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26 - das letzte Stück des Weges

Ich klappe mein Paulbuch zu und streiche zärtlich mit der Hand darüber. Die Maus wird seine Oma bekommen, erst später dann ich, der Schuhkarton dagegen soll gleich bei mir bleiben, dazu ein Pokal, den er mal bei einem Sportwettbewerb gewonnen hat, und sein Tagebuch, das im Regal hinter den Büchern gesteckt hatte. Ich habe mir aber vorgenommen, das mit seiner Oma zusammen zu lesen. Ich möchte etwas mit ihr teilen können. Und sie kann bestimmt jede Menge zu Paul und zu manchen geschilderten Erlebnissen erzählen.

Ich stehe auf, strecke mich ausgiebig, lösche die Kerzen und das gedimmte Licht und gehe wieder nach hinten zu Paul und Mama.

Sie sitzt auf einem Stuhl neben Pauls Kopf, krault ihn hinter den Ohren und lächelt mir entgegen.
„Na, hast du ein bisschen ausruhen können?"
Ich umarme sie und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
„Danke, Mama. Das war jetzt genau das Richtige. Das Verwöhnprogramm hat echt gut getan!"
Ich gehe um das quer gestellte Bett drumrum, krabbele hinter Paul und lege mich einfach neben ihn.
„Wirst du dich nebenan mit Papa abwechseln?"
Sie schüttelt den Kopf.
„Neinnein. Papa hat jetzt geschlafen, den wecke ich gleich. Aber die Kontrollwache machen wir zusammen. Ehrlich - alleine würde keiner von uns die nächsten Stunden aushalten, genau so wenig wie du. Scheu dich bitte nicht, es zu sagen, wenn du nochmal eine Pause brauchst."

Ich lächele sie an.
„Versprochen. Du rennst ja offene Türen ein. Aber sag mir doch, wie es Paul jetzt geht."
Fast zärtlich ist ihr Blick, den sie auf Pauls schlafendes Gesicht richtet.
„Paul hat lange fest geschlafen. Dann habe ich gemerkt, dass er nach dir sucht. Er war ein paarmal halbwach, aber ich denke, dass jetzt die Müdigkeit schnell zunehmen wird. Schau, aber dass du da bist, merkt er immer noch sofort!"
Wie lange bin ich jetzt wieder im Raum? Zwei Minuten? Drei?
Paul greift im Schlaf meine Hand und zieht sie nach vorne. Er beginnt sofort, daran herum zu knabbern, und sein Schwanz ringelt sich um meine Hüfte. Meine Mutter winkt mir stumm zu, bevor sie nach oben geht, um meinen Vater zu holen.

Ich kuschele mich an Paul und strecke alle meine Sinne nach ihm aus, nach dem Kribbeln, das das Knabbern in mir auslöst, nach der sanften Berührung durch seinen Schwanz, nach seinem Geruch. Wenige Minuten später höre ich ihn leise reden.
„Niklas? Du bist wieder da!"
Ich vergrabe meine Nase in seinem Nackenfell.
„Ja, ich bin wieder da. Und jetzt gehe ich auch nicht mehr weg. Ich hab nur ein bisschen Pause gemacht und was gegessen. Aber dann hab ich komischerweise mein Paulchen so vermisst ..."
Paul kichert.
„Das verstehe ich allerdings auch nicht. Was findest du eigentlich an dem komischen Typen???"

Jetzt bin ich gespannt,
was er darauf erwidert!

Steilvorlage!
„Hmmmm. Lass mich mal scharf nachdenken ... Was finde ich an Paul?! Er ist frech, mutig ..."
Weiter komme ich nicht, denn bereits für das „frech" werde ich von einer vorwitzigen Schwanzspitze im Ohr gekitzelt. Und da bin ich wirklich so richtig kitzlig. Aber ich lasse mich nicht bremsen.
„ ... und wunderschön! Er hat einen tollen Humor, lässt sich nicht unterkriegen, ist eine treue Socke ..."
Er schnaubt.
„Solange du nicht behauptest, dass ich auch so rieche!?!"
O.K.- das hier gleitet grade ins Alberne ab ...
„Paul hat meergrüne Augen, in denen ich versinken könnte, einen scharfen Verstand, der mich herausfordert, eine butterweiche Seele, die ich auf ewig beschützen möchte, und einen zähen Willen, mit dem er sich durch die schwierigsten Situationen durchbeißt. Und selbst, wenn er hinfällt, steht er immer wieder auf."
Paul ist still geworden, und es fühlt sich an, als wolle er in mich hineinkriechen, so nah schmiegt er sich an mich.

Sowas hat noch nie jemand zu mir gesagt.
Ach, Niklas. Halt mich fest!

„Wenn Paul zärtlich an meinen Fingern rumknabbert, fängt mein ganzer Körper an zu kribbeln vor lauter Glück. Wenn meine Finger durch sein seidenweiches Fell gleiten, wird mir warm vor lauter Glück. Wenn sein langer Ringelschwanz sich um meine Hüfte schlingt, möchte ich ihn nie wieder loslassen vor lauter Glück. Wenn er kichert und seine Augen schelmisch blitzen, explodiert ein Glücksknubbel in meinem Bauch wie ein wunderschönes, ewig dauerndes Feuerwerk. Ich wünsche mir, dass das alles niemals aufhört."
Und dann brechen wir beide in Tränen aus und weinen um all die liebevollen Jahre und zauberhaften Momente, die wir nicht miteinander haben werden.

Ach, Niklas.
Halt mich fest!

Mein Vater schaut besorgt zur Tür rein und wirft mir einen fragenden Blick zu. Auch Paul kriegt mit, dass er da ist. Und haut schon wieder so einen echten Paul-Satz raus, mit dem er genau trifft, was ich fühle. Er hebt den Kopf und schaut Papa an.
„Mach dir keine Sorgen, Jan. Wir teilen nur unser Glück und unsere Freude aneinander. Und da gehören Tränen nunmal dazu."
Und vor allem hätte Papa mir das nie so abgenommen sondern sofort mehr dahinter gewittert und sorgenvoll gekuckt.

Immerhin beruhigen wir uns wieder durch das Auftauchen meines Vaters. Ich wende mich der Gegenwart zu.
„Sag mal, Paul. Du bist vorhin nach dem Baden eingeschlafen. Soll ich dir nicht endlich mal ein T-Shirt anziehen?"
Pauls Augen blitzen auf.
„Gefällt dir doch nicht, was du siehst?"
Ach, Menno! Das ist nicht fair. Wenn er jetzt gesund und fit wäre, könnte ich ihn nach Herzenslust durchkitzeln für seine Frechheit.
Stattdessen fahre ich provozierend langsam mit meiner Hand quer über seinen Bauch.
„Ganz im Gegenteil – es gefällt mir viel zu gut ..."
Paul zuckt kurz zusammen und grinst dann von einem Ohr bis zum Anderen.

O.K.- das ist auch eine Art,
meine Frage zu beantworten ...  

Ich hole ein T-Shirt aus dem Schrank und helfe ihm rein. Dann lässt er sich wieder aufs Bett plumpsen und entspannt.

Kurz danach kommen meine Eltern gemeinsam rein und setzen sich zu uns. Meine Mutter schluckt schwer und schaut Paul dann direkt in die Augen.
„Paul, wir wollen deine letzten Stunden nicht zerreden. Wir wollen euch gerne in Ruhe lassen und uns – falls nichts Unvorhergesehenes passiert – von dir verabschieden. Und wir wollen, dass du weißt, dass du etwas Besonderes bist für uns. Wir tun hier unseren Dienst. Aber nicht wie für irgendeinen x-beliebigen Patienten. Wir tun das für ein wunderbares, einzigartiges Wesen und den Freund unseres Sohnes. Wir haben dich sehr lieb, Paul. Du bist im Handumdrehen wie ein geliebter Sohn für uns geworden."

Womit hab ich das eigentlich verdient?
Ihr seid so wundervoll!

Wir müssen alle schlucken, und Paul atmet ganz tief ein und aus, damit er nicht schon wieder in Tränen ausbricht.@
„Danke, Luisa und Jan. Ihr seid mir auch zu geliebten Eltern geworden in der kurzen Zeit. Und das will was heißen, nach den Erfahrungen mit 'Eltern'. Ihr habt mich ein bisschen versöhnt mit dieser furchtbaren Erfahrung. Ich bin nicht neidisch auf Niklas, denn ich durfte ja in den letzten Tagen mit-genießen. Ich bin eher sogar froh, dass ich Niklas geborgen in so einer tollen Familie weiß. Wenn ich nicht mehr da bin – ihr seid noch da, ihr habt euch gegenseitig. Und das tröstet mich."

Bevor wir allesamt auf unseren eigenen Tränen zur Tür rausschwimmen können, nimmt meine Mutter Paul ganz herzlich und ganz zärtlich in die Arme und küsst ihn auf die Stirn.
„Wo auch immer du hingehst, Paul. Möge es dir gut gehen dort. Und möge Sammy an deiner Seite sein."
Mein Vater macht es kurz und schmerzlos. Er nimmt Paul kurz in die Arme, streicht ihm dann über den Arm und seine Stimme klingt bewegt.
"Geh in Frieden, mein Sohn."
Dann gehen die beiden wieder über den Flur in die Überwachungskammer – und machen die Tür zu. Ich bin soooo dankbar für diese wundervollen Eltern!
Ich weiß, dass ihr hinter dieser geschlossenen Tür jetzt miteinander weint. Und dafür liebe ich euch!

Mit einem tiefen Seufzer wende ich mich Paul wieder zu. Ich kann sein Flüstern kaum hören.
„Du hast tolle Eltern, Niklas."
Ich drücke ihn einmal von hinten.
„Es sind nun auch deine Eltern, Paul. Sie haben das nicht gesagt, weil du ..."
Ich erschrecke, als mein Blick auf die Uhr fällt.
Noch eine Stunde ...
„ ... in einer Stunde nicht mehr bei uns bist. Sie haben das gesagt, weil sie dich wirklich lieben und dich ganz schnell als Sohn in ihr Herz geschlossen haben, auch wenn das Schicksal ihnen nur wenig Zeit dazu gelassen hat."

Ich bin so unendlich beschenkt mit diesen drei Wesen.
Und so unendlich müde.
Ich weiß mich geliebt.
Ich kann jetzt gehen.

Paul nickt nur. Aber ich spüre, dass ihn nun allmählich doch die Kräfte verlassen. Sein Geist zieht sich langsam zurück, sein Körper lässt los, wird immer träger. Nur seine Seele schmiegt sich immer noch ungebrochen - wie schon seit zwei Tagen - weich und warm in meine Hände und streckt die Fühler nach dem Leben aus. Paul bewegt sich nicht mehr viel, dämmert vor sich hin, manchmal kaut er noch an meiner Hand, oft hat er einfach nur einen Finger im Mund. Und ganz manchmal fühlt es sich an, als ober meine Finger küsst. Aber das bilde ich mir sicher nur ein.

Ich kraule ihn derweil hinter den Ohren, streichele sein weiches Rückenfell und summe leise Lieder. Irgendwann dann spüre ich, wie Paul sich deutlich entspannt. Er ist eingeschlafen. Ich habe keine Ahnung, warum. Aber plötzlich macht sich Panik in mir breit.
Nicht schlafen, Paul. Wir haben uns nicht verabschiedet! Bitte, wach auf! Paul! Bitte...
Alles in mir möchte schreien. Ich habe das Gefühl, er dürfte keine einzige Sekunde mit Schlaf verschwenden, traue mich aber nicht, ihn zu wecken. Die Unruhe bringt mich schier um den Verstand. Die Minuten verrinnen, und Paul wacht nicht wieder auf. Sein Atem wird flacher, sein Schwanz entspannt sich so sehr, dass er von meiner Hüfte rutscht. Es ist albern, aber es fühlt sich dort schlagartig so kalt und leer an ...

Meine Mutter kommt rüber, streichelt mir ein paarmal über den Rücken und montiert so, dass nur ich es sehen kann, eine kleine Kamera, einen Bildschirm und ein Mikro. Das machen wir öfter, wenn wir eng kommunizieren wollen, ohne dass der Patient das mitkriegt. Aber diesmal weiß ich gar nicht, ob mir das recht ist.
Will ich, dass meine Eltern meine Angst, meine Tränen, unsere letzten Worte mitbekommen?
Nach einem skeptischen Blick in mein Gesicht spricht mich meine Mutter leise an.
"Wehr dich bitte nicht, Nicki. Wir machen uns ein bisschen Sorgen um dich, aber wir vertrauen dir voll. Wir möchten dir einfach Mut zusprechen können. Naja, - schreiben. Du weißt, dass du mit all dem hier nicht alleine bist, oder?"
Ich hole tief Luft und nicke. Auch wenn ich das nicht will – sie hat ja Recht.

„Wie sind seine Werte, Mama?"
Meine Mutter dreht sich in der Tür nochmal rum.
„Sie werden immer leiser, sind aber nicht eklatant schlechter geworden, ganz gleichmäßig. Er ist noch nicht fort."
Dann geht sie wieder.

Stumm und mit wehem Herzen schaue ich Paul beim Schlafen zu. Ich würde jetzt so gerne an seinen Fingern knabbern, weil ich weiß, dass er das bestimmt noch spürt. Aber dafür liegt er falsch. Ich schlüpfe aus dem Bett, laufe ins Wohnzimmer und hole mir einige große Sofakissen und ein paar Decken. Aus all dem, was ich nun hier so habe, baue ich mir eine sehr bequeme, entspannte Sitzposition am Kopfende des Bettes. Und dann ziehe ich Paul vorsichtig in meine Arme. Ich lehne ihn gegen meinen Körper, sein Kopf ruht auf meiner Schulter. Seine Beine faltet er von ganz allein ein. Ich klemme ihm die Maus unters Kinn. Schwach hebt er seinen einen Arm und winkelt ihn unter seinem Kinn an, hält die Maus nun in der Hand. Ich muss lächeln. So hat er die ganzen Tage geschlafen – mit angewinkeltem Arm und der Hand mit der Maus am Kinn.

Seine andere Hand nehme ich vorsichtig in meine, lege sie auf meinem Bauch ab, streichele jeden Finger einzeln, verwöhne seine Haut. Dann verschränke ich unsere Finger, hebe unsere Hände hoch und beginne, an seinem Daumen zu knabbern. Ganz zart, ganz vorsichtig. Und doch spüre ich, das er das im Schlaf merkt. So sitzen wir, lange, und knüpfen unser feines Band, das auch durch Schlaf und Erschöpfung dringt.
Nur dem Tod kann es nicht trotzen.

Ich schaue zur Uhr. Nun ist es nur noch eine gute Viertelstunde hin. Es wird immer später und Paul wacht einfach nicht mehr auf. Ich merke gar nicht, wie mir Tränen übers Gesicht laufen, still und stetig. Ich möchte sooo gerne noch einmal in seine meergrünen Augen schauen, noch einmal sein Lächeln sehen, seine Stimme hören.
Ein letztes Mal. Bitte, Paul!
Da klappt er die Augen auf und flüstert.
„Du weinst ja, Niklas. Ist es schon so weit?"
Ich kann kaum mehr als nicken.
"Bald."

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22.7.2019    -    25.9.2019

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