Kapitel 22
Voller Stolz betrachtete ich meine neue Wohnung im Stadtzentrum von Paris. Sie war zwar nicht besonders groß, jedoch größer als meine aus 2016. Aber das Beste an meiner Situation war, dass ich später ein Vorstellungsgespräch hatte. Ich hatte mich bei einer Plattenfirma hier in Paris für den freien Job als Sekretärin beworben. Ich hatte mir auch ein Telefon zugelegt, aber ich bevorzugte Smartphones definitiv. Auf der Kommode im Wohnzimmer stand ein einziger Bilderrahmen mit einem Bild von mir und Leonard. Der Gedanke, dass er mich zurückgelassen hatte machte mich traurig. Zum Schutz vor Savage hatte ich meine Identität geändert und auch etwas an meinem Aussehen herumgebastelt. Ich hieß jetzt Melina Martinez und hatte anstatt blonde rote, lange Haare. Sonst sah ich eigentlich aus wie vorher auch. Französisch konnte ich zum Glück immernoch fließend sprechen. Ich sah auf die Uhr und nahm meine Handtasche. In einer Viertelstunde würde das Gespräch beginnen. Ich verließ die Wohnung und schloss die Tür hinter mir ab. Auf der Straße fuhren viele Autos. Das Gebäude der Firma war nur ein paar hundert Meter entfernt, deshalb brauchte ich kein Auto, sondern konnte dorthin laufen. Am Haupteingang standen einige Wachmänner.
"Wer sind Sie und was wollen Sie", fragte einer.
"Ich bin Melina Martinez und ich habe ein Vorstellungsgespräch."
"Gut, gehen Sie rein", sagte er und ließ mich vorbei.
Das Gebäude war riesig und überall spielte Musik. Begeistert sah ich mich um und erblickte einen aufgebrachten Produzenten.
"Ihr seid eine Band, habt aber keinen Sänger?! Erbärmlich! Wie wollt ihr denn Karriere machen ohne einen Sänger?!", schrie er und sah sich um. "Hey, du da, komm mal her!"
Ich drehte mich kurz rum, ehe ich realisierte, dass er mich gemeint hatte. Schüchtern ging ich auf ihn zu und sah dabei auf den Boden.
"Wie ist Ihr Name?"
"Melina Martinez."
"Wieso sind Sie hier?"
"Ich habe ein Vorstellungsgespräch für den freien Platz der Sekretärin."
"Können Sie singen?"
"Ich ähm, ich weiß nicht Monsieur."
"Dann werden wir es eben herausfinden. Folgen Sie mir bitte."
Er begab sich in das Tonstudio und ich lief ihm hinterher. Im Studio stand dann wohl die Band. Es waren vier Männer, ungefähr in meinem Alter.
"Jungs, das ist Melina Martinez, eure neue Sängerin. Melina, das sind Adrien Leroy, Cedrick Moreau, Jean Dupont und Noel Garnier. Also, stell dich zu ihnen, ihr spielt jetzt das Lied The Lion Sleeps Tonight."
Ich hatte ja fast vergessen, dass das hier die 50er waren und gute Musik hier nicht oft vertreten war. Die Jungs fingen an zu spielen und ich begann leise zu singen. Es war etwas unangenehm, doch nach einiger Zeit gewöhnte ich mich daran. Als das Lied zu Ende war fing der Manager an zu klatschen.
"Grandios! Perfekt, diese Stimme hat euch gefehlt! Ich will bis übermorgen einen selbstgeschriebenen Song von euch für eure erste Single. Jetzt raus hier!"
Zu fünft verließen wir das Studio und die Jungs gratulierten mir. Diesen Song würde ich schreiben, definitiv. Ich würde einen aus der Zukunft nehmen und jeder wäre begeistert von meinem Werk.
"Hört mal, ich kümmere mich bis übermorgen um den Song, macht euch da keine Sorgen."
"Melina, das ist wirklich nett von dir, danke", sagte Jean und die Gruppe ging.
Ich war jetzt also offiziell Mitglied einer 50er Jahre Band, unglaublich. So perfekt hätte ich mir mein neues Leben nicht vorgestellt. Ich holte mir noch einen Kaffee im Café an der Ecke und ging dann nach Hause. Ich hatte Arbeit vor mir. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und nahm mir Papier und einen Stift. Ich wusste genau, welchen Song ich aufschreiben würde - Black Beatles. Ich fing an den Text aufzuschreiben und nach einer Stunde war ich fertig. Danach machte ich mich an die Noten, denn die anderen kannten den Song ja nicht. Wenn unsere Band berühmt werden würde, würden Sara, Kendra und Ray sicherlich von uns hören und mich vielleicht sogar erkennen. Schließlich war auch die letzte Note notiert und ich machte mir etwas zu essen. Ich hatte keine Lust zu kochen, aber leider gab es in den 50ern noch keine Fertigprodukte. Nach dem Essen duschte ich noch und ging dann schlafen.
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