Breuer, Freud und Anna O.
Inzwischen kenne ich den Weg ohne Navi und das gibt mir ehrlich schon zu denken, wenn man überlegt, dass ja ansonsten Informationen eher kleckerweise in meinem Kopf hängen bleiben.
Aber gut, dafür reicht es dann wohl doch noch und während just in diesem Moment Spotify zum nächsten Lied wechselt und zwar zu „Thank u next" von , ... na von wem wohl - biege ich nach links ab, lasse meinen „Wagen" die Auffahrt zu Herrn Akasunas Häuslein hinauf rollen.
Seine Auto steht da.
Mit leisem Rattern komme ich schließlich direkt neben seiner chicen Karre zum stehen und schalte dann den Motor ab.
Und dann sitze ich da.
Ich sitze da und starre ins Leere, einmal, weil ich wirklich scheiße müde bin und ich hatte tatsächlich auf dem letzten Stück Angst, mich könnte eventuell der Sekundenschlaf übermannen und mich gegen den nächsten Baum schlittern lassen.
So hatte ich mir die kommende Weihnachtszeit nicht vorgestellt.
Als Matschepampe auf der Intensivstation, unterm Sauerstoffzelt - Klingt besinnlich.
Auf der anderen Seite habe ich tatsächlich nicht den Hauch einer Ahnung, wie ich jetzt vorgehen soll.
Einfach klingeln?
Und dann, ... dann macht Herr Akasuna auf und ich stehe ein zweites Mal bei ihm auf der Matte, bloß um zu checken, ob er denn noch am Leben ist.
Nur diesmal werde ich ihm vermutlich nicht auf die Schwelle kotzen, sondern einfach in seine Arme kippen und ein Nickerchen machen.
Leise seufzend, reiße ich schließlich den AUX-Stecker aus meinem Handy, wodurch es mit einem Mal seltsam still ist.
Dabei wollte Ariana mir doch gerade darüber vorsingen, wie fucking grateful sie für ihren Ex ist.
Hier, so weit draußen, auf dem Land, ist der Schnee sogar inzwischen liegen geblieben und das bestimmt schon mehrere Zentimeter, was jetzt nicht ganz so geil ist, wenn man, wie ich, bloß Sneaker an hat, aber gut.
Ist es wohl wieder Zeit für Timberlands.
Das eine, abgetretende Paar, was ich besitze und irgendwie erwische ich mich in letzter Zeit häufiger dabei, wie ich mir Itachis Schwarze eifersüchtig betrachte.
Sie passen halt verdammt gut, zum Armani-Mantel.
Und das ist schon ziemlich bitter.
Leise grummelnd öffne ich schließlich die Fahrertür, erschaudere einmal, denn es ist tatsächlich arschkalt und sowas wie einen Mantel besitze ich nicht mal, sondern ich digitiere jeden Winter aufs neue zu einer fröhlichen Zwiebel und schichte Jacke, über Pulli, über Sweatshirt, über Tshirt.
Das hält ja auch viel besser warm, weil, wegen der Luft dazwischen und so.
Nh, Zwiebelprinzip und so.
Physik, haben wir alle gehabt in der Schule.
Da habe ich auch gelernt, dass man mit einer Kartoffel Strom erzeugen kann.
Mit einer facking Kartoffel!
Und während ich mich, als „Noch-nicht-Zwiebel" schließlich dazu durchringe, mein Auto abzuschließen, was ziemlich unnötig ist, denn ich bezweifle, dass irgendwer mir jemals versuchen wird den Wagen ab zu ziehen, aus dem einfachen Grund, dass die Meisten ihn gar nicht erst als Wagen identifizieren werden.
Zügigen Schrittes, stapfe ich die Einfahrt entlang, über den beschneiten Kiesweg, die zwei kleinen Stufen zur Haustür hinaus und klingle dann.
Und komme nicht umhin zu bemerken, dass meine Fußsohlen sich bereits jetzt verdächtig nass anfühlen.
Boah, hoffentlich ist der Kerl da und am Leben, denn mir ist echt kalt und ich will meine Füße an seinem fancy Kamin trocknen.
Und mich dann am besten auf dem Fellteppich in der, nach Holunder riechenden Wolldecke, einrollen und ein wenig vor mich hin dösen.
Ich stöhne einmal entnervt auf, als keiner öffnet, gleichzeitig macht es mich auch nervös, aber irgendwie kenne ich das Spielchen ja auch langsam.
Vielleicht sollte ich mal bei Gelegenheit nach einem Zweitschlüssel fragen, ich meine, so oft, wie ich inzwischen hier bin.
„Na, kommen Sie schon." , knurre ich, drücke dann ganz oft und ganz schnell hintereinander auf die Klingel, weil vielleicht hat Chucky ja auch einfach gerade keine Lust aufzustehen, weil sein kleiner Depressions-Teufel ihn soeben erst ans Bett gefesselt hat und meint, es wäre jetzt mal wieder an der Zeit, wie ein Wahnsinniger ins Leere zu starren.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Herr Akasuna solche Episoden zumindest nicht selten hat.
In dem Moment, in dem ich mir selber mit meinem Geklingel langsam auf den Nerv zu gehen beginne, höre ich es hinter der Haustüre kurz klicken, ehe sie schließlich nach innen aufschwingt und Herr Akasuna vor mir steht.
Wohlbehalten, der Schädel noch ganz und in .... Jogginghose.
Und Hoddie.
Und das überrascht mich dermaßen, dass es mir, Tatsache, kurz die Sprache raubt.
Wir haben Partnerlook - Twins!
Nur, dass er sowas eben während einer depressiven Tiefphase (ich komme mir nicht selten klug dabei vor, diese Begriffe zu verwenden) bei sich zu Hause trägt und ich ähm, ... tja, das ist eigentlich so ziemlich mein „to go" - Outfit für eigentlich jede Gelegenheit.
Aber ich meine, ich kanns tragen.
Mein hübsches Gesicht und meine tollen Haare sind extravagant genug, ich würde schließlich auch in einem Kartoffelsack gut aussehen.
Und bin dabei so bodenständig geblieben.
„Was willst du hier?", spart er sich eine Begrüßung und ich grinse verlegen.
„Ich wollte wissen, ... wie es ihnen geht.", gebe ich dann zu und für einen BUCHSTÄBLICH eisigen Moment herrscht Schweigen, ehe ich mir in Erinnerung rufe, dass wir mindestens 0 Grad haben und ich weder einen Mantel, noch meine Zwiebelschichten, geschweige denn geeignetes Schuhwerk trage und mir wahrscheinlich eine Lungenentzündung oder schlimmeres einfange, wenn ich hier weiter so blöd in der Gegend rumstehe.
Und während sich die Legionellen wahrscheinlich just in dieser Sekunde mit den Mykoplasmen absprechen, wie sie mich am besten überrumpeln sollen, schaffe ich es bereits wieder, mich einfach so, gegen Herrn Akasunas Willen, in sein Haus ein zu schleusen.
Mit Lungenentzündung ist eben auch echt nicht zu spaßen.
„Es ist kalt und ich bin müde.", erkläre ich also, was Chucky wohl kurz etwas verwirrt, „Darf ich reinkommen?"
Genervt rollt Herr Akasuna mit den Augen, scheint, wie üblich, ultra happy mich zu sehen, doch schließlich tritt er zur Seite, so, dass ich seinen Hausflur betreten kann.
Drinnen ist es herrlich warm und leise seufzend, ziehe ich mir meine Jacke vom Leib und dann meine Schuhe aus, weil ich will dem guten Mann ja nicht seinen teuren, beheizten Paketboden ruinieren.
„Was machst du hier?", wiederholt Chucky schließlich seine Frage und klingt dabei nicht minder genervt.
„Du siehst furchtbar aus.", fügt er dann an und ich werfe ihm einen angesäuerten Blick zu.
Muss der kleine Koboldkopf gerade sagen.
Muss er gerade sagen, denn er sah auch bereits schonmal besser aus.
Blödmann,...
„Ich hab die Nacht nicht geschlafen und sie haben auch schon mal besser ausgeschaut.", fauche ich ihn an, ehe ich mich gegen die Lehne seines Sofas sinken lasse.
Er hat den Kamin an.
Und die Wärme strahlt aus und fühlt sich wohlig-kuschlig an, in meinem Rücken.
Ja, ich könnte mich jetzt hier hinlegen und ratzen.
Wo ist meine Wolldecke, ...?
„Deidara, warum zum Teufel bist du hier?", fühlt mir Chucky weiter auf den Zahn, verschränkt dann, mit misstrauischem Ausdruck in den Augen, die Arme vor der Brust.
„Sie sind nicht in der Uni zum Sprechstundentermin aufgetaucht und niemand wusste wo sie stecken und da dachte ich, ich fahre einfach mal vorbei, weil sie gestern irgendwie ziemlich fertig schienen." , erkläre ich dann, denn ich sehe keinen Grund darin, ihn anzulügen.
Ich meine, er ist ziemlich fertig, ... ein kurzer Blick gen Schreibtisch verrät mir, dass auch da nicht sonderlich groß was passiert ist.
Aber dazu sage ich jetzt mal ausnahmsweise nichts, weil inzwischen bin ich ja einigermaßen belesen.
Verständnis und so, das zeige ich zur Abwechslung mal.
„Und da bist du den ganzen Weg hier raus gefahren, nur um zu schauen, ob ich wohl auf bin, weil ich nicht zu meiner Sprechstunde aufgekreuzt bin?", möchte Chucky wissen und ich nicke.
„Ich bin kein Creep, oder so, ... „, beginne ich dann, denn irgendwie ist es schon etwas too much, aber auf der anderen Seite, „Ich habe mir halt, ..."
„Sorgen gemacht.", beendet Chucky den Satz für mich und ich nicke, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt.
Kurz seufzt Herr Akasuna, mustert mich dann ausgiebig, ehe er mit seinem kritischen Blick an meinem Gesicht hängen bleibt.
„Und wieso hast du die Nacht nicht geschlafen und schaust aus, wie ausgekotzt?" , möchte er wissen und ich lächle übertrieben selbstgefällig.
„Sie sind ziemlich nett zu Leuten, die sich extra die Mühe machen, bei Ihnen vorbei zu schauen.", bemerke ich, worauf er bloß unbeeindruckt eine Braue hoch zieht.
„Ich hab dich nicht drum gebeten, du standest hier unangekündigt auf meiner Fußmatte.", erinnert er mich und ich rolle mit den Augen.
Glaubt man das denn?
Der Kerl hat echt sowas von keine gute Erziehung genossen, seine Eltern hätten ihn vielleicht mal ,... aber sicher!
Seine Eltern!
Das ist es und plötzlich kommen mir Hinatas Worte in den Sinn, das Depressionen, vor allem introjektiven ... .... ja, auf jeden Fall einer dieser bestimmtem Arten von Depressionen ein Verlust zu Grunde liegt.
Ein Trauma.
Und hat Herr Akasuna nicht gesagt, seine Eltern wären schon lange tot?
Liegt da vielleicht der Hase im Pfeffer und erklärt das womöglich, warum er so abgedreh,... äh, ich meine so krank geworden ist?
„Deidara!" , erinnert mich Chucky plötzlich daran, dass ich nach wie vor bei ihm im Wohnzimmer chille und unweigerlich zucke ich zusammen.
Und ich glaube, ich habe zwischendurch schon wieder geschaut, wie eines dieser deutschen Autos.
„Was war los?" , drängelt Herr Akasuna weiter und ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu.
Warum so besorgt?
Hat mich da etwa jemand gerne, ...? Nana, so sentimental zu werden ziert sich doch sicher nicht, für einen Psychopathen par excellence, wie er einer ist.
„Ich hab gelesen.", antworte ich dann wahrheitsgemäß und muss beinah lachen über Herrn Akasunas Gesichtsausdruck, der offensichtlich vollkommen perplex ist.
„Gelesen?", wiederholt er und ich nickte.
„Soll ich's Ihnen vielleicht aufschreiben? In japanisch, womöglich?"
Wie schreibe ich yomimasu denn?
Also das „a", „i", „o" und „u" kann ich, aber die stehen ja wieder mit anderen Buchstaben zusammen und dadurch ändern sich die Zeichen...
Und welches Zeichenalphabet muss ich überhaupt benutzten, ... wie war das nochmal,... Kanji waren die Wörter, ... Katakana,...
Noch bevor Herr Akasuna darauf auch nur etwas erwidern kann, falle ich ihm einfach ins Wort: „Mit welchen Zeichen muss ich yomimasu schreiben?" , möchte ich wissen, worauf Chucky nur irritiert die Stirn kraus zieht.
„Wie kommst du denn jetzt darauf?"
„Ist doch egal, sagen Sie doch einfach!", bitte ich, worauf er hörbar ausatmet.
Ich glaube, ich war in früheren Leben nicht unbedingt eine Anti-Stresspille oder eine Bachblütenpflanze, eher so ein Stressor.
„Das kommt drauf an, in welchem Kontext du es verwendest, das Wort hat mehrere Bedeutungen.", ringt er sich schließlich zu einer Erklärung durch und ich nicke, tue einfach so, als würde das mein übermüdetes Gehirn nicht komplett überfordern.
Aber ich bin ja jetzt schlau geworden.
Und so.
Ya know?
„Wenn du es als lesen meinst, dann schreibst du es mit dem Kanji „doku" am Anfang, also „doku" in der Kun-Lesung, das bedeutet „lesen" vom Sinngehalt und dann schreibst du es mit anderen Hiragana zusammen, wobei du das Kanji „yo" liest und hängst dann „-miamsu" geschrieben in Hiragana hinten dran."
Ach so, ja klar.
Alles verstanden.
„Verstehe.", brumme ich.
Das tue ich nicht.
„Nani o yomimasu ka?"
Und auf einmal bin ich wieder ein deutsches Auto.
Tatsächlich lacht Herr Akasuna leise, lächelt mir dann beinah versöhnlich entgegen.
Und so in Jogginghose und Hoodie und mit einem Lächeln auf den Lippen sieht er gar nicht mal mehr ganz so gruselig aus, wie er das sonst gerne mal tut.
Eigentlich sogar recht freundlich.
Und die Klamotten stehen ihm, er wirkt ja jetzt ohnehin nicht alt, also keine Ahnung aus welchem Jungbrunnen er sein Trinkwasser abzapft, aber vielleicht sollte ich in zehn Jahren mal drauf zurückkommen, doch in diesem lässigen Outfit, würde er locker als Student durchgehen.
„Ich ähm,..." beginne ich dann und schlucke das „NANI??!" welches mir auf der Zunge liegt hinunter.
Und wäre beinah dran erstickt.
Aber nur beinah.
Doch Herr Akasuna schüttelt bloß den Kopf, hebt dann interessiert eine Braue.
„Was hast du denn gelesen?", übersetzt er für mich, nett und freundlich, wie er nun einmal ist.
„Was über Depressionen.", entgegne ich und versuche beiläufig zu klingen, doch irgendwie klappt das nicht so ganz.
Weil irgendwie war das jetzt halt schon ein großer Schritt für mich, in die Uni zu gehen, mir Bücher aus der Bibliothek aus zu leihen und sie dann tatsächlich auch noch zu lesen.
Oder zumindest überhaupt in die Hand zu nehmen.
„Über Depressionen?", wiederholt Chucky überrascht und ich nicke.
„Sie haben doch gesagt, ...", murmle ich, werde dann von einem Gähnen unterbrochen, worauf mein Professor bloß mitleidig das Gesicht verzieht, „Naja, sie haben doch gesagt, dass Sie sich wünschen würden, dass die Leute und auch ich, sich mehr mit dem Thema auseinander setzten, also hab ich mir in der Bibliothek Bücher zu dem Thema geliehen und mir angeguckt.", erzähle ich, nachdem ich mich also wieder gefangen habe.
„Das hast du gemacht?" Überrascht schlägt Chucky einmal mit den Augen auf und ich nicke, gähne dann erneut und wische mir über den äußeren Rand, meiner Augenwinkel.
„Ja und dann hab ich die ganze Nacht gelesen und die Zeit etwas aus den Augen verloren, war irgendwie doch ganz interessant.", gestehe ich dann, worauf Herr Akasuna nachdenklich nickt.
„Wen hast du denn alles gelesen?", möchte er wissen, geht dann langsam an mir vorbei, gen Küche und winkt mich dabei nach sich.
„Freud. Und den Rest weiß ich nicht mehr.", gebe ich zu, während ich ihm, wie ein zahmes Hündchen, hinter herdacklel.
„Freud, na, der ist ja jetzt nicht unbedingt so bekannt für Forschungen und Studien zur Depression, obgleich er damals auch Manie-Patienten behandelt hat und an denen Untersuchungen durchgeführt."
Darauf kann ich bloß mit den Schultern zucken, weil mal ehrlich, alles was ich bis jetzt von dem Kerl gelesen habe, war ziemlich komplexer Klauderdatsch und ich musste mir auch das ein oder andere Youtube-Video dazu anschauen.
In der Küche angekommen, lasse ich mich leise brummend, auf meinen Stammplatz sinken, schaue Chucky dabei zu, wie er zur Küchenzeile schlurft und eine Tasse aus den oberen Hängeschränke zaubert, mir dann etwas, bereits aufgebrühten Kaffee einschenkt.
„Milch und Zucker?", fragt er, ohne mich dabei auch nur eines Blickes zu würdigen.
„Bitte.", brumme ich, ehe er mir die dampfende Tasse vor die Nase stellt und ich vorsichtig einen Schluck nehme, dann zufrieden seufze.
Eine Weile ist es still, ehe sich Pumuckl tatsächlich dazu herab lässt, sich zu mir zu setzten und trotzdem schweigen wir weiter.
Aber das ist okay, denn so kann ich in Ruhe meinen Kaffee trinken und auch gleichzeitig über Herrn Akasunas Worte nachdenken.
Manie - Über diesen Begriff bin ich gestern Nacht auch bereits einige Male gestolpert und hätte mich beinah ordentlich auf die Fresse gelegt, denn zuerst dachte ich, es wäre ein ziemlich seltsamer Mädchenname.
So diese Namen, die Kinder haben, die auf dem hintersten Winkel des Schulhofes für ihre Zahnspange einen über den Latz gezogen bekommen und dann wird ihnen obendrein auch noch ihr Essensgeld angezogen.
Aber „Manie" ist wohl auch sowas wie Depressionen, halt eine Krankheit, also irgendwie sowas auf jeden Fall.
„Maniepatient?" , brumme ich gedankenverloren, ehe mein nachdenklicher Blick unfokussiert an der warmen Tasse in meinen blassen Pfötchen hängen bleibt.
„Sie war bekannt unter dem Namen Anna, aber das war nicht ihr echter Name, soweit ich mich erinnern kann, aber ich weiß gerade nicht, wie sie eigentlich hieß...", beginnt Chucky überlegend und ich ziehe überrascht die Brauen hoch.
„Was, Sie wissen es nicht?" Kann ich mir den Kommentar doch nicht verkneifen, weil mal ehrlich, wer hätte es gedacht?
Dass Professor Akasuna mal etwas nicht weißt, ... ich glaub die Welt geht unter!
Es ist soweit!
Der Tag des jüngsten Gerichtes, dieses verdammte Lamm hat es endlich geschafft und endet somit doch nicht als Osterbraten.
Schwein gehabt, ...!
Oder eher, ... Lamm gehabt?
Ja, Füße hoch!
„Ich bin nicht wikipedia." , knurrt Herr Akasuna, eher er sich einmal durch die kurzen, roten Haare fährt und nach zu denken scheint.
„Es war zu den Breuer-Studien. Beziehungsweise war Anna eine von Breuers Patientinnen, die einem hysterischen Wahn verfallen war.", erklärt er dann und ich nicke.
Okay und was hat das jetzt mit Depressionen zu tun?
Raff' ich jetzt nicht ganz den Zusammenhang, aber sagen will ich das irgendwie auch nicht, weil ich bekomme langsam den Eindruck, dass der Kerl echt glaubt, ich hätte mein A-Level im Lotto gewonnen, oder es wäre mir eines schönen Tages vom Winde zugeweht worden.
Aber wer ist jetzt Manie und wer ist Anna und vielleicht ist es ja ein Doppelname?
Und der ist genau so bescheuert.
„Wer war Breuer?" , möchte ich dann aber doch wissen, worauf Chucky bloß nickt: „Der Doktorvater Freuds. Und Anna, ... keine Ahnung woher er die hatte, aber ich meine mich erinnern zu können, dass ihr Vater gestorben war, kurz bevor sie krank wurde und das auch das der Grund war, weshalb sie überhaupt ihrem Wahn verfiel."
Ich nicke und da passt ja auch das zu, was Hinata mir erzählt hatte.
Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie Breuer es geschafft hat Anna zu heilen, falls er es gebacken bekommen hat.
Und wenn der das packt, dann pack ich das mit Sicherheit auch.
„Und diese Anna, ist die jetzt wider gesund?", möchte ich wissen, kann ja immerhin sein, dass sie sich direkt nach dem Besuch auf der roten Couch ebenfalls den Strick genommen hat.
Und das wäre dann vielleicht doch nicht die effizienteste Therapiemethode, um Chuckys seine Depressionen aus zu treiben.
Herr Akasuna schnaubt kurz belustigt: „Das war vor mehr als hundert Jahren, Deidara, Von denen lebt heute niemand mehr."
„Oh, ach so."
Oh.
Naja, wie sagt man so schön?
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat Zwei.
Irgendwann ist eben Schicht im Schacht, da hilft dir auch keine Psychoanalyse oder Drei-Instanzemodell mehr, wenn Gevatter Tod dich holt, dann holt er dich.
Und nimmt uns alles, einschließlich dem Leben.
Tja, da kann Herrn Nagel niemand widersprechen, so far.
Dann ist es wieder eine Weile still und wir starren beide einfach nur eine Zeit lang ins Leere.
Ich, weil ich, auch nach diesem furchtbar bitteren Kaffee, da haben wir Briten es tatsächlich einfach nicht drauf, noch immer völlig übermüdet bin und abwäge, wie frech es wohl von mir wäre, ein drittes Mal in Folge auf Herrn Akasunas Sofa ein zu ratzen und Chucky, ... ich schätze, dass er ohnehin den ganzen Tag nichts anderes macht, von daher sollte ihn dieser akward Moment ja nicht sonderlich stören.
„Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag hier so, ... alleine auf dem Land?", beginne ich nach einer gefühlten Ewigkeit, leere dann schließlich meinen Kaffee und hätte jetzt ehrlich Bock auf eine Kippe, aber lieber nicht hier.
Nicht in Herrn Akasunas vier Wänden, des guten Mannes Psyche ist geschreddert genug.
Die heiligen drei K's und so - Ihr wisst Bescheid.
„Also bis gerade habe ich geschlafen.", brummt er, wirft mir dann einen nicht minder genervten Blick zu, als hätte ich das, durch die Eingangstür hindurch riechen können, dass Dornröschen gerade ihren Schönheitsschlaf schläft.
Viel gebracht zu haben scheint das allerdings nicht, wenn ich ihn mir jetzt so betrachte, wirkt er ziemlich blass und tatsächlich was kränklich.
Also, ... halt „normal" kränklich, ihr wisst schon, ... Bakterien,... Viren..., Ebola, ... Pest, ... Malaria, ... diese Standart-Krankheiten, nicht so was Extravagantes, was sich nur übers MRT feststellen lässt
„Schwächeln' Sie?", frage ich dann dennoch nach, bin dann überrascht, als Chucky tatsächlich nickt.
„Oh, ... okay, also, ich meine ich weiß, aber, ..."
Ich meinte jetzt eigentlich nicht seine Depressionen, sondern eben eine wirklich, richtig, echte Krankheit, ich meine klar, Depressionen sind schlimm, haben wir ja jetzt gelernt, aber, ... ach ihr wisst schon.
Ebola, ... Malaria, ... Pest, ...
Allerdings kann ich keine Eiterbeulen erkennen, ... was ja nichts heißen muss, gab genug Fälle, da wuchsen die Teile nach innen.
Das war dann zumindest nicht ganz so nh arge Sauerei, wenn die aufgeplatzt sind und Doktor Schnabel musste nicht so viel sauber machen.
Wie war das noch, ... ich wollte auswandern, nach Italien?
Na, vielleicht sollte ich um Messina dennoch einen Bogen machen, man weiß ja nie.
„Ich hab seit heute Morgen leichtes Fieber und Kopfschmerzen, falls du es genau wissen willst.", knurrt Herr Akasuna und ich nicke.
Ganz ruhig Brauner, ... eh, ... Roter.
„Sind Sie deswegen nicht zur Sprechstunde gekommen?", möchte ich dann wissen, worauf er ein Gähnen zu unterdrücken scheint und dann nickt.
„Okay.", murmle ich und jetzt muss ich auch gähnen.
Fuck it.
Und fuck you, Spiegelneuronen, nachher denkt Herr Akasuna noch, ich würde ihn mögen.
Und das tue ich nicht.
Also, nicht mehr, als ich sollte, aber ich kann ihn ja auch nicht einfach so vor sich hin vegetieren lassen und es scheint ihn ja sonst niemand am Popo der Welt besuchen zu kommen.
Soviel Gewissen besitze ich dann doch noch, diese Extra-Portion Mitleid habe ich mir extra für solche Fälle aufgespart.
„Und nun, wie werde ich dich los?", möchte Herr Akasuna wissen und mustert mich eingehend, „Ich würde mich nämlich eigentlich wirklich gerne hinlegen."
Ich hab immer noch Respekt davor, wie er sowas sagen kann und dabei weder freundlich noch unfreundlich kennt.
Er suggeriert mir schlichtweg durch die Blume, ich solle mich verpissen und klingt dabei so beiläufig, als täte er gerade vom Wetter erzählen.
„Ich auch.", nuschle ich dann, denn der Kaffee hat entweder eine verzögerte Wirkungsfreisetzung, oder selbst er denkt sich gerade seinen Teil und mein Körper schaltet langsam wieder auf „yasumimasu".
Herr Akasuna seufzt, denn ich glaube er weiß, dass ich weiß, dass er weiß, dass ich nicht gehen werde, bevor ich ihn nicht noch zumindest ein-zwei Stündchen bespaßt habe.
„Haben Sie schon den Film „The Ritual" geguckt?" , frage ich dann, anstatt mich zu empfehlen, denn ich bin mir ziemlich sicher, dessen Backcover auch kurz in Chuckys Filmregal gesichtet zu haben.
Natürlich, nach wie vor, vorbildlich angezogen und gekleidet in dessen Plastikverpackung.
„Nein.", stöhnt Herr Akasuna, ehe er sich einmal durch die roten Haare fährt, „Und eigentlich würde ich auch gerne schlafen, oder versuchts du gerade eine neue Tradition einzuführen?"
„Vielleicht.", entgegne ich grinsend, stehe dann auf und gehe zum Wasserkocher, welcher auf der, auf Hochglanz polierten, Arbeitsplatte der Küchenzeile steht.
Mal ganz davon abgesehen, dass es draußen ungemütlich kalt ist und ich den ganzen Weg extra hier hin gekommen bin und ich außerdem darauf stehe, mich Pumuckl auf zu drängen, sieht Letzterer tatsächlich nicht ganz so gut aus.
Nicht, dass nachher noch sein Kreislauf schlapp macht und er hier die Fliege macht.
Wer soll dann den Krankenwagen rufen?
Vielleicht die Wildsäule, oder die Waschbären?
„Was wird das?" Knurrend steht Herr Akasuna auf, will mir den Wasserkocher bereits aus der Hand nehmen, doch ich winke ihn zurück.
„Chillen Sie, ich will Ihnen nur einen Tee machen. Und mir. Und dann lümmeln wir uns vor den Fernseher und schauen „The Ritual"".", beschließe ich, worauf er mir mit einem Augenrollen antwortet, sonst allerdings nicht weiter drauf eingeht, dann auf dem Absatz kehrt macht und ins Wohnzimmer schlurft.
„Keine Milch, keinen Zucker, ich trinke meinen Earl Grey schwarz.", kann ich ihn aus dem Flur murren hören, worauf ich nur einmal affektiert auflache: „Sie bekommen einen Kamillentee, sonst gar nichts."
Dann wird es still und außer dem Brodeln des Wassers ist nichts zu hören.
Okay, ... wo sind hier die Tassen?
Leicht auf den Zehenspitzen tippelnd, wie eine behinderte Ballerina, suche ich die oberen Schränke nach Herrn Akasunas Tee Service ab.
„Du machst mich wahnsinnig, Deidara.", dringt es mit genervter Tonlage, aus dem Wohnzimmer, zu mir hinüber.
„Aha.", nuschle ich, als ich endlich finde, wonach ich suche.
„Also erstens, sind sie schon wahnsinnig und das haben sie ihrer Genetik zu verdanken und zweitens, ist es ziemlich nett von mir, dass ich extra vorbei kommen, um mich um sie zu kümmern.", brumme ich bloß, während ich den Tee aufgieße, mit den beiden dampfenden Tassen Herrn Akasuna dann ins Wohnzimmer folge, welcher bereits den Fernseher angemacht zu haben scheint.
Na, sieh Mal einer an, ... aber wirklich zu zwingen muss man ihn dann doch wieder nicht.
„Du bist wie immer reichlich unverschämt.", kommentiert Herr Akasuna meinen Kommentar und nimmt dann kommentarlos die Tasse entgegen.
„Und Sie wie immer reichlich undankbar.", feure ich zurück, kralle mir dann meine Wolldecke und lasse mich auf meinem Stammplatz nieder und für den Bruchteil einer Sekunde, kommt mir der Gedanke, dass ich eigentlich kein großes Problem damit hätte, sollte das hier wirklich als Tradition eingeführt werden.
Inzwischen mag ich's hier nämlich ziemlich gern.
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