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Carpe diem



Immer noch leicht schockiert, von der Tatsache, dass ich soeben einfach mal random jemandem das verdammte Leben gerettet habe, sitze ich nun auf einem der Tische im Atelier und mache das einzig Richtige, das, was jeder in dieser Situation auch tun würde: Ich esse meinen Sub.

Der ist zwar schon ein bisschen warm geworden und etwas matschig auch, aber schmecken tut er trotzdem noch.

Man sollte meinen, wenn man wenige Minuten zuvor noch wen an einem Strick hat baumeln sehen, würde es einem möglicherweise den Appetit verschlagen, aber ich für meinen Teil, kann immer essen.

Auch wenn ich gerade einen meiner Professoren vor dem Freitod bewahrt habe. - Ja, auch dann.

Dann schmeckt es sogar am besten.

Kleiner Scherz.

Echt mal, für wen haltet ihr mich eigentlich?

Herr Twany sitzt mir gegenüber, die Stirn in Falten gelegt und mustert mich, als wolle er einkalkulieren, wie ratsam und vor allem wie sinnvoll es wäre, sich weiterhin mit mir auseinander zu setzen.

Ab und an schaue ich von meinem Sandwich auf, werfe ihm den ein oder anderen verstohlenen Blick zu, doch ansonsten schweige ich, denn ich bin ja wohl nicht derjenige, der dieses Gespräch zu eröffnen hat.

Ich wüsste auch gar nicht wie.

Die Situation ist schon etwas ungemütlich, so gesehen, immerhin kommt es ja auch nicht alle Tage vor, dass man mal eben wen vom Selbstmord abhält. - Da darf man schon nervös sein.

Denke ich.

Herr Twany allerdings seufzt bloß gedehnt, schürzt dann die Lippen und sieht sich dann wohl gezwungen mich auf zu klären, warum er am helllichten Tage, mitten in der Uni, an einem Strick herum baumelt.

Na, auf die Erklärung bin ich jetzt aber mal gespannt.

„Warum hast du das gemacht?", fragte er dann jedoch und sofort lasse ich meinen Sub sinken.

„Was?", entgegne ich, sichtlich verwirrt und fahre mir mit den Fingerrücken über die Mundwinkel, denn ich habe den leisen Verdacht, die Hälfte des Hühnchens sieht sich dort derweilen nach einer neuen Bleibe um.

Doch nichts ist für die Ewigkeit.

Auch nicht mein Mundwinkelasyl für jegliches Essen.

Herr Twany seufzt genervt, rollt dann mit den Augen und meine Miene verfinstert sich.

Scuzzi', schau ich aus, als könnte ich hellsehen? - Ich glaube nicht.

„Wieso hast du es verhindert?", drückt er sich dann etwas direkter aus und ich muss tatsächlich kurz schmunzeln.

Es?

Reden wir hier von Pennywise, oder was ist los?

Oder sind wir jetzt bereits in die Psychoanalytik geschlittert?

Na dann: Wo ist die Couch und wo ist das Koks?

„Sie meinen, ... Ihren...?", ich breche ab und beginne verträumt mit der vorderen Spitze meines linken Schuhs, über die weiße Sohle meines rechten zu schaben um ein dort haftendes Blatt ab zu kratzen.

Kurz bin ich unsicher.

Kann man sagen „Selbstmordversuch"?

Oder trete ich ihm damit auf die Füße?

Auf der anderen Seite war es ja wohl ganz offensichtlich genau das gewesen, oder? Immerhin hat ihn wohl kaum jemand zu Dekozwecken dort aufgehangen...

Herr Twany bläst die Wangen auf, lässt dann zischend de Luft entweichen und beginnt ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln.

Mürrisch blicke ich ihm entgegen und wenn ich ihn mir so anschaue, dann weißt tatsächlich nichts darauf hin, dass er sich vor wenigen Minuten noch... den Strick genommen hat.

Nicht nur nehmen wollte, sondern genommen hat.

Buchstäblich.

Tatsächlich sitzt er da wie immer, auf einem Stuhl, den einen Arm lässig auf den Tisch aufgelegt, die Beine überkreuzt und mustert mich mit dieser immer gleichen, undurchdringlichen Miene, die so typisch ist für ihn und mich ankotzt, aber irgendwie auch fasziniert und das beides gleichermaßen und zur selben Zeit.

Verwirrung pur für mein limbisches System!

Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich einen Menschen getroffen, der einen so unnahbaren und beherrschten Eindruck macht.

Nichteinmal Nick kann da mithalten.

Es ist fast schon ein bisschen gruselig.

„Ich denke, es sollte selbst für dich ziemlich eindeutig ausgehen haben.", murrt Herr Twany dann, schüttelt darauf verständnislos den Kopf und zupft sich eine rot-braune Strähne aus der Stirn.

„Selbst für mich?", wiederhole ich beleidigt und schnaube verächtlich.

Bitte?

Für wen hält der sich denn?

„Die Frage bleibt die Gleiche.", seufzt er schließlich gedehnt und wirft mir dann einen beinah verzweifelten Blick zu, „Wieso hast du das gemacht?"

„Naja, ..." Überlegend tippe ich mir mit der Spitze meines Zeigefingers ans Kinn und lasse mir kurz Zeit, mit meiner Antwort.

„Sie haben gehangen." , stelle ich dann fest.

Er nickt.

Soweit war er offensichtlich auch schon.

Und immer noch verrät seine starre Miene nicht den Hauch einer Emotion.

Dieses limische System ist offenbar genau so done mit everyones shit, wie auch Herr Twany selbst.

Als hätte man eine Puppe vor sich sitzen.

Eine lebensgroße Puppe.

Bei dem Gedanken wird es mir irgendwie etwas flau in der Magengegend.

Eigentlich Chucky.

„Da dachte ich, ich helfe ihnen...", entgegne ich dann, woraufhin Herr Twany nur überrascht eine Braue hoch zieht.

„Mir helfen?", entgegnet er und nun scheint er derjenige zu sein, der verwirrt ist.

„Glaubst du, ich hätte nicht gewusst, was ich damit bezwecke?", fragt er dann weiter und ich bin ein bisschen beeindruckt, wie schön er das Ganze zu umschreiben weiß.

Sowas' wäre mir im Traum nie eingefallen.

Sie haben gehangen, Tatsache, tatsächlich etwas flapsig formuliert, ... ja, aber wenn es doch so war?

Ich zucke mit den Schulter und beiße ein weiteres Mal von meinem, inzwischen völlig durchweichten Sub ab.

„Naja, so wie Sie gezuckt und gestrampelt haben, eher nicht.", gebe ich kauend zu.

Angewidert verzieht Herr Twany das Gesicht.

„Hat man dir nicht bei gebracht, dass man mit vollem Mund nicht spricht?", möchte er wissen und ich ziehe mürrisch die Brauen zusammen.

Ich habe keine Dankes-Lob-Hymnen, oder sonst was erwartet, auf der anderen Seite habe ich dem Kerl gerade das Leben gerettet, ob er das nun auch wollte, oder nicht, ist ja wohl vorerst einmal nebensächlich.

Es geht ums Prinzip.

Versteht ihr?

Allein ums Prinzip!

Etwas Dankbarkeit.

Eine Weile herrscht erneut schweigen, dann werfe ich ihm einen ziemlich vielsagenden Blick zu und endlich rückt der Kerl mit der Sprache raus.

Na, das wurde aber auch Zeit.

„Das bleibt unter uns.", brummt er und ich nicke schwach.

„Klar.", entgegne ich schmatzend, hätte jetzt auch nicht groß gewusst, wem ich das denn erzählen sollte.

Denken die Älteren wirklich, unsere Generation wäre so gestört, dass wir jedes noch so keine Erlebnis direkt m Netz publizieren müssen?

„Hauptsache gerade Dozenten vorm Suizid bewahrt." - #emo#galgen – Ja, so ungefähr.

Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich das nicht dem Ein oder Anderen zutrauen würde, selbst in meiner Altersklasse noch, aber nun gut.

Ich bin nicht so, allerdings wirst du sofort mit solchen in eine Schublade gesteckt, kannste' machen, was du willst.

Herr Twany mustert mich kritisch, als überlege er noch, inwiefern er mir glauben kann.

Währenddessen schiebe ich mir das letzte bisschen meinen Subs in den Mund, knülle das Papierchen zusammen, hole aus und werfe es quer durch den Raum, bis nach hinten, in den Mülleimer.

Ein Schmunzeln huscht über meine Lippen, als ich das anerkennende Funkeln in Pumukls Augen registriere, welches allerdings sofort wieder erlischt.

Spielverderber.

„Warum eigentlich?", fasse ich mir dann ein Herz und Herr Twany schaut mich überrascht an.

„Bitte was?"

„Na, wieso haben Sie das gemacht?", möchte ich wissen, überlege kurz, ob ich nicht etwas zu weit gehe, so direkt nachzubohren, auf der anderen Seite wäre es seltsam, wenn ich nicht wenigstens nachfragen würde.

Und interessieren tut es mich schon, auch wenn es mir eigentlich egal sein könnte.

Ich könnte einfach gehen und mich aus Sachen raus halten, mit denen ich augenscheinlich nichts zu tun habe, aber das wäre less drama.

Und meine Generation steht auf Drama.- #emo#deep

„Du meinst...?", beginnt Herr Twany, nun tatsächlich etwas zögerlich, obgleich seine Haltung, ebenso der Ausdruck in seinem Gesicht nach wie vor keine Unsicherheit verrät.

„Wieso wollten Sie sich umbringen?", bringe ich es letztendlich auf den Punkt, kurz erschaudere ich, doch dann fühlt es sich irgendwie gut an, es ausgesprochen zu haben.

Ich meine, ist so gesehen nh' berechtigte Frage, oder?

Bald ist Weihnachten, heute ist es relativ trocken und sogar die Sonne kommt ab und an durch – Ist doch nh schöner Tag, warum also so schlecht gelaunt?

Ach ja, stimmt: Es wäre less drama.

Dabei ist Herr Akasuna doch bereits... wie alt eigentlich?

Ach, whatever, unwichtig auch, doch nach wie vor habe ich keine Antwort bekommen.

„Es hat viele Gründe.", seufzt er dann und kurz scheint er mit seinen Gedanken woanders zu sein, doch dann fokussiert es sich wieder auf mich.

„Allerdings wüsste ich nicht, was dich das zu interessieren bräuchte."

Ich zucke mit den Schultern.

„Naja, ich hab Sie gerettet.", fällt mir ein.

„Und ich habe dich nicht drum gebeten.", kontert er.

„Aber sie wollten doch gar nicht sterben.", erinnere ich mich an das verzweifelte Gezucke und Gestrampel.

„Wie kommst du darauf?"

„Naja, sie haben so ausgesehen, als wollten Sie doch lieber leben."

Herr Twany stöhnt genervt auf und wirft mir dann einen ziemlich verzweifelten Blick zu und mit einem Mal frage ich mich, wie ein solch ungeduldiger Mensch eigentlich auf die Idee kommt, jungen Menschen etwas beibringen zu wollen.

Genau so wie diese Leute, die Kinder hassen und dann Lehrer werden.

Obwohl, das macht irgendwo noch Sinn.

Irgendwo.

„Das mag vielleicht so ausgesehen haben, ja, aber das hat nichts damit zu tun was ich wollte, oder nicht, zumindest nicht so gesehen.", erklärt er dann und ich lege leicht den Kopf schief, wobei ich aussehen muss, wie ein überforderter Hund, der einfach nicht zwischen Sitz und Platz unterscheiden kann und somit nicht auf den Trichter kommt, zu verstehen, was das Herrchen von ihm will.

Leise seufzend fährt Herr Twany schließlich fort: „Sebsterhaltungstrieb, Jamie.", erklärt er dann und ich nicke gedankenverloren.

Da klingelt was, aber einordnen kann ich es nicht.

„Es ist ein physischer Reaktionsmechanismus, das eigene Leben zu bewahren, da muss man zum eigentlichen Wollen differenzieren. Oikeiosis, nannten es die Stoiker."

Oike... - ja Gesundheit!

Und keine Ahnung wer oder was Stoiker sein sollen, die dudes sind mir nicht bekannt.

„Das heißt...", beginne ich, nach wie vor etwas irritiert, „Sie wollten sterben, aber Sie konnten nicht."

Und mit einem Mal fällt es mir irgendwie gar nicht mehr so schwer es aus zu sprechen.

Warum auch immer.

Um es mit Freuds Worten zu sagen: Ein Übermaß an potentiellem Todestrieb.

Jaja, das Es macht Sachen...

Doch Herr Twany schüttelt den Kopf.

„Ich wäre gestorben, wenn du nicht gewesen wärst.", entgegnet er dann trocken und entsetzt blicke ich auf.

„Aber wieso?", rufe ich entgeistert, das Ganze ist irgendwie etwas zu undurchsichtig, für meinen Geschmack, „Warum will man sein Leben beenden? Das Leben ist doch schön.", spreche ich dann endlich aus, was mir die ganze Zeit auf der Zunge liegt.

Versteht das einer?

Also ich nicht, ich kann, oder will es nicht verstehen, vielleicht auch beides, aber kapiert habe ich es echt noch nie...

Wir haben doch nur dieses eine Leben und sollten wir nicht dankbar sein und so nh Scheiß?

Das Beste draus machen?

Carpe diem?

Ihr wisst schon. - Oh, da spricht ja wieder der Mr. Keating aus mir, ja hallöle.

Oder vielleicht ist er doch der innere Horaz, der in mir schlummert?

Wer weiß das schon?

„Für dich vielleicht.", kommt es kühl von Herrn Twany und ich weiß nicht warum, doch kurz nimmt es mir den Wind aus den Segeln.

„Und für Sie nicht?", frage ich, nun etwas leiser, woraufhin er den Kopf schüttelt.

Wieder legt sich Schweigen über uns und mit einem Mal ist es mir noch unangenehmer, als es das davor schon war, mir wird sogar ein bisschen kalt.

Scheiße man, wie bin ich eigentlich wieder hier rein geraten?

Das ist doch ein schlechter Witz...

„Aber warum?"

Meine Frage ist beinah ein Flüstern und vorsichtig beuge ich mich ein wenig nach vorne, gen Herrn Twany, welcher die Ellbogen auf den Oberschenkeln abgestützt, das Gesicht in den Händen vergraben hat und die Fingerkuppen verkrampft in seine Haare bohrt.

Erneut schüttelt er den Kopf, sagt jedoch nichts und ich muss schlucken.

„Es gibt doch so viele gute Gründe zu leben.", versuche ich es dann, doch so langsam gehen mir die Argumente aus.

Vorausgesetzt ich habe je welche besessen, doch für eine solche Situation hatte ich zugegeben recht wenig im Repertoire.

Herr Twany atmet gedehnt aus, hebt dann den Kopf und sein Augenweiß ist mit einem mal ganz rötlich.

Und erneut muss ich schlucken.

Oh shit, bra, was mach ich jetzt?

Sollte ich Hilfe holen?

Muss man nicht bei sowas eigentlich einen Krankenwagen rufen?

Auf der anderen Seite scheint mir Herr Twany nicht krank zu sein, also was sollen die dann im Krankenhaus machen?

Ihm ein Happy Meal kaufen?

Komm ich für solche Gedanken in die Hölle?

Oh-oh.

„Nenn' mir Einen.", seine Stimme ist kratzig und es klingt ungewohnt bittend.

Entsetzt blicke ich ihn an, ziehe mich dann wieder zurück und setzte mich aufrechter an, beginne nervös an meiner Unterlippe herum zu nagen.

„Ich weiß nicht...", murmle ich unsicher.

Mir würden viele gute Gründe einfallen, die mich spontan davon überzeugen würden, ... Fortnite, mein Netflix-Abo, mein Kaninchen, Hidan und Itachi... aber ob die auch für ihn von Bedeutung sind?

Vielleicht sind seine Ansprüche höher?

Oder meine zu niedrig?

Gibt es da Vorgaben?

Und während ich Gefahr laufe mein komplettes Leben und unsere generelle Existenz und den Sinn darin zu hinterfragen, bildet sich auf Herr Twanys Lippen tatsächlich der Ansatz eines Lächelns.

Es ist das erste Mal, dass ich ihn lächeln sehe, obwohl es kein Lächeln ist, eher eine traurige Grimasse und irgendwie ist das beinah noch schlimmer mit anzusehen, als alles andere.

Keiner von uns scheint so recht zu wissen, was nun der nächst beste Schritt ist.

„Und wenn sie einfach in Therapie gehen, oder so?", überlege ich und sofort schwindet das Lächeln wieder und irgendwas sagt mir, dass das Wiedersehen ein bisschen auf sich warten lassen wird.

„Ich brauch keine Therapie.", kommt es schnippisch zurück.

Äh... doch?

„Ich weiß schon, was ich tue, verrückt bin ich nicht.", murrt Chucky und wirft mir einen bitteren Blick zu.

Sorry, du Model und wenn ich ehrlich bin, sah das für mich da gerade etwas anders aus.

„So hab ich das auch nicht gemeint.", entgegne ich.

Hab ich doch.

„Ich meine nur, man nimmt sich ja nicht ohne Grund das Leben." Schulterzuckend schaue ich ihm entgegen, während ich auf dem letztem Rest meines Sandwiches herum kaue.

„Schon nh' bisschen komisch.", überlege ich dann schmatzend und schlucke das Stück hinunter.

„Bitte?" Kritisch hebt Herr Twany den Blick und ich zucke erneut mit den Schultern.

„Ich meine, wieso sollte man sich das Leben nehmen?"

Ist doch so, ist doch eigentlich voll dumm.

Herr Twany seufzt gedehnt und legt dann den Kopf in den Nacken.

Irgendwie wirkt er gestresst, dabei sollte ich doch derjenige sein, der Stress hat.

Oder?

„Ich dachte mir schon, dass ich von jemandem wie dir nicht erwarten kann, das zu verstehen.", murrt er dann und es klingt ein bisschen, als würde er mehr mit sich selbst reden, als mit mir.

Scuzzi'?

Jemandem wie mir?

Was um alles in der Welt soll die Scheiße schon wieder?

„Ihr jungen Menschen habt ja auch nichts in der Birne, außer feiern und poppen und Instagram und facebook.", murmelt er müde.

Wütend schnaube ich und werfe ihm dann einen bitteren Blick zu.

Nur weil der Kerl schon Schimmel ansetzt, oder was?

Was haben diese ganzen älteren Generationen nur mit der heutigen Jungendkultur?

Handys gehören nun mal heute zum Alltag, machtse' nichts und die wären genau so abhängig, hätte es die Teile schon zu deren Zeit gegeben.

„Lächerlich.", knurre ich bedrohlich, doch den Chucky scheint das wenig zu beeindrucken.

Eher hebt er amüsiert die Braue an.

„Außerdem ist facebook schon wieder out, kein Schwein nutzt das mehr.", erkläre ich.

„So?", kommt es nur monoton von ihm, doch ich weiß, dass es ihn nicht die Bohne interessiert.

„Ich kann halt einfach nicht verstehen, wie man sein Leben einfach so wegschmeißen will, das ist doch selten dämlich.", murre ich und langsam steigt Wut in mir auf.

Da draußen kämpfen täglich tausende von Menschen ums überleben, selbst kleine Kinder, die krank sind, oder was weiß ich, in Afrika Hunger leiden müssen...

Ich möchte nicht dramatisch oder so werden und ich weiß, es entgleitet mir gerade leicht, aber...

You see my point?

Herr Twany scheint sich, meiner Ansicht nach, bester Gesundheit zu erfreuen, hat einen sicheren Job, fährt ein dickes Auto, zumindest wenn der schwarze McLaren auf dem Parkplatz hinterm Gebäude tatsächlich zu ihm gehört.

Wo liegt also sein verdammtes Problem?

Gerade möchte Pumuckl wohl was sagen, doch ich komm ihm zuvor:" Es gibt doch hunderte, ach, was sage ich da, tausend gute Gründe um am Leben zu bleiben!", werfe ich ihm vor, doch er schüttelt nur den Kopf.

„Du könntest mir doch nicht einmal fünf nennen.", meint er dann und ich spüre, wie meine Wangen heiß werden.

Sie glühen vor Zorn.

Was maßt der Kerl sich da eigentlich an?

Und vor allem, wieso triggert es mich so?

Kann es mir nicht egal sein, was der alte Knacker für Konflikte mit sich und der Welt hat?

Ich könnte einfach aufstehen und gehen...

Itachi wartet sicher schon.

Ich könnte einfach aufstehen und...

„Kinder wie du haben eben noch nicht begriffen worum es im Leben eigentlich geht.", feuert er weiter und ich ziehe scharf die Luft ein.

„Kinder wie ich?", wiederhole ich mit bebender Stimme und meine Fingerkuppen bohren sich in das weiche Holz, der Tischplatte, auf welcher nach wie vor sitze.

Obwohl ich bereit bin jeden Moment auf zu springen und, ...

Und was?

Ihn zu schlagen?

Weg zu rennen?

„Im Leben geht es mit Sicherheit nicht darum, sich das Leben zu nehmen.", weiß ich und blicke ihm düster entgegen.

„Außerdem könnte ich ihnen nicht nur fünf, sondern mindestens 50 Gründe nennen, warum es sich lohnt zu bleiben.", knurre ich, was lauter raus kam, als es sollte und Herr Twany wirft mir einen mürrischen Blick zu.

„Bist du wohl still? Was ist, wenn das jemand mitbekommt?", raunt er mir zu, schaut sich dabei nervös um, als hätte er Angst, sich könnten während wir zwei diskutiert haben, ungebetene Gäste hinein geschlichen haben.

„Wollen Sie mich verarschen!?"

Wütend funkle ich ihm entgegen, lasse mich dann zurück auf die Tischplatte sinken und versuche mich wenigstens etwas zu entspannen.

Was einfach gedacht, als getan ist, denn bin ich erst einmal auf 180° muss ich mich in der Regel abreagieren, bis es eben besser geht.

Meistens zeichne ich dann, arbeite an meinen Lehmskulpturen, aber ich kann ja schlecht, hier und jetzt, meinen Block auspacken.

Das käme ja etwas komisch.

„Dich verarschen?", wiederholt er und kurz flackert Verwirrung in den braun-goldenen Irden auf.

Offenbar weiß er nicht, worauf ich mich beziehe, doch diesen Kontext mache ich ihm nur all zu gerne deutlich.

„Na, man hätte sie doch eh gefunden, wenn ich sie nicht gerettet hätte und spätestens morgen häts' die ganze Uni gewusst, wenn nicht sogar ganz Clayton. Also tun sie nicht so, als würde es sie groß interessieren, ob das hier wer mitbekommt, oder nicht.", erkläre ich und atme dann leise aus.

Tatsächlich verebbt meine Wut langsam.

Doch schlau werde ich aus der ganzen Sache immer noch nicht und irgendwie weiß ich auch gar nicht, wieso ich mich hiermit eigentlich weiterhin befasse.

Der Typ nimmt mich doch eh nicht für voll.

„In dem Fall wäre es mir aber relativ egal gewesen.", murrt Herr Twany trocken.

Ich blicke auf und ziehe eine Schnute.

„Sie meine, weil sie dann eh tot gewesen wären?"

„Mh.", er nickt.

„Na, sie machen es sich ja ganz schön einfach."

„Bitte?"

„Und was ist mit ihrer Familie, keine Ahnung, Frau, Kinder?"

„Hab ich nicht."

Ich zucke mit den Schultern.

„Na, irgendwen werden sie schon haben.", murmle ich gedankenverloren, werfe einen flüchtigen Blick über die Schulter, hinaus aus den Fenstern, zu welchen ich mit dem Rücken sitze und muss feststellen, dass die Sonne bereits ziemlich gesunken ist.

Wir müssen mindestens halb fünf haben.

„Nein."

Herr Twany seufzt leise und ich wende mich wieder ihm zu, schiebe den Gedanken an Nick bei Seite.

Der kann warten.

Sein Auto hat Sitzheizung, er hat nh AllNet-Flat und Netflix auf dem Smartphone.

Trotzdem bringe ich ihn um, wenn er „Prison Break" ohne mich weiter guckt.

Immer diese Asis mit denen man anfängt Serien zu suchten und die sich dann ein paar Folgen ohne euch geben.

Wer solche Freunde hat, der braucht auch keine Feinde mehr.

„Gar keinen?", wiederhole ich irritiert und ziehe verwundert eine Braue an.

So überhaupt gar niemanden?

Kann ich mir nicht vorstellen.

Hat man nicht immer irgendwie... jemanden?

Freunde, Familie?

Die Leute, die Einem halt von Zeit zu Zeit ziemlich auf die Eier, oder Eierstöcke gehen können, ich Feminist, ich, denke an die Randgruppen... haha.

Kleiner Scherz.

Aber ihr wisst doch was ich meine, die Leute, die die meiste Zeit nerven, aber im Endeffekt ist man doch irgendwie froh, dass man sie hat.

Ach kommt schon!

So Leute hat doch jeder, mir würde auf Anhieb mindestens vier, fünf Stück einfallen.

„Gar keine."

Herr Twany atmet tief ein, hebt dann den Blick und wieder legt sich dieses traurige, schiefe Lächeln auf seine Lippen.

Es wirkt ziemlich aufgesetzt.

Und mit einem Mal ist meine Wut erloschen.

Einfach weg.

Puff.

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