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Gnade IV

„Ach, mir fällt gerade ein, weshalb ich in erster Linie zu Euch gekommen war", sagte Murasaki. Er schob eine Hand in seinen Ärmel, um kurz darauf einen Brief herauszuholen und ihn Lloyd entgegenzuhalten. „Die werte Lady Sindak hat Euch geschrieben und lädt Euch zu sich ein."

Lloyd schnaubte und nahm den Brief. „Was habt Ihr mit den Dunkelelfen zu schaffen?"

Murasakis Lächeln wurde eine Spur breiter. „Das Übliche," sagte er. „Außerdem wünscht sie die Übergabe des Gefangenen, der in Eurem Kerker untergebracht ist."

Lloyd ignorierte die Tatsache, dass der Erzähler den Brief wohl geöffnet und gelesen hat, und fragte stattdessen: „Ich habe einen Gefangenen?"

Murasaki nickte. „Nachdem Ihr zu dem König der Menschen entführt wurdet, hat Elliot den Dunkelelfen mitgenommen, der Euch begleitet hatte. Elliot wollte ihn gegen Euch austauschen, aber, da Ihr den Weg zurück hierher gefunden habt, sitzt der Dunkelelf noch immer im Verlies fest. Wir können ihm gerne einen Besuch abstatten."

„Jetzt?"

„Aber selbstverständlich jetzt." Murasaki hielt ihm seine Hand hin, aber der Elf dachte nicht einmal daran, sie zu ergreifen.

„Nein", sagte Lloyd und stand allein auf. Er suchte seinen Gehstock und musste feststellen, dass er ihn im Palast vergessen hatte. Sein Blick verfinsterte sich und er sah, wie Murasaki ihm zulächelte und mit seinen Fingern wackelte, um ihn zu überzeugen, doch die ausgestreckte Hand zu ergreifen. Bestimmt wiederholte er nur: „Nein."

Erst jetzt ließ der Erzähler seine Hand sinken. „Es ist die angenehmste und schnellste Art zu reisen", sagte er.

„Mir wird übel davon", murmelte er und humpelte voran. Er wusste zwar nicht, wo sich der Kerker befand, aber das Klirren, das hinter ihm ertönte und zu ihm aufholte, noch ehe er den Korridor betreten hatte, verriet ihm, dass Murasaki ihn an sein Ziel bringen würde.

Ohne Gehstock schmerzte jedoch jeder Schritt. Mehrfach blieb er stehen und stützte sich an der Wand ab, um eine kurze Pause einzulegen. Murasaki wartete stets geduldig auf ihn.

Als Lloyd sich jedoch zum siebten Mal an der Wand abstützte und rasten wollte, hörte er den Erzähler leise seufzen. Der Boden unter seinen Füßen verschwand und er fand sich in Murasakis Armen wieder.

„So ist es doch viel angenehmer für Euch, nicht wahr?", fragte Murasaki und zog ihn näher an sich heran, damit der Elf sich nicht sofort von ihm stoßen und auf dem Boden verletzen könnte.

Lloyd stieß nur ein Schnauben aus, aber er schwieg. Er würde sich eher die Zunge abbeißen, als zuzugeben, dass der Erzähler recht hatte.

Einige Schritte gingen sie schweigend durch die Korridore. Nur das Klirren der Ketten war zu hören. Der ewige Gefährte, der ihn niemals loslassen würde. Ein alter Freund, den er durch Zufall gefunden hatte und nun nicht mehr verlassen konnte.

Er richtete den goldenen Blick auf Lloyd. Der Elf hatte es sich in seinen Armen schon bequem gemacht, an seine Schulter gelehnt und die Augen geschlossen.

„Was gedenkt Ihr mit Lady Sindak zu besprechen? Wollt Ihr Euch ihr unterwerfen?", fragte er.

Lloyd schnaubte und schlug die Augen auf. „Ich werde mich nicht unterwerfen", sagte er, den Blick fest auf Murasaki gerichtet, als würde er nicht nur über die Lady, sondern auch direkt zu dem Erzähler selbst sprechen. „Ich lasse mich nicht ausnutzen. Besonders nicht von denen, die mir so nah kommen, dass ich sie fast für Freunde halten könnte. Ich knie vor niemandem."

Murasaki hüstelte leise. „Vor Elliot habt Ihr gekniet."

Für diese Bemerkung rammte Lloyd ihm seinen Ellenbogen in die Rippen. Murasaki sackte kurz zusammen und kam ins Straucheln, aber er fing sich schnell wieder und ließ den Elfen nicht einmal los.

„Sweetie, passt auf", sagte er, während er sich alle Mühe gab, sein Lachen zurückzuhalten. „Ihr wollt doch nicht fallen."

„Hmpf." Lloyd verschränkte die Arme vor der Brust. „Das nehme ich gern in Kauf." Dann setzte er seine ursprüngliche Antwort fort, ehe Murasaki die Stille ausnutzen und noch mehr Seitenhiebe gegen ihn verteilen konnte. „Ich möchte ein gleichwertiges Bündnis mit Lady Sindak. Einen sicheren Frieden, damit jeder Zwist der Vergangenheit begraben werden kann."

Murasaki seufzte. Sein Lächeln wurde schwächer. „Ihr seid noch so unfassbar jung", sagte er. „Und–"

„Nennt mich jetzt nicht naiv."

„–naiv. Die Welt wird Euch verschlungen haben, ehe Ihr auch nur Euer Schwert gegen sie ziehen könnt. Kalt und dunkel ist es und niemand will Euch Gutes."

Lloyd schwieg. Schon jetzt bereute er es, nicht einfach Murasakis Hand ergriffen zu haben und auf direktem Wege mit ihm in das Verlies gegangen zu sein. Das ganze Gerede des Erzählers hätte er umgehen können.

Er lehnte sich wieder gegen Murasakis Schulter und schloss die Augen in der Hoffnung, die Worte ausblenden zu können. „Wie lange werden wir noch brauchen?", fragte er und betete gleichzeitig, dass es nicht mehr lange dauern würde.

„Die Kerker sind tief im Berg", antwortete Murasaki. „Mindestens eine halbe Stunde werden wir wohl noch unterwegs sein."

Lloyd verzog keine Miene, obwohl er nun wusste, dass er seine persönliche Hölle noch viel zu lange durchleben musste. „Könntet Ihr dann still sein?", fragte er. Die Stimme trug nur einen Hauch seines Missfallens, aber er ärgerte sich trotzdem, dass er seine Emotionen nicht gänzlich verstecken konnte.

„Mir wollt Ihr das Wort verbieten, Sweetie?", fragte Murasaki und sofort wusste Lloyd, dass er ihn nur dazu gebracht hatte, noch mehr zu reden. „Mir?" Übertrieben erschrocken sog er Luft ein. „Dann könnt Ihr mir auch gleich mein Leben rauben."

Lloyd überlegte, ihm noch einmal den Ellenbogen in die Rippen zu stoßen, aber er begnügte sich damit, seine Augen zu öffnen und so stark mit ihnen zu rollen, dass Murasaki es gar nicht unbeachtet lassen konnte.

„Ist meine Gesellschaft etwa so grässlich?", fragte der Erzähler mit einem Lächeln, bei dem Lloyd wusste, dass er nur verlieren konnte.

„Ja", murrte er. „Und sie wird jede Sekunde schlimmer." Er schalt sich innerlich, dass er klang wie ein trotziges Kind und den Erzähler nur zum Lachen brachte. Kurz erwog er sogar, einfach aus seinen Armen herauszurollen, aber er wollte nicht zu Boden stürzen und daher verharrte er regungslos, schloss nur wieder seine Augen.

Doch schon nach wenigen Minuten, in denen er sich anhören musste, wie böse die Welt war und dass sie sein Untergang sein wird, schlug er sie wieder auf. Ein Gedanke kam ihm, den er nicht in den Hintergrund schieben konnte.

„War Regna derselbe Prophet, der auch die Lichtelfen in den Tod geschickt hatte?", fragte er.

Murasaki sah kurz zu ihm, aber dann richtete er den Blick wieder nach vorne. Seine Mundwinkel hoben sich leicht, aber die Wärme wich aus den Augen. „Das war er", antwortete er. „Nachdem er erfuhr, dass die Lichtelfen nicht unbedingt ausgelöscht, sondern nur verändert waren, wollte er sich selbst ein Bild davon machen, was seine Taten bewirkt hatten. Er wollte an der Hoffnung festhalten, dass er hier auf Vergebung treffen würde. Aber mit seiner Ankunft besiegelte er auch das Schicksal der hier lebenden Völker und, obwohl er nun schon viele Jahre lang fort ist, werden seine Worte weiterhin Verderben bringen."

Lloyd nickte nur und lehnte seinen Kopf wieder gegen Murasakis Schulter.

Sie waren nun schon tief im Berg angekommen. Vor einer schweren mit Eisen verstärkten Tür ließ Murasaki ihn wieder auf eigenen Beinen stehen, damit er selbst die Tür aufschieben konnte.

Der Korridor dahinter war düster, nur mit wenigen Lichtern beleuchtet. Schwüle und stickige Luft entwich aus dem Kerker. Auf Lloyds Stirn bildeten sich schon Schweißperlen, wenn er nur daran dachte, in das Verlies zu gehen.

„Werdet Ihr mich begleiten?", fragte er und sah zu Murasaki. Auf dessen Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und sofort wusste Lloyd, dass es ein Fehler war, gefragt zu haben.

Der Erzähler machte eine ausladende Geste in Richtung des Korridors und antwortete: „Wenn Ihr schon so lieb fragt."

Lloyd hielt sein Schnauben zurück. Er hatte das Gefühl in der letzten knappen Stunde, die Murasaki bei ihm war, schon mehr geschnaubt zu haben als in seinem restlichen Leben.

Der Erzähler ließ die Tür offen, nachdem sie eingetreten waren. Durch die Öffnung fiel Licht in den Korridor und frische Luft begleitete sie, als sie an den ersten Zellen entlanggingen. Doch je weiter Lloyd humpelte und Murasaki neben ihm her hüpfte, desto dunkler und schwüler wurde es. Sogar bis zu dem Punkt, dass ihm schwindelig wurde und er seine Schritte verlangsamen musste, um durch den Luftmangel nicht umzukippen.

Tief im Verlies, nachdem sie an unzähligen leeren Zellen vorbeigegangen waren, sah er den Gefangenen. Wie Murasaki bereits angekündigt hatte, handelte es sich um den Diener aus der Dunkelelfenresidenz. Er saß gegen eine Wand gelehnt, die Beine angezogen und die Augen geschlossen.

An den Wänden waren Striche in den Stein geritzt, als hätte der Insasse etwas gezählt. Doch es waren keine Tage, denn der Gefangene konnte sich hier nicht an dem Sonnenlicht orientieren. Stattdessen zählte der Dunkelelf, wie oft er geschlafen hatte und versuchte so herauszufinden, wie lange er schon festsaß.

Sobald er die Schritte hörte, riss er die Augen auf und blickte zu den Ankömmlingen. Er sprang sofort auf die Füße und kam an das Gitter.

„Mylords", begrüßte er sie. „Wie kann dieser einfache Diener Euch helfen?"

Lloyd stutzte. Der Dunkelelf hatte seine Höflichkeitsfloskeln nicht abgelegt, obwohl er schon mehrere Wochen gefangen war. Sein Gesicht war ausgemergelt, die Haut fahl, seine Kleidung schmutzig und teilweise zerrissen.

Murasaki lehnte sich hinter Lloyd an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust, während er ihn dabei beobachtete, wie er mit dem Dunkelelfen sprach.

„Wie lautet Euer Name?", fragte Lloyd.

Von dieser Frage überrascht wich der Dunkelelf einen Schritt zurück und stotterte: „I-ich bin nur ein einfa–"

„Sein Name ist Daryll", unterbrach Murasaki ihn. „Frau und Kinder hat er nicht, dafür aber eine eigene Hütte, die er sich durch seine Tätigkeiten am Hof leisten kann."

Die beiden Elfen sahen zu ihm. Daryll eingeschüchtert und Lloyd mit einem Blick, durch den er Murasaki zum Stillsein bewegen wollte.

Dann wandte sich Lloyd wieder dem Dunkelelfen zu. „Wisst Ihr, wie lange Ihr schon hier seid?", fragte er.

„Einige Wochen... oder Monate", antwortete Daryll. „Dieser Diener ist sich unsicher."

Lloyd musste all seine Zurückhaltung zusammenkratzen, um ihn nicht zu bitten, in der ersten Person von sich zu sprechen.

„Murasaki, wann erwartet Lady Sindak mich?", fragte er, ohne sich zu dem Erzähler umzudrehen. Er wollte den ‚Jetzt darf ich also wieder reden?'-Blick nicht sehen.

„Übermorgen", sagte Murasaki.

„Aber..." Jetzt wandte sich Lloyd zu ihm. „Das heißt, dass ich mich jetzt sofort auf den Weg machen muss, damit ich überhaupt noch die Chance habe, rechtzeitig dort anzukommen."

Murasaki zuckte mit den Schultern. „Ihr musstet ja wochenlang tot in Eurer Grabkammer liegen."

Lloyd schnaubte und sah dann wieder zu Daryll. „Lady Sindak möchte, dass Ihr gesund und heil zu ihr zurückkehrt. Ich hole Euch sofort hier heraus."

„Das wird den Drachen aber gar nicht gefallen", kam von Murasaki.

„Ich bin ihr König", sagte Lloyd. „Was ihnen gefällt und was nicht, kümmert mich nicht." Er trat an die Zellentür heran. Ein solides Schloss. Eines, das er ohne Schlüssel unmöglich öffnen konnte. Doch gerade als er dies gedacht hatte, nahm er eine Bewegung aus seinem Augenwinkel wahr. Von hinten wurde ihm ein glitzernder Schlüssel gereicht.

Lloyd unterdrückte ein Augenrollen. Natürlich hatte Murasaki einen Schlüssel. Was hatte er auch anderes erwartet?

Wortlos und ohne zu hinterfragen, nahm er den Schlüssel und sperrte die Kerkertür auf. Zu Daryll sagte er: „Folgt mir. Wir werden so schnell wie möglich zu Lady Sindak aufbrechen."

„Dann nun also zu den Dunkelelfen", sagte Murasaki. Die Stimme so euphorisch, dass Lloyd sich gar nicht ausmalen wollte, was in seinem Kopf vor sich ging. „Gebt auf Euch Acht. Das Schicksal könnte zuschlagen und ich werde nicht an Eurer Seite stehen können, um Euch zu beschützen."

Lloyd wollte diesen Worten keine Beachtung schenken, aber tief in seinem Verstand grub sich ein Gedanke aus. Was, wenn die Dunkelelfen doch keinen Frieden wollen? Wenn dies eine Falle war und er bereitwillig und blind mitten in sie hineinlief?

Aber er schüttelte den Gedanken aus seinem Kopf. Dieses Treffen war eine Gelegenheit, Frieden zu schaffen. Er konnte sie nicht ungenutzt an sich vorbei streichen lassen.

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