Vor deiner Zeit
Sie lag schon seit zwei Stunden im Bett und starrte an die Decke. Was hatte sie bloß geträumt. Und irgendwie wurde ihr schmerzlich bewusst, was sie die ganze Zeit schon verdrängen wollte. Er hatte es doch gewusst. Nach all dem, was passiert war zwischen ihnen war er doch nie ganz ehrlich mit ihr gewesen.
Irgendwie war diese seltsame Nacht auch vorbei gegangen. Und mit steifen Gliedern richtete sich Sansa auf. Es war so kalt geworden, dass sie ihren eigenen Atem sehen konnte. "Ich muss unbedingt die Heizung noch höher drehen..." Sie duschte so lange, dass ihre Finger ganz schrumpelig wurden. Warm und motiviert war sie sich sicher: dieses Rätsel konnte sie nur allein lösen. Wie sehr sie ihre Familie aus dem Süden vermisste, sie hätten ihr vielleicht helfen können. Obwohl sie jünger waren, hatten ihre Geschwister des öfteren einen besseren, subjektiveren Blick auf die Dinge. Oder Margery und Shae. Die beiden waren wahrscheinlich schon längst in ihren Uni-Städten.
Sie frühstückte im Gehen ein Croissant, das sie vorher beim Bäcker gekauft hatte. "Hey Sansa!", es war Rachel, die gekleidet war als würde die nächste Eiszeit anbrechen. "Du warst so schnell weg, ich hab dich doch hoffentlich nicht verschreckt?" Wieso war sie bloß so gut gelaunt? Rachel kam an Sansas linke Seite und die beiden Mädchen liefen Richtung Altstadt. "Ach nein, so solltest du das nicht aufnehmen. Ich war nur... müde." Da legte ihr ihre neue Bekanntschaft eine Hand auf die Schulter: "Du hattest keine Ahnung, oder? Ich hab dir an dem Abend ja nichts konkretes gesagt, aber... willst du es denn erfahren?" Wie vom Blitz getroffen schoss es aus Sansa: "Eine gute Idee eigentlich, vielleicht kann ich ihn dann konfrontieren und er hat Informationen über meine Eltern, die er ebenfalls vor mir versteckt! Aber vorher musst du mir etwas versprechen... ich kenne dich eigentlich kaum, aber du bist eine der wenigen Leuten hier die nicht kalt und abweisend wirken... versprichst du mir wenigstens Ehrlichkeit? Wenn ich wieder in eine Sackgasse gerate, hätte ich gerne jemanden, der mir vielleicht schon vorher Bescheid gibt, nicht erst am Ende des Pfades." Rachel reckte ihren Finger in die Luft: "Kleiner Fingerschwur."
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"Also ich weiß auch nur die allgemeine Geschichte. Es wird nämlich eigentlich nicht drüber gesprochen... Also:
Vor gut 20 Jahren:
Walmer war im Norden ein spezieller Geheimtipp, denn nirgendwo fühlte man sich so zuhause. Egal woher du kamst, die bunten Fassaden und belebten Straßen weckten in jedem ein Gefühl von Zugehörigkeit.
"Mary? Ich bring Rachel in den Kindergarten. Bis nachher!" Mary zwinkerte ihrer Tochter zu und gab ihrem Freund einen Kuss. Er war ein so guter Partner. Sie hatten gerade mal ihre Ausbildung abgeschlossen und als ob es nicht schon genug Stress gab mit dem Umzug und dem neuen Arbeitsplatz wurde Mary im letzten Ausbildungsjahr auch noch schwanger.
Sie war sich ihren braunen Lederranzen über die Schulter und lief schnell zur Arbeit, sie wollte als Projektleiterin nur ungern zu spät kommen.
"Sie sind zu spät." Ein junger Mann im Anzug musterte sie abfällig. "Es tut mir wirklich furchtbar leid, aber da war noch meine Tochter und der Kindergar- " „Es ist nicht wirklich wichtig wer oder was sie aufgehalten hat, nur dass es ihnen an Ordnung mangelt." Er zog beide Augenbrauen hoch und blickte in den Rest der Projektgruppe. In just diesen Moment kam die Projektleiterin in den Raum. „Wie gut, dass es alle einrichten konnten. Ich weiß es ist etwas kurzfristig, aber ich werde nicht länger hier das Geschäft leiten können. Ich ziehe um. Ich habe nun alle notwendigen Mittel zusammen getrieben um meinen Traum zu verwirklichen: ein eigenes kleines Geschäft aufbauen!" Zustimmendes Klatschen aller Anwesenden wurde verstärkt durch die Ankündigung: „Außerdem werde ich heiraten!" Stolz zeigte sie ihren Verlobungsring in die Runde. „Ich weiß, das kommt jetzt vielleicht etwas plötzlich, doch ich kann mit ruhigen Gewissen euch jemanden vorstellen, Mister Baelish." Mary und ihre Kollegen drehten sich zu dem pingeligen Anzugträger. „Ich kenne ihn schon sehr lange und vertraue ihm. Ich habe ihm gestern unseren Stand des kommenden Events zu gemailt, ich muss noch einiges an Bürokratie zu ende bringen, wir sehen uns nach dem Meeting." Und so plötzlich, wie sie mit ihrer sonnigen Ausstrahlung den Raum erhellte, verdunkelten viele Wolken als ihr neuer Leiter hervor trat. „Wie ich so freudig angekündigt wurde nutze ich diesen Augenblick um mich kurz vorstellen zu können und minimale Änderungen der Arbeitsatmosphäre hervorzuheben."
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