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27 - Sonntag Nacht Luisa und Jan

Luisa und Jan sitzen nebeneinander im Überwachungsraum. Sie halten sich schon seit einer halben Ewigkeit an den Händen. Sie sprechen kein Wort. Ihre Augen brennen, weil sie die Monitore der beiden Jungs nicht aus den Augen lassen. Ab und zu rollen Tränen, vor Nervosität, vor Sorge um den eigenen Sohn und vor Trauer um den einzigartigen Jungen, der in wenigen Minuten für immer gehen wird. Sinnlos - wie so viele vor ihm. Welch grausames Spiel der Natur!

Jan sieht, wie Pauls Werte wieder stärker werden, als Niklas ihn in die Arme nimmt und an seinen Fingern knabbert. Er ist ja eher so der Sachliche, nicht so der Intuitive in dieser Familie. Aber auf einmal wird er so unruhig, dass er nicht mehr still sitzen kann auf seinem Stuhl. Er starrt diese verbesserte Kurve an, das leise Piepen scheint zu dröhnen in seinen Ohren. Irgendwann wird es Luisa zu bunt.
„Jan, was ist denn los? Du machst mich völlig verrückt! Rede mit mir."
Der kratzt sich am Kopf vor Verlegenheit und innerer Unruhe.
„Wenn ich das wüsste, wär ich schlauer. Ich habe das Gefühl, ich übersehe was. Aber was, Lu! Aber was???"
Luisa schaut ihn an. Sie kennt ihren Mann.
„Sprich bitte ins Unreine. Sonst kann ich dir nicht helfen zu sortieren. Sprich es laut aus, du weißt, dass dir das hilft."

Die Augen weiter starr auf die Monitore gerichtet, fängt Jan an zu sortieren.
1. Die beiden lieben sich. Ganz echt, ehrlich und unübersehbar. Sie reagieren auch körperlich extrem auf gegenseitige Zärtlichkeiten. Ich habe vorhin klar gesehen, dass Paul Nicks Finger nicht nur geknabbert sondern auch geküsst hat, als ich vorsichtig durch den Spalt der Tür gelunzt habe. Und dabei ist es ihm BESSER gegangen, nicht schlechter. Und das, obwohl Nick nicht sichtbar sondern nur hier auf den Monitoren darauf reagiert hat – er scheint das gar nicht kapiert zu haben. Jedenfalls hat es Paul keine Spur geschadet, dass er das getan hat - im Gegenteil.
2. Es gibt diese elenden Gerüchte: dass die GEGENÜBER nicht drauf aufmerksam gemacht werden dürfen, dass sie GEGENÜBER sind, und dass der Kuss vom Falschen schmerzhaft und tödlich endet. Aber in fast zwanzig Jahren Netzwerk und wachsender, weltweiter medizinischer Zusammenarbeit ist uns kein einziger Fall bekannt geworden, wo eines von beidem tatsächlich eingetreten ist. Gäbe es irgendwelche Beweise dafür oder dagegen – derjenige hätte das doch ganz laut gesagt! Alle stehen innerlich stramm vor diesen ungeschriebenen Gesetzen, obwohl keiner weiß, ob davon irgendwas stimmt.
3. Es sind noch ... Moment ...  jetzt noch zwölf Minuten. Zwölf kostbare Minuten, die die Jungs nutzen können - oder auch nicht. Für was auch immer. Dann ist Paul sehr wahrscheinlich nicht mehr da, und Niklas fällt in einen Abgrund, der sogar noch tiefer sein könnte, als es damals der nach Nenas Tod war. Und ich frage mich jetzt: Was kann da noch passieren???"

Luisas Kopf fliegt rum, und sie schaut ihren Mann mit großen Augen an.
„Du meinst ..."
Langsam nickt Jan.
„Ja, ich meine. Was kann denn jetzt noch passieren?! Außer, dass Paul doch stirbt."
Weitere zwei Minuten vergehen in Schweigen. Ihre Hände finden sich wieder, drücken sich vor lauter Anspannung. Nach einem letzten Blick auf die Uhr greift Jan energisch nach der Tastatur, um Niklas eine Nachricht auf den Monitor zu schicken. Luisas Pupillen weiten sich vor Schreck, weil das so plötzlich kommt.
„Was hast du vor?"
Jan schließt die Augen, konzentriert sich auf die richtige Formulierung und antwortet nur:"Hoffentlich das Richtige."

Dann fängt er hastig an zu schreiben.

Schneller fließen die Tränen, nun auch bei Paul. Er flüstert in mein T-Shirt.
"Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie es ist, nicht mehr da zu sein, nicht mehr zu denken, nicht mehr zu fühlen. Mich einfach in Nichts aufzulösen. Halt mich bitte ganz fest, Niklas!"
Dabei drückt er sich an mich, als könnte ich ihn retten. Und ich kann doch nicht! Verzweifelt klammern wir uns aneinander.

Da flimmert der Bildschirm auf. Eine Nachricht von meinem Vater.
„Nick, ich habe eine dringende Bitte an Dich. Vergiss alle Klischees, vergiss alle Professionalität, vergiss alle Gerüchte, Regeln und Verbote. Bitte! Sei jetzt einfach Niklas Jahn – und höre auf Dein Herz! Bevor es zu spät ist ..."
Die digitale Uhr am Rand des Bildschirms springt lautlos eine Minute weiter. Aber in meinem Kopf tickt so sie so laut, dass mir das Trommelfell zu platzen scheint und ich kaum denken kann.
Wie eine Zeitbombe ...

Niklas, halt mich fest!
Lass mich nicht gehen!

Ich weiß, was das heißt. Ich weiß genau, wozu er mich grade auffordert. Aber er sitzt nicht hier. Ich sitze hier, ich muss das entscheiden, ich muss das Risiko eingehen, dass ich Paul in seinen allerletzten Minuten unsägliche Schmerzen zufüge. Oder auch nicht. Ich weiß es ja nicht! Mein Kopf rast. Und die Uhr scheint auch zu rasen – wieder eine Minute weiter.

Ich ziehe Paul noch näher an mich und richte ihn dabei weiter auf in meinen Armen. Unsere Gesichter sind nun ganz nah beieinander, fast berühren sich unsere Nasenspitzen. Sein allmählich verschleierter Blick sucht den meinen. Meine Augen springen hin und her zwischen seinen Augen, folgen den Tränen und bleiben hängen seinen Lippen. Aber ich darf ja nicht. Paul selbst hat es mir verboten, weil er nicht will, dass ich hinterher ein schlechtes Gewissen habe.
Aber das werde ich doch sowieso haben! 

„Paul, ich ..."
Ich breche erneut in Tränen aus. Die Anspannung, die Verantwortung ist zu groß. Ich kann sie nicht tragen.
„Paul!"
Seine Augen wollen zufallen. Er hat fast keine Körperspannung mehr, ich muss ihn fest halten, damit er nicht in sich zusammen sackt. Wieder springt die Uhr eine Minute weiter.

Ich fühle, wie das Leben aus mir rausrinnt wie aus einem leck geschlagenen Fass. Es ist, als ob Nebel in meinem Kopf aufzieht. Und ich sehe durch den Nebel, Nick, wie sehr du leidest. Ich will dich ansehen. Ich will dich spüren!

 „Ich liebe dich, Paul. Ich liebe dich so sehr. Und meine Eltern und deine Oma auch. Alle sind jetzt in Gedanken bei dir. Fühl dich geliebt, fühl dich fest umarmt und geliebt."
Paul versucht, seine Hand zu heben, aber er ist inzwischen zu schwach dazu.
„Hilf mir!"
Ich greife seine Hand.
„Hoch! Ich will dich streicheln."
Das ist dermaßen skurril und gleichzeitig doch so natürlich für uns beide. Ich hebe sachte seine Hand an mein Gesicht, und seine Finger streifen ganz zart meine tränennasse Wange. Er hat nun echt Mühe, die Augen offen zu halten. Aber es ist ihm so wichtig, mir dabei in die Augen zu sehen. Ich liebe diese meergrünen Augen.
„Ich liebe dich!"
Ich möchte verzweifelt aufschreien, als die Uhr wieder eine Minute weiter springt.

Nick wirkt, als wäre er irgendwie hin und her gerissen.
Aber vielleicht bilde ich mir das inzwischen ein.

Sehr leise ist seine Stimme nun.
„Niklas, irgendwas ist. Ich kann es nicht mehr greifen, ich hab nur noch Watte im Kopf, aber irgendwas hast du. Worum ringst du?"
Schneller fließen meine Tränen.
„Teil es mit mir, Niklas."
Tief hole ich Luft, versuche, mich zu fassen, damit ich überhaupt reden kann.
„Papa hat mir grade geschrieben. Er hat geschrieben, dass ich aufhören soll, so professionell zu sein. Dass ich jetzt einfach meinem Herzen gehorchen soll. Aber - du hast es mir verboten. ... Und ich hab so wahnsinnig Angst."
Fast augenblicklich flammt Verstehen in seinem Gesicht auf. Dann nickt er.  

Jan. Du hast Recht! Du bester Vater auf der ganzen Welt.
Du tust immer so sachlich, aber du bist ein riesengroßes Herz, weißt du das?

Paul lächelt.
„Hab keine Angst, Niklas. Mach! Ich erlaube dir das jetzt, ich will das doch auch. Wenigstens einmal."
Die Uhr springt um – es ist 5 vor 12.
Im wahrsten Sinne des Wortes ...

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23.7.2019    -    25.8.2019

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