Wenn das Rot der Sonne nur noch ein schmaler Streifen am Himmel war und die meisten Leute es sich Zuhause gemütlich machten, begann meine Arbeit. Dann legte ich meine Uniform an, öffnete das quietschende alte Gatter und verschloss es wieder fest hinter mir.

Ich arbeitete allein auf meinem Arbeitsplatz, denn mehr als eine Person benötigte es auch nicht um auf einem Friedhof zu patrouillieren. Selbst am Tage verirrten sich selten Personen hier her und bei Nacht erst recht nicht. Selbst ich fand diesen Job nicht gerade angenehm und wenn ich in meinen jungen Jahren mal etwas mehr auf meine Mutter gehört und gelernt hätte, dann müsste ich auch nicht Nacht für Nacht auf einen ausgesprochen unheimlichen Friedhof "aufpassen".

Ich seufzte und beim Ausstoßen der Luft bildete sich eine weiße Wolke. Die Kälte nahm gegen Abend immer beträchtlich zu. Inzwischen hatten die Geräusche der Nacht oberhand gewonnen und ich befand mich in völliger Dunkelheit, als ich langsam den schmalen Weg zwischen den Gräbern entlang schritt. Einzig der Kegel meiner Taschenlampe erhellte die Umgebung. Und dann hörte ich es...

TOCK TOCK. Dieses Geräusch.

Ich blieb stehen und horchte. TOCK TOCK. Da war es schon wieder gewesen. Ganz klar und deutlich. Langsam setzte ich mich wieder in Bewegung, aber diesmal nicht den Schmalen Pfad entlang, sondern dem Geräusch folgend zwischen den Gräbern hindurch.

TOCK TOCK. Der Kegel der Taschenlampe fuhr suchend nach der Quelle des Geräuschs hin und her. TOCK TOCK. Es wurde lauter und der Lichtkegel fuhr immer hektischer durch die Luft. Irgendwo hier ganz in der Nähe, musste es sein.

Ich stockte in meiner Bewegung, als ich direkt vor mir die Silhouette entdeckte, welche mir abgewandt vor einem der neusten Gräber kniete. Bei nähern Hinleuchten konnte ich den schwarzen Anzug des Mannes erkennen und ging davon aus, dass er ein Angehöriger des kürzlich Verstorbenen sein musste.
TOCK TOCK. Ich runzelte die Stirn. Was zum Henker tat der Typ da? 

,,Hey, die Besucherzeit ist längst vorbei! Ich habe Sie schon für einen Geist gehalten! Könnten Sie mir bitte erklären, was Sie zu dieser Uhrzeit an dem Grab zu schaffen haben?!" 

Der Typ drehte sich nun zu mir um, sodass ich Hammer und Meißel in seinen Händen erkennen konnte. Mit einem Lächeln im Gesicht antwortete er mir: 

,,Diese Idioten haben meinen Namen falsch geschrieben. Ich korrigiere ihn." 

Mein Blick fiel zuerst auf einen durchgestrichenen Buchstaben auf dem frischen Grab und dann auf die leeren schwarzen Augenhöhlen des Mannes...

(Original Comic)