,,Ich hasse dich!"
,,Wie bitte, Jan ist hier?" brach Penny freudig die Stille. Doch June war absolut nicht nach Freude zumute. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass May sich vom Klavierhocker erhob und eilig die Treppe hinauf huschte. June selbst war nur fixiert auf ihren Bruder.
,,Ich hab' dich so vermisst!" sagte April freudig und strahlte von einem Ohr zum anderen.
,,Ich dich auch so sehr!" antwortete Jan und lächelte sie an. June stand einige Meter weiter und beobachtete verbissen das Geschehen. Jan wandte seinen Blick zu ihr und starrte sie eindringlich an.
,,April, geh' bitte auf dein Zimmer." murmelte June und ballte ihre Hände zu Fäusten. April runzelte verwirrt die Stirn.
,,Was...?" fragte die Kleine verwundert.
,,Ich hab' gesagt geh' auf dein Zimmer!" wiederholte June diesmal strenger. Im Wohnzimmer warfen sich Penny und die Rumtreiber verwirrte Blicke zu. June schien so angespannt.
April zuckte bei Junes barschem Ton leicht zusammen. Sie warf Jan noch einen letzten schüchternen Blick zu, ehe sie sich an June vorbeizwängte und die Treppen hinauf lief.
,,Was tust du hier?" zischte June Jan verärgert zu. Die Rumtreiber und Penny bemerkten die Anspannung, die plötzlich im Raum schwebte.
,,June, ich-..." begann Jan, doch June ließ ihn nicht ausreden.
,,Du hast hier nichts verloren! Raus aus meinem Haus!!" fauchte June ihn sofort an und hob drohend den Zeigefinger. Nebenan im Wohnzimmer zuckten die Fünf überrascht zusammen, als sie June so wütend hörten.
,,Was ist hier los?" flüsterte Peter ahnungslos, doch selbst Penny hatte die Augen verwundert aufgerissen und hatte keine Ahnung was hier gerade vor sich ging.
,,Fröhliche Weihnachten!" sagte Jan plötzlich und zuckte mit den Schultern. Diese gleichgültige Antwort machte June nur noch zorniger.
,,Jan, du hast ein halbes Jahr lang nichts von dir hören lassen und jetzt kommst du an mit Fröhliche Weihnachten?!" fuhr June ihn verständnislos an.
,,Hey Leute... Kommt mit, ich zeige euch mal den Garten." sagte Penny zu den anderen. Die fünf machten sich unauffällig aus dem Staub, um Jan und June alleine zu lassen. Denn sie spürten, dass wohl ein ganz schönes Unwetter bevor stand.
,,Ich sag's nicht noch einmal. Raus aus meinem Haus!" sagte June und deutete auf die Haustür. Jan schnaubte verächtlich.
,,Das ist mein Zuhause, du kannst mich hier nicht wegschicken." meinte er und verschränkte provokant die Arme.
,,Aber ich bin diejenige, die es bezahlt und die sich den Arsch dafür aufreißt!!" fauchte sie. Jan zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. Ohne etwas zu sagen schlenderte er an ihr vorbei und sah sich im Haus um. Er musterte die Dekoration und sein Blick fiel auf den gedeckten Esstisch.
,,Habt ihr Gäste? Komme ich ungelegen?" fragte er. June ging mit zügigen Schritten wieder zu ihm hin und bäumte sich vor ihm auf.
,,Du hast kein Recht hier einfach aufzutauchen!" sagte sie wütend.
,,Sagt wer?" fragte er. June platzte endgültig der Kragen.
,,Jan, wo warst du? Ich habe sechs Monate nichts von dir gehört und jetzt stehst du einfach so vor der Matte?"
,,Mal da, mal dort..." seufzte er und wich Junes Frage ziemlich aus. Er warf einen Blick die Treppe hinauf.
,,Ist May oben?" fragte er verächtlich.
,,Jan, zum letzten Mal! Was willst du hier?" fauchte June und ignorierte seine beleidigende Frage. Jan schnaubte nur und zuckte mit den Schultern. Er griff in seine Hosentasche und zog einen Zusammengefalteten Zettel hervor um ihn June zu reichen. Sie nahm ihn skeptisch entgegen und faltete ihn auf.
,,Was ist das?" fragte sie.
,,Ein Antrag auf Übergabe des Sorgerechts für April." meinte Jan. June riss sofort ungläubig die Augen auf. Sie starrte auf das Blatt Papier und dann wieder auf Jan.
,,Was?!"
,,Ich hole April zu mir." wiederholte Jan. June wusste gar nicht wie ihr geschah. Ihre Knie begannen plötzlich zu zittern als wären sie aus Wackelpudding. Ihr Herz begann schneller zu schlagen und ihre Hände wurden schwitzig.
,,Das kann nicht dein Ernst sein!" hauchte sie und blickte Jan fassungslos an. Dieser zuckte mit den Schultern.
,,April wird zu mir ziehen. Ich lasse nicht zu, dass sie in der Gegenwart eines Werwolfs aufwächst und deswegen in Gefahr ist." sagte er. Tränen schossen June augenblicklich in die Augen. Sie schüttelte ungläubig den Kopf während die ersten Tränen auf das Papier tropften, das sie zitternd in den Händen hielt.
,,Das kannst du nicht ernst meinen?" stammelte sie, doch Jan blickte ihr nur monoton entgegen.
,,Doch, es ist mein voller Ernst." zischte er. ,,Ich lasse nicht zu, dass April bei dir aufwächst. Ich meine... Wie willst du abgesehen davon überhaupt für sie sorgen? Du gehst selbst noch zur Schule, es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis dir May und April sowieso weggenommen worden wären."
,,Ich gehe arbeiten, Jan! Jedes Wochenende von Morgens bis spät in die Nacht! Wie glaubst du hätte ich sonst die Miete für das Haus zusammenbekommen? Oder die Rechnungen bezahlen können?" schrie sie Jan an während ihr Tränen über die Wangen strömten. Dieser schien zwar überrascht, doch ihre Emotionen schienen ihn kalt zu lassen.
,,Ich tue alles für April! Ich hätte sogar die Schule abgebrochen, nur um für die zu Sorgen!"
,,Aber du lässt sie in die Nähe eines Werwolfs!!" schrie Jan sie verärgert an und schlug mit der freien Handfläche laut auf den Esstisch, was das Geschirr klirren und June zusammenzucken ließ.
,,Jan, es ist ein einziges Mal ein Unfall passier..." stammelte June, doch er fiel ihr ins Wort.
,,Du nennst es auch noch einen Unfall." schnaubte er verächtlich.
,,Bitte, du kannst sie nicht von ihren Schwestern trennen! Du kannst unsere Familie nicht noch weiter aufspalten!" bettelte June weinend.
,,Und wie ich das kann..." raunte Jan ihr zu. June ballte fest die Hände zu Fäusten und biss die Zähne so fest sie konnte auf einander.
,,Ich hasse dich!!" brüllte sie so laut sie konnte und blickte ihren Bruder voller Verachtung an. Doch dieser hob nur gleichgültig die Augenbrauen.
,,Damit kann ich leben."
Diese Aussage ließ June endgültig die Beherrschung verlieren! Sie stieß einen qualvollen, wütenden Schrei aus und stürzte sich auf ihren Bruder. Sie wollte ihn schlagen, ihm die Augen auskratzen, ihn am liebsten erwürgen... doch dazu kam es nicht. Denn gerade rechtzeitig stellte sich jemand zwischen die beiden und hielt June so gut es ging zurück. June strampelte und heulte und versuchte sich an ihm vorbei zu zwängen, doch sie konnte sich nicht aus Sirius' Griff befreien.
,,June! June, bitte beruhige dich!" murmelte er ihr zu und versuchte sie zu beruhigen. Doch June hörte nicht auf zu weinen. Während Sirius sie tröstete, waren James, Peter, Remus und Penny zu Jan gegangen und hatten ihn in einem Halbkreis umzingelt.
,,Jan... Raus mit dir!" sagte Penny entschlossen und bäumte sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. Jan hatte die Zähne zusammengebissen und blickte ihr stur entgegen.
,,Du hast mir gar nichts zu sagen." zischte er Penny zu. Doch sie ließ sich nicht provozieren. Im nächsten Moment holte sie mit der freien Handfläche aus und verpasste ihm eine derartig gewaltige Ohrfeige, das sein Kopf in die andere Richtung flog.
,,Raus!" schnaubte sie. In ihrem Tonfall machte sie klar, dass sie keine Wiederrede dulden würde. Remus, Peter und James standen alle drei bedrohlich neben ihr. Jan blickte wütend in die Runde und funkelte jeden einzelnen sauer an. Doch die anderen waren definitiv in der Überzahl.
Widerwillig schnaubte er und machte sofort auf dem Absatz kehrt. Er stürmte durch das Vorzimmer, schnappte sich seine Jacke und schlug die Tür hinter sich zu, die mit einem Knall zufiel.
Kaum war Jan verschwunden wandten sich Penny und die anderen sofort zu June und Sirius. Die beiden waren zu Boden gesunken. Sirius kniete und hielt June in seinen Armen, die bitterlich am Weinen war und gar nicht mehr aufhören wollte. Die vier knieten sich sofort zu ihnen.
,,June! Er ist weg, alles ist gut!" murmelte Penny und strich ihrer Freundin behutsam über den Rücken. June löste sich aus Sirius' griff und fiel Penny sofort um den Hals.
,,Er will mir April wegnehmen, Penny!" brachte sie schluchzend unter den ganzen Tränen hervor.
,,Ich weiß... wir haben ein wenig gehört." murmelte sie und hielt ihre beste Freundin fest im Arm.
,,Was soll ich tun, Penny? Was soll ich tun?" murmelte June immer wieder. Doch Penny wusste keine Antwort. Sie blickte hilfesuchend zu den Rumtreibern, doch die saßen nur bedrückt daneben. Keiner von ihnen konnte fassen, was gerade passiert war. Genauso wenig konnten sie fassen, was die Forderungen von Junes Bruder waren. Sie blickten sprachlos nur auf June, die in Pennys Armen weinte.
,,Verdammt..." murmelte James vor sich hin.
,,Der Typ ist das allergrößte Arschloch der Welt."
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