Kapitel 18
Jimins Sicht:
Gelangweilt lag ich auf meinem Bett. Die Augen hatte ich geschlossen und im Hintergrund war das leise Dudeln von der Musik aus meinem Handy zu hören. Es tat gut, für ein paar Minuten einfach mal nichts zu machen, an nichts zu denken und einfach zu entspannen. Ich machte das hin und wieder, wenn ich das Gefühl hatte, mein Kopf würde vor lauter Gedanken gleich platzen. Und siehe da... es half auch eigentlich immer.
Leider wurde meine Ruhe durch das plötzliche Aufreißen meiner Zimmertür gestört. Ich ließ meine Augen geschlossen, da ich eh schon eine Vermutung hatte, wer soeben in mein Zimmer geplatzt war. „Jiminiii!" Wusst' ich's doch. Seufzend zwang ich meinen Körper dazu, sich aufzusetzen. Als ich dann auch noch meine Augen öffnete, sah ich direkt vor meinem Gesicht das Grinsende von Tae. Mein bester Freund schafft es einfach immer, dass meine schlechte Laune verflog. Und auch, wenn ich eigentlich genervt war, da er mich gestört hatte, fing auch ich wenige Sekunden später an, zu grinsen.
„Hast du kurz Zeit?" Okay? Was war jetzt los? Sonst kam und ging er immer, wann er wollte. Egal, ob es mir passte oder nicht. Mein sonst so fröhlich und aufgedreht Tae war auf einmal ganz ruhig und ernst geworden. „Was ist passiert? Geht's dir gut?" Besorgt musterte ich meinen Kumpel. „Keine Sorge MIR geht es gut." Verwirrt über seine Betonung runzelte ich die Stirn. War etwas mit einem der Jungs, mit Yoongi? Oh nein dann wäre ich richtig im Arsch. Aber wäre dann nicht schon längst jemand gekommen hätte mich abgeholt?
Nein. Wenn etwas mit den anderen gewesen wäre hätte ich das gespürt. Aber mit wem hatte ich denn noch sonderlich zu tun dem es schlecht gehen könnte und über den Tae mit mir reden- Och nee. Jetzt wusste ich um was es ging - oder besser gesagt... um wen... Mein nun wieder genervter Blick schien Taehyung zu reichen. „Ich gehe davon aus du weißt über wen ich mit dir reden möchte?" „Ja und das kannst du sowas von vergessen." „Warum hasst du sie so?"
Ich seufzte. Das könnte ja was werden...
„Was ist, wenn sie Yoongi schadet? Dann bin ich dran!" „Das glaubst du doch selber nicht." Er lachte ungläubig, doch mein Blick blieb ernst. Das schien auch mein Gegenüber bemerkt zu haben, denn sein Lachen erstarb. „Das ist nicht dein Ernst?" Ich zuckte mit den Schultern. Mir doch egal, was er davon hielt. „Du willst mir ernsthaft erzählen du hast Angst vor einem Menschenmädchen?" Nein natürlich nicht! Als ob ICH so etwas wie ANGST vor der Kleinen hätte. Das war mehr als nur ein bisschen lächerlich. "Spinnst du?" „Sagt genau der richtige." Langsam würde ich wütend. „ICH. HABE. KEINE. ANGST!!!", betonte ich jedes einzelne Wort. Tae zog die Augenbraue hoch. Meine Güte. Manchmal konnte er schon echt anstrengend sein.
„Okay. Ich glaub dir." Warte, was? Schon zum zweiten Mal heute tat Tae etwas, was ich nicht erwartet hätte. Er stimmte mir einfach zu? Ich hatte mit der längsten Diskussion meines Lebens gerechnet, die damit enden würde, dass ich stinkwütend den Raum verließ und wir nie zu einem Ergebnis kommen würden. „Wenn du keine Angst vor ihr hast, warum behandelst du sie dann so?" Ich seufzte. Anscheinend hatte ich mich geirrt und das würde dann wohl doch noch eine ganze Zeit dauern. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn der Braunhaarige es einmal bei etwas belassen hätte.
* * * * *
„Also denkst du, wir können uns darauf einigen, dass du wenigstens versuchst etwas netter zu ihr zu sein?" Ich seufzte. Keine Ahnung, wie lange wir jetzt schon bei mir im Zimmer auf meinem Bett saßen und diskutierten - die Minuten fühlten sich jedenfalls an wie Stunden. Und langsam, aber sicher hatte ich auch gehörig die Schnauze voll von diesem Thema. „Ich werd nicht mehr so unfreundlich sein." Jetzt seufzte Tae. Er schien auch mit den Nerven am Ende. Tja, selber schuld. Er hatte ja auf dieses Gespräch bestanden. „Und wirst du nett sein?" Sicher nicht! "Mal schauen."
Eine Zeit lang war es still. „Versprichst du mir, dass du nicht in jede Kleinigkeit so viel reininterpretieren wirst und auch mal mit dem Gedanken spielst, dass sie so ist, wie sie ist, weil es ihr selber nicht gut geht und nicht, weil sie einem von uns Schaden möchte?" „Jaja." „Versprochen?" Gott, dieser Junge konnte ja so anstrengend sein! "Jahaa" Kaum hatte ich das gesagt, kam der Braunhaarige zu mir, um mich feste zu umarmen. „Ist ja gut Tae." Halleluja... was war heute nur für ein Tag... "Danke", nuschelte mein bester Freund, während er sich von mir löste.
Von null auf hundert verschwand seine Anspannung von gerade eben und er sprang gut gelaunt vom Bett auf. Wie konnte man nur solche Stimmungsschwankungen haben? Wobei sich irgendwie etwas Erleichterung in mir ausbreitete, als Tae wieder „normal" war. So ernst, wie in den letzten Stunden hatte ich ihn nämlich selten erlebt und wenn ich ehrlich war, machte mir das immer ein klein wenig Angst. „Na dann. Ich werde mal Hoseok fragen, was er aus ihr rausbekommen hat. Soll ich es dir später erzählen oder hast du heute genug über Julia geredet?"
Mit dem letzteren hatte vollkommen recht. Für heute hatte ich ein für alle Mal genug. Trotzdem interessierte es auch mich brennend, was unser Therapeut so herausbekommen hatte... Einige Minuten rang ich mit mir selber, bis ich schließlich einen Entschluss fasste. „Erzähl's mir später." Bis dahin sollte ich mich wohl wieder von dem Thema erholt haben..."Oki." Und damit verschwand er aus meinem Zimmer.
Das war definitiv genug Anstrengung, sowohl für mein Gehirn, als auch für meine Nerven, weshalb ich mich dazu entschloss, meine Kopfhörer zu schnappen um etwas draußen rumzulaufen. Vielleicht traf ich ja noch einen meiner Klassenkameraden. Ablenkung könnte ich jetzt jedenfalls gut gebrauchen.
* * * * *
Eine Hand packte mich am Ärmel und zog mich in einen dunklen Raum. Vor Schreck hätte ich beinahe mein Handy fallen lassen. „Seit wann so Schreckhaft, huh?" „Dein Ernst? Was willst du?" Ich war gerade von draußen zurückgekommen und wollte in mein Zimmer... Naja, daraus würde wohl so schnell doch nichts werden.
„Du hast gesagt, ich soll dir später sagen, was unser Sonnenschein herausgefunden hat. Also hör auf zu meckern!" Ach stimmt, da war ja was. Das hatte ich in den letzten Stunden, in denen ich draußen war, schon wieder vollkommen vergessen... Seufzend ging ich weiter in den Raum hinein und lies mich auf die schwarze Couch fallen.
Ich mochte Taehyungs Zimmer. Es war alles in Blau, Schwarz und Silber gehalten. Zudem besaß es ein ziemlich großes Fenster, doch durch die dünnen schwarzen Vorhänge wurde das Licht angenehm verdunkelt, sodass in seinem Zimmer immer eine beruhigende Atmosphäre herrschte. Also alles in allem einfach unglaublich gemütlich. Vor allem für einen Vampir, der generell die Dunkelheit bevorzugte.
„Also, was hat Mr. Sherlock herausgefunden?" Tae legte sich auf sein Bett, drehte sich auf den Bauch, sodass wir uns ansahen. „Nichts." Dies sagte er mit so einer Leichtigkeit, dass ich erstmals dachte, er wolle mich verarschen. „Nichts?" Ungläubig sah ich zu meinem Gegenüber. „Jipp. Garnichts." Das war jetzt nicht sein Ernst. „Und warum ziehst du mich dann wie ein bekloppter in dein Zimmer?" „Naja..." Konnte er nicht einfach zum Punkt kommen? "Es ist nicht so, dass er nichts herausgefunden hatte, aber..." Während er das sagte, grinste er mich die ganze Zeit frech an. Der Junge wusste genau, wie er mich provozieren konnte und langsam aber sicher riss bei mir der Geduldfaden. „Meine Güte, jetzt sag schon Tae." „Was bekomme ich dafür?"
Jetzt reichte es mir. In Vampirgeschwindigkeit sprang ich zu meinem besten Freund aufs Bett, setzte mich auf seinen Rücken und begann ihn durchzukitzeln. Auch wenn er wusste, wie man mich ärgern konnte, so kannte ich ihn auch gut genug, um zu wissen, wie man von ihm das bekam, was man wollte.
„Hahaha... Hör auf Jimin... Hahaha... Ist ja gut... Man Jimin, jetzt hör auf... Hahaha... Ich erzähl dir ja alles." Mit einem Satz hatte ich mich von seinem Rücken gerollt und saß nun im Schneidersitz vor ihm, während Tae versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. „Ich höre!" Ich musste noch einen Moment warten, bis sich der Vampir neben mir auf ein Level heruntergefahren hatte, welches die Fähigkeit zu sprechen zuließ. „Also: Unser Hobi hatte gestern Abend ein ziemlich langes Gespräch mit Julia. Anscheinend hat er sogar ziemlich viel über die Süße herausgefunden. Er hat es wohl geschafft, dass sie ihm richtig vertraut." Zum Ende hin wurde er immer leiser und seine Stimme brach etwas ab. „Was ist los, Tae?" „Nichts. Nichts, alles gut. Ich finde nur schade, dass sie mich oder die anderen Jungs noch nicht als ihre Freunde ansieht und uns vertraut." Ja gut. Ob man das jetzt gut oder schlecht finden sollte, war ja Meinungssache, aber Tae sollte trotzdem nicht traurig sein.
Um ihn zu beruhigen, strich ich ihm etwas über den Rücken. „Das wird schon." Es dauerte keine zwei Sekunden, da hatte er sich wieder gefasst und bei seiner Ausgelassenheit konnte man garnicht glauben, dass er gerade eben noch traurig gewesen war. „Naja, wie dem auch sei. Also Hobi weiß 'ne ganze Menge. Das Problem ist, er will nichts sagen. Bedeutet, wir wissen nichts."
„Bitte was?"
War das sein verdammter Ernst? "Ja, ich konnte es auch nicht glaube, aber er meinte, er hätte es Julia versprochen und er würde es niemals brechen. Sogar Namjoon hat nichts rausbekommen. Und ich meine, der stand die ganze Zeit daneben. Aber Hobi schien es anscheinend so wichtig, dass es niemand von uns erfährt, dass er es sogar geschafft hat nicht daran zu denken." Okay, das war nicht nur ein bisschen komisch. „Allerdings hat er gesagt, wenn er das Gefühl hat, alleine schafft er es nicht mehr, kommt er zu uns." Was soll er bitte nicht schaffen.
Ich konnte meine kommenden Kopfschmerzen jetzt schon erahnen. Oh man, dass war zu viel kompliziertes Denken für einen Tag. "Ich denke ich gehe ins Bett. Danke Tae", informierte ich den Jüngeren. „Klar doch."
Ich stand auf und wollte gerade aus der Tür, als mich Taehyung noch einmal aufhielt. „Ach und Jimin." Ich drehte mich zu ihm um. „Ich soll dir von Hoseok sagen, dass deine Sorgen ihr gegenüber, nach seiner Einschätzung, komplett überflüssig sind." Meinem Kopf reichte es jetzt komplett. Auf das Thema hatte ich wirklich keinen Nerv mehr zur Belastung frei. Zustimmen würde ich ihm jetzt definitiv nicht, aber wenn ich noch einmal wiedersprach, würden wir uns am gleichen Punkt, wie heute Mittag befinden. Also drehte ich mich wortlos um, ging in mein Zimmer, nur um dort müde ins Bett zu fallen.
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