Latte Macchiato
"Sie sind es!"
Die Klingel zum Tischwechsel klingelte keine Sekunde später. "Entschuldigung, aber sie müssen weiter..." Gedankenverloren beendete sie Runde 14 und 15. Er war es also. Was wollte dieser Mann von ihr? Er war doch sicher verheiratet? Ihre Jugend stehlen? Er war so gar nicht ihr Typ immer im Anzug, keinen Fehltritt, dunklen Bart, der seine schmalen Lippen perfekt einrahmten, saß einfach jeden Nachmittag an seinem Tisch mit einem dicken Buch und Kaffee in der Hand. Niemals.
Und doch war er absolut ihr Typ.
Der restliche Nachmittag verlief gewohnt. Weder ihre Nummer 13. noch Joffrey unterbrachen den Alltag. Das eine gut, das andere doch etwas bedauerlich. Das Café bekam viel positives Feedback zu der heutigen Runde. Wörter wie "kreativ" und "anspruchsvoll" fielen. Also war der ganze Aufwand alles wert. Vielleicht kämen in Zukunft noch mehr Kunden... aber es war Juni, das heißt Bran hätte bald seine Prüfungen. Und das war wichtiger als die kleinen Arbeiten im Café. So würde jemand fehlen, und das in der Zeit wo sie sich es am wenigsten Leisten konnten. Die Rothaarige streifte langsam ihre Schuhe ab und flitzte hoch ins Bad. Sie musste alle Tische wieder richtig hinrücken und das gesamte Chaos beseitigen. Sie räumte gerade ihre Taschen aus, als ein grüner Zettel hinaus fiel mit den Worten : Bis bald. Er verströmte einen wunderbar männlichen Duft. Sansa atmete ihn tief ein und lächelte tief in sich hinein. Dann zog sie Hose und Shirt aus um ihren verspannten Schultern etwas Wärme zu gönnen. Das Wasser traf erst ihren Kopf, lief dann langsam ihre langen roten Haare herunter, über ihre Brust Richtung Nabel. Sie nahm etwas von ihrem Lieblingsshampoo es duftete süß nach Pfirsich. Sie stellte sich vor das er bei ihr war. Langsam würde er ihre Arme streicheln. Auf und Ab, sodass sich ein dünner rosa Schaum bilden würde. Sie spürte seine Brust an ihrem Rücken. "Sansaaaaaa, nehm nicht das ganze heiße Wasser weg!" Danke. Obwohl sie im ersten Moment ein wenig sauer gewesen war, wurde ihr doch schnell klar, an was sie wirklich gedacht hatte. Sie hüpfte wenige Sekunden später aus der Dusche mit einem hellblauen Handtuchturban und Bademantel schmiss sie sich ins Bett, und las bis sie einschlief.
Der Regen peitschte gegen so laut gegen die Fenster, dass Sansa unsanft aus ihren Träumen gerissen wurde. Ihre Haare standen zu allen Seiten ab, denn über Nacht hatte sich das Handtuch gelöst und das Kissen des Weiteren auch durchnässt. 7:45. Ihre Geschwister waren längst aus dem Haus, wahrscheinlich schon auf dem Schulhof. Irgendwas zog sie trotz allem nach draußen. Zum Glück war es schon etwas wärmer, sodass sie ein lavendelfarbendes Kleid anziehen konnte zu ihren roten Gummistiefeln. Sie aß noch einen Muffin vom Vortag und öffnete die Tür und genoss die Frische, die der Regen mit brachte. Die Geschäfte fingen auch an zu öffnen. Die Stadt erwachte Stück für Stück. Sie ging einmal um den Block um dann Richtung Festplatz. Dabei musste sie auch an der neuen Kaffeekette vorbei. "24h geöffnet." Urgh. Wo sagt das bitte Qualität aus?
Der Parkplatz lag nur wenige Meter vor ihr als das bisherige Nieseln zu einem heftigen Schütten wurde. Die Schöne hob ihren Kopf dem Himmel entgegen um den Regen im Gesicht zu spüren. "Hey Sansa! Du wirst dich noch erkälten" Es war Ramsay, er kam mit einem Schirm in der einen und einer Zigarette in der anderen, schnellen Schrittes zu ihr. "Hier meine Jacke. Wer soll mich denn sonst so freundlich bedienen?" Er legte seinen hellgrauen Mantel um ihre Schulter. "Oh vielen Dank. Wir kennen uns doch aber kaum. Wo kommst du überhaupt gerade her?" Zusammen liefen sie Richtung Platz, ihre nassen Arme in seine eingeharkt. Sein hellblau gestreiftes Hemd war von dem Sturm trotzdem nass geworden. "Ich arbeite hier um die Ecke in einem Weinlokal. Kennst du wahrscheinlich. Aber ich gehöre halt noch nicht so lange zum Inventar. Aber weniger zu meiner Person. Wie steht es mit dir? Ich frage jetzt einfach direkt heraus: Hätte ich eine Chance?" Er hatte sich vor ihr in den Regen gestellt und binnen weniger Sekunden hing ihn sein dunkles Haar strähnig im Gesicht und er war bis auf die Knochen durchgeweicht. Sansa biss sich verlegen auf die Unterlippe und entgegnete: "Aber ich kenn dich doch kaum? Und du mich doch auch nicht..." Sein Grinsen hätte auch die Sonne hinter den Wolken sein können. Durch sein nassen Hemd gab es keine Geheimnisse mehr. Er nahm ihre Hand in seiner und zog sie zu sich heran und flüsterte ihr ins Ohr: "Dann lass uns am besten gleich anfangen." Er legte seine warmen Lippen auf ihre. Der Wind wehte so stark, dass der Regenschirm weg geweht wurde weit in die Straßen hinein. Seine Hände hielten ihre Taille fest und er löste sich wieder von ihr. Das rothaarige Mädchen war einfach nur überrascht, dass sie gar nichts sagen konnte. Der Kuss dauerte nicht lange und trotzdem schoss Sansas warmes Blut ihr in die Wangen. So standen die beiden eine ganze Weile im Regen. Es musste vielleicht auch nichts gesagt werden. Seine nun warmen Hände legte er an ihre Wangen und sah ihr tief in die Augen, dass man meinen könnte ihre Seelen hätten sich kurz berührt. "Sansa, ich möchte dich wirklich kennen lernen. Wann hättest du Zeit für mich?" Ihre Augen schlossen sich und ihre Wangen berührten sich. "Ich, Ich... Vielleicht morgen Abend? Oder heute? Wann es dir passt." Er lachte kurz auf: "Dann lieber heute Abend, bevor du es dir anders überlegst, was? Kann ich dich um sieben abholen? Oder wäre das ungünstig?" Sie schüttelte ihre nassen, feurigen Haare. "Gut. Jetzt müssen sich unsere Wege trennen, leider. Behalt meinen Mantel ich kann ihn heute Abend mitnehmen. Ich muss jetzt sowieso weiter arbeiten. Aber du wirst sonst vielleicht noch bis heute Abend krank." Er nahm ihre Hand und drückte ihr sacht einen Kuss auf und machte sich auf in sein Lokal.
Sie blickte ihm noch nach und auch als er hinter den Schatten des Regens verschwand stand sie noch auf dem Platz. Was war da gerade passiert? War das echt?
Egal was es war, sie würde es angehen.
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