Kapitel 34
Julias Sicht:
„Emily und ich sind beste Freundinnen, seit wir 4 Jahre alt sind. Schon damals hat sie mich immer mehr oder weniger dazu gezwungen, mit ihr die verrücktesten Sachen zu machen. So haben wir uns immer viel zu große schwarze Mäntel oder Decken geschnabt, sind als Ninjas durch die Gänge geschlichen und 'Mission-Keksdose' gestartet."
Bei der Erinnerung daran, wie wir immer versucht hatten an den Betreuern vorbei zu schleichen, um in die Küche zu gelangen, musste ich etwas schmunzeln. Es waren schöne Erinnerungen.
„Auch als wir in die Grundschule kamen, waren wir unzertrennlich. Wir gingen in eine Klasse, saßen immer nebeneinander und haben auch immer zusammengearbeitet. Alleine morgens der Schulweg war der Hammer. Im Winter wurde er zur imaginären Schlittschuhbahn und im Sommer kamen wir immer nass von kleineren - naja oder größeren - Wasserschlachten an. Aber das war uns egal. Im Unterricht war es ähnlich. Emmy war schon immer die Frechere von uns beiden und das hat man da schon gemerkt. Die Lehrer hat es anfangs nicht interessiert, doch später änderte sich dies dann etwas. Ab der 5. Klasse mussten wir uns echt zusammenreißen. Naja, vor allem sie. Während der Schule passten wir nun beide mehr auf. Das bedeutete aber nicht, dass wir nachmittags nicht genauso viel Mist, wie vorher, im Kopf hatten. Entweder wir spielten Streiche, machten Quatsch oder gingen zu unserem Lieblingsplatz. Das war ein kleiner Park keine 5 Minuten entfernt. Früher hatten wir dort oft gespielt. Später haben wir dann zum Nachdenken und Reden auf die Wiese gelegt und die Sonne genossen oder uns vom Regen aufweichen lassen. Beinahe jeden Abend waren wir draußen."
Ich spürte ein Hand auf meiner Wange. Ich sah auf. Hoseok strich mir eine Träne weg. „Wenn ich mit ihr zusammen bin, dann..." Ich brach ab. „Sie... sie ist wie... wie eine Familie, wie eine Schwester für mich. Wir haben uns immer alles erzählt. Ich vermisse sie einfach so."
„Das kann ich verstehen." Es war das erste Mal, das Hoseok etwas sagte. Davor hatte er mir nur stumm zugehört, beziehungsweise hin und wieder gelächelt. „Ich vertraue ihr so, wie keinem anderem auf der Welt." Sein Blick änderte sich etwas. Ich wusste nicht ganz, wie ich das beschreiben könnte. Es war so eine Mischung aus verwirrt, ungläubig und traurig. „Nicht einmal deinen Eltern?" Ich ließ den Kopf sinken und schüttelte den Kopf. Ich spürte zwei Arme um mich, die ich zu sich zogen. „Ist ja nicht schlimm."
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und drückte ihn leicht von mir weg, woraufhin ich einen fragenden Blick bekam. „Kann ich dir ein Geheimnis erzählen?" Er lachte leicht. „Komm schon, langsam müsstest du doch wissen, dass du mir alles, wirklich AAAAALLLEEEEESS erzählen kannst." Dabei machte er mit seinen Händen eine Bewegung, die aussah, als würde er einen imaginären Regenbogen über seinem Kopf nachzeichnen. „Also meine Eltern sind...", ich atmete einmal tief ein und aus, „Sie sind tot."
Hoseoks Sicht:
Seitdem mir Julia das mit ihren Eltern erzählt hatte, war eine Woche vergangen. Ich hatte es danach einfach nicht mehr übers Herz gebracht, sie nach den Alpräumen zu fragen, so wie ich es ja eigentlich vorgehabt hatte. Namjoon nervte mich deswegen ständig. Ich konnte ihn ja verstehen, aber ich wollte den perfekten Moment abpassen und dieser war bis jetzt meiner Meinung nach definitiv noch nicht gekommen.
Wenigstens war Tae mit seinem zweiten Plan weitergekommen und versuchte, so wie ich, beinahe täglich etwas mit unserer Mitbewohnerin zu unternehmen. Mittlerweile war das bei uns beiden kein Problem mehr und auch Jin hatte Fortschritte gemacht. Nur bei den anderen Jungs blieb sie immer noch etwas mehr auf Distanz.
„Und, hast du sie endlich gefragt." Ich stöhnte auf. „Nein, habe ich nicht. Falls es dir aufgefallen sollte, hatte ich gerade Unterricht, genau wie alle anderen auch." Das war ja nicht zum Aushalten.
Mittwoch morgen, gerade mal zwei Stunden Unterricht und schon nervte der wieder. Seufzend verzog sich Namjoon in einem der Gänge. Zum Glück. "Hey, das habe ich gehört." Ich grinste. Sollte er es halt hören. Mir doch egal.
„Was hat der denn?" Neben mir tauchte Kookie auf. Ich zuckte nur mit den Schulter, konnte mir ein Grinsen allerdings trotzdem nicht verkneifen. „Und was hast du jetzt?" Seine Augen begannen zu strahlen. Okay, eigentlich konnte ich es mir jetzt schon denken: Kunst.
Kaum hatte ich das Gedacht, wurde meine Vermutung durch zwei Neuankömmlinge bestätigt. „Kookie, kommst du? Wir müssen zum Kunstraum." Etwas entfernt konnte ich Julia und Tae sehen. Während Tae ungeduldig auf den Jüngsten wartete, winkte mir die Brünette kurz zu, was ich lächelnd erwiderte. „Na dann viel Spaß." Und schon war der Keks weg.
* * * * *
„Juliiii!" Ein aufgedrehter Jungkook stürmte in die Mensa und lenkte damit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Namjoon seufzte. „Ist noch nicht da, also beruhig dich." Die Enttäuschung war dem Neuankömmling anzusehen, als er sich auf seinen Platz fallen ließ.
„Was wolltest du denn von ihr?" Strahlend sah Kookie zu mir. Oh nein... Dumme Frage...Ich konnte mir die Antwort jetzt schon denken. Jetzt hatte ich auch noch den fragenden Blick von Namjoon auf mir. „Kunst", beantwortete ich kurz und knapp seine unausgesprochene Frage. Wie erwartet war dieses Thema für den Silberhaarigen unwichtig, denn er wendete sich wieder seinem Essen zu.
„Was ist mit Kunst?" Nun kam auch noch Jin dazu, der anscheinend den letzten Teil des bestehenden Gesprächs aufgeschnappt hatte. „Also..." Jungkook konnte nicht weitersprechen, denn er wurde von Yoongi unterbrochen. „Unwichtig." Mit einem Murren ließ sich auch der Blonde auf seinen Platz fallen.
Jetzt fehlten nur noch Tae, Jimin und Julia. „Weiß jemand, wo der Rest ist?" „Nachdem Kunst vorbei war, sind..." „Wenn du noch einmal auch nur dieses Fach erwähnst, dann kriegen wir echt Stress mein lieber." Beleidigt sah der Jüngste zu Jimin hoch, welcher sich soeben ebenfalls zu uns gesellt hatte. „Ich durfte mir die letzten einbandhalb Stunden schon den Mist anhören, ich will wenigstens in meiner Mittagspause meine Ruhe", erklärte sich der Neuankömmling.
Ich musste lachen und nicht nur ich. Alle außer Jungkook und Yoongi lachten. Kookie nicht, da er immer noch beleidigt war und Yoongi war es vermutlich zu anstrengend. „Hey, ich will auch mitlachen." Vor Schreck drehte ich mich um. Jetzt waren wir komplett. Jungkook sprang auf und viel Julia um den Hals, während Tae immer noch verwirrt danebenstand und wissen wollte, was los war.
„Jetzt hab ich endlich jemand, der mit mir über Kunst redet", quietschte der Braunhaarige glücklich. Tae verdrehte nur die Augen, sagte allerdings nichts. Dafür aber jemand anderes...
„Nicht schon wieder."
Kurz war alles still, dann brach ich in schallendes Gelächter aus. War das gerade wirklich aus Julias Mund gekommen?! Die anderen konnten es auch nicht glauben und starrten die Braunhaarige mit teilweise leicht geöffneten Mündern an.
Dann begann noch jemand zu Lachen, von dem ich es nicht erwartet hätte. Yoongi stand auf und zog Julia von Jungkook weg, der das Mädchen immer noch fassungslos anschaute. Sie hatte gerade wirklich seine letzte Hoffnung auf einen Gesprächspartner zerstört.
Kichernd drückte der Blonde Julia auf den Platz neben sich. „Sieh's ein Kookie, niemand hat gerade Lust auf den Scheiß." Der Jüngste schenkte Yoongi daraufhin einen Todesblick und setzte sich beleidigt auf seinen Stuhl.
„Sorry." Das passte schon wieder eher zu Julia, doch da hatte sie die Rechnung ohne ihren Sitznachbarn gemacht. „Nenene. Hier wird sich nicht für sowas entschuldigt. Wir sind dir alle dankbar, Sweetie." Ich konnte mir denken, dass Julia dieser Spitzname peinlich war, doch Yoongi war das, wie ich ihn kannte, ziemlich egal. Zudem hatte er Recht. Wenn ich mir die anderen so anschaute, waren sie Julia gerade für diesen Kommentar ziemlich dankbar - Jungkook ausgenommen, versteht sich.
Julias Sicht:
„Yes, wir haben es geschafft, endlich!" Fröhlich hopste Tae vor mir her. Und auch ich war froh. Die letzten beiden Stunden Mathe waren heute quälend langsam vergangen. „Also, was machen wir zwei heute noch. In die Stadt, Eis essen oder was willst du machen?" Der Braunhaarige war zu mir zurückgekommen und nun liefen wir gemeinsam nach Hause. Ich wollte gerade antworten, wurde aber von meinem Handy unterbrochen.
Emmy💕
Hey
Hast du Zeit? 😘
Mein Herz machte einen Satz. Endlich. So lange hatte ich auf diese Nachricht gewartet.
Ich
Ja, klar. Gib mir 5 Minuten. 😍
„Sorry Tae, ich muss was erledigen." Schon lief ich los. „Warte was ist?" „Ich erklär's dir später!" Ich ließ ihn verwirrt stehen und sprintete zum Haus.
Ich
Okay, schieß los, was gibt's? 😁
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro