Ein hartnäckiger Kunde
Wie jeden Samstag stand June zwischen den Bücherregalen von Derwisch & Banges. Ihre Schicht war bald zu Ende und danach musste sie auch schon hinüber ins Drei Besen, wo sie heute wieder Nachtschicht hatte.
,,June, kannst du noch die neue Ladung Federhalter aus dem Lager holen und in die Regale räumen bevor du gehst?" rief ihr Mister Williams zu, ein älterer Mann, der mit seiner Frau den Laden leitete.
,,Ja, natürlich!" antwortete June und ging ins Lager um den Karton mit den Federhaltern zu holen.
Unter der Woche und während der Unterrichtszeit war June den Rumtreibern so gut es ging aus dem Weg gegangen. Sie hatten noch etwa drei Mal versucht sie zu einem Gespräch zu überreden, aber June war kalt geblieben. Sie wollte die Lüge nicht noch schlimmer machen, als sie sowieso schon war. Aber für June war die Hauptsache, dass May aus dem Schneider war. Wer weiß, den Rumtreibern könnten immer etwas rausrutschen und vielleicht wusste bald die ganze Schule von Junes ,,pelzigem Problem". Das wollte sie May auf jeden Fall ersparen.
Sie schwang ihren Zauberstab und die Federhalter schlichteten sich selbstständig in das Regal ein. Plötzlich meldete sich die alte Kuckucksuhr zu Wort. Es war sechs Uhr am späten Nachmittag, was für June Feierabend bedeutete. Zumindest Feierabend im Derwisch & Banges.
,,Wir sehen und nächste Woche, Mister Williams!" rief sie ihrem Chef zu, als sie aus dem Laden lief. Bevor sie ihren Weg zum Drei Besen einschlug, machte sie noch einen kleinen Stop bei einem kleinen Essensstand, der Blätterteigpasteten und Rosinenbrötchen verkaufte. Seit June am Wochenende in Hogsmeade arbeitete, war sie jeden Samstag dort, um sich ein schnelles Abendessen zu holen. Für mehr hatte sie leider keine Zeit, da sie schon wieder weiter ins Drei Besen musste.
Schon als sie sich dem Lokal näherte, konnte sie das Gelächter und Getratsche bis nach draußen hören. Heute schien die Kundschaft wieder einmal gut drauf zu sein. Samstag Abend war immer am meisten los. June drückte die Tür auf und trat in die altbekannte Atmosphäre. Die Luft war ziemlich stickig und von überall hörte man Krüge, die aneinander stießen und Zauberer und Hexen, die sich lauthals unterhielten. Es war in der Tat sehr viel los. Zwischen den vielen Leuten, konnte sie ihre Chefin Rosmerta entdecken.
,,Rosmerta!" rief sie ihr winkend zu, um ihr zu deuten, dass sie schon da war.
,,Ah! June!" sagte Rosmerta und kam auf sie zu. ,,Gut, dass du da bist. Hier ist die Hölle los. Deine Schürze liegt hinter der Bar."
June nickte und wollte sich gleich auf den Weg hinter den Tresen machen, als sie plötzlich noch von Rosmerta zurückgerufen wurde.
,,Ach, und übrigens!" fiel ihr noch ein. ,,An der Bar wartet seit knapp einer Stunde ein Typ, der schon die ganze Zeit nach dir fragt."
,,Ach ja?" fragte June verwirrt und suchte neugierig die Gäste ab, die an der Bar saßen.
,,Ja! Der im dunkelblauen Pullunder!" sagte Rosmerta und deutete auf einen großen, braunhaarigen Jungen, der auf einem Barhocker mit dem Rücken zu ihnen saß. June kniff verwundert die Augen zusammen.
,,Oh, bitte nicht..." murmelte sie entrüstet, als sie erkannte, wer derjenige sein könnte.
,,Kennst du ihn?" fragte Rosmerta.
,,Ich hoffe es ist nicht der, von dem ich denke, dass er es ist." seufzte June.
,,Rosmerta! Noch eine Runde!" rief plötzlich ein Zauberer von hinten, der mit einem Dutzend anderen an einem Tisch saß.
,,Also gut, an die Arbeit! Wir haben viel zutun. Falls der Typ Ärger macht, dann holst du mich und ich schmeiß' ihn raus, okay?" rief Rosmerta ihr noch zu ehe sie sich weiter an die Arbeit machte. June ging schließlich zur Bar, um ihre Schürze zu holen. Mit jedem Schritt betete sie intensiver, dass sie sich bei dem Jungen irrte. Doch mit jedem Schritt wurde auch die Hoffnung immer kleiner. Als sie schließlich hinter den Tresen der Bar kam, musste sie schlucken, als sie tatsächlich Remus Lupin erkannte, der mit einem Butterbier an der Bar saß.
,,June!" rief er erfreut, als er erkannte, dass sie endlich da war.
,,Was willst du?" fragte sie ihn patzig, während sie sich ihre Schürze umband.
,,Hör zu! Ich muss mit dir reden." begann er, doch June verdrehte schon die Augen.
,,Wie oft noch?! Ich hab' keine Lust mit euch zu reden! Ich mache mein Ding und ihr Eures! Lasst mich doch einfach in Ruhe!" zischte sie ihm gereizt zu.
,,Drei Eggnog, bitte!" rief ihr ein Kunde zu, der ebenfalls an der Bar saß.
,,Sofort!" sagte June und nahm eine Flasche und drei kleine Gläser zur Hand.
,,Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich dich in Ruhe lasse! June, das ist das erste Mal, dass ich jemanden getroffen habe, der so ist wie ich!" meinte Remus eindringlich. Die ohnehin schon schlecht gelaunte June zeigte wenig Verständnis dafür.
,,Wie du siehst, habe ich keine Zeit! Das Lokal ist randvoll." entgegnete sie und reichte dem Zauberer neben ihm seine drei Eggnog.
,,Irgendwann wirst du doch Zeit finden können, oder?" fragte Remus hoffnungsvoll.
,,Tut mir Leid, aber für's Plaudern werde ich nunmal nicht bezahlt!" murrte sie säuerlich, während sie sieben Sickel von dem Herren entgegen nahm, den sie gerade bedient hatte.
,,Bitte, June!" flehte Remus sie an.
,,Wenn du reden willst, musst du warten, bis meine Schicht zu Ende ist." meinte sie in der Hoffnung, ihn so abschütteln zu können. Remus Miene hellte sich auf.
,,Klar! Wann bist du fertig?"
,,Um drei Uhr Morgens." antwortete June gespielt süßlich. Remus riss erschrocken die Augen auf.
,,Du arbeitest bis drei Uhr Morgens?" fragte er ungläubig. June zuckte nur mit den Schultern.
,,Ja. Und wie du siehst bin ich sehr beschäftigt, also entweder du wartest bis drei Uhr, oder du gehst." sagte sie im Nebenbei, während sie vier Krüge zur Hand nahm.
,,Ich kann warten!" meinte Remus entschlossen. June zog skeptisch eine Augenbraue nach oben.
,,Bis drei Uhr Morgens?"
,,Und ob!" entgegnete Remus trotzig. June seufzte entnervt.
,,Du musst auch etwas bestellen, wenn du hier sitzen bleiben willst." murmelte sie.
,,Hatte ich sowieso vor!" sagte Remus, der sein Butterbier schon fast ausgetrunken hatte.
,,Fein, wie du willst..." zischte June missmutig und ging von der Bar weg, um die Bestellungen der Gäste aufzunehmen. Heute waren wirklich extrem viele Leute da. Es herrschte ein riesengroßes Gedrängel. Heute waren anscheinend auch die männlichen Besucher des Lokals gut aufgelegt, denn es vergingen keine fünf Minuten in denen June nicht mit ,,Püppchen", ,,Schätzchen" , ,,Schnecke" oder ,,Kleine" angesprochen wurde.
Die ersten beiden Stunden vergingen und Remus hatte sich tatsächlich noch nicht vom Fleck gerührt. Er hatte schon drei Butterbier und ein Goldlackwasser bestellt. June wurde immer nervöser. Mittlerweile zweifelte sie an ihrer Theorie, ihn bis drei Uhr abschütteln zu können. Doch sie gab die Hoffnung nicht auf! Sie ließ sich nicht zu einem weiteren Gespräch mit ihm überreden solang sie arbeitete, deswegen hoffte sie, dass er ohne Gesellschaft irgendwann müde werden würde und einfach gehen würde.
Hoffentlich...
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