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Oderint dum metuant I

Kälte kroch in Lloyds Knochen, vereiste seine Glieder und machte seine Zehen taub. Halb erfroren betrat er das Gasthaus. Seine letzte Rast, ehe er diesen Ort für eine sehr lange Zeit verlassen würde.

Für immer.

Er machte sich keine Hoffnung, dass er lebend durch das Gebirge gelangen könnte. Die letzten Tage hatte er kaum geschlafen und war stets auf der Hut gewesen, damit er weder in die Arme der Raben noch der Kopfgeldjäger oder der Templer lief. Menschen hatte er fast gänzlich gemieden.

Auch nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, pfiff der kalte Wind durch das Innere. Kleine Risse in dem Holz ließen ihn ein, Löcher in den Fenstern und fehlende Ziegel.

Drinnen war es ruhig. Einige Kerzen spendeten Licht und in einem Kamin knisterte ein Feuer, das vergeblich versuchte den Raum mit Wärme zu versorgen.

Die Köpfe der wenigen anwesenden Menschen drehten sich zu Lloyd herum. Ihre Blicke verfolgten ihn, als er durch den Raum ging und an den Tresen trat. Dort setzte er sich auf einen ungepolsterten Hocker aus Holz. Er zog sich die Kapuze noch tiefer ins Gesicht. Für die Reise hatte er sich einen dicken Fellmantel von einem einsamen Reisenden geliehen. Der Mantel hatte zwar schon bessere Tage gesehen – ein Knopf fehlte und am linken Ärmel war ein kleines Loch – aber bis jetzt hatte er ihm schon gute Dienste erwiesen.

Trotzdem machte er sich keine Illusionen, dass er es lebendig durch den Schnee schaffen würde. Und wenn doch, dann hatte er keine Ahnung, was auf der anderen Seite des Gebirges auf ihn wartete. Freunde oder Feinde. Oder ob es dort Tiere und Pflanzen gab oder nur kahles Gestein.

Leises Tuscheln zwang ihn, seinen Kopf ein Stückchen anzuheben. War er Thema der Unterhaltung? Die Menschen flüsterten so leise, dass er kein Wort verstehen konnte. Mit einem leisen Brummen wandte er sich dem Wirt zu, um ein Nachtlager und Proviant für die Reise zu erbitten.

Aber ehe er auch nur seinen Mund öffnen konnte, hörte er, wie der Hocker neben ihm über die Holzdielen geschoben wurde. Kurz darauf setzte sich jemand neben ihn.

„So seid Ihr bereit?
Ich gebe Euch sicheres Geleit."

Lloyd musste nicht einmal in die Richtung des Neuankömmlings blicken, um zu wissen, wer dort neben ihm saß. „Was wollt Ihr, Kyrat?", knurrte er. Auf die Rätsel des Jungen konnte er getrost verzichten. Wenn er Reime auf seiner Reise hätte haben wollen, dann hätte er einen Minnesänger anheuern können. Lloyd presste die Lippen aufeinander und schob seine Brauen zusammen. So wartete er auf eine Antwort.

Wenn Kyrat der Unterton nicht gefallen hatte, dann ließ er sich nichts anmerken. Er fegte mit der Hand den schmelzenden Schnee von den Schulterpolstern des schwarzen Mantels. Erst nach einigen Augenblicken öffnete er seinen Mund und sprach ruhig:

„Die Gebirge sind Jahrtausende alt,
und felsig, verschneit und kalt.
Ginget Ihr ohne Begleitung und allein,
wäret Ihr bald unbeweglicher Stein
oder brüchig und gläsern wie Eis.
So schließe sich niemals der Kreis."

Lloyd warf einen abschätzigen Blick auf den Jungen, der nun die Arme vor der Brust verschränkte und auf die Antwort wartete.

„Heißt das, Ihr wollt mich begleiten?", fragte Lloyd für den Fall, dass er die Reime falsch deutete.

Kyrat nickte und tippte mit dem Finger auf dem Tresen. Das einzige Zeichen seiner Ungeduld.

„Wer sagt mir, dass Ihr mich nicht hintergeht?", fragte Lloyd. Sein Ton war weit von freundlich entfernt. Rau und schroff, als versuchte er, einen ungebetenen Gast abzuwimmeln.

Kyrat neigte seinen Kopf leicht und sagte:
„Ich ging oft allein
und nun ist es dort fast wie daheim.
Jedoch, das, was Ihr erbittet, das Vertrauen
ist noch roh und unbehauen." Kurz schwieg er, als müsste er sich überlegen, wie er fortfahren wollte. Einige Sekunden später sprach er weiter:

„Lasst mich Euch sagen,
ob nun bei Nacht oder an Tagen:
Ich ließe Euch niemals fallen,
nicht wie andere aus den Heiligen Hallen."

Lloyd stockte. ‚Heilige Hallen'... irgendwo hatte er es schon einmal gehört, aber ihm wollte nicht einfallen, in welchem Zusammenhang.

„Die Heiligen Hallen liegen weit zurück in der Geschichte.
Über ihre Existenz singt niemand mehr Gedichte.
Nur einer will sie nicht vergessen
und ist von ihnen wie besessen.
Drum lauscht meinen Worten und lauscht gespannt:
Vertraut nicht dem Mann in lila Gewand."

Lloyd schob seine Brauen weiter zusammen, bis eine tiefe Furche auf seiner Stirn entstand. „Ich hatte nicht vor, Murasaki zu vertrauen", sagte er.

Kyrat legte seinen Kopf wieder schief und sah ihn mit einem Blick an, der aussagte, dass er ihm kein Wort glaubte. Und wenn der Elf recht überlegte, dann hatte er auch jeden Grund, ihn so anzublicken. Schließlich hatte Lloyd den Erzähler gebeten, eine Weile bei ihm wohnen zu dürfen und stand dann mitten in der Nacht vor dessen Türschwelle.

Lloyd presste seinen Lippen wieder aufeinander und nickte nur stumm. Er würde Murasaki nicht trauen. Er hatte ihm von Anfang an nicht trauen wollen.

„Und Ihr seid Euch sicher, dass Ihr mich begleiten wollt?", fragte der Elf und wieder nickte Kyrat. „In Ordnung", murmelte er dann. Sein Unterfangen war ohnehin zum Scheitern verurteilt. Vielleicht war Kyrat seine einzige Chance. Aber diesen Gedanken vertrieb er schnell wieder. Er brauchte keine falsche Hoffnung. Sie war nur Ballast, würde sich im falschen Moment entzünden und allen Schrecken anlocken, der sie dann langsam, aber sicher erstickt.

Sofort erhob Kyrat sich und deutete Lloyd mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen.

„Sollten wir nicht bis morgen warten?", fragte Lloyd. „Die Nacht ist schon angebrochen." Aber würde es einen Unterschied machen? Sterben würde er ohnehin, ungeachtet, ob sie noch warten oder nicht.

Kyrat schüttelte den Kopf, um die Frage zu beantworten, und deutete mit dem Kopf auf den Wirt. Dieser sah schnell in eine andere Richtung, als hätte er nicht die gesamte Zeit über, das Gespräch belauscht.

Ohne weitere Proteste stand Lloyd auf und folgte Kyrat aus dem Gasthaus hinaus. Der Wind pfiff laut und schoss die Schneeflocken wie kleine Nadeln durch die Nacht. Die Kälte biss ihm in die Haut, nun noch frostiger, da er sich einige Minuten im Wärmeren aufgehalten hatte. Mit einer Hand hielt er seine Kapuze fest, um sich vor den eisigen Geschossen zu schützen.

Seine Vernunft flüsterte ihm ein, wenn er nicht verhungern oder erfrieren wollte, dann sollte er schleunigst umkehren und warten, bis der Schneesturm vorüber war. Aber er blendete ihre Stimme aus. Sie sollte ihm in dieser Nacht nicht zur Seite stehen, ihm keinen Ratschlag erteilen oder sein Leben retten. Und daher ging er weiter, den Kopf gesenkt, damit der Schnee ihm nicht in die Haut stechen konnte.

Kyrat neben ihm bereitete weder der Sturm noch das Schneegestöber Schwierigkeiten. Er hielt seinen Zylinder fest, damit der Sturm ihn nicht rauben konnte, aber ansonsten spazierte er gemütlich durch den kniehohen Schnee.

Schon nach einigen Minuten bemerkte Lloyd, wie seine Hand an den Pelzkragen immer kälter wurde. Er schob sie in das Innere seines Mantels, in der Hoffnung, die steifen Finger wieder aufwärmen zu können. Die Kapuze peitschte ihm vom Kopf. Der Wind riss an den offenen Haaren, zerwühlte sie, bis der Elf den dicken Pelzkragen wieder zu fassen bekam und sich die Kapuze über den Kopf zog.

Als die Taverne nur noch ein kleiner Lichtpunkt in der Ferne war, den Lloyd kaum erkennen konnte, blieb Kyrat stehen. Er sah sich kurz um und blickte dann in den Himmel.

„Von hier aus sollten wir fliegen", sagte er.
„Nur so kann man den Schnee besiegen.
Hoch über die Wolken uns erheben,
erst dann werden sie sich ergeben."

Spätestens jetzt glaubte Lloyd, der Junge sei vollkommen von Sinnen. Er wollte schon auf dem Absatz kehrt machen und zurück zu der Taverne stapfen, damit er am morgigen Tag wenigstens allein, ohne einen Wahnsinnigen, in das Gebirge ziehen und sterben könnte, aber dann sah er, wie sich Kyrats Aussehen veränderte.

Smaragdgrüne Schuppen breiteten sich auf seiner Haut aus und schmiedeten einen Panzer, durch den kein Schwert, kein Pfeil und kein Speer dringen konnten. Seine sonst so zierlichen Hände verkrampften sich zu Klauen mit scharfen Krallen. Eine so lang wie ein Unterarm.

Er senkte sich auf alle Viere. Auf seinem Rücken brachen ledrige Flügel aus der Haut heraus und rissen die Kleidung in Fetzen. Aber Kyrat störte das nicht länger, denn aus dem kleinen, schlaksigen Menschen war ein haushoher Drache geworden.

Einige Sekunden lang starrte Lloyd ihn nur regungslos mit offenem Mund an. Sein Blick wanderte an ihm mehrfach auf und ab. Von den Nüstern, aus denen bei jedem Atemzug kleine Rauchwölkchen gestoßen wurden, bis zu der Schwanzspitze, die hin und her peitschte und Spuren in den Schnee zog.

War nun Lloyd derjenige, der wahnsinnig geworden war?

Der Drache bewegte seinen Kopf auf den Elfen zu und blies ihm aus den Nasenöffnungen warme Luft entgegen. Die Schneeflöckchen, die Lloyds Sicht einschränkten, wirbelten aus dem Weg und schmolzen noch mitten im Flug.

„Wir sollten uns beeilen
und nicht zu lang verweilen", sagte der Drache. Beim Sprechen sah Lloyd die Zähne im Maul, lang und spitz wie Messer.

Trotz Kyrats Worten, die zur Eile antrieben, löste sich der Elf nur langsam aus der Starre. Vorsichtig streckte er seine Hand aus.

Kyrat stupste die Hand sacht mit seiner Nase an und blickte durch die gelben reptilienartigen Augen auf ihn herab.

Die Schuppen gaben leicht unter seinen Fingerspitzen nach, etwa so wie ein Kettenhemd es tat, aber gleichzeitig waren sie hart und unzerstörbar. Ein solches Wesen wollte man niemals auf feindlicher Seite wissen.

Kyrat legte seinen Kopf in den Schnee und sah den Elfen vielsagend an. Unsicher trat Lloyd an ihn heran, strich noch einmal an den Schuppen des langen Halses entlang. War dies nun die Hoffnung, die er so vergeblich versucht hatte, nicht in sein Herz zu lassen?

Er setzte zum Sprung an, aber seine Sohlen rutschten auf der glatten Oberfläche aus, sodass er kaum Höhe erreichte und strauchelte, als er wieder auf seinen Füßen landete, aber zumindest fiel er nicht kopfüber in den Schnee.

Kyrat kommentierte das nur mit einem Schnauben, von dem Lloyd hoffte, dass es nicht belustigt war. Seine Brauen schoben sich zusammen. Mit seinem Stiefel schob er den Schnee aus dem Weg, sodass er einen kleinen Kreis um sich herum formte. Dann sprang er erneut, bekam eines der gedrehten Hörner zu fassen und zog sich hoch. Eines seiner Beine schwang er über den Hals und setzte sich direkt in Kyrats Nacken.

Der Drache breitete seine Flügel aus. Lloyd schluckte. Fliegen. Wahrhaftig fliegen. Solange ihn nicht plötzlich Höhenangst plagte, sollte alles gut sein, versuchte er sich einzureden.

Mit nur einem kräftigen Flügelschlag erhoben sie sich in die Luft. Lloyds Herz zog sich zusammen und pumpte dann Adrenalin in sein Blut. Er packte die Hörner fester. Runterfallen und auf dem Boden zermatscht werden, wollte er noch weniger als erfrieren.

Je höher sie stiegen, desto kälter wurde der Wind. Wie tausend kleine Nadeln stachen ihm die Schneeflocken in die Haut. Die Kapuze fegte ihm vom Kopf und seine Haare wirbelten ihm ins Gesicht. In Momenten wie diesen bedauerte er es fast, dass er sie zumeist offen trug. Unpraktisch.

Das dichte Schneegestöber raubte ihm die Sicht. Die Muskeln in seinen Armen brannten vor Anstrengung schon jetzt. Aber er hielt sich weiter fest. Er konnte es sich nicht leisten, loszulassen.

Und dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, als Lloyd schon geglaubt hatte, dass seine Arme jeden Moment aufgeben würden, dann durchbrachen sie die Wolkendecke. Kyrat ließ sich nun sanft von dem Wind tragen.

Die Anstrengungen des Aufstiegs waren vergessen. Über den Wolken glänzten die Zwillingsmonde und neben ihnen die abertausenden Sterne. Lloyd konnte ein „Unglaublich" nicht zurückhalten.

Und mit dem Licht der Monde, mit dem kalten, aber sanften Wind, mit den Wolken unter ihm keimte in seinem Herzen Hoffnung, brach aus ihrem Gefängnis aus und wärmte seine Brust. Vielleicht – nur vielleicht – waren seine Vorfahren über das Gebirge gelangt. Vielleicht konnte er sie wiederfinden und das Geheimnis der Rose aus Eis lösen. Und vielleicht konnte er seine Verbannung aufheben.

Doch wie ein Messer mit frostumhüllter Schneide stieß ihm Zweifel durch den Rücken und ließ alle Wärme erkalten, saugte sie ihm alle Hoffnung aus und setzte sich tief in seine Knochen. Wo gerade noch Wärme strahlte, glänzte nun Kälte. Wo gerade noch Hoffnung keimte, säte sich nun Zweifel.

Niemand hatte vor ihm die Rose aus Eis gefunden. Warum sollte er, der erste sein, dem dies gelingen würde? Er hatte alles verloren, war nun ein niemand.

„Ihr spürt Zweifel in Eurem Herzen,
die Euch schon lange schmerzen", sagte Kyrat.
„Doch diese Gefühle werden
nur vergeben im Sterben." Lloyd hörte den Drachen seufzen.
„Für Eure Worte stehe ich zur Stelle.
Ihr seid nicht allein in Eurer Zelle."

Lloyd presste kurz seine Lippen aufeinander, ehe er antwortete: „Versteht mich nicht falsch, Kyrat, ich bin Euch sehr dankbar für Eure Hilfe, aber ich denke nicht, dass wir uns schon derartig vertraut sind."

Kyrat seufzte erneut und bewegte seinen Kopf leicht, als würde er nicken. Nach einem kurzen Moment der Stille, ergriff er erneut das Wort:

„Selbst mit meinen Flügeln
lässt sich die Wegzeit nicht zügeln.
Schließt Eure Augen, ruhet sanft;
vergesst alles, auch Euren Kampf."

„Ohne Zweifel könnte ich mich nicht auf Euch halten, wenn ich einschlafen würde", sagte Lloyd, obwohl er gerne einige Stunden Schlaf hätte. Die letzten Tage waren nervenzehrend und die Nächte kurz gewesen.

„Ich sagte es zuvor,
aber vielleicht kam es nicht an Euer Ohr:
Euer Fallen ließe ich nicht zu,
such nun endlich Ruh'."

Das war kein wirklicher Grund und Lloyd beschlich das Gefühl, dass Kyrat es auch wusste. Solange wie er konnte, versuchte er, wach zu bleiben, aber die vergangenen Tage forderten letztlich ihren Tribut.

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