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Kapitel 9

Ein Zimmer im Zum Silbernen Ozean zu bekommen stellte sich als äußerst einfach heraus. Kaum hatte die vollbusige Besitzerin namens Tallia meine Uniform zu sehen bekommen, hatte sie uns freudestrahlend und höflich angeboten in ihrer Unterkunft zu nächtigen.

Ich hatte ihr einen stolzen Preis zahlen müssen, doch angesichts der üppigen Mahlzeit, die uns dafür in diesen edlen und sauberen Räumlichkeiten willkommen hieß, konnte ich mich nicht beschweren.

Zudem waren die beiden Kristallmähren hier so sicher, wie sie es auf dieser Insel nur hätten sein können. In einer dreifach abgesperrten Stallung machten sie sich nun wahrscheinlich genauso über ihr Futter her, wie Gillian und ich uns über die Köstlichkeiten, die auf einem langen Bankett angerichtet worden waren und darauf warteten, dass wir uns an ihnen bedienten.

Einen schön bemalten Teller aus Porzellan in der Hand, nahm ich die Auswahl in aller Ruhe in Augenschein. Gillian hingegeben schaufelte sich ungeniert ein Gericht nach dem anderen auf ihren Teller, bis sich ein instabiler Turm aus allem Möglichen darauf gebildet hatte. Zufrieden mit ihrer Ausbeute kehrte sie anschließend an unseren Tisch zurück.

Hätte ich eine freie Hand besessen, hätte ich mir ins Gesicht gefasst, so peinlich war mir ihr Verhalten. Immerhin waren wir nicht die einzigen Gäste hier und wie uns bereit erzählt wurde, waren jene von hohem Stand. Reiche Elaryer tummelten sich hier, die auf der Durchreise waren. Alle von ihnen benahmen sich ausnahmslos gesittet und manierlich. Und dann war da Gillian, ausgerechnet meine Begleitung, die sich den Mund so vollstopfte, dass das Essen bereits wieder darauf hervorquellen wollte.

Durchatmen.
Ich wog die Möglichkeit ab, mich einfach an einem anderen Platz niederzulassen und so zu tun, als würde ich sie nicht kennen. Aber am Ende hätte sie sich ja doch nur wieder zu mir gesellt, oder anhand ihrer Blicke verraten, dass wir zusammengehören.

Also nahm ich mir etwas von dem roséfarbenen Reis, zwei dünne Gebäckstangen und ein Schälchen der angebotenen Süßspeise, bevor ich mich auf den freien Stuhl neben Gillian setzte. "Das ist wirklich, wirklich lecker!", schmatzte diese mit vollem Mund, was mich kommentarlos die Augen verdrehen ließ. Natürlich registrierte sie diese Geste, woraufhin sie tief seufzte. "Weißt du, wie lange es her ist, dass ich so etwas zu essen bekommen habe?"

Eigentlich interessierte es mich nicht im Geringsten. Nach wie vor hielt ich an meinem Vorhaben fest, ihr nicht zu viel über mich zu verraten und mir ebenso wenig über ihre Lebensgeschichte anzuhören, um es zu verhindern, dass sich doch noch eine Beziehung auf persönlicher Ebene zwischen uns aufbaute. Aber die Höflichkeit, zu der ich an Elions Hof während meiner Ausbildung zur Soldatin anerzogen worden war gestattete das nicht, weshalb ich doch nachfragte. Dabei bemühte ich mich allerdings so viel Gleichgültigkeit in meine Stimme zu legen, wie es mir nur möglich war.

"Ich habe mich mit Arette und den anderen um die ... Waisenkinder gekümmert. Das hat sie dir ja sicherlich erzählt, als du ..."

"Ich wollte wissen, wann du zum letzten Mal so etwas vor die Nase gesetzt bekommen hast, nicht wie dein Alltag in dieser unheiligen Gruppe aussah", fuhr ich ihr dazwischen, bevor ich mir einen Löffel von dem Reis in den Mund schob. Ich musste gestehen, es schmeckte wahrhaft vorzüglich.  Die Mahlzeiten, die wir im Palast gestellt bekamen, waren so gut gewürzt, dass man am liebsten nie wieder aufhören würde zu essen, aber das hier ... Ich biss von einer Gebäckstange ab und kaute genüsslich darauf herum, wobei ich nur am Rande meines Bewusstseins registrierte, dass Gillian ihr Besteck sinken ließ.

"Warst du schon immer so?", fragte sie schließlich.

"Wovon sprichst du jetzt schon wieder?", grummelte ich verständnislos.

"So traurig und verbittert, meine ich."

Nun ließ auch ich meinen Löffel sinken. Über meinen Teller hinweg starrte ich sie einfach nur an. Ihre Zunge. Jetzt erschien mir der Moment absolut passabel dafür. Wären da nicht so viele achtsame Augenpaare um uns herum gesessen.
"Ich bin weder traurig, noch bin ich verbittert", knurrte ich schließlich zur Antwort. "Du tätest gut daran damit aufzuhören in ..."

"Ich kann es spüren, Aristea. Nein ... eigentlich kann ich es sogar sehen. Eine weitere Gabe meiner Art. Eissirenen sind nicht nur damit gesegnet andere mit ihrer Stimme zu verzaubern und sie nach ihrem Willen tanzen zu lassen. Wir sind sehr empathische Zeitgesellen und was mich angeht, ich habe die guten Augen von meiner Mutter geerbt, die es mir gestatten deine Aura zu erkennen. Lichter, die deine Umrisse erleuchten und mir ganz genau verraten, wie du dich fühlst. Bei den meisten ändern sich die Emotionen, aber bei dir ..."

"Ich will nichts mehr darüber hören! Zieh deine magischen Krallen ein und halt dich gefälligst fern von mir!" Ich hatte genug von ihrem Hokuspokus. Auch wenn der Teller vor meiner Nase mich förmlich anschrie ihn zu leeren stand ich auf. Mein Herz raste.

"Oh, ich hab mich doch geirrt", schnurrte Gillian, die ihren Blick nicht von mir zu lösen gedachte. "Ich erkenne Wut und Angst. Allerdings noch immer überlagert von der Farbe Schwarz."

"Hast du dir gemerkt, wo unser Zimmer liegt? Gut wäre es für dich. Ich gehe jetzt, möchte dich aber noch darauf hinweisen, dass es nicht klug wäre, wenn du mir in der nächsten halben Stunde folgst." Meinen Vorsatz, sie zu keiner Sekunde unbeaufsichtigt zu lassen zum zweiten Mal an diesem Tag brechend, trat ich aus dem hiesigen Speisesaal und überließ sie sich selbst. Aber was sollte ihr hier auch schon wiederfahren? Zwischen gesitteten Elaryern des Adels.

Ich durchwanderte die langen Flure des Gasthauses, das mehr einem Anwesen glich. Dabei folgte ich den Bildern an den Wänden, anhand derer ich mir den Weg gemerkt hatte. Portraits von irgendwelchen Persönlichkeiten die ich nicht kannte folgten mir mit ihren Augen. Dieses Gefühl nistete sich zumindest in meinen Gedanken ein.

Das ständige Gefühl beobachtet zu werden hatte sich nicht mehr abschütteln lassen, seit ich den Dieb in der Sackgasse zur Rede gestellt hatte. Ich sah niemanden, hörte kein auffälliges Geräusch, aber das seltsame Kratzen in meinem Nacken blieb. Als hätten sich zwei Klauen darin eingegraben.  

Ich war beinahe erleichtert, als ich unseren Schlafraum endlich erreichte und den vielen gemalten Augen entkommen konnte.
Unruhig atmend schloss ich die Tür hinter mir und lehnte meine Stirn für einige Sekunden gegen das trostspendende Holz. Erst als ich wieder einigermaßen Herrin über mich selbst war, sah ich mich um.
Nachdem Tallia uns das Zimmer gezeigt hatte, war ich nur flüchtig dazu gekommen. Gillian hatte mir wie eine lästige Fliege in den Ohren gelegen, dass sie vor Hunger umkommen würde, sollten wir nicht bald eine sättigende Mahlzeit zu uns nehmen.

Aber jetzt blieb mir die Zeit und Ruhe hatte ich noch dazu, da die nervtötende Sirene sich weiterhin den Bauch vollschlug. Das hoffte ich zumindest.

Ich betrachtete die schweren samtenen Vorhänge, die solch einen intensiven Gelbton besaßen, dass sie mit der Sonne hätten konkurrieren können. Das Mobiliar, bestehend aus einem einladenden Himmelbett, mit floralen Mustern bemalten Schränken, einem gläsernen Tischchen mit grasgrüner Decke und einer Stehlampe, deren in Lampen endende goldene Arme so verzweigt waren wie die dünnen Äste eines Baumes, ließen mich kurz vergessen, dass ich mich noch immer auf Gefoldryan befand. Alles hier wirkte so freundlich und hell, bildete einen Kontrast zu dem, was hinter der Glasscheibe lauerte. Dichter Nebel, düstere Gassen und Schatten. So viele Schatten. So viel Dunkelheit.

Jeder meiner Schritte wurde von einem weißen Teppich gedämpft, der den gesamten Boden bedeckte. Es juckte mir in den Zehenspitzen meine schweren Stiefel abzustreifen und herauszufinden, ob die Fasern sich so weich anfühlten wie sie aussahen. Aber ich hielt mein kindliches Verlangen unter Kontrolle, trat auf das Fenster zu und warf einen Blick gen Himmel. Anders als erhofft war der graue Schleier so einnehmend, dass ich nicht einmal den Himmel und somit auch nicht die Monde erkennen konnte, anhand derer ich mich zeitlich zu orientieren gelernt hatte, wenn mir keine Uhr zur Verfügung stand.
Lesedis und Desmonas Monde waren immer zu sehen, nur Ciarans nicht. Er tauchte erst zu später Stunde am Horizont auf. Dann, wenn im Grunde genommen die Nacht Einzug hielt.

Während ich am Fenster stand, sie Hände auf dem Sims mit dem schönen Stuck aufgestützt, wurde ich mir der Erschöpfung bewusst, die mir tief in den Knochen steckte. Auf dem Schiff Richtung Gefoldryan hatte ich so gut wie kein Auge zugetan.

Als ich mich umdrehte und meine Augen über das Himmelbett mit seinen äußerst bequem aussehenden, gelben und weißen Decken wanderten, konnte ich mich der Versuchung nicht länger erwehren. Natürlich hätte ich auf den Sonnennektar zurückgreifen können, aber es war klüger ihn für einen späteren Zeitpunkt aufzubewahren. Für einen Moment, in dem ich ihn wirklich brauchen würde.

Bevor ich mir die enge Uniform vom Körper streifte holte ich mein Gepäck unter der Schlafstätte hervor. Auch wenn ich darin nichts Wertvolles transportierte und dieses Gasthaus mir beinahe so gut bewacht erschien wie Elions Palast, hatte ich mich nicht dazu überwinden können es einfach in einem der Schränke zu verstauen, bevor ich mich in den Speisesaal begeben hatte. Vielleicht war es das paranoide Gefühl, das mich schon die ganze Zeit über begleitete, welches mich zu dieser Entscheidung veranlasst hatte. Tief in meinem Inneren hatte ich Angst davor, ein Dieb könnte mir mein weniges Hab und Gut trotzdem entwenden, auch wenn sich daraus kein Profit schlagen ließ. Ich konnte die einzige Sache nicht verlieren, die mir von meinem König geblieben war.

Ich schob mir das bestickte Tuch unter meinen Kopf, atmete den mir vertrauten Geruch tief ein, bevor ich meine Augen schloss und mir ein wenig der wohl verdienten Ruhe gönnte.

***

Als ich erwachte, war mir als spickten tausende kleine Nadeln in meinem Schädel. Schmerzerfüllt verzog ich das Gesicht, ehe ich mich langsam aufrichtete. War der Nebel noch dichter geworden, oder weshalb hatte dieser Raum an Finsternis dazu gewonnen?

Aufmerksam und mit flachem Atem glitt mein Blick prüfend durch den Schlafraum. Überrascht registrierte ich neben mir eine leise schnarchende Gestalt. Wäre ich nicht trainiert darin gewesen mit solchen Situationen umspringen zu können, wäre mir vermutlich ein kleiner Aufschrei entwichen. So musterte ich Gillian nur still und fragte mich, wie es sein konnte, dass ich so tief im Reich der Träume versunken gewesen war, dass ich ihr Eintreten nicht bemerkt hatte. Sonst wachte ich wegen jedem noch so unscheinbaren Geräusch ab, aber das sollte mir entgangen sein?

Und verflucht ... wie spät war es überhaupt? Ich hatte mich doch nur kurz hinlegen wollen und nicht über Stunden! Wir hatten etwas zu erledigen.

Im Inbegriff Gillian zu wecken hielt ich mitten in der Bewegung inne und nahm meinen ausgestreckten Arm wieder zurück. So erschöpft wie sie wirkte wollte ich ihr den Schlaf gönnen. Außerdem hatte ich so weiterhin meine Ruhe vor ihr.

Geräuschlos stieg ich aus dem Bett, schlüpfte in meine Uniform und verstaute dann Elions Tuch in meinem Gepäck. Nicht aber, ohne es zuvor noch für einen Moment zu betrachten. Vielleicht war ich wegen ihm nicht aufgewacht. Wenn ich in seinen Gemächern genächtigt hatte, umfangen von seinen starken Armen und mit seinem Geruch in der Nase, der mit Sicherheit suggerierte, dann hatte ich schon immer einen tieferen Schlaf besessen.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Wie konnte etwas, das mir sonst so gut tat in diesem Unterfangen zu meinem Nachteil werden? In Gedanken beschloss ich es mir beim nächsten Mal nicht wieder unter den Kopf zu legen. Nur zur Sicherheit.

Wie schon vor einigen Stunden dämpfte der weiße Teppich auch jetzt jeden meiner Schritte. Ich wollte es erneut versuchen einen Blick zum Himmel zu werfen und einen Blick auf die Monde zu erhaschen. Während ich dort stand und konzentriert versuchte etwas durch die dichte Nebelwand auszumachen, machte sich wieder dieses kratzende Gefühl in meinem Nacken bemerkbar, als würde mich jemand beobachten.

Alarmiert drehte ich mich und und spähte in die Dunkelheit unseres Zimmers hinein. Dabei fasste ich instinktiv zu meiner Rechten und schaltete die Lampe mit ihren goldenen Astarmen ein. Jetzt war mir egal, ob ich Gillian wecken würde.
Licht flutete das Zimmer, löste sogleich einen Teil meiner inneren Anspannung. Aber nur kurz, bis ich feststellte, dass wir tatsächlich nicht alleine waren.

„Dich kenn ich doch", zischte ich, als mir ein glühendes Augenpaar auffiel, das aus dem Dunkel hinter einer der Schranktüren hervorlugte. Leuchtend grün.

Haltlos steuerte ich auf mein Ziel zu, doch ehe ich es erreichte, sprang erst der kleine Übeltäter daraus hervor und direkt hinter ihm sein Begleiter, der mir auch nur allzu gut bekannt war. Schneller als er sich hätte erklären können, packte ich ihn am Kragen und rammte ihn gegen das Möbelstück. Keuchend rang er um Atem, während das Waldmännchen in eine Ecke des Raumes flüchtete.

„Genug der Spielchen!", brüllte ich ihn an und zog einen meiner Dolche. In der Gasse hatte ich es ihm noch geglaubt, dass es sich bei ihm lediglich um einen miserablen Taschendieb handelte. Jetzt wurde ich eines Besseren belehrt. Irgendwo verspürte ich tatsächlich auch eine Art Erleichterung, denn der Kerl zwischen meinen Fingern war der Beweis dafür, dass ich nicht paranoid geworden war, sondern uns wirklich jemand verfolgt hatte. Auch mein Bauchgefühl war eben doch Verlass.

„Siehst du? Es ist nicht die Insel", rief ich Gillian zu, die von dem Geräuschpegel sicher schon aufgewacht sein musste. Doch ich erhielt keine Antwort. Nicht von ihr.

„Es wird noch Stunden dauern, bis sie die Augen wieder aufschlägt", presste der Dieb, oder was auch immer er in Wahrheit sein mochte, atemlos hervor.

Seine Worte wollten mich einen Blick über die Schulter werfen lassen, aber bei Ciaran, ich konnte mir nicht erlauben unaufmerksam zu werden. „Was meinst du damit?", knurrte ich also stattdessen und lockerte meinen Griff ein wenig, damit er besser Luft bekam.

„Lass mich los und ich erkläre es dir in Ruhe."

„Netter Versuch!" Ich hob den Dolch nahe an sein linkes Auge, dass das Eisen im Stahlgrau seiner Iris reflektierte. „Du sagst mir jetzt besser was hier vor sich geht. Eine Warnung erhält man nur einmal von mir. Ich kann sehr ungemütlich wissen, wenn man nicht tut, wonach mir verlangt."

„Schon ... schon gut." Wie auch schon in der Gasse begann er zu würgen, sobald sich die Furcht in ihm ausbreitete. Aber dieses Mal ließ ich ihn wegen der Kakophonie an Geräuschen nicht los. Sollte er mich doch vollkotzen. Es gab in diesem edlen Gasthaus sicher auch Angestellte, die die Wäsche wuschen. Vielleicht sogar solche, die sich dabei an einem Hauch von Magie bedienten.

„Mein Name ... mein Name ist Elwin und ich ..."

„Wie du heißt interessiert mich einen Dreck! Ich will hören, weshalb du uns nachstellst!" Die Spitze meines Messers rückte ihrem Ziel näher. Ihm das linke Augenlicht zu nehmen würde ihn keinesfalls töten, sondern ihn allenfalls gesprächiger machen. Das bedeutete, sobald sein Schreien und Wimmern abgeklungen war.
Das leise Fauchen des Waldmännchens drang an meine Ohren. Offenbar fürchtete es um das Wohlergehen seines Herrn. Zu recht.

„Ich ... ich arbeite für Tallia", stammelte Elwin. Dabei versuchte er seinen Kopf weiter zurückzuziehen, was ihm allerdings nicht möglich war, da sich der Schrank unmittelbar hinter ihm befand. „Sie ... sie ist ein ... ein Goldsatyr."

„Willst du mich zum Narren halten?! Liegt dir wirklich so wenig an deinem Leben?" Ich hatte die üppig gebaute Gasthausbesitzerin gesehen. Ein Goldsatyr? Wohl kaum!

„Zugeben, es fällt einem schwer zu glauben, wenn man ihre Beine nicht gesehen hat. Aber die versteckt ..." Ich drückte fester zu, denn ich war sein dummes Geschwafel leid. „Sie ist nur zur Hälfte einer! Dass sie keine Hörner besitzt verdankt sie ihrer Mutter!"

Zugegeben, ihr Unterleib war tatsächlich von so vielen Rücken und Tüll verborgenen gewesen, dass ich ihre Beine selbst dann nicht hätte erkennen können, hätte ich wirklich darauf geachtet. Aber derartige Mischwesen, Kreaturen, die zur einen Hälfte Elaryer und zur anderen Fabeltier waren, waren so selten geworden wie die Regenbogenscherben am Hafen Elbastyns.

„Sie ... sie hat auch die Gier der Satyrn geerbt! Deshalb ... deshalb hat sie dieses Etablissement überhaupt. Dir muss doch aufgefallen sein, dass sie nur die Reichen hier reinlässt!"

Das wiederum klang logischer als es mir lieb war, denn wenn er die Wahrheit sprach, dann bedeutete das, dass ich auf eine miese Betrügerin hereingefallen war, die ihr Geschäft im großen Stil aufzog. Ich knirschte mit den Zähnen. „Und wie passt du in das ganze Konstrukt hinein?"

„Das ... es ist eine längere Geschichte und wenn du ... bei Lesedi, könntest du diesen Dolch endlich von meinem Auge entfernen? Ich gebe dir doch zu hören, was zu von mir zu erfahren verlangst! Ich schwöre bei der Göttin des Lichts, dass ich nichts Dummes versuchen werde."

Misstrauisch musterte ich seine viel zu jugendlichen Züge, sah ihm in die Augen und versuchte zu erkennen, ob er mich belog. Aber da war nichts Verräterisches. Kein unkontrolliertes Muskelzucken, kein zu häufiges Blinzeln.
Langsam ließ ich meinen Arm sinken und verstaute meine Waffe mittels einer einzigen geschickten Bewegung in seiner Halterung.

Elwin atmete geräuschvoll durch den Mund aus. „Danke." Ein freundliches Lächeln huschte über seine Lippen, das ich ihm nur zu gerne aus dem Gesicht geschlagen hätte.
Vorsichtig, als befürchtete er durch die Berührung womöglich einen toten Drachen zu wecken, tippte er mit mir den Zeigefinger gegen den Arm, der ihn noch immer an den Schrank gedrückt hielt.

„Nichts Unüberlegtes", knurrte ich, bevor ich ihn freigab.

Das Waldmännchen kam aus seiner Ecke geschlichen und schmiegte sich an die schlanken Beine seines Herrn. Elwin beugte sich zu ihm hinab und tätschelte ihm in zärtlicher Manier den Kopf. „Schon gut, Nib. Sie wird uns nichts tun", flüsterte er ihm zu, bevor er sich wieder aufrichtete und sich in aller Ruhe den Kragen seines Umhangs zurechtrückte.
Ein ungeduldiges Schnauben entwich mir.

„So. Jetzt können wir uns ganz entspannt unterhalten." Als wäre nichts geschehen, als hätte ich sein Leben nicht erst vor wenigen Sekunden bedroht, umrundete er mich gemächlich und setzte sich auf das Himmelbett.

Ich verfolgte jede seiner Bewegungen und als er die Hand nach der schlafenden Gillian ausstreckte drang ein warnender Laut aus meiner Kehle.
Er ließ die Finger sinken und sah mich an. Seine stahlgrauen Augen schimmerten silbern in dem Licht der Stehlampe. „Ihr geht es gut, keine Sorge."

Dass ich mich nicht wirklich für ihr Wohl interessierte sprach ich nicht laut aus. Sie zu verlieren wäre lediglich zum Haareraufen gewesen, weil mir dadurch auch meine Möglichkeit Kilamore aufzuspüren entglitten wäre. Dann hätte ich auf Elbastyn zurückkehren müssen ohne Elion geholfen, ohne Alveria gerettet zu haben. Diese Schmach, die Enttäuschung in seinem Blick ... allein der Gedanke reichte, damit sich mein Herz krampfhaft zusammenzog.

„Es ist das Essen. Tallia lässt ihre Köche etwas darunter mischen, das ihre Gäste so tief schlafen lässt, damit ich und Nibbles sie in aller Ruhe ausrauben können. Dabei erleichtere ich sie nur um so viel, dass es ihnen gar nicht auffällt. Aber Kleinvieh macht auch Mist. Natürlich hab ich auch was davon. Du musst wissen, dass ... nun ... ich bin nicht gerade geschickt in dem was ich tue. Zumindest nicht auf den öffentlichen Straßen."

„Was du nicht sagst." Ich unterdrückte es mit den Augen zu rollen. „Komm endlich zum Punkt. Was willst du von uns?"

„Dass ich hier erneut auf euch gestoßen bin war tatsächlich nur dem reinen Zufall geschuldet. Ich arbeite für Tallia und raube ihre Gäste aus und im Gegenzug bietet sie mir ein Zimmer."

Die Tatsache, dass er obdachlos war interessierte mich nun wirklich nicht.

„Ich wusste nicht, dass ihr hier untergekommen seid. Aber ich gebe zu, Nibbles und ich haben euch in der Tat verfolgt, nachdem wir gesehen haben, was du für eine Uniform trägst." Abwehrend, obwohl ich gar nichts gesagt hatte, hob er die Hände. „Aber nicht um euch die Gedallos aus den Taschen zu ziehen! Ehrlich nicht! Sondern, weil ... nun ja ... du bist doch Aristea, oder nicht?"

Es wunderte mich nicht, dass mein Name bereits durch die Öffentlichkeit getragen wurde. Ganz so wie die Namen derer, die vor mir losgezogen waren, um das Unmögliche möglich zu machen. „Die bin ich."

„Und du versuchst das Krähennest ausfindig zu machten."

Nun hoben sich meine Augenbrauen doch ein Stück weit an. „Woher ..."

„Es ist noch gar nicht so lange her, dass Soldaten auf Gefoldryan aufgetaucht sind, um es zu finden. Offensichtlich greifst du die Spur auf, um an dein Ziel zu gelangen." Wieder lächelte Elwin. Dieses Mal hatte es aber nichts Freundliches, sondern eher etwas Überlegenes an sich. „Ich möchte dir mitteilen, dass heute dein Glückstag ist, Aristea, denn ich kann dir dabei helfen. Ich weiß, wo sich das Krähennest verbirgt."

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