Kapitel 1
Ich war orientierungslos. Das einzige was ich wahrnahm, war der Lärm der Masse die wie ein Sturm um mich herum wütete. Aber im Gegensatz zu dem, was mich angesichts der Situation noch erwartete, war das eine leichte Brise. Auf einmal kippte ich vorne über, als mich etwas zwischen den Schulterblättern traf. Ich zappelte mit einem anderen Jungen auf dem Boden, und als wir uns auseinander geknotet hatten sah ich das blonde Mädchen mit in die Hüfte gestemmten Fäusten und hochrotem Kopf vor dem kleinen Jungen stehen, um den sie sich vorhin gekümmert hatte. Der Junge, der mich umgestoßen hatte schien den Kleinen wehgetan zu haben, denn dieser weinte und die blonde sagte mi fester Stimme: „Was fällt dir eigentlich ein?! Warum schlägst du Kinder?" Aus dem Mund des Randalen, über dem schon Bartstoppeln sprossen, kam ein leises, gebrummeltes „Er stand mir halt im Weg...", dann verschwand er im Gedrängel.
Jetzt kam das Mädchen auf mich zu. „Bist du in Ordnung?", fragte sie mich. „Ich wollte dich nicht mit umwerfen... Sorry..." Ich stand auf und klopfte mir den Staub von der Hose. „Ne, ne, alles klar.", beruhigte ich sie. Eine unangenehme Stille tat sich zwischen uns auf. Ich durchbrach sie, indem ich fragte: „Wie heißt du?" Sie druckste herum, bis sie schließlich sagte: „Das tut nichts zur Sache..." Ich war etwas enttäuscht, aber als sie den Kopf drehte und etwas unsicher flüsterte: „Wir sollten uns beeilen... Es sind schon fast alle weg...", stimmte ich ihr zu, doch als wir losgingen zögerte ich. „Was machen wir mit ihm?" Dabei deutete ich auf das kleine Kind an ihrer Hand. „Na, er kommt mit!", antwortete sie mit einem Schulterzucken. Damit war es wohl gesagt. Unschlüssig sahen wir uns im; hinter uns das Gebäude aus dem wir kamen, vor uns... Die Stadt. Düster lag sie vor uns. Unwillkürlich schluckte ich schwer als ich die hohen, steingrauen Gebäude sah, die sich vor uns in den Abendhimmel streckten. Die Straßen waren bedeckt von Leuten, die ziellos hindurch irrten. Manche bogen in kleine Abzweigungen, andere wiederrum gingen weiter geradeaus, der Sonne entgegen, die wie ein glühender Feuerball am Horizont stand.
Ich blickte das Mädchen an, und sah, dass wir das Selbe dachten: Erstmal musste Nahrung her! Ich drehte mich noch einmal um meine eigene Achse. Wir waren wirklich mitten in der Stadt! Rechts neben mir prangte ein etwas unscheinbares Schild mit der Aufschrift David's Fast Store. Ich tippte dem Mädchen auf die Schulter und deutete auf den Laden. Sie nickte und gelassen steuerten wir auf ihn zu. Als wir davor standen versuchte sie durch die Scheibe zu blicken, doch diese waren aus Milchglas. Also drückte ich die Klinke hinunter. Der kleine Junge schlang die Arme um die Hüfte des Mädchens, als die Ladenglocke klingelte.
Im Laden war es stickig, die Luft verqualmt, und der Mann hinter dem Tresen sah schäbig aus. Es war still, und als wir langsam über den knarzenden Holzboden gingen blickten uns von allen Seiten Männer an, die an Stehtischen rauchten. Allgemein sah es im inneren des Ladens anders aus, als die Fassade vorgab; der Boden und die Wände waren mit Holz verkleidet, dasselbe Material, aus dem die Regale waren, in dem sich die Ware aufreihte. Ich zischte dem Mädchen aus dem Mundwinkel zu: „Nicht gerade vertrauenswürdig hier..." Sie nickte mit aufgerissenen Augen, während ihr Schützling sich an sie drückte. Sie tätschelte ihm abwesend den Kopf, während wir uns nach brauchbaren Sachen umblickten.
Ab und zu griffen wir nach ein paar Dingen wie Nüssen oder Roastbeef. „Wir brauchen noch was zum Aufbewahren...", schlug ich wispernd vor, und sie nickte. Wir entschieden uns für eine günstige Bauchtasche, in der Hoffnung, dass alles hinein passen würde. Dazu kamen noch zwei Taschenmesser, ein für mich und eins für das Mädchen. Dann gingen wir zu dem Tresen, der wohl als Kasse diente, und legten alles darauf. Der Kassierer, wenn man es so nennen konnte, berechnete murmelnd den Preis. Wir gaben ihm 18 Sione. Jetzt hatten wir noch 42... Wir packten die Sachen schnell in die Bauchtasche, damit wir verschwinden konnten, doch als ich mich umwandte packte mich eine raue Hand am Oberarm. „Ehh, Bürschen!", krächste die rauchige Stimme des Kassierers. Ich atmete heftig, während sein Blick mich durchbohrte. Ich merkte, dass das Mädchen hinter mir stand, und kaum wagte zu atmen. Ich nahm es ihr nicht übel, dass sie nicht half, schließlich wäre meine Reaktion dieselbe gewesen. Der Mann lockerte den Griff und mir fiel ein Stein vom Herzen. Dann raunte er: „Traue nichts und niemandem..." Ich nickte und wir machten, dass wir rauskamen.
Wir stürzten aus dem Laden. Zu schnell... Draußen wurden wir von drei Jungs empfangen; unter ihnen der Ärgermacher mit dem hässlichen Bartansatz. Bedrohlich umzingelten sie uns und ließen keine Möglichkeit zu flüchten. Langsam rückten sie näher und wir wichen erschrocken zurück als alle drei Messer zückten. Ich ballte die Fäuste, bereit mich zu verteidigen wenn es sein musste. Das Mädchen zog möglichst unauffällig ein Taschenmesser aus der Bauchtasche. Etwas zu spät... Sie stürzten auf und zu und wollten uns die Tasche mit Gewalt entreißen.
Der kleine Junge weinte, als einer der Jungs, ein großer schlaksiger mit roten Haaren, versuchte ihm den Lolli zu entreißen, zu dem wir uns erbarmt hatten, ihn zu kaufen. Ich ließ meine Faust in Richtung Gesicht des Jugendlichen mit den Bartstoppeln donnern, der dem Mädchen mit seinem glänzenden Messer an die Kehle ging. Mein Schlag traf in; mit der Hand vor dem Gesicht taumelte er zurück. Als er sie von der Nase nahm grinste ich triumphierend. Sie war übel zu gerichtet: Krumm und Blut quoll heraus. „Na warte...", brummte er und stapfte auf mich zu. Ich drehte mich dummerweise um, als unser Schützling aufschrie. Der Idiot, der ihm schon die ganze Zeit auf die Pelle gerückt war, hatte ihm in den Bauch getreten. Er knickte weinend ein und ich? Ich bekam einen Schlag auf den Hinterkopf... Ich brach mit einem starken Schwindelgefühl zusammen, spürte aber noch drei Tritte in die Seiten, dann hauten die Arschlöcher ab.
Ich blieb noch einige Momente auf dem staubigen Boden liegen, dann drehte ich mich stöhnend und stemmte mich hoch. Ich rieb mir die schmerzenden Hüften und blickte mich um. Das Mädchen und auch der Junge waren weg. Langsam stolperte ich auf die Straße zu, die wie das Zentrum der Stadt wirkte. Es war still; anscheinend hatten viele dieselbe Idee wie wir und kümmerten sich um Essen. Durch die Stille nahm ich ein leises Schluchzen wahr, welchem ich folgte.
Schnell fand ich das Mädchen, mit dem Jungen im Arm. Er weinte immer noch bitterlich, und sie redete beruhigend auf ihn ein. Sie hockten in einer Gasse, die anscheinend dazu diente, den Müll los zu werden, denn alles war voll mit Tonnen aus Metall. Ich ging langsam auf sie zu, und erst als ich unmittelbar vor ihnen stand bemerkten sie mich. Sie blickte mich an und flüsterte: „ Es ist grausam... Wozu sind wir hier?" Ich schüttelte bedrückt den Kopf und merkte, wie leichte Tränen meine Augen füllten. Ich setzte mich zu ihnen und schaltete die Uhr an. Statt dem Wilkommen, E-36 war auf dem Display eine Zeit angegeben. 5:41:36 h verbleibend... 35... 34...
Ich klickte weiter. Unter Guthaben stand nun 14 Sione. Bei Items wurden jetzt unsere Einkäufe angezeigt. Unter den anderen Kategorien hatte sich nichts geändert. „Ein paar Minuten können wir noch bleiben...", raunte ich. Sie blickte mich an. Erst jetzt fielen mir ihre eisblauen Augen auf, die so schön mit ihren blonden Haaren harmonierten. Sie sagte kein Wort, doch dann öffnete sie den Mund... Und schloss ihn wieder. Keiner sagte was, doch dann setzte sie erneut an. „Wing.", sagte sie. „Nenn mich Wing."
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Weil 6 Hours anscheinend gut ankommt: Hier schon mal das erste Kapitel o((>ω< ))o Vielen, vielen dank für die ganzen Kommis, ich habe gerade dank euch einen richtigen Motivationsschub('▽'ʃ♡ƪ)
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