Gebrochene Herzen
,,Also gut, Miss Summers. So wie es aussieht, haben sie sich schneller erholt als erwartet!"
Madam Pomfrey hatte June den Kopfverband abgenommen. Von der Platzwunde war keine Spur mehr zu sehen. Auch das Kopfweh und der Schwindel hatten völlig nachgelassen.
,,Wenn das so ist, sehe ich keinen Grund sie heute Nacht noch hierbehalten zu müssen. Sie können wieder zurück in ihren Schlafsaal gehen. Falls sie doch noch irgendwelche Beschwerden bemerken sollten, kommen sie bitte zu mir."
June warf Penny und April einen strahlenden Blick zu, die neben ihrem Krankenbett standen.
,,Vielen Dank, Madam Pomfrey!" bedankte sich June bei der Frau.
,,Keine Ursache, Liebes!" antwortete diese mit einem Lächeln und entfernte sich von den drei Mädchen.
,,Perfekt! Dann können wir dich ja gleich mitnehmen!" meinte Penny erfreut.
,,Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht!" sagte April und umarmte ihre Schwester erleichtert.
,,Na dann! Gehen wir zurück in den Gemeinschaftsraum. Ich freu mich schon auf mein eigenes Bett." kam es von June. Sie stand von ihrem Krankenbett auf und wollte sich gerade gemeinsam mit Penny und April auf den Weg machen, als plötzlich ein aufgebrachter Ruf durch den Krankenflügel hallte.
,,Madam Pomfrey!!" rief ein Schüler, der gerade durch das Eingangstor gerannt kam. Penny, June und April wirbelten überrascht herum. June erkannte, dass er eine Gryffindor Robe trug, auf welcher das Vertrauensschüler-Abzeichen schimmerte.
Wenige Augenblicke später sahen sie, wie hinter dem Vertrauensschüler eine weitere Gryffindor Vertrauensschülerin auftauchte. Neben ihr schwebte eine verzauberte Trage, auf der ein Mädchen lag. Doch keine der drei konnte erkennen, um wen es sich handelte. June warf Penny einen fragenden Blick zu.
Doch plötzlich erkannte June, dass hinter der Vertrauensschülerin auf einmal Stella, Louise und Rebecca auftauchten, die besorgt zu dem Mädchen blickten, das auf der Trage lag. June riss geschockt die Augen auf.
,,May?" rief sie fragend und stürmte sofort zu der schwebenden Trage, dicht gefolgt von April und Penny. Und tatsächlich... Das Mädchen, das auf der Trage lag war tatsächlich ihre kleine Schwester.
,,May! Was ist passiert? Was ist mit ihr?" fragte sie sofort besorgt an die drei Freundinnen ihrer Schwester gewandt. In dem Moment war auch Madam Pomfrey bei der schwebenden Trage aufgetaucht und forderte die Vertrauensschülerin auf, May auf dem nächstgelegenen Krankenbett abzusetzen.
,,Sie ist vorhin im Gemeinschaftsraum in Ohnmacht gefallen." erklärte der Vertrauensschüler. June stürzte sofort zum Krankenbett und packte die Hand ihrer Schwester. April stand gemeinsam mit Penny daneben und hielt ängstlich ihre Hand. Madam Pomfrey begann sofort May zu untersuchen.
,,Was hat sie? Geht es ihr gut?" fragte June hektisch. Madam Pomfrey warf ihr einen wissenden Seitenblick zu.
,,Die üblichen Umstände..." murmelte sie. Junes Magen verkrampfte sich. Es tat ihr jedes Mal aufs Neue weh zu sehen, wie schmerzhaft die Tage vor Vollmond für ihre kleine Schwester waren.
Plötzlich begann May sich zu regen. Sie verzog schmerzvoll das Gesicht und öffnete ihre Augen einen Spalt breit.
,,May!" rief June erleichtert und legte ihre Hand an die Wange ihrer Schwester. Diese sah sie nur verwirrt und blinzelnd an.
,,Alles in Ordnung, du bist im Krankenflügel!" murmelte June und sprach ihrer Schwester optimistisch zu. May ließ ihren Blick verwirrt durch den Raum umher schweifen.
,,Remus..." murmelte May plötzlich. June runzelte verwirrt die Stirn.
,,Wie bitte? Ich bin's, June!"
,,Nein..." wiederholte May. Sie hob ihren Arm ein kleines Stück und deutete an June vorbei.
,,Remus!"
June drehte sich verwirrt um. Voller Verwunderung erblickte sie plötzlich tatsächlich Remus, der im Eingangstor stand und die kleine Gruppe von Menschen, vor allem June, fest im Visier hatte.
,,Remus?" rief June ihm fragend zu. Doch er antwortete nicht. Er blickte sie nur starr an und hatte die Zähne fest aufeinander gebissen.
,,Was macht er hier?" murmelte Lou leise in die Runde. June starrte ihn immer noch verwirrt an.
In diesem Moment machte Remus auf dem Absatz kehrt und verließ den Krankenflügel mit zügigen Schritten. June runzelte perplex die Stirn.
,,Was...?" murmelte sie fragend.
,,Geh' zu ihm." forderte May sie schwach auf. June blickte ihre Schwester verwirrt an.
,,Aber..."
,,Ich komm klar!" fiel sie ihr ins Wort. June atmete tief durch. Sie warf Penny und April noch einen kurzen Blick zu und rannte Remus hinterher. Sie konnte gerade noch erkennen, wie der Umhang seiner Robe um die nächste Ecke schwang.
,,Remus, warte!" rief sie ihm hinterher und eilte ihm nach. Doch er schien keine Anstalten zu machen stehen zu bleiben.
Als sie ihn eingeholt hatte, packte sie den Ärmel seiner Robe.
,,Bleib' stehen!" sagte sie verwirrt, woraufhin Remus tatsächlich stehen blieb. Er drehte sich zu ihr um. June erschrak ein wenig, als sie seine glasigen Augen bemerkte... und den enttäuschten Gesichtsausdruck, den er aufgesetzt hatte.
,,Warum... Warum bist du hier?" fragte sie ihm vorsichtig. Remus schnaubte kurz und schien zu überlegen, was er als nächstes sagen sollte. June musterte sein Gesicht unsicher. Warum wirkte er so aufgelöst?
,,Remus?" fragte sie besorgt nach, als er ihr keine Antwort gab.
,,Du hast gesagt, deine Freundinnen denken du hast Muskelschwund! Und, dass das deine Ausrede für die Vollmondnächte ist!" begann er mit zitternder Stimme. June schluckte. Sie hatte ein ungutes Gefühl.
,,Ich... ähm... ja..." stammelte sie perplex.
,,Und warum hatte Penny dann keine Ahnung wovon ich rede, als ich sie darauf angesprochen hab?" fragte er schnaubend und deutete in Richtung Krankenflügel. Junes Herz setzte für einen Moment aus. Er hatte Penny darauf angesprochen?
Sie hatte keine Ahnung, was sie ihm darauf sagen sollte. Sie starrte ihn lediglich mit großen Augen an und suchte verzweifelt nach einer Ausrede.
Remus merkte, wie sehr er June aus dem Konzept gebracht hatte. Sie hatte keine Antwort auf seine Frage.
,,Aber weißt du wer sehr wohl darüber Bescheid wusste? Mays Freundinnen! Denn deswegen ist sie ja vorhin umgekippt! Weil sie Muskelschwund hat! Ist doch so, oder nicht?" fuhr er June an, als sie ihm keine Antwort gab. Immer mehr Tränen bildeten sich in seinen Augen. Auch June merkte, wie ihre Sicht langsam verschwamm. Das einzige, was sie aus herausbringen konnte, war ihr zitternder Atem.
,,Remus..." stotterte sie seinen Namen, doch er unterbrach sie wieder.
,,Wieso willst du dich an Vollmond nicht gemeinsam mit mir verwandeln?" fragte er sie böse und blickte ihr direkt in die Augen.
June wollte ihm antworten! Sie wollte irgendetwas sagen! Doch sie wusste nicht was. Ihr fiel keine Ausrede ein... Für jegliche Ausreden schien es jetzt zu spät.
,,Wieso?" wiederholte Remus laut. Doch June starrte ihn einfach nur an. Remus warf seinen Kopf in den Nacken und versuchte seine Tränen wegzublinzeln. Die Zähne hatte er stur zusammengebissen.
,,Bitte... sag mir einfach, dass ich Unrecht hab! Sag mir, dass das was ich denke nicht wahr ist..." murmelte er hoffnungsvoll vor sich hin. Eine Träne lief June die Wange hinunter, während sie weiterhin stumm vor ihm stand, unfähig irgendeinen Satz herauszubringen.
,,Antworte mir!" schrie er sie plötzlich an, woraufhin sie erschrocken zusammenzuckte.
,,Es tut mir Leid..." flüsterte sie mit hauchiger Stimme.
Remus drehte sich von ihr weg. Er konnte ihr nicht länger ins Gesicht blicken.
,,Warst du diejenige, die vor acht Jahren von einem Werwolf gebissen wurde?" fragte er mit zitternder Stimme.
,,Oder war es May?"
,,Remus, ich wollte es dir sagen!" platzte es aus June heraus und sie packte ihn an der Schulter, doch Remus wirbelte sofort wieder herum.
,,Wann?" fuhr er sie wutentbrannt an.
,,Wann wolltest du mir sagen, dass nicht du der Werwolf warst, den wir damals im verbotenen Wald getroffen haben? Oder, dass du den Wolfsbanntrank eigentlich nicht für dich selbst braust! Oder, dass nicht du der Werwolf warst, der deine Eltern getötet hat!"
June stockte und blickte Remus mit zitternder Unterlippe an.
,,Woher weißt du von meinen Eltern?" hauchte sie fassungslos, doch Remus ging nicht auf ihre Frage ein.
,,Wann wolltest du mir sagen, dass du mich angelogen hast?" schrie er sie an.
,,Ich wollte nicht, dass das hier passiert!" schrie sie ebenfalls, während ihr unkontrolliert Tränen die Wangen hinunter liefen.
,,Ich hatte Angst, dass May von der Schule fliegen könnte! Deswegen hab' ich sie in Deckung genommen!"
,,Deswegen hast du mich vier Monate lang angelogen?" fragte Remus entsetzt. June wandte wieder den Blick ab. Sie brachte es nicht übers Herz ihm in die Augen zu sehen und seinen Schmerz zu erblicken.
,,Ich dachte, du wärst wie ich..." murmelte er mit bebender Stimme. Nun konnte auch er seine Tränen nicht mehr zurück halten.
,,Aber in Wirklichkeit hast du nur mit mir gespielt!"
,,Nein, das ist nicht wahr, Remus!" sagte sie verzweifelt und versuchte ihm alles zu erklären.
,,Und deine Gefühle zu mir?" fragte er. ,,War das auch alles gelogen?"
,,Remus, ich bitte dich! Lass es mich erklären!" flehte June ihn an.
,,Sei still!" fuhr er sie voller Wut an. June zuckte wieder zusammen.
,,Ich hätte es wissen müssen!" sagte Remus voller Schmerz.
,,Wie konnte ich so dumm sein zu denken, dass ich einmal im Leben Glück haben könnte."
June stockte und hörte ihm ungläubig mit zitterndem Atem und verheulten Augen zu.
,,Wie konnte ich nur denken, dass ein Mädchen, das so perfekt und so wunderschön ist wie du, so sein kann wie ich. Und ausgerechnet in mein Leben stolpert!" schnaubte er und deutete kopfschüttelnd auf June.
,,Remus! Bitte hör mir zu!" versuchte June es abermals, doch Remus winkte ab.
,,Ach, hör auf zu reden!" fuhr er sie an und blickte sie voller Enttäuschung an.
,,Ich will dich nie wieder sehen." sagte er. Ein schmerzhafter Stich fuhr durch Junes Herz.
,,Ich will nichts mehr mit dir zutun haben! Sprich mich nie wieder an! Lass mich einfach in Ruhe!" spuckte er ihr die Worte ins Gesicht. Er warf ihr noch einen letzten enttäuschten Blick zu, eher er herumwirbelte und mit zügigen Schritten davon ging. June ließ er alleine im menschenleeren Gang stehen.
Diese blickte ihm nur mit verheultem Gesicht und gebrochenem Herzen hinterher.
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