Der Kürbiskopf.
Halloween. Der Tag an dem jeder ein bisschen verrückt sein kann und mal in die Rolle eines Monsters schlüpfen darf. Der Tag an dem Kinder und Jugendliche um die Häuser ziehen um Süßigkeiten zu sammeln oder, aber auch um die Hausfassade des ungeliebten Nachbarn mit Eiern zu bewerfen. Wer nett war und Süßigkeiten her gab, der wurde in Ruhe gelassen. Wer den Gruselgestalten gegenüber jedoch unfreundlich war, der wurde bestraft...
Und so war es auch an diesem Halloween.
,,Ihr dämlichen Bälger! Verpisst euch gefälligst von meinem Grundstück, oder ich knall euch ab!"
Die Stimme des alten Mr. Groodys hallte wie ein Peitschenknall durch die eisige Herbstluft und ließ die Bande von verkleideten Kindern das Weite suchen, noch bevor diese das Grundstück hätten betreten können. Zufrieden schnaufte der griesgrämige Mann und schlug die hölzerne Tür des heruntergekommenen Hauses zu. Mr. Groody war kein geselliger Mann, ganz im Gegenteil: er liebte die unbedingte Ruh. Alleine in einem abgelegenen, alten Haus zu wohnen, empfand er als Privileg. Nie kamen Leute zu ihm - selbst der Postbote schaute nur einmal Montag früh vorbei und fuhr gleich wieder weiter, sonst niemand. Doch an diesem einen Tag im Jahr war das anders: ständig wagten es verkleidete, Kleinkinder sein Eigentum zu betreten um ihm dümmliche Liedchen vorzusingen und anschließend auch noch nach Süßkram zu fragen -Scheußlich. Der Gedanke allein ließ ihm die Galle hochkommen. Und am nächsten Tag war seine Hausfassade immer mit Unrat oder faulen Eier beschmiert. Dieses Jahr würde dies keiner mehr wagen, das hatte er sich geschworen. Ein rhythmischen Klopfen riss ihn unsanft aus seinen Gedanken. Erneut in wutentbrannt, stampfte er zur Tür und zog diese mit einem heftigen Ruck auf. Vor ihm auf seiner Veranda stand ein einzelnes Kind, welches einen gelben Regenmantel an hatte und einen großen Kürbis über den Kopf gestülpt trug. In das orange Fleisch war, wie zu Halloween üblich, eine Fratze geschnitzt worden, welche Mr. Groody ausdruckslos anstarrte. Trotz der Schlitze im Kürbis war das Gesicht des Kindes darunter nicht auszumachen, man sah lediglich schwarz dahinter. Vermutlich Stoff, so dachte sich der Mann.
,,Hier gibts keine Süßigkeiten! Mach dich gefälligst vom Acker!"
Das Kind zeigte, zu Mr.Groodys Verwunderung, zunächst keine Reaktion, doch dann drehte es sich wortlos um und wollte davon gehen. Mitten auf der Veranda blieb es jedoch wieder stehen und starrte auf etwas, das dort am Boden lag: eine orange Pampe, welche ursprünglich zu einem kleinen Kürbis gehörte. Die Gemeinde des Dorfes war der Meinung gewesen jedem Einwohner einen geschnitzten Kürbis schenken zu müssen. So etwas Nutzloses, hatte Mr.Groody gedacht und ihn kurzerhand zertreten. Nicht, dass noch jemand dachte er würde sich über dieses "Fest" freuen.
,,Hey war dir das nicht laut genug?! Ich hab gesagt du sollst dich von meinem Hab und Gut verpissen und zu deiner Mami und deinem Papi zurücklaufen!"
Das musste gewirkt haben, denn das Kind drehte sich um und lief über den Rasen davon zur Straße. Er schloss die Tür wieder zu.
,,Dummes Kind. Dummes Fest" ,murmelte Mr.Groody unentwegt als es erneut klopfte. ,,Was zum?"
Er riss die Tür wieder auf und wollte direkt losschreien, doch es stand niemand auf der Veranda. Ein Streich? Wahrscheinlich, so reimte es sich der Hausherr zusammen, aber etwas ließ ihn stocken ehe er wieder in sein Haus ging. Es war bereits dunkel geworden, nichtsdestotrotz konnte er das kleine, rote Kreuz auf dem Holzboden vor ihm nicht übersehen. Zögerlich ging er ein paar Schritte darauf zu und beugte sich schließlich zu der Markierung hinunter. Dann runzelte Mr.Groody die Stirn:
,,Eigenartig" ,sprach er zu sich selbst, ,,das Kreuz ist genau an der Stelle an der ich den Kürbis zermat-"
Dann traf ihn der erste Schlag am Hinterkopf. Die Wucht des Treffers zwang ihn auf die Knie und er spürte wie Blut aus einer Wunde klaffte. Er wollte sich wieder aufrichten, doch ein zweiter Schlag folgte und erschütterte seinen Schädel, sodass der alte Mann das Bewusstsein verlor und anschließend vornüber mit der Stirn auf den Holzboden prallte - perfekt in die Mitte des roten Kreuzes.
Wie jeden Morgen nahm der Postbote seine übliche Rute, nur einmal in der Woche machte er einen kurzen Abstecher und bog in die hinterste Straße zu Mr.Groodys Haus ein. Ein eigenartiger Mann, das gab er zu. Er beobachtete ihn immer so feindselig aus dem Fenster, wenn er Zeitung und Rechnungen durch den Postschlitz an der Tür schob. Aber was sollte er machen? Es war nun einmal sein Job. Der Mann in Gelb stieg von seinem Fahrrad und erklomm den Weg zur Veranda des alten Hauses , während er in seiner Tasche nach den Briefen kramte. Er fand sie schließlich und zog sie mit einem gekonnten Griff hinaus um sie durch den Schlitz zu werfen. Sein Blick fiel dabei auf das Fenster, durch welches ihn Mr.Groody normalerweise beobachtete, doch heute war dieser nicht zu sehen. Der Postbote machte sich nichts daraus und wollte umkehren, doch dann sah er auf den Boden der Veranda - auf diese eine Stelle. Ein Geruch von Fäulnis wehte in seine Nase. Der Bote verharrte in seiner Bewegung, stattdessen breitete sich Übelkeit und Entsetzen in ihm aus.
Vor ihm lag der zertrümmerte Kopf des alten Mr.Groody.
(Fragt mich bitte nicht wo der Rest des Körpers liegt, ich habe keine Ahnung XD Von mir aus könnt ihr euch etwas lustiges ausdenken und mal Vorschläge in die Kommentare schreiben ^^')
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