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4 - „Paul!"

Völlig perplex starre ich meinen Gast an, und er starrt zurück.
Paul also. Endlich kann ich ihn anreden.
Damit hatte ich so schnell nicht mehr gerechnet. Ich lächle ihn an.
„Danke! Dein Vertrauen ehrt mich."
Sein Gesichtsausdruck ist zum Piepen. Irgendwie habe ich nämlich das Gefühl, dass er das noch gar nicht wollte sondern sich grade selbst überholt hat. Und jetzt versucht er zu verarbeiten, was er da grade getan hat.

„Paul, ich freue mich riesig, dass du jetzt mit mir redest. Nochmal – ich zwinge dich zu gar nichts. Ich mache Vorschläge, ich tue, was ich für richtig halte. Und du sagst einfach nein, wenn du etwas nicht willst."
Hinter seiner Stirn rattert es. Er fängt wohl an, die Vorteile davon zu erkennen, dass er jetzt mit mir redet.
„Ich will nicht wieder in das Zimmer. Es riecht nach Krankenhaus."
Hä??? ... Ach soooo! Ich Trottel.
Da ich schon öfter kranke oder sterbende Hybriden begleitet habe, die auf unserer Hospizstation einfach nicht rein gepasst haben oder weil dort alle Betten belegt waren, haben wir hier zu Hause ein weiteres Zimmer dafür eingerichtet. Es soll ganz privat wirken, aber natürlich lässt sich der Raum mit wenigen Handgriffen in ein Krankenzimmer verwandeln, wenn es nötig ist. Das war schon lange nicht mehr der Fall, aber Paul muss das gerochen haben. Daher auch die Daueransspannung.
Na, vielleicht kann ich ihm das einfach erklären ...

„Paul, ich hoffe, dass ich mir dein Vertrauen nicht gleich wieder verscherze."
Er kuckt misstrauisch.
„Natürlich werden wir eine Lösung finden, damit du dich wohler fühlst. Aber vor allem denke ich, wir sollten uns gegenseitig ganz viel erzählen, um die Situation für uns beide besser einschätzbar zu machen."
Ich warte ab, was meine Worte bewirken. Wieder sehe ich es förmlich rattern hinter seiner Stirn. Er schaut mir tief in die Augen.

Mensch, mach mich nicht irre.
Wehe, du bist jetzt nicht gaaaaanz ehrlich zu mir.
Dann kratze ich dir doch noch die Augen aus.

Aber diesmal ist es kein Starrwettbewerb um die Dominanz. Diesmal scheinen seine Augen mich anzuflehen, dass ich sein Vertrauen nicht missbrauchen möge. Ich rutsche neben seinem Kopf aufs Sofa, und er wurschtelt sich die Kissen so zurecht, dass er mich gut ansehen kann.
„Gut. Pass auf. Ich fange einfach an, dir mehr von mir zu erzählen. Dann kannst du besser einschätzen, wie viel du mir erzählen möchtest. Meinen Namen kennst du. Ich bin 23 Jahre alt. Meine Mutter ist wie gesagt eine Katzenhybride, mein Vater rein Mensch. Ich bin genetisch gesehen auch rein Mensch, aber meine Eltern und ich sind uns einig, dass die Fähigkeiten meiner Sinne weit über das menschlich Normale hinaus gehen. Irgendwo steckt also auch in mir eine kleine Katze. Ich hatte eine Schwester, die deutlich mehr Katze als Mensch und das liebste Wesen auf der ganzen Welt war."
Meine Stimme stockt. Ich schließe die Augen, hole tief Luft und wappne mich gegen die Gefühle, die gleich auf mich einstürzen werden.
Aber für Paul ist es wichtig. Und für Nena. Für immer: für Nena, ich muss das tun!

Noch was, was mich an dem Kerl irre macht. Er fühlt so viel!
Und ich kann diese Gefühle einfach nicht rausfiltern.
Er ist auf einmal so traurig! Mal sehen ...

Da berührt mich plötzlich etwas ganz sachte am Arm. Streicht leicht und weich hin und her. Ich öffne meine Augen und sehe, dass Paul mich streichelt. Mit seinem Schwanz, der so wunderbar weich und warm ist. Ich schlucke.
„Paul. Ich ... danke. Ich ... Nena war zu sehr Katze, um in dieser bescheuerten Welt normal beschult und integriert werden zu können. Darum kam sie zu wenig unter Menschen, oder eben zu anderen Wesen – und fand schließlich ihr GEGENÜBER nicht. Sie starb vor drei Jahren in meinen Armen."
Jetzt laufen mir doch die Tränen.

Ach, du Scheiße. Der Typ weiß wirklich, wovon er redet.
Und er weiß wahrscheinlich auch genau, wie es mir grade geht.
Und in welchem Stadium ich grade bin. Will ich das???

„Ich möchte dir auch von meinen Eltern erzählen. Aber bitte erschrick nicht! Mein Vater ist Arzt."
Paul zuckt zusammen, seine Augen weiten sich, sein Schwanz schnellt hoch und zittert. Sofort vermisse ich die sanfte Berührung.
„Er war normaler Assistenzarzt, als meine Schwester eineinhalb Jahre nach mir geboren wurde. Er hatte nie Schwierigkeiten damit, dass seine Frau eine Hybride ist, hat sich glücklich gefühlt, als sich heraus stellte, dass er das GEGENÜBER meiner Mutter war. Seine Eltern hatten ihn sehr tolerant erzogen. Aber mit meiner Schwester fingen für die Familie die Schwierigkeiten an. Schnell stellte sich heraus, dass es keine Ärzte für Hybridenkinder gab. Dass die Betreuung schwer zu organisieren war. Dass meine Schwester viel an Hänseleien aushalten musste und einfach nicht verstand, dass ihr nicht jeder wohlwollend gegenüber stand. Ich habe immer versucht, sie zu beschützen, aber ich war selbst noch ein Kind. Das alles hat mich sehr geprägt. Meine Eltern hingegen haben die Flucht nach vorn angetreten. Sie haben angefangen, systematisch zu beobachten und zu dokumentieren. Sie haben ein inzwischen weltweites Netzwerk von Hybriden, Angehörigen, Ärzten und anderen Unterstützern aufgebaut, sie haben ein einzigartiges Wissen über Hybriden aller Arten und jeden Grades zusammen getragen. Mein Vater hat sich sozusagen im Selbststudium zum medizinischen Spezialisten für Hybriden ausgebildet."

Paul folgt mir gespannt. Nun unterbricht er mich.
„Spezialist – wie? Mit 'Tier'versuchen???"
Wichtige Frage! Hoffentlich glaubt er mir.
„Ich versuche mal, es zu erklären. Er hat zum Beispiel erforscht, wieviel Tier im Hybriden stecken muss, dass er tatsächlich auf den Tag der Entscheidung und ein GEGENÜBER zum Leben angewiesen ist. Denn reine Menschen und Wesen, die nur ganz geringe Anteile haben, brauchen ja kein GEGENÜBER, können jedoch GEGENÜBER sein. Aber ab wo ist die Grenze, ab wann fängt das an? Und natürlich macht er keine 'Tier'versuche. Das allermeiste erfährt er durch Befragungen, durch Erfahrungen von Kollegen, über den Verein und das Online-Netzwerk. Er sammelt in Würde messbare Werte jeder Art wie eine Elster alles, was glänzt. Aber er macht keine Experimente. Nie! Es gibt praktisch keine bekannte Hybridenfamilie auf dieser Welt, die nicht bereitwillig mithilft."
Wie immer fühle ich Stolz auf das, was meine Eltern schon erreicht haben.

"Jedenfalls - Als meine Großeltern kurz nacheinander starben, hat mein Vater das nicht unerhebliche Erbe darin investiert, eine Klinik für Menschen und Hybriden aufzubauen, und hat dort erstmals fundierte medizinische Versorgung und würdiges Sterben ermöglicht. Eltern kommen von sehr weit her, um ihre Kinder zu uns zu bringen. Humanmediziner aus der ganzen Welt kommen hier her, um sich als Hybridenarzt weiterbilden zu lassen. Und dabei hat er immer den Anspruch, seine Forschungen nicht um der Experimente Willen zu machen sondern sich ethisch an den Bedürfnissen der ihm anvertrauten Wesen zu orientieren."
Paul entspannt sich etwas.

"Ich wusste schon sehr früh, dass ich auch dort arbeiten wollen würde. Und auch, dass ich nicht Arzt werden wollte, weil ich dichter dran sein wollte. So wie mit Dir. Ich bin Mitbesitzer der Klinik. Und ich arbeite zusätzlich zu den dort Angestellten im Hospizbereich. Ich tauche nicht im normalen Dienstplan auf, damit ich jederzeit die Freiheit habe, so wie mit dir Einzelbetreuung zu machen. Meine Mutter ist übrigens Krankenschwester. Aber sie arbeitet nicht mehr in der Pflege sondern an der Homepage, für das Netzwerk, entwirft Online Fortbildungen für Pflegekräfte, organisiert Fachvorträge. Sie ist sozusagen Feuerwehr und 'Mädchen für alles'."

Ich schaue ihn an und zögere. Er wirkt wieder entspannter, hört mir aufmerksam zu.
„Und ich spüre, Paul, dass dein Tag der Entscheidung naht. Ich weiß es nicht, aber ich bin mir einfach sicher. Und – du hast dein GEGENÜBER noch nicht gefunden. Richtig? Du willst unbedingt hier raus, weil du verzweifelt auf der Suche bist."
Paul bleibt stumm. Nun ist er es, der mit den Tränen kämpft.

Erst nach einer ganzen Weile des Schweigens – nickt er leise.
„Und. Und ... es tut mir leid, dass ich mich so gewehrt habe. Danke, dass du nicht aufgegeben hast, Niklas."
Es ist nur ein Wispern, aber ich habe es wohl gehört. Ich streiche ihm über den Arm und bin froh, dass er mich lässt.
„Das Zimmer, in dem ich dich untergebracht habe, ist unsere private Krankenstation hier zu Hause. Es war schon länger keiner mehr hier. Deshalb habe ich nicht bedacht, dass du das riechen könntest. Kannst du ... Hast du ... konkrete schlechte Erfahrungen mit einem Krankenhaus gemacht? Oder meinst du, mit all diesem Wissen kannst du es dort nun aushalten? Hier im Wohnzimmer kann ich dir nicht so gut helfen wie dort, falls es nötig ist ..."

Ach, Niklas, wenn du wüsstest. Nach so viel Offenheit bin nun wohl ich dran. Aber alles in mir sträubt sich dagegen, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen. Ich will das nicht. Ich will nicht sterben. Ich will nicht mal dran denken. Ich will einfach hier raus und mein GEGENÜBER finden und nie wieder daran denken müssen!

Paul sieht müde aus. Sehr müde. Das alles strengt ihn offensichtlich furchtbar an. Und ich habe einen weiteren Verdacht, den ich aber wohlweislich nicht ausspreche: er steckt entweder noch in der Phase der Verleugnung oder aber in der Phase der Wut fest. Und darüber hinaus muss ihm auch noch jemand furchtbar weh getan haben.

Ich habe keine Ahnung warum. Aber über den bei jeder Sterbebegleitung auftauchenden Nena-Schmerz, der mich wie immer antreibt, mein Bestes zu geben, schiebt sich ein neuer Schmerz. Und der feste Wille, für Paul alles, wirklich alles zu tun, um ihn zu retten. Weil er etwas Besonderes ist. Dabei weiß ich nicht mal, warum.

„Ich ... O.K. - dann bin jetzt wohl ich dran ..."
Paul schluckt. Plötzlich knurrt sein Magen ganz laut. Wir müssen beide lachen.
„Da hat wohl einer was dagegen!"
Mein Scherz lockert die Stimmung auf. Frech grinst er mich an.
„Wieso? Ich wollte dir grade deine ganzen Fragen beantworten. Und die erste Antwort lautet: ich esse menschliche Nahrung, allerdings ziemlich fleischlastig. Aber Gekochtes, Gewürztes, Gesüßtes - das ist alles kein Problem."
Ich grinse zurück.
„Na dann – auf geht's! Lass uns den Kühlschrank plündern."

Ich denke gar nicht mehr nach - es ist schon so natürlich geworden, ihn überall rumzutragen. Ich hebe Paul hoch, um mit ihm in die Küche zu gehen, er lehnt sich an mich, legt mir einen Arm um den Hals. Und sein Schwanz ringelt sich locker um meine Hüfte. Ich bleibe vor dem Kühlschrank stehen und überlasse ihm das Öffnen. Paul schaut sich in den Fächern um, schnuppert sich an den Verpackungen entlang. Das sieht so witzig aus! Denn er kann offensichtlich lesen, bevorzugt aber doch seine Nase als Entscheidungshilfe.
„Duuuu? Du hattest mir doch heute Morgen schon ein paar Sachen zurecht gemacht. Vielleicht essen wir die jetzt gleich, und das Kochen verschieben wir auf später, oder?"
Mir wird warm bei dieser neuen, fröhlich vertrauensvollen Nähe.
„Ich bin nicht grade der Starkoch ..."
Paul grinst.
„Macht nichts. Ich dafür. Ich habe es geliebt, zusammen mit meiner Mami zu kochen."

Rums! Sein Gesicht verschließt sich wie ein rasselndes Burgtor, Tränen stehen ihm in den Augen. Schnell vergräbt er sein Gesicht an meinem Hals. Ich frage lieber nicht. Ich gehe einfach mit ihm in sein Zimmer, hocke mich mit ihm auf sein Bett und stelle das Tablett zwischen uns. Die Thermoskanne mit Pfefferminztee steht auch griffbereit. So steht unserem „Picknick" nichts mehr im Wege.

Er muss sich einen Augenblick lang wieder an den Krankenhaus-Geruch gewöhnen. Ich nehme es nun auch wahr. Es riecht nach der Flasche Desinfektionsmittel beim Waschbecken. Kurzerhand stehe ich noch mal auf, hole die Flasche aus dem Schrank und verbanne sie in den medizinischen Überwachungsraum gegenüber. Den habe ich Paul noch gar nicht gezeigt. Und wenn das Glück ihm gnädig ist, brauchen wir das auch nicht. Ich wasche mir im Bad die Hände und gehe zurück zu Paul.
„Reicht dir das, oder soll ich eben noch lüften?"
Trauer springt mir aus seinen Augen entgegen, als er mir leise antwortet.
„Danke! Ja, Lüften wäre klasse."

 Sanft hülle ich Paul in ein paar Decken, damit er gleich nicht friert, und öffne das Fenster. Dann machen wir uns über die Schnittchen und das Müsli von heute Morgen her, wärmen unsere Hände an den warmen Teetassen.
„Puh, was bin ich froh, dass du so hartnäckig warst. Da draußen möchte ich jetzt nicht ohne Jacke rumlaufen. Das ist ja saukalt!"
Ich kommentiere das nicht, kaue einfach weiter und warte, bis mir Paul signalisiert, dass ich das Fenster wieder schließen darf.
„Reicht, Niklas. Jetzt ist die Kälte schlimmer als der Geruch. Es sind schon viele erfroren, aber noch niemand erstunken. Kannst wieder zu machen."
Wir müssen beide lachen über seinen doofen Spruch.

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11.7.2019

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