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Dem Schuldlosen bittere Gnade

In weniger als einer Minute kam er an der Lichtung an. Wie angewurzelt blieb er stehen im Angesicht des Bildes, das sich ihm bot.

Tavaren stand vor der Gruppe und zog eine Barriere hoch. Hinter ihm waren Sal und die Geschwister in einem Kreis mit dem Rücken zu Camille gewendet. Camille hatte sich auf den Boden gekniet und hielt Evas regungslosen Körper in den Armen. Unter ihr breitete sich eine Blutlache aus, die das blonde Haar kupfern färbte. Aus ihrem Hals ragte ein Pfeil. Ein sauberer Schuss, der ihr jedes Leid erspart hatte.

Tavarens Blick fiel auf den Prinzen, der noch immer am Rande der Lichtung stand. Sofort verdunkelten sich seine Augen. Er presste die Lippen zusammen und versuchte vergeblich nicht daran zu denken, welche Rolle Lloyd hier spielte.

Ein weiterer Pfeil sauste durch die Nacht, bohrte sich in die Barriere und fiel zu Boden, ohne  Schaden angerichtet zu haben. Selbst auf die Entfernung erkannte Lloyd, dass es ein Elfenpfeil war. Die Befiederung war besonders geschnitten, sodass sie, geschossen von einem geübten Schützen, schneller flogen.

Ohne einen Gedanken zu verschwenden, stürmte er vor die Barriere und stellte sich schützend, beide Arme ausgebreitet, vor Tavaren.

„Nicht Schießen, verdammt!", rief er. Im Unterholz blitzte eine Pfeilspitze auf. Ein Sausen ging durch die Nacht und kurz darauf brannte Schmerz an seinem Arm. Der Pfeil hatte ihn gestreift, aber die Menschen blieben unverletzt.

„Geht", zischte er Tavaren zu.

„Lloyd..." Die Stimme voll von Sorge.

„Sofort!", wies Lloyd ihn an.

Noch ehe Tavaren sich einen Zentimeter rühren konnte, trat eine weitere Gestalt auf die Lichtung. Cahlia.

„Wie könntest du uns verraten, hast du gesagt." Sie blieb vor Lloyd stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Menschen, die sich nun zur Flucht umwandten, beachtete sie kaum mehr.

Eine Truppe von sieben Elfen versammelte sich um den Prinzen herum. Keiner setzte den Menschen nach. Erst jetzt erkannte er es. Cahlias Beisein hatte allein den Grund, seine Loyalität zu prüfen. Und mit dem Ergebnis war sie mehr als zufrieden.

„Ist das wirklich die Seite, die du wählst?", spottete sie. „Als hätte ich es geahnt."

„Was machst du hier?", fragte Lloyd. Er warf keinen Blick in die Runde, prägte sich nicht die Gesichter der Verräter ein.

„Wir wurden geschickt, um einen Anschlag auf die Menschen zu verüben. Hat Vater dir etwa nichts gesagt?"

Lloyd biss die Zähne zusammen. Er hätte ahnen müssen, dass ihm nicht vertraut wurde. Ob nun Cahlia sich diesen Grund nur ausgedacht hatte, oder Leandras seinem Sohn tatsächlich misstraute, würde sich zeigen müssen.

„Du hast da was." Sie deutete auf den dunklen Fleck auf seinem Hals. Die Spuren, die der Rabe hinterlassen hatte. Ihre Miene wurde noch herablassender.

Er zog den Kragen seines Umhangs, der vom Laufen in Unordnung gebracht wurde, wieder hoch.

Cahlia schnaubte. „Du heuchelst, so vorbildlich zu sein, als wärst du der perfekte Sohn, aber du hast schon immer deine Keuschheit prostituiert. Du warst schon immer mehr Stricher als Prinz."

Lloyd erwiderte nichts und wich ihrem Blick aus. Er wusste, dass er sich aus dieser Situation nicht befreien konnte, nicht wenn Cahlia anwesend war. Sie würde nur sehen, was sie sehen wollte.

„Und ausgerechnet mit einem Menschen", spie sie ihm entgegen. „Letztlich bist du schlimmer als jeder Verräter." Voll Abscheu wandte sie sich von ihm ab. „Du wirst mit den Konsequenzen leben müssen. Ein jeder hier sah deine Tat."

Seinen Blick zu Boden gerichtet, folgte er der Gruppe. Stumm ließ er sich in seine Heimat zurückbringen. Im Wald jaulte der Wind wehleidig, doch keinesfalls anklagend. Die Bäume summten, aber der Prinz fürchtete sich vor ihren Worten und blendete sie aus.

Viel zu schnell verging die Zeit, bis sie zurück im Elfenpalast waren. Noch ehe er sich eine Erklärung oder auch nur ein passendes Wort zurechtgelegt hatte, stand er vor Leandras.

Mit einer Handbewegung schickte der Elfenkönig die Wachen und auch Cahlia aus dem Thronsaal. Er wollte allein mit seinem Sohn sprechen.

Lloyd wagte es nicht seinen Blick anzuheben. Die Kälte in den Augen seines Vaters wollte er nicht ertragen. Die Stille zwischen ihnen war greifbar.

Leandras legte seinen Kopf leicht schief und wartete, dass sein Sohn aufsah, aber Lloyd war sich seiner Schuld bewusst. Er hatte einen Fehler gemacht. Nicht indem er sich hatte erwischen lassen, sondern allein weil er die Tat begangen hatte.

Wortlos erhob sich Leandras von seinem Thron und schritt zu Lloyd herunter. Jedes Klacken des Absatzes auf dem gläsernen Boden hallte im Saal wider. Selbst das Rascheln des Saumes, der über den Boden glitt, klang in Lloyds Ohren undenkbar laut.

„Du weißt, was du getan hast." Leandras stellte keine Frage.

Lloyd nickte stumm, zog seinen Kopf ein und sah zu seinen Stiefeln.

„Hast du wahrhaft geglaubt, wir fänden es nicht heraus?" Leandras formulierte es als Frage, aber Lloyd wusste, dass er nichts darauf antworten sollte.

Er öffnete seinen Mund, aber die Entschuldigung blieb ihm im Hals stecken, denn er wusste, Leandras würde sie ablehnen. Er  konnte seine Taten nicht entschuldigen. Das Einzige, das ihm blieb, war, auf die Gnade seines Vaters zu hoffen.

„Eine letzte Chance gebe ich dir noch, Lloyd", sagte der Elfenkönig. „Du wirst dich aus allem raushalten, wenn nicht ich persönlich dich einweihe. Du wirst das Schloss nicht verlassen, sofern ich es dir nicht erlaube, und du wirst jeden meiner Befehle ohne Widerworte ausführen. Hast du das verstanden?"

„Ja, Vater", sagte Lloyd zähneknirschend.

„Dann geh jetzt. Wasche dich und lass dir von Shyani die Wunde versorgen."

Hastig wandte er sich ab und stob aus dem Thronsaal und direkt in Cahlias Zimmer. Doch dort war niemand. Er suchte den gesamten Palast ab, zweimal sogar, aber er fand sie nicht. Sie war für den Fall, dass ihr Bruder begnadigt wurde, aus dem Schloss verschwunden.

Nach drei Stunden gab er die Suche schließlich auf und machte sich auf den Weg zu seinen eigenen Gemächern, wo Shyani schon auf ihn wartete.


Mit einem nassen Tuch tupfte Shyani das getrocknete Blut von Lloyds Arm. Ohne einen Mucks ließ er es über sich ergehen. Seinen Mund zu einem dünnen Strich gepresst, saß er in der Badewanne und hörte sich die Standpauke an. Er starrte auf diesen einen Marmorwirbel an der Seite der Wanne, der ihn schon immer gestört hatte. Mit seinem Blick versuchte er, ihn wegzubrennen.

„Hörst du mir überhaupt zu?", kam von Shyani.

„Nein", murrte er. „Was sollte ich dir zuhören? Ich weiß, was du mir sagst." Er zwang sich, nicht wie ein wütendes Kind in das Wasser zu schlagen. „Ich hätte den Fehler gemacht. Ich sei schuld an meiner Situation. Warum ich mich nur auf einen Menschen eingelassen hätte." Er sah nicht zu Shyani, sondern durchbohrte weiterhin den Marmorwirbel.

„Wir haben uns Sorgen gemacht, weißt du...", sagte sie.

„Wir?"

„Argon und ich. Nachdem Cahlia aufgebrochen ist, hatten wir schon geahnt, dass du dich in Schwierigkeiten gebracht hast."

„Hmpf."

Shyani tauchte den Lappen in das Wasser, um das Blut auszuwaschen, und fuhr anschließend mit der Säuberung der Wunde fort. „Du kannst froh sein, dass seine Majestät Gnade gewährt hat. Was du getan hast, glich Hochverrat... Die Strafe dafür ist weit höher. Stell dir nur vor, er hätte dir deine Ohren genommen."

Er brummte nur etwas Unverständliches.

Kurz verging wieder Stille. Nur das leise Plätschern des Wassers füllte das Zimmer.

„Hast du dich wirklich für die Menschen entschieden?"

Lloyd stockte bei dieser Frage. Er hatte geahnt, dass Shyani sie irgendwann stellen würde.

„Nein", antwortete er. Er wandte sich ein Stück von seiner Freundin ab und sagte dann ganz leise: „Nur für einen..."

„Nur für einen?", wiederholte Shyani ungläubig und stoppte ihre Hand, die den Lappen auf die Wunde tupfte. Wieder herrschte Stille, doch nun war sie unangenehm. Das Wasser schien ihn mit dem Plätschern ärgern zu wollen. Denn es konnte sprechen, während Lloyd die Worte fehlten.

„Einen aus der Gefolgschaft des Wächters?", fragte Shyani und fuhr mit ihrer Arbeit fort. „Hast du dich deshalb zwischen sie und Cahlias Truppe gestellt?"

„Mhm...", machte er. Seine Ohren erhitzten sich bei dem Thema.

„Wenn du es deinem Vater erklärst, dann wird er vielleicht über sein Urteil nachdenken. Wir alle kennen die Geschichte, wie er deine Mutter kennengelernt hat."

„Mhm..."

„Warum bist du gerade jetzt so wortkarg?" Sie stupste ihn an der Schulter an. „Jetzt, wo mich deine Worte brennend interessieren."

Lloyd öffnete seinen Mund, aber ihm fielen nicht die richtigen Worte ein und daher schloss er ihn wieder. Einige Augenblicke vergingen, da versuchte er es erneut. „Es... Es ist der Wächter selbst", gab er zu.

Wieder stockte Shyani für einige Sekunden. „Nun...", sagte sie „das ist dann natürlich etwas anderes."

„Ich weiß", murmelte er.

„Ein Adeliger. Und dazu noch der Wächter. Hat er nicht auch eine Vergangenheit als Elfenjäger?"

„Keine besonders rosigen Aussichten, nicht wahr?"

„Ich dachte, der Wächter ist ein Nordling. Grobschlächtig und roh. Barbarisch."

„Nein, er ist gar nicht so." Bei dem Gedanken an Tavaren hoben sich Lloyds Mundwinkel leicht an. Er drehte sich zu Shyani, stützte die Ellenbogen auf den Rand der Wanne und legte seinen Kopf in die Hände. „Er hat die schönste Stimme, die ich je bei einem Menschen gehört habe. Ohne den harten Dialekt der Nordlinge. Und wenn er lächelt, dann bekommt er Grübchen." Er deutete auf seine eigenen Wangen. „Genau hier. Und er ist charmant und feinfühlig. Und er..." Er brach ab, als er bemerkte, dass er schwärmte wie ein kleines Mädchen, das zum ersten Mal verliebt war. Er war doch keine zwölf mehr.

„Du kannst ruhig weiterreden", sagte Shyani. „Ich höre dir gern dabei zu."

Lloyd wandte sich wieder ab und antwortete mit einem „Hmpf."

Damit entlockte er ihr ein leises Lachen. Spielerisch boxte sie ihm gegen die Schulter. Dabei ertönte ein leises Klingeln.

Lloyd zuckte zusammen und war drauf und dran panisch aufzuspringen, doch er bemerkte vorher, dass das Geräusch nur von Shyanis Armreifen kam.

„Alles in Ordnung?", fragte sie.

„Ja, klar", sagte er und versuchte sich wieder zu entspannen. „Du hast die Armreifen immer noch?"

„Wie könnte ich sie jemals aus der Hand legen? Seine Majestät gab sie mir, als ich den Dienst hier angefangen habe."

Lloyd nickte nur geistesabwesend.

„Sag das mit dem Wächter besser niemandem", riet ihm Shyani.

„Als würde ich das nicht selbst wissen." Er seufzte. „Cahlia hat es geahnt, nicht wahr? Sie wirkte nicht sonderlich überrascht, als sie mich dort gesehen hat."

„Denkt sie sich nicht ständig irgendwelche Gerüchte über dich aus?" sagte sie. „Und nur ein Bruchteil davon ist wahr."

Noch einmal seufzte Lloyd. „Glaubst du Vater wird mir lange zürnen?", fragte er.

„Diesmal wirkte er sehr aufgebracht, aber bisher hat er dir doch immer vergeben. Mach es einfach wie sonst auch. Halte deinen Kopf unten, geh seiner Majestät aus dem Weg und versuche nichts zu tun, das ihm missfallen könnte. In einigen Wochen hat er es sicher schon vergessen."

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