31 ~ Wenn aus zwei eins wird
Etwa 4 Wochen später hatte sich viel getan. Draco hatte Wort gehalten und unterstützte mich in jeglicher Weise. Er ist seit unserer gemeinsamen Nacht fast jeden Tag bei mir. Nach gut einer Woche sind wir zusammen ins Mungos gegangen. Ich habe mich für eine neue Therapie entschieden. Eine Gesprächstherapie. Ich appariere fast jeden Tag ins Mungos und rede mir einfach alles raus. Meine Ausbildung als Heilerin musste ich dafür allerdings unterbrechen. Ich kann sie jedoch nach der Therapie wieder aufnehmen.
Im Moment sitze ich in meiner Wohnung und packe meine Sachen. Warum? Naja Draco und ich wollen zusammen ziehen. Wir haben in London eine schöne große Wohnung gefunden. Sie ist sowohl in der Nähe des Mungos, als auch in der Nähe des Ministeriums. Draco kam vor zwei Wochen mit der Idee. Er meinte, er fände es schön, jeden Tag bei mir zu sein und außerdem könne er mich so besser unterstützen. Ich hatte lachend mit dem Kopf geschüttelt, aber dann zugesagt. So schnell kann es gehen. Ich bin erst in meine schnuckelige Wohnung eingezogen und ziehe schon wieder aus.
Mit einem Schlenker meines Zauberstabes verschließe ich die letzte Kiste. Jetzt ist alles wieder so wie vorher. Mrs. King wird in Zukunft von der Nachmieterin unterstützt. Mr. King hat wohl relativ schnell jemanden gefunden. Seufzend lehne ich mich in meinem ehemaligen Wohnzimmer ans offene Fenster und sehe hinaus. Es liegt bereits der erste Schnee des Jahres. Kein Wunder, es ist ja mittlerweile kurz vor Weihnachten. (Dieses würden Draco und ich übrigens bei meinen Eltern in Deutschland verbringen.) Kleine Kinder bauen auf dem Fußweg einen Schneemann. Auf der Straße geht ein älterer Mann in feiner Sonntagskleidung mit seinem Hund spazieren. Ein, zwei Autos haben sich in das Dorf verirrt und rasen über die alte Straße. Direkt unter meinem Fenster befindet sich der Eingang zum Haus, wovor Draco steht und gerade auf meine Klingel drücken will.
Sofort muss ich lächeln und ich rufe zu ihm herunter: "Guten Tag, junger Mann! Kann ich ihnen behilflich sein?" Er sieht sich zunächst verwirrt um, ehe er nach oben blickt und mich anlächelt. "Ja, ich wollte zu der schönen Frau da oben! Ist sie da?" Lachend schüttele ich den Kopf. "Einen Moment!", rufe ich noch, ehe ich das Fenster schließe, zur Tür gehe und den Türöffner drücke. Wenig später kommt Draco bereits die Treppen nach oben. "Ja, ich glaube diese Frau ist da.", meine ich grinsend, als er vor mir steht und lege meine Lippen auf seine. Er schlingt seine Arme um meine Taille und zieht mich näher zu sich heran.
Als wir uns lösen, schließe ich meine Haustür und folge meinem Freund in die Küche. Der lehnt bereits am Tresen und mustert mich eingehend. Naja besonders schick sehe ich heute nicht aus. Ich trage ein ausgewaschenes, blaues T-Shirt, eine schwarze Jeans und eine graue Strickjacke. "Was machst du eigentlich hier?", frage ich verwundert. Müsste er nicht eigentlich arbeiten?
"Ich dachte, ich helfe meiner Freundin beim Umzug, aber anscheinend hast du alles auch ohne mich hinbekommen. Meine Sachen sind auch schon in der Wohnung.", meint Draco dann und grinst wieder leicht. Ich wollte gerade etwas erwidern, als mein Telefon klingelt. Entschuldigend blicke ich den blonden Zauberer vor mir an. "Geh schon ran.", sagt er. Ich gehe also zurück ins Wohnzimmer und schnappe mir mein Telefon aus der Ladestation. Auf dem Display blinkt Harry's Nummer auf.
Leicht verwirrt hebe ich ab: "Harry was ist los?" Denn eigentlich sollte mein Bruder mit Ginny im Mungos sein. Ginny hatte heute wieder eine Kontrolluntersuchung. "Lina, Merlin sei dank gehst du ran. Ich... ich weiß nicht was ich tun soll.", höre ich ihn am anderen Ende. Seine Stimme hört sich brüchig an. Bei Merlin, was ist passiert?! "Harry? Hey, was ist los?" "Ich war doch heute mit Ginny wieder im Mungos. Eigentlich nur zur Kontrolle, doch Ginny hatte in letzter Zeit einfach so ein komisches Gefühl. Das hat sie dem Heiler vorher auch gesagt und der hat nachgeschaut." Kurz ist es ruhig. Dann höre ich ein Schluchzen von Harry. "Harry, was ist passiert?", frage ich nochmals, jedoch nun deutlich besorgter.
"Mein Kind ist tot, Lina. Wir haben erfahren, dass eines unserer Kinder tot ist. I... Ich weiß nicht... ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll", schluchzt mein Bruder verzweifelt. Mein Herz durchfährt ein Stich. Eines der Zwillinge ist tot? Erneut hört man Harry schluchzen. Ich atme tief durch. Jetzt muss ich für meinen Bruder da sein. "Harry hör zu! Wo ist Ginny jetzt?", frage ich ihn. "Bei den Heilern. Unsere Kinder werden gerade geholt. Wenn sie sie weiterhin in Ginnys Bauch lassen, besteht die Gefahr, dass mein zweiter Sohn und auch Ginny versterben.", murmelt er bedrückt. "Ok halt durch. Ich bin unterwegs.", meine ich und lege auf.
Draco kommt aus der Küche und sieht mich verwirrt an. "Hey Lina, was ist passiert?", fragt er. Ich ziehe mir schnell meine Schuhe an und schnappe mir meine Tasche. Meinen Zauberstab verstaue ich im Ärmel meiner Jacke. Nebenbei erzähle ich Draco von meinem Gespräch. Dieser sieht danach ebenfalls besorgt aus. Ich glaube er hat meine Familie schon längst ebenfalls ins Herz geschlossen. Wenn auch bloß ein bisschen. Das verrät seine Reaktion.
Gemeinsam apparieren wir ins Mungos. In der großen Eingangshalle herrscht mal wieder reges Treiben, doch dafür habe ich heute keine Augen. Mit schnellen Schritten eile ich zu dem Gebäude, in dem Ginny und auch Harry sich jetzt befinden müssten. Und ich behalte Recht: Vorne im Wartebereich sitzt ein dunkelhaariger Zauberer. Sein Gesicht in den Händen vergraben und seine Schultern beben leicht. Ich setze mich neben ihn und ziehe das Nervenbündel in meine Arme. Harry schluchzt nochmals auf, während ich ihm immer wieder über den Rücken fahre. Draco sitzt ebenfalls neben Harry und schaut hilflos drein. Ich verstehe ihn, er weiß mit Sicherheit nicht, wie er mit dieser Situation umgehen soll.
Als sich mein Bruder etwas beruhigt hat, kommt eine Heilerin auf uns zu. "Mr. Potter? Wenn sie mir bitte folgen würden." Harry nickt schwach, küsst einmal meinen Scheitel und haucht mir ein leises Danke entgegen. Dann folgt er der Frau. Erschöpft lasse ich mich in Dracos Arme ziehen und hoffe, dass es wenigstens meinem zweiten Neffen gut geht.
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Eine halbe Stunde später kommt Harry wieder. Man sieht ihm an, dass er geweint hat, doch er lächelt auch ein wenig. "Ich glaube, ihr müsst jemanden kennenlernen.", meint er stolz und führt uns zu einem Zimmer. Er öffnet die Tür und Draco und ich treten ein. Der Raum ist hell und ein Bett steht darin. In diesem liegt meine erschöpfte beste Freundin und hält ein schlafendes Baby im Arm. Erst jetzt bemerke ich das Babybett neben Ginnys.
Ich gehe auf Ginny zu, die mich müde anlächelt. "Schau mal, James. Das ist deine Tante Selina. Mit ihr kannst du viel Unsinn anstellen. Genauso wie mit deinem Onkel Draco.", flüstert sie zu ihrem Sohn. Draco sieht Ginny geschockt an. Harry geht auf ihn zu legt eine Hand auf seine Schulter und flüstert ihm etwas ins Ohr. Beide Männer nicken und verlassen daraufhin den Raum. "Das ist also der kleine James?", frage ich und streiche ihm einmal über die Wange. "Ja, James Sirius Potter.", lächelt Ginny.
Kaum hatte ich ihr Lächeln erwidert, legt sie mir meinen Neffen in die Arme. Er ist so unglaublich süß. Seine braunen Haare sind zur Seite gestrichen, seine kleinen Hände sind zu kleinen Fäusten geballt und eingewickelt ist mein Neffe in eine dicke Decke. Ich lege James vorsichtig zurück in sein Bettchen, ehe ich mich zu Ginny ans Bett setze.
"Wie geht es dir?", frage ich sie leise. Ich sehe in ihre Augen, die sofort wieder glasig werden. Man merkt, dass sie versucht ihre Tränen zu unterdrücken. Sie krallt ihre Hände in den Stoff der Bettdecke, ehe dann doch die ersten Tränen über ihre Wange rollen. Sie fällt mir in die Arme und krallt sich in meine Jacke. "Es ist ok Ginny. Es ist ok", murmele ich und streiche ihr durch die roten Haare. Meine beste Freundin schluchzt einmal auf. Nach einigen Minuten hat sie sich wieder beruhigt. Sie löst sich von mir und sieht mich lange an.
"Ich fühle mich furchtbar, Lina. Ich habe meinen Sohn verloren. Auf der anderen Seite habe ich aber auch einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Ich muss für ihn stark sein und sollte mich freuen, aber ich fühle bloß eine unendliche Leere. Bis vor wenigen Stunden war noch mein toter Sohn in meinem Bauch. Wie soll ich meinem Sohn jemals erklären, dass er einen Zwillingsbruder hatte? Ich meine, ich bin Schuld an dem Tod meines Sohnes.", meint sie dann leise und starrt fortweg aus dem Fenster.
"Ginny! Du bist nicht Schuld am Tod deines Sohnes. Du kannst nichts dafür. Es ist passiert. Es ist schrecklich, aber wir können es nicht ändern und vor allem sollltest du dir nicht die Schuld dafür geben. Wenn du möchtest bin ich dabei, wenn du es James erzählst. Und du darfst dich freuen. James ist kerngesund und freut sich jetzt sicherlich darauf, dir und Harry das Leben schwer zu machen. Ginny, wenn du Hilfe brauchst, ich bin für dich da. Wir sind alle für dich da. Die Weasleys, Harry, Hermine und ich. Wir alle. Ok?", meine ich lächelnd. Sie nickt kurz, streicht ihrem Sohn über die Wange und flüstert dann ein kleines 'Danke' in meine Richtung.
Sie setzt sich in ihrem Bett auf und fährt sich einmal durch die Haare. Dann sieht Ginny mich an und grinst leicht. Auch wenn es ihre Augen nicht erreicht. "Und jetzt erzähl mal. Wie läuft es zwischen dir und Draco Malfoy?"
1589 Wörter
Hallo ihr Leseratten!
Ich bin mir sicher einige hassen mich jetzt, aber ich konnte nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen in den zweiten Teil schreiben.
Bitte seid mir nicht allzu böse! 🙏
Ansonsten schaut, wenn es euch gefallen hat, gerne nächste Woche wieder vorbei und erfahrt, wie es weitergeht!
Euch noch ein schönes Wochenende und bis denne!
Eure Josi 🤗
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