörst irgendwie mittlerweile einfach zu mir dazu." fuhr Remus fort.

,,Ja... ich verstehe was du meinst." seufzte June.

,,Und deswegen wollte ich dich fragen... Naja... Ob ich dich vielleicht zukünftig als meine Freundin vorstellen darf..." nuschelte Remus verlegen. Junes Wangen wurden augenblicklich rot.

,,Was ist das für eine Frage?" lachte sie strahlend.

,,Natürlich!"

Remus riss überrascht die Augen auf.

,,Was?" fragte er etwas perplex. June zuckte mit den Schultern.

,,Also ich hab uns eigentlich die ganze Zeit schon als Paar angesehen." meinte sie. Remus schnaubte belustigt und schüttelte nur den Kopf.

,,Du..." seufzte er nur, während sie ihm ein neckisches Lächeln zuwarf.

Die beiden kamen schließlich vor dem Drei Besen an und traten in das Lokal. Es war nicht zu viel los, aber auch nicht gerade wenig. Allerdings waren ein paar Tische noch leer.

,,Kommst du mit zur Bar, oder willst du dich irgendwo hinsetzen?" fragte June, als sie auf die Bar zusteuerte.

,,Ich komme mit dir mit." antwortete Remus.

,,Alles klar! Ich spendier' dir ein Butterbier." meinte June mit einem Zwinkern unf nahm Remus an der Hand, um ihn mit sich zu ziehen.

Doch auf halbem Weg dort hin blieb Remus plötzlich ruckartig stehen. Verwirrt drehte sich June zu ihm um.

,,Alles ok?" fragte sie.

,,Das gibt's doch nicht..." murmelte Remus vor sich hin, während sich ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. June runzelte verwirrt die Stirn und wandte ihren Kopf in jene Richtung, in welche Remus gerade starrte. Sofort klappte ihr der Kiefer hinunter.

,,Ist das James?" fragte sie ungläubig. Remus nickte nur zufrieden.

,,Jap! Mit Lily Evans!"

Und tatsächlich! Lily und James saßen zu zweit an einem Tisch in der Ecke und hatten beide ein Butterbier vor sich stehen. James hatte es tatsächlich geschafft mit dem Mädchen auf ein Date zu gehen, welches ihn Jahre lang abblitzen gelassen hatte. Noch hatten die beiden June und Remus nicht bemerkt, denn sie schienen sich ziemlich gut zu unterhalten.

,,Wann ist das denn passiert?" fragte June völlig fassungslos. Remus zuckte nur mit den Schultern.

,,Ich hab' nicht den leisesten Schimmer!"

,,Psst!! Aus dem Weg!" zischte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Verwirrt drehten sich June und Remus um.

Die Stimme war von einem Tisch wenige Meter hinter ihnen gekommen. Darauf schienen zwei Gäste zu sitzen. Deren Gesichter konnten June und Remus jedoch nicht erkennen, denn beide hielten sich den aufgeschlagenen Tagespropheten vor die Nase. Doch bei genauem Hinsehen erkannte June, dass in beide Zeitungen zwei Gucklöcher hineingeschnitten waren.

,,Was zum..." murmelte Remus völlig verwirrt.

,,Ihr versperrt die Sicht!" sagte der andere Kerl und deutete ihnen mit der Hand, dass sie zur Seite gehen sollten.

,,Warte... Peter?" fragte June verwundert und ging näher zu dem Tisch hin. Die beiden Kerle zogen sich die Zeitungen tiefer ins Gesicht.

,,Verzieht euch, ihr lässt unsere Tarnung auffliegen!" brummte der andere.

,,Tatze, Wurmschwanz? Ist das euer Ernst?" schnaubte Remus belustigt. Er schnappte sich die Zeitung, die Sirius in der Hand hielt und entblößte tatsächlich das Gesicht seines Freundes.

,,Alter, spinnst du!" fuhr Sirius ihn an und riss ihm die Zeitung wieder aus der Hand.

,,Wir sind in geheimer Mission!"

,,Ihr spioniert James bei seinem Date aus?" fragte June und verschränkte skeptisch die Arme.

,,Aber es ist doch nicht irgendein Date!" sagte Peter aufgeregt.

,,Das ist Lily Evans!!"

,,James rennt ihr seit Jahren wegen einem Date hinterher! Und sie hat endlich Ja gesagt!" sagte Sirius und er und Peter grinsten sich wie zwei kleine Kinder an Weihnachten an. June verdrehte die Augen.

,,Weiß James davon?"

,,Natürlich nicht!" meinte Sirius empört.

,,Wir sind doch in streng geheimer Mission!" zischte Peter.

,,Ach ja? Und dann schneidet ihr euch Löcher in Zeitungen? Also wirklich, Jungs..." seufzte sie. Remus konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

,,Halt die Klappe, June! Immerhin haben sie uns noch nicht bemerkt." schnaubte Peter etwas beleidigt. Wieder verdrehte June die Augen.

,,Na, wie auch immer..." meinte sie schmunzelnd.

,,Ich muss arbeiten! Ich bring' euch ein Butterbier vorbei, okay?" sagte sie zu den anderen und wollte sich wieder auf den Weg hinter die Bar machen.

,,Wirf ein Auge auf Krone und Lily, wenn du kannst!" rief Sirius ihr noch zu, ehe er sich die Zeitung wieder vor sein Gesicht hielt.

,,Aber natürlich..." seufzte June und ging kopfschüttelnd zu Rosmerta. Sie schnappte sich ihre Schürze, band sie sich flott um und ging hinüber zu Lily und James.

,,Hey ihr zwei! Na, darf ich euch etwas bringen?" fragte sie lächelnd.

,,Oh, ja gerne! Ein Butterbier für mich!" antwortete Lily ebenfalls lächelnd und blickte James erwartungsvoll an.

,,Ähm..." stammelte dieser und war offensichtlich ziemlich nervös.

,,Ich nehme an das selbe wie immer oder?" übernahm June die Bestellung für ihn. Er nickte hektisch.

,,Ja, ganz genau!" seufzte er etwas erleichtert.

,,Du bist June, richtig? Die Schwester von May." fragte Lily plötzlich. June nickte.

,,Ja! Hallo, freut mich dich kennen zu lernen!" sagte sie und streckte Lily freundlich ihre Hand entgegen.

,,Ich will dir nicht zu Nahe treten... Aber ich finde das was du tust so bewundernswert! Ehrlich! Ich wünschte ich hätte eine Schwester, die sich so um mich sorgen würde." seufzte Lily. Mittlerweile hatte es sich in Hogwarts herumgesprochen, warum June jedes Wochenende arbeiten ging.

,,Dankeschön! Aber ich bin ja jetzt nicht mehr alleine. Ich habe einen großen Bruder, der mir bei allem hilft. Zu viert kriegen wir das ganz gut hin." antwortete June lächelnd.

,,So! Na dann bringe ich euch mal eure Getränke." verabschiedete sie sich und wollte in Richtung Bar gehen.

,,Warte kurz!" hörte sie plötzlich eine Stimme hinter ihr. James war ihr hinterhergelaufen und hatte sie auf ihrem Weg noch abgefangen,

,,Was ist denn?" fragte sie verwundert. James beugte sich zu ihr hinüber.

,,Sag Tatze und Wurmschwanz, sie sollen sich verziehen! Die beiden sind total peinlich!" zischte James hinüber und nickte zu dem Tisch, wo seine beiden Freunde Lily und ihn noch immer durch die Gucklöcher in den Zeitungen anstarrten. June lachte laut auf.

,,Klar, mach' ich! Und jetzt geh zurück zu Lily."