
Kapitel 25
Namjoons Sicht:
„Ich hab' sie gebacken, also sind es auch meine Kekse." „Julia hat sie genauso gebacken, wie du und sie würde mir sicher welche geben."
Genervt sah ich zwischen den beiden Jüngsten hin und her, wie diese sich um die Keksdose stritten, als wäre es das einzige, was sie am Leben halten würde. „Siehst du sie hier irgendwo?" „Nein, aber wenn sie kommt, werde ich ihr sagen, dass du mir keine gegeben hast." Halleluja... Wie lange sollte das denn noch so weitergehen?
Anfangs hatte ich noch versucht die beiden auseinander zu bringen - was kläglich gescheitert war – aber mit der Zeit hatte auch ich diese Mission aufgegeben. Dafür waren mir meine armen Nerven einfach zu schade gewesen. Alles was ich noch tat, war danebenstehen und aufpassen, dass die beiden Kindsköpfe sich nicht gleich die Schädel einschlugen.
Meine einzige noch vorhandenen Hoffnung lag darin, dass Julia schnellstmöglich wiederkommen würde und sich der ganze Streit dann mehr oder weniger von alleine auflöste. Jungkook meinte vorhin, sie wäre joggen gegangen, als er wiedergekommen war, doch auch das war jetzt schon eine ganze Zeit her und langsam machte ich mir sogar etwas Sorgen.
„Da kommen Yoongi und Jimin! Vielleicht wissen die was von ihr." Anscheinend war ich mit meinen Sorgen nicht der einzige, denn schneller als ich piep sagen konnte, war Taehyung in Richtung Tür gerannt. Und er hatte Recht, auch ich spürte ihre Präsenz.
Ich hörte, wie sich die Haustüre öffnete und jemand hinauslief, was vermutlich Tae war, denn Jungkook stand immer noch neben mir in der Küche und aß seelenruhig die Kekse. Ein leicht wütender Blick bildete sich auf seinem Gesicht, als er meinen kritischen bemerkte. Wehe du petzt jetzt! Ich musste schmunzeln. Dann ging ich zum Jüngsten hinüber und nahm mir auch einen der Kekse. Nun lachte der Braunhaarige wieder. Naja... Im Herzen waren wir doch alle gleich. Und wenn es ums Essen ging...
Gerade wollte ich mir einen zweiten nehmen, da wurde ich von einem lauten Schrei zurückgehalten. „Ahhhhh. Namjoon, komm her, schnell." Das war doch Tae... Ich drehte mich um und wollte zur Tür laufen, wobei ich im Flur bereit von einem panischen Taehyung erwartet wurde. Jimin, Yoongi, Julia... Blut... Jungkook.
Verwirrt und etwas geschockt blickte ich aus der Tür. Da liefen die drei eben genannten zügig in Richtung Haus. Naja, zwei liefen... Julia lag in Yoongis Armen und schien nicht wirklich bei Bewusstsein.
Auf einmal durchzog mein Körper ein Geruch... Blut, frisches Blut.
Jetzt verstand ich, was der Jüngere versucht hatte, mir über Gedanken mitzuteilen. „Tae, bring Jungkook in sein Zimmer, sofort. Er soll erst wieder heraus, wenn wir ihn holen." Angesprochener nickte und verschwand.
Es dauerte nicht lange und ich konnte Taes genervte Stimme aus der Küche hören. „Ja, dann nimm halt die verdammten Kekse mit. Meine Güte, komm jetzt!"
Kurze Zeit später, raste Tae wieder an mir vorbei. Kookie hatte er am Oberarm gepackt und zog ihn hinter sich her, was dieser offensichtlich nicht so lustig fand, denn er wehrte sich mit Händen und Füßen. Schlussendlich riss er sich los und kam zu mir. „Namjoon, was ist hier lo-" Er konnte seinen Satz nicht zuende sprechen. Anscheinend war auch ihm der Geruch in die Nase gestiegen.
Der Blick des Jüngsten veränderte sich. Er blieb stocksteif stehen und sah starr aus der Tür auf das Mädchen. Fuck. Schnell reagierte ich, drehte ihn an beiden Oberarmen zu mir und zwang ihn somit mir in die Augen zu schauen. „Jungkook, beruhig dich, es ist nur etwas Blut, okay?"
Blut...Blut...Blut...
Alles in seinem Körper schien danach zu schreien. Ich schüttelte ihn kurz. „Beruhig dich, verdammt!" Mein Ruf kam zu spät... Seine Augen färbten sich bereits rot. „Park Jimin!" Ohne groß nachzudenken brüllte ich diesen Namen, sodass ich sicher seien konnte, dass man mich auch draußen hörte.
Keine drei Sekunden später kam dieser in Vampirgeschwindigkeit angerannt. Als er Jungkook sah, blieb er für einen Moment stehen, kam dann allerdings zu uns hinüber. „Oh fuck!" „Ja, da sagst du was. Bring ihn hier weg, sofort!" „Warum ich?" „Jimin, wir haben jetzt keine Zeit für den Scheiß. Bring ihn hier weg. Auf dich hört er am ehesten."
Kookie wurde mir aus der Hand gerissen und Jimin verschwand mit ihm aus der Tür. Meine Güte, das war gerade noch einmal gut gegangen.
„Tae, hol du Jin!" Der Jüngere nickte und rannte ins Obergeschoss. Mittlerweile war auch Yoongi da. Endlich. Mecker bloß nicht herum. Ich hab mir extra Zeit gelassen, damit ihr Jungkook wegbringen könnt. Lüge, definitiv. Aber dafür war jetzt keine Zeit.
* * * * *
Wir hatten Julia auf das Sofa im Wohnzimmer gelegt und saßen nun um dieses herum. Alle, außer Jin, welcher sich direkt vor das Mädchen gekniet hatte. Jimin und Jungkook waren noch draußen, was trotz dessen, dass der Blutgeruch mittlerweile verflog, vermutlich ganz gut für den Jüngsten war.
Soll ich...? Ich blickte zu Jin, der mich fragend ansah. „Nein, lass es erst einmal so versuchen." „Meine Güte, Namjoon. Wir wissen ja alle, dass du nichts dafür kannst, dass du immer in unseren Gedanken herumspukst. Aber könntest du, wenn du sie schon laut kommentieren must, uns andere informieren, worum es geht?" Warum war Yoongi bitte so gereizt? Sonst behielt er seine Meinung doch auch eher für sich und beteiligte sich nicht sonderlich an Diskussionen....
„Wie dem auch sei. Wärt ihr so nett um euch wieder aufs Wesentliche zu konzentrieren?" Jin versuchte die Stimmung zu retten, wofür ich ihm sehr dankbar war. „Um es kurz zusammenzufassen", fuhr er fort, „Ich wollte wissen, ob ich ihr gleich auf die extreme Weise helfen soll oder wir es erst einmal mit der ruhigen Variante versuchen?"
Kurz blieb alles still. Ich dachte immer, Jin könnte auch etwas machen, ohne ihr gleich das Blut aus den Adern zu saugen. "Das kann er auch, Tae. Es wirkt dann nur nicht so gut."
„Namjoon..." Es war nicht mehr, als ein Knurren, was da von Yoongi kam und ich wusste, ich musste jetzt echt aufpassen. Wag es ja nicht, jetzt in meinen Gedanken rum zu schnüffeln! Okay, den Blonden sollte mal wohl heute wirklich nicht mehr in irgendeiner Form reizen.
Jin griff nach ihrem Arm und wollte ihn anheben, wurde aber durch Hobi gestoppt. „Was machst du da?" Seufzend lies der Schwarzhaarige den Arm wieder sinken. „Ich will an ihre Pulsader. Du weißt doch, dass es da am besten funktioniert." Der Schwarzhaarige wendete sich wieder dem Mädchen zu.
„Stopp!"
Meine Güte, was hat der denn jetzt? Kann der mich nicht einfach machen lassen. Der Älteste verdrehte die Augen und seufzte. „Was denn?" „D...d...das geht n...nicht." „Und wieso nicht?" Hobi blickte zu Boden. „Das darf ich euch nicht sagen." Das hab ich ihr versprochen!
„Jin kann ihr anders nicht helfen, dass weist du doch." Tae legte seine Hand auf die Schulter unseres sonst immer so fröhlichen Freundes. „Dann darf er ihr halt nicht helfen." Er stand auf und ging ebenfalls neben ihr in die Hocke.
„Sag mal, wollt ihr mich hier alle verarschen?"
Alle Blicke flogen zur Tür. Dort stand niemand geringeres als Jimin und sah uns alle mehr als schockiert an. „Ihr wollt mir nicht erzählen, dass ihr hier alle rumsitzt und diskutiert OB ihr etwas machen sollt, während sie", er zeigte auf Julia, „hier bewusstlos vor euch liegt. Ihr habt doch alle n' Schuss!" Dann lachte er kurz ironisch auf bevor er zu uns herüberkam. „Aber mir Vorwürfe machen, huh?" „Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun." Den Todesblick, den Hobi in diesem Moment kassierte, wollte vermutlich keiner von uns je von Jimin abbekommen. „Ach nein?"
„Okay, okay Leute. Es reicht jetzt. Beruhigt euch mal wieder. Also erstens: Jimin", ich sah zum Schwarzhaarigen, „Wo ist Jungkook?" Jimin zeigte hinter sich in Richtung Tür. „Der hat sich abgeregt. Hab ihn sicherheitshalber trotzdem noch einmal ums Gelände geschickt." „Gut. Und zweitens: Jimin hat recht. Es steht außer Frage, dass wir ihr nicht helfen." Dabei blickte ich Hoseok mahnend an. Dieser senkte den Kopf. „Ich weiß."
„Könnt ihr dann mal anfangen? Ich würde gerne, dass Julia heute noch wieder aufwacht." Wow, was war denn mit Yoongi bitte los? Gute Frage, Jimin. Sehr gute Frage.
„Ihr müsst mir aber etwas versprechen." Fragend schauten alle zum Orangehaarigen. „Ihr dürft sie nicht darauf ansprechen. Tut einfach so, als hättet ihr es nie gesehen. Bitte." „Wovon sprichst du?"
Stumm nahm Hoseok Julias Arm und zog vorsichtig den Stoff ihrer Jacke hoch. Ach du heilige scheiße. Ich konnte nicht sagen, wessen Gedanken das gerade waren, denn in dem Moment, als Hobi beiseitetrat und wir freie Sicht auf ihren Arm bekamen, dachten wir alle so ziemlich das gleiche.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro