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Ex Nihilo I

Der Prinz brach in die Richtung auf, in die er geschickt wurde. Mit einer Hand zog er sich seine Kapuze über den Kopf. Gegen den eiskalten Regen half sie zwar kaum, aber so fühlte er sich zumindest sicherer vor neugierigen, doch vor allem feindseligen Blicken auf seine Ohren. Allzu viele Menschen trauten sich bei diesem Wetter zwar nicht auf die Straße und die Nacht brach auch schon herein, aber es brauchte nur einen einzigen Menschen und der Auftrag wäre gefährdet. Dann könnte er Plan A bis H streichen.

Das Schmatzen, das seine Stiefel auf dem schlammigen Boden verursachten, wurde von dem trommelnden Regen übertönt. Sobald Lloyd seinen Kopf auch nur ein Stückchen hob, peitschten ihm die Tropfen ins Gesicht, rannen an seinen Wangen hinab und durchnässten dann seine Kleidung.

So schnell er konnte, ließ er das Dörfchen hinter sich und bog auf einen Trampelpfad in den Wald ab. Bald wurde dieser Weg noch schmaler und schließlich von Sträuchern versperrt. Einige Äste hingen so tief, dass Lloyd seinen Kopf einziehen musste, damit er nicht gegen sie stieß.

„Hier sollen sie langgegangen sein ...", murmelte er vor sich hin. Er schob die Sträucher zur Seite und zwängte sich durch die kleine Öffnung, die dadurch entstanden war. Die Zweige griffen nach seinem Umhang, aber Lloyd – schlaksig und geschickt, wie er war – gelang es, sich zu befreien, ohne dass seine Kleidung einen Riss bekam.

Der Pfad dahinter war jedoch kein Stück weniger überwuchert. Lloyd seufzte leise, ehe er sich weiter vorkämpfte. Bedacht darauf, dass sich die Zweige nicht in den langen Haaren verfingen oder sein Gesicht zerkratzten.

Nach einigen Minuten mühte er sich immer noch mit dem Gestrüpp ab. Er war nur wenige Meter vorwärtsgekommen. Mittlerweile glaubte er schon, dass er in die falsche Richtung gelaufen war. Doch dann sah er ein Licht durch die Bäume hindurch aufblitzen. Das Lagerfeuer. Danach hatte er gesucht.

Mit jedem Schritt wurde sein Weg klarer und der Regen schwächer, bis er nur noch leise auf der Blätterdecke prasselte. Aber kaum ein Tropfen traf noch den Waldboden oder den Prinzen.

Und nach einigen weiteren Minuten stand er am Rande einer Lichtung. Der Regen hatte vollends aufgehört. Nun stieg ihm der Geruch frisch zubereiteten Essens in die Nase. Jedem Menschen wäre sofort das Wasser im Mund zusammengelaufen, aber Lloyd verzog nur das Gesicht. Warum ließ er sich ständig zu so etwas überreden?

Hinter einem Baum hervor spähte Lloyd auf die Lichtung. Eine Menschengruppe hatte dort ein Lager aufgeschlagen. Um ein Lagerfeuer herum saßen sie, unterhielten sich und lachten, aber keiner von ihnen erweckte besonderes Interesse in ihm. Es waren nur Schergen. Befehlsempfänger. Kleine Leute, die im Großen, Ganzen untergingen.

Auf einen Menschen allerdings heftete sich Lloyds Blick. Er saß ein wenig abseits, aber auch wenn er sich mit niemandem unterhielt, wirkte er nicht wie ein Außenseiter, sondern eher als bewache er die Gruppe. Die Luft um ihn herum schien elektrisiert, aber dennoch im Einklang mit der Natur.

Seine dunklen Haare hatte er in einem lockeren Knoten hinter seinem Kopf zusammengebunden. Einige Strähnen hingen ihm ins Gesicht, weil sie sich aus dem Zopf gelöst hatten. Entweder weil der Mensch sich ohne viele Gedanken die Haare zusammengebunden hatte, oder weil er den ganzen Tag unterwegs gewesen war und sich nicht die Mühe gemacht hatte, seine Haare erneut zu ordnen.

Seine Kleidung hingegen – das konnte Lloyd selbst in einigen Metern Entfernung erkennen – war aus edlen Stoffen und passten ihm wie angegossen. Keine Falte wagte es, sich zu zeigen. Kein Staubkorn setzte sich auf die Kleidung und verunreinigte sie.

Das war er also. Im Vorhinein hatte Lloyd alle Informationen zu ihm gesammelt, die er finden konnte.

Tavaren Kestrel, Wächter von Kastolat, der damals als Elfenjäger bekannt war. Seine außergewöhnliche magische Begabung war ein offenes Geheimnis, aber beschützt von den Seinen, konnte ihm diese Magie bisher niemand nachweisen. Und an seiner Seite: eine blutrünstige Bestie, die besonders auf Elfenjagd getrimmt war und von niemandem, außer Tavaren selbst, kontrolliert werden konnte.

Lloyd hatte sich diesen Adeligen anders vorgestellt. Denn der Wächter wirkte wie ein gewöhnlicher Mensch und diese ‚Bestie'? Das war ein Hund, der neben seinem Herrchen lag und sich von ihm hinter den Ohren kraulen ließ.

Erst als jener Hund den Kopf anhob und Lloyd mit seinen blass-blauen Augen durchdrang, erkannte er, dass dies kein Hund war. Nein, es handelte sich um einen Wolf. Er japste kurz, um seinem Besitzer ein Zeichen zu geben, aber Lloyd versteckte sich hinter einem Baum, ehe er gesehen werden konnte.

Sein Herz schlug schneller. Er ließ seinen Kopf gegen den Baum sinken und holte tief Luft.

Zwar kannte er seinen Auftrag, aber so direkt in die Höhle des Löwen zu spazieren, schien ihm riskanter zu sein, als es in der Planung geklungen hatte. Doch umkehren, zurückkriechen und die spöttischen Bemerkungen seiner Schwester anhören müssen, das war keine Option.

Mit diesem Gedanken richtete er sich wieder auf, schüttelte alle Sorgen ab und trat auf die Lichtung. Er ließ seine Füße absichtlich trockenes Gestrüpp streifen, brach unter seiner Sohle einen kleinen Zweig entzwei. Die Menschen sollten nicht denken, er wolle sich anschleichen.

Sofort schnellten alle Blicke zu ihm. Ein Hüne sprang auf seine Beine und packte eine mächtige Streitaxt, die Lloyd mit einem Hieb entzwei spalten könnte. Auch die Muskelkraft des Hünen könnte eine solche Tat vollbringen. Seine Schultern waren zweimal so breit wie Lloyd und die Hände so gewaltig, dass er damit Steine zerschmettern könnte. Eine Narbe, die sich von dem Ansatz seiner roten Locken quer über die Wange bis zu seinem Kinn zog, ließ ihn noch furchterregender erscheinen.

Lloyd zwang sich den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken. Den Gedanken, dass dieses ganze Unterfangen eine furchtbare Idee war, drängte er in den Hintergrund.

Beruhigend hob er die Hände. „Kein Grund gleich die Waffen zu ziehen", sagte er. Die gewohnte Arroganz in seiner Stimme tauschte er nun gegen Bescheidenheit. „Ich kam, weil ich hoffte, Ihr könntet etwas zu Essen entbehren."

„Seid Ihr bewaffnet?", fragte der Hüne ohne Umschweife.

Und ebenso schnell antwortete Lloyd: „Ja." Er hätte wohl Lügen können, aber einen Blick unter seinen Umhang und er wäre entlarvt worden.

Tavaren erhob sich nun auch. „Selbstverständlich ist er bewaffnet, Sal", sagte er. „Nur ein Narr wäre es in diesen Zeiten nicht. Steckt Eure Waffen zurück!" Selbst in diesem Befehlston war seine Stimme überraschend wohlklingend ... zumindest für einen Menschen.

Sal schnaubte einmal und warf Tavaren einen warnenden Blick zu, ehe er tat, wie es ihm befohlen wurde und er sich wieder zu den restlichen Menschen setzte.

Tavaren achtete nicht weiter auf Sal und trat an Lloyd heran. Er war kaum größer als der Prinz, aber dieser musste trotzdem dem Drang widerstehen, vor ihm zurückzuweichen. Etwas an ihm ließ es Lloyd kalt den Rücken herunterlaufen. Er schob es auf die ganzen Geschichten, die er über Tavaren gehört hatte oder auch darauf, dass er es nicht gewöhnt war, so direkt mit einem Menschen zu sprechen.

„Mein Name ist Tavaren Kestrel", stellte sich der Wächter vor und streckte ihm die Hand entgegen.

„Lloyd", nannte der Prinz auch seinen Namen, aber er betrachtete die Hand nur. In seinen Gedanken kramte er, ob Menschen es als unhöflich ansahen, eine hingehaltene Hand nicht zu ergreifen.

Tavaren bemerkte sein Zögern und ließ seine Hand wieder sinken. Für einige Sekunden herrschte unangenehmes Schweigen zwischen ihnen, ehe der Wächter es auflöste.

„Ihr könnt selbstverständlich eine Mahlzeit von uns bekommen." Er legte Lloyd eine Hand auf die Schulter und lud ihn zu dem Platz ein, auf dem er kurz zuvor noch allein, nur in der Gesellschaft seines Wolfes, gesessen hatte.

Die Hand auf seiner Schulter löste in Lloyd eine Gänsehaut aus, die ihm langsam den Rücken herunterkroch, sodass er sich kurzerhand einige Schritte von dem Menschen entfernte. Gerade so viel, dass Tavaren ihn nicht mehr erreichen konnte.

„Eure Dienste sollen auch nicht unbelohnt bleiben", sagte Lloyd. Er hoffte, dadurch würde er vor unliebsamen Fragen verschont bleiben. Plan A wäre ihm schließlich am liebsten.

Zu Lloyds Überraschung winkte Tavaren ab. „Behaltet Euer Geld. Ich werde keinen Hungernden abweisen. Wir sind schließlich keine Barbaren."

Barbaren. Als Nordling hatte Tavaren besonderes Interesse mit diesem Gerücht aufzuräumen. Was machte er überhaupt so weit im Süden? Lloyd wurde diese Information gegeben, bevor er aufgebrochen war. Er hatte sie aber schlichtweg für nichtig erachtet und vergessen. Wichtig für ihn war nur sein Auftrag: Er musste nach Kastolat gelangen.

„Setzt Euch", riss Tavaren ihn aus seinen Gedanken. Während er sich auf einen in der Hälfte durchgeschnittenen Baumstamm setzte, spürte er, wie sich die Blicke der anderen Menschen in seinen Rücken bohrten. Wie kleine Dolche stießen sie durch seine Rippen und stachen in sein Inneres.

Tavaren drückte ihm einen Teller mit Eintopf in die Hand und setzte sich neben ihn. Viel zu nah für Lloyd. Er rückte ein Stück ab, aber ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Dieser ganze Plan war doch zum Scheitern verurteilt.

Erst jetzt wandten sich die anderen Menschen wieder ihren Gesprächspartnern zu. Lloyd beschlich das Gefühl, dass sie gezielt nicht zu ihm und Tavaren blickten. Sie waren nicht mehr so laut wie zuvor, lachten nicht mehr. Eine seltsame Anspannung lag in der Luft, die Lloyd prophezeite, dass er keine falsche Bewegung machen durfte, wenn er nicht von dem Hünen in der Mitte gespalten werden wollte.

Unter Tavarens Blick schob sich Lloyd den Löffel in den Mund. Auf den Geschmack achtete er so wenig wie möglich. Er war Besseres gewöhnt und hatte das Essen der Menschen ohnehin noch nie gemocht. Es hatte stets etwas Schales, Mildes an sich, als würden sie zwar die Grundlagen kennen, aber unfähig sein, die Mahlzeiten zu verfeinern.

Während er aß, versuchte er Tavaren nicht aus den Augen zu lassen. So ganz wollte er diesem Menschen nicht seinen Rücken zudrehen. Selbst das Blinzeln fiel ihm schwer, denn wer wusste schon, was der Wächter in diesem Bruchteil einer Sekunde machen könnte.

Verwunderlich war Lloyds Reaktion auf ihn nicht. Schließlich war Tavaren nicht nur ein Mensch, sondern auch ein Elfenjäger und nicht zuletzt der Feind.

Unter Tavarens Blick, der langsam auf Lloyds Haut entlangfuhr und alle Linien seines Gesichtes nachzeichnete, fiel ihm das Schlucken schwer.

Tavaren rückte an ihn heran und wandte sich so zu ihm, dass die Schultern der beiden sich leicht berührten.

„Ich hoffe, es schmeckt Euch", sagte er. Sein Atem kitzelte auf Lloyds Wange und verursachte ein leichtes Kribbeln, das an seiner Wirbelsäule herunterrann. Der Elf schob seine Brauen zusammen und er rückte wieder ein Stückchen ab.

Ohne aufzusehen, brummte er nur ein kurzes „Mhm." Tavaren drehte sich noch ein wenig weiter zu ihm und berührte ihn nun mit seinem Fuß auf eine Art, die unmöglich ein Versehen sein konnte.

Lloyds Nackenhaare stellten sich auf. Hier lief etwas falsch ... Er hatte zwar von Tavarens Neigungen gehört, aber dass er so aggressiv in seinem Vorgehen war, hatte er nicht erwartet.

Lloyd sah auf. Das Gesicht seines Gegenübers war ihm so nahe, dass dieser den Kopf auf seine Schulter legen könnte, wenn er gewollt hätte.

Reflexartig zuckte Lloyd zurück, aber, gebunden durch seinen Auftrag, konnte er nicht einfach aufstehen und gehen. Erstarrt blickte er Tavaren in die Augen. Sie waren düster, aber durch die Lichtpunkte, die in der Finsternis tanzten, lebendig.

Lloyd drohte von dieser Dunkelheit verschlungen zu werden, aber er riss sich los und schaute auf seinen Teller hinab. Jetzt wusste er, was der Wächter versuchte. Lloyd zwang sich, ein Schnauben zu unterdrücken und stattdessen nur die Zähne aufeinanderzubeißen. Plan A würde er nicht aushalten.

Tavaren ergriff das Wort. „Woher stammt Ihr, mein Werter?"

Lloyd seufzte innerlich. Warum wurde er nur immer gezwungen zu lügen? „Aus dem Süden", sagte er. Das war im Grunde keine Lüge, aber auch keine Antwort, die Tavaren einfach akzeptierte.

„Süden? Aus Benela? Oder dem Imperium?", hakte der Wächter nach. „Oder aus Everas?"

Das letzte Wort hallte noch kurz in Lloyds Verstand nach. Das Elfenreich.

„Aus dem Imperium", antwortete er schnell. Eine Lüge, aber wenigstens gefährdete er so den Auftrag nicht.

„Dann seid Ihr weit entfernt von Eurer Heimat. Was führt Euch hierher nach Nevras?", fragte Tavaren weiter.

Lloyd war sich nicht sicher, ob der Mensch einfach nur die Stille füllen wollte, oder ihn ausfragte.

„Einige wichtige Geschäfte", antwortete er.

Über Tavarens Gesicht huschte ein Lächeln, durch das Grübchen in seinen Wangen entstanden. Erst jetzt bemerkte Lloyd, dass er ihm wieder in die Augen gesehen und sich wenige Millimeter vorgelehnt hatte.

Aber diese Erkenntnis kam ihm zu spät. Missbehagen breitete sich weiter in ihm aus und ließ ihn frösteln. Alarmglocken schrillten in seinen Ohren, aber er war nicht imstande dazu, aufzustehen und seinem Bauchgefühl zu folgen. Eine eiskalte Hand hatte sich um seinen Nacken gelegt und lähmte ihn, zwang ihn regungslos sitzen zu bleiben, obwohl er am liebsten flüchten wollte.

Tavaren lehnte sich weiter zu ihm und nahm den Teller aus seiner Hand. Er stützte die Arme auf Lloyd Schultern ab und verschränkte die Finger hinter dessen Hals. Lloyd konnte seinem Blick nun nicht länger ausweichen.

„Sagt, Lloyd." Ein schiefes Lächeln legte sich auf Tavarens Lippen. „Wollt Ihr mir nicht lieber erzählen, wer Ihr wirklich seid?" Er neigte seinen Kopf leicht und gab dem Elfen alle Zeit, um die Frage zu beantworten.


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