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22 - Beichte

Ich werde davon wach, dass Paul sich bewegt. Er zieht an meiner Hand. Aber mein Arm ist so eingeklemmt zwischen meiner Brust und seinem Rücken, dass er ihn nicht hoch bekommt. Er brummt unwillig und versucht, sich zu mir zu drehen. Das Geräusch ist so niedlich, dass ich kichern muss. Er öffnet die Augen und schaut mich empört an.
„Was gibt's denn da zu kichern!?! Ich will kuscheln, und du klemmst!"
Dann brechen wir beide in Gelächter aus. Es ist wie ein Wunder für mich. Der ganze furchtbare Morgen ist wie weggewischt, Paul ist klar und fröhlich.

„Paul,wie geht es dir grade?"
Er lauscht in sich rein.
„Mal abgesehen davon, dass sich mein Hals seltsamerweise anfühlt, als hätte ich mir da heute Nacht ein Reibeisen durchgejagt – gut. Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel – alles weg oder zumindest weniger als gestern. Ich bin echt froh!"
Misstrauisch sehe ich ihn an.
„Fühlst du dich nicht schwach wegen heute Morgen?"
Sein Blick spricht Bände.
„Äh – wie viel Uhr ist es denn???"
Er kann sich nicht dran erinnern!

„Paul, du hast dir heute Morgen drei Stunden lang die Seele aus dem Leib gekotzt. Wir hatten irgendwann wirklich Angst, dass wir dich verlieren! Seitdem hast du geschlafen. Es ist schon fast 1:00 Uhr."

Ähhh... - hä???

Mit großen, ungläubigen Augen starrt er mich an. Ich schalte um.
„O.K. - pass auf. Geh mal in dich, ob du versuchen willst, zu trinken und zu essen. Dann holen wir meine Eltern. Ich habe den Verdacht, dass wir einiges aufarbeiten müssen."
Ich rufe oben an.

Meine Mutter ist schnell am Apparat.
„Mama, Paul ist wach. ... Ja, ihm geht es gut. Er sagt, sogar besser als gestern Abend. Und – er kann sich an heute Morgen nicht erinnern."
Am anderen Ende wird der Hörer auf die Station geknallt, und keine drei Minuten später stehen meine Eltern im Zimmer. Paul sitzt inzwischen im Bett, trinkt genussvoll und problemlos einen Becher Wasser nach dem anderen leer und schaut sich staunend an, was da um ihn drumrum alles geschieht. Nun, da beide da sind, wird er richtig energisch.
„Also – jetzt bitte der Reihe nach. Und zwar ALLES, was passiert ist, seit ich gestern Abend eingeschlafen bin."

Reihum erzählen wir ihm von dieser Nacht, von diesem Morgen.
„Äh – O.K., jetzt rieche ich es auch. Könnten, ... könntet ihr lüften? Bäh!"
Ich wickele ihn in zwei weitere Decken, während meine Mutter das Fenster aufreißt.

Irgendwas ist hier seltsam, das war noch nicht die ganze Wahrheit, oder ich fress einen Besen mit Stiehl.
Luisa und vor allem Jan strahlen extreme ... KEINEAHNUNGWAS ... aus!

„Gut. Und jetzt möchte ich was verstehen. Während Niklas grade erzählt hat, dass es nicht normal ist, dass ich mich nach der Kotzorgie wieder so erholt habe, habe ich grade bei dir, Jan, eine deutliche und bei Luisa eine etwas schwächere Anspannung gespürt. Niklas sagt, dass ihr euch das nicht erklären könnt. Aber – mindestens dir, Jan, glaube ich das nicht. DU weißt, warum es mir wieder so gut geht."
Fest schaut er meinem Vater in die Augen, und zu meinem Erstaunen halten meine Eltern beide die Luft an.
Paul hat Recht. Die Körpersprache ist eindeutig!

„Lass mich weiter raten. Du hast etwas getan, was mir tatsächlich sehr gut geholfen hat, willst es mir aber nicht sagen, weil ... ???"
Mein Vater schlägt die Hände vors Gesicht. Dann taucht er wieder auf, das schlechte Gewissen in Person, und murmelt etwas.
"Reißt mir bitte nicht den Kopf ab, Jungs. Ich habe es getan aus Liebe zu euch. Ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten."
Wie aus einer Kehle rufen Paul und ich: "WAS denn???"

Stotternd – ich habe ihn noch nie so verunsichert erlebt – erzählt Papa dann, wie er gestern Abend mit Mama überlegt hat, was er noch tun kann, wie er auf diesen noch nicht ausreichend getesteten Medikamentencocktail aus den USA gekommen ist, wie er schweren Herzens beschlossen hat, das nicht verantworten zu können. Dass es ihn dann aber heute Nacht doch aus dem Bett getrieben hat, weil er wenigstens die Möglichkeit haben wollte. Und dass er dann heute Morgen bei Pauls Anblick und Zustand über seinen Schatten gesprungen ist, wissend, dass er Paul damit retten – oder umbringen kann.

Bin ich sauer? ... Nö! Ich kann mich zwar auch jetzt kaum erinnern.
Aber wenn das so weiter gegangen wäre, wäre ich schlicht inzwischen elend eingegangen wie 'ne Priemel ohne Wasser.

Ich bin total hin und her gerissen zwischen „Wie konntest du nur?" und „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du da grade ein Experiment wagst?" und „Gott sei Dank, dass DAS gut gegangen ist!" und „Danke, Papa." Ich bin gleichzeitig empört und heilfroh. Um so mehr erstaunt mich – mal wieder – die Reaktion von Paul.
„Danke, Jan! Danke, dass du über deinen Schatten gesprungen bist. Danke, dass du nicht gewartet hast, bist du mich fragen konntest. Ich hätte es im besten Fall gar nicht kapiert oder wäre im schlimmsten Fall schon vorher verreckt. Einfach: danke!"

Mein Vater hakt sofort ein.
„Ich hätte dich eigentlich tatsächlich fragen müssen. Oder besser noch – deine Erziehungsberechtigten. Aber das ging in deinem Zustand nicht. Und ich habe es einfach nicht ausgehalten zu wissen, wo du grade hinsteuerst. Also habe ich dir das Zeug gegeben. Aber ich schwöre: ich habe gleich nach dem Anhängen des Cocktails Jack angerufen, ihn ins Krankenhaus zu deiner Oma gescheucht und ihr, sobald sie angerufen hat, gebeichtet. Ich habe ihr ganz ehrlich deinen Zustand und die möglichen Folgen des Medikaments geschildert und ihr überlassen zu entscheiden, ob ich aufhöre oder weitermache."

Paul schaut ihn lange an, freundlich, ehrlich dankbar. Und allmählich wird mein Vater wieder ruhiger und sicherer.
„Und die Folge mit oder ohne wäre gewesen welche?"
Ich habe mich auch einigermaßen wieder eingekriegt und schaue meinen Vater an.
„Die Folge ohne Medikament wäre mit steigender Wahrscheinlichkeit Nierenversagen gewesen. Mit dem neuen Zeug war da eine 99,99%ige Chance, dass das passiert, was wir hier sehen – eine Erholung, die nochmal Lebensqualität, Wachsein und ein würdiges Ende ermöglicht. Oder – in einem von 1000 Fällen – auch Nierenversagen und ein qualvolles Ende. Ich habe das heute Morgen so entschieden, weil das 'qualvoll' schon längst da war. Ich musste das versuchen."
Paul lächelt.
„Nochmal: danke! Ich bin ziemlich froh, dass ich mich nicht erinnern kann. Und ich danke euch allen Dreien, dass ihr das mit mir durchgehalten habt."
Erleichterung senkt sich auf den Raum.

„Ich habe übrigens, als ihr beide vorhin eingeschlafen seid, meine weltweiten Lieblingskollegen zu einer Telefonkonferenz aus den Betten gescheucht und ihnen all das hier präsentiert. Ryan und Samantha in den USA haben all meine Werte und Beobachtungen als völlig normal und üblich eingestuft. Lee Min-Hyun in Korea und Jamila Pangani aus Uganda dagegen waren völlig aus dem Häuschen, weil sie selbst schon so oft an derartig schweren Verläufen gescheitert sind. Wir haben entschieden, dass wir unsere Publikationen über die Medikamentierung in der Abschiedsphase überarbeiten und intensiv an diesem Medikament weiter forschen wollen. Und wir werden uns nochmal neu in diese blöde GEGENÜBER-Kiste stürzen. Ihr beide seid ein Unikum – und vielleicht die Chance, durch gezielte Befragungen auf eine ganz neue Spur zu kommen."

Als Paul sich grade umdreht, um sich noch Wasser einzuschenken und meine Mutter nach was zu essen zu fragen, schaue ich meinen Vater fragend an. Doch letzten Endes weiß ich, dass nach seiner Beichte und seinem Kollegengespräch nun ich entscheiden muss, ob auch ich rede. Und handle. Oder schweige. Die Entscheidung wird mir abgenommen.

Gott, ich fühle mich so ausgetrocknet,
ich könnte jetzt den Bodensee leersaufen!

Niklas kuckt komisch. Sehr komisch.
Und er ist total verspannt. ... Nick hat Angst!

„Niklas? Was ist mit dir? Freust du dich nicht für mich? Du siehst so ... keine Ahnung wie aus."
Ich nicke. Also gut.
„Paul, in den drei Stunden, die du hier gekämpft hast, sind wir kaum zum Luftholen gekommen. Ich hatte zwischen den Attacken höchstens mal ein bisschen Zeit, um dich zu umarmen und an deinen Fingern zu knabbern, damit du dich entspannst. Dann ging es schon wieder los. Aber in den fünf Stunden danach hat mein Vater in aller Ruhe diese drei Stunden dokumentiert, sich die Verlaufskurven angesehen und dabei was Seltsames entdeckt. Ich habe erstmal etwas Pause gemacht, bevor ich mich wieder zu dir gelegt und wieder ein bisschen geknabbert habe. Du hast dich dabei immer so wohlgefühlt. Plötzlich ..."
Völlig durcheinander wuschele ich mir durch die Haare und starre auf den Boden.
Wegrennen gilt nicht! Aber genau das würde ich jetzt am liebsten tun.
„Papa, holst du die Ausdrucke?"

Ach, Niklas. Hast du jetzt sogar Angst vor mir???
Du kannst mir ja gar nicht in die Augen sehen. Was ist los!

Mein Vater geht rüber in die Medi-Kammer und kommt mit einem dicken Stapel mit Ausdrucken wieder. Und der Liste, die er vorhin angefangen hat. Nun begreife ich auch, dass er da einfach die Zeiten notiert hat, wann die Werte sich so seltsam verändert haben, damit er die Stellen schnell wieder findet. Er beginnt, Paul die Werte zu erklären, während ich immernoch nach dem Mauseloch zum Verkriechen suche.

 „Schau hier. Das ist der Normbereich für Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung im Blut. Während deiner Würgeanfälle waren die Werte weit davon entfernt und wurden im Laufe der Stunden immer noch schlechter. Wie hier. Doch ab und zu, immer zwischen den Attacken, sind alle drei Werte synchron etwas in Richtung Norm geschnellt. Warte ..."
Er schaut auf die Liste und blättert in den Ausdrucken.
„Schau, hier ... und hier ... und hier."
Paul hört ihm aufmerksam zu und starrt diese seltsamen Verlaufskurven an.

„Und jetzt pass auf. Nick hat heute Morgen, nachdem du eingeschlafen warst, eine Pause gemacht. Als er wieder kam, hat er sich ruhig zu dir gelegt. Ich habe gegenüber in der Kammer vor den Monitoren gesessen und grade versucht zu begreifen, was ich da eigentlich sehe. Und schwups – sind die Werte plötzlich wieder so verrutscht. Ich bin gleich her geschossen – und habe vorgefunden, dass Nick dir an den Fingern rumgekaut hat. Wir haben das ein paarmal hin und herprobiert. - Paul, du reagierst auf Nick. Ganz extrem. Zum Guten."

...! Das gibt's nicht. Das heißt ... Wenn wir ...
Vielleicht könnte ich dann doch leben?
Und wenn nicht? ... Achje, armer Niklas.
Jetzt verstehe ich deine Angst. Und ...
Mist – du hast auch schlechtes Gewissen!
Aber wir können es doch nicht wissen.
Wie kann ich dir nur helfen? ... 

Schweigen senkt sich auf den Raum. Mein Vater klappt zu wie eine Auster und starrt seine Listen an, meine Mutter schnappt nach Luft und starrt Paul an. Paul begreift und starrt mich an. Ich starre auf den Boden - und fange an zu heulen wie ein Schlosshund. Bis ich eine weiche Schwanzspitze an meinem Hals fühle, die mich zärtlich streichelt. Und im Ohr kitzelt.
„Hei!"
Ich fahre wieder hoch und rubbele mir mein Ohr, das hat nämlich echt furchtbar gekitzelt. Paul kichert.

Schon besser.
Pass auf, das ist MEINE Entscheidung.

Dann zieht er mich an sich.
„Niklas? Wir werden wahrscheinlich nie erfahren, was das bedeutet, denn ich lasse nicht zu, dass du mit Schuldgefühlen zurückbleibst, wenn ich gehe. Aber ich spreche den Verdacht jetzt aus, damit du erlöst wirst aus dieser entsetzlichen Zwickmühle. Dass ich so deutlich auf deine Zärtlichkeit reagiere, könnte bedeuten, dass du doch mein GEGENÜBER bist. Oder aber nicht. Wenn du mich jetzt küssen würdest, könnte ich erlöst werden. Oder auch nicht. Oder noch Schlimmeres. Wenn du mich nicht küsst, würde ich sterben, ganz egal, ob du mein GEGENÜBER bist oder nicht."

Ich nicke stumm.
„Nur in einem von vier Möglichkeiten werde ich überleben. Die Chancen sind sozusagen 3:1, dass das schiefgeht. Und deshalb, Niklas, möchte ich nicht, dass du mich jetzt küsst. Weil ich nicht möchte, dass du irgend etwas, was du für mich getan hast, jemals bereuen musst."

Paul entscheidet für mich! Und das fühlt sich sofort richtig an.
Ich sehe ihn mit großen Augen an.
„Komm kuscheln. Gräm dich nicht. Wer weiß, was in diesen ..."
Er schielt auf Papas Armbanduhr.
„... etwa zehn Stunden noch passiert."
Wieder steuert Paul mit großer Klarheit und Ruhe, wie sein Leben und seine letzten Stunden verlaufen sollen. Und es beruhigt und befreit mich tatsächlich, dass ER entschieden hat. Der Sturm in meinem Inneren lässt allmählich nach. Er zieht mich zu sich, ich lehne mich an Pauls Rücken, er schnappt sich meine Hand – und fängt an zu knabbern. Das wunderbare Kribbeln breitet sich in mir aus und entspannt mich ganz tief drinnen.

So gefällst du mir schon besser!

Bevor meine Eltern raus gehen, informiert mein Vater uns noch über die nächsten Schritte.
„Luisa wird uns jetzt was Leckeres zu essen machen. Ich informiere derweil deine Oma, Paul. Sie wird sich freuen zu hören, dass es dir so viel besser geht. Nach dem Essen werde ich mich hinlegen, damit ich heute Nacht wirklich fit bin. Und ihr solltet überlegen, ob ihr noch irgendwas Schönes miteinander machen könnt."

Einem Geistesblitz gehorchend spreche ich meine spontanen Gedanken aus.
„Paul, hättest du Lust, dir meine Fotoalben anzusehen? Und magst du mal Bilder von Nena sehen?"
Eifrig nickt Paul, und so verspricht uns Mama, dass sie uns mit dem Essen auch meine Alben runter bringt.

Zum ersten Mal heute liegen wir einfach entspannt beieinander, beide wach und zufrieden, und kuscheln.
Wer weiß, wie lange uns das noch vergönnt ist ...

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20.7.2019    -    25.9.2019

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