Lückenfüller
Kapitel 19 - Lückenfüller
Ochako spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Sie hatte ganz rote Augen vom Weinen in dieser Nacht... Auch ich hatte wenig geschlafen und sie oft schluchzen gehört. Sie tat mir wirklich unglaublich leid....
Heute würde unsere bescheuerte Hochzeit bekannt gegeben werden. Dazu würden wir nach dem Frühstück in das Dorf gehen und es dort dann verkünden. Ich betete innerlich dafür, dass Shoto das nicht mitbekommen würde.... Auch wenn das total unwarscheinlich war...
"Du kannst schon zum Frühstück gehen." sagte die Braunhaarige und sah mich an.
"Okay..." murmelte ich und verließ das Zimmer.
Mit hängendem Kopf lief ich durch die Flure des Schlosses. Ob ich wohl noch jemals in meinem Leben glücklich werden könnte? Eigentlich war das eine Frage, auf die ich ganz schnell eine Antwort finden konnte: Ohne Shoto konnte ich nicht glücklich werden.
"Oh! Vorsicht!"
Ich hob meinen Kopf und konnte gerade noch so einem Wäscheberg ausweichen. Hinter besagtem Wäscheberg schaute eine junge Frau hervor, die ich nur zu gut kannte.
"Du siehst aber müde aus." sagte Mina und blieb stehen.
"Sag mir was, was ich nicht weiß." antwortete ich und fuhr mir übers Gesicht.
"Heute wird doch die Hochzeit bekannt gegeben, oder?"
Ich nickte langsam. Mina war inzwischen eine gute Freundin von mir geworden und sie wusste auch über Shoto Bescheid.
"Oh, Katsuki...."
Ich seufzte.
"Jetzt lässt sich sowieso nichts mehr dran ändern. Ich hab's vermasselt und muss jetzt mit den Konsequenzen leben... Ich hätte niemals zu Shoto gehen dürfen. Ich hätte ihn aus der ganzen Sache raushalten sollen! Aber jetzt werde ich ihm das Herz brechen, auch wenn es das letzte ist, was ich will...."
"Katsuki, dass du dich in Shoto verliebt hast ist nichts, wofür du dich schuldig fühlen solltest. Aber du hättest ihm einfach von Anfang an die Wahrheit sagen sollen und dich auch deinen Eltern gegenüber öffnen sollen. Es ist noch nicht zu spät."
"Als wüsste ich das nicht selbst! Aber.... Schon allein die Tatsache, dass mein Vater davon ausgeht, dass ich mich in eine Frau verliebt habe, wenn ich auch nur andeute, etwas für jemanden zu empfinden, sagt doch schon genug über seine Vorstellungen von meiner Sexualität aus. Und selbst wenn sie meine Sexualität akzeptieren sollten.... Shoto ist ein Dorfbewohner. Er besitzt nicht viel, was für mich kein Problem ist, aber für meine Eltern sich ein großes Thema wäre...."
"Denk nicht so viel darüber nach, handel einfach! Ich doch egal, was die Leute von dir denken. Willst du wirklich Ochako heiraten und dafür niemals glücklich werden, wenn du mit Shoto zusammen das Leben deiner Träume leben könntest?"
Ich wusste, dass sie Recht hatte, aber gleichzeitig hielt mich eine Stimme in meinem Kopf zurück, wofür ich mich hasste.
Ich war wirklich ein Feigling.
-
"Ich hoffe doch, dass ihr nicht schon vor der Hochzeit Nachwuchs erwartet." witzelte meine Mutter am Frühstückstisch.
Ich verkrampfte meine Hand um das Messer und Ochako zuckte neben mir heftig zusammen.
"Wir hatten mit Ochako ein langes Gespräch, warum man keinen Sex vor der Hochzeit hat. Keine Angst, da musst du dir keine Sorgen machen, meine Liebe." antwortete Ochakos Mutter.
Ihre Tochter sah währendessen so aus, als würde sie sich gleich übergeben wollen.
"Ach, Katsuki muss seine Triebe einfach im Zaum halten. Ochako kann ja gar nicht machen, wenn Katsuki seine sexuellen Gelüste nicht unter Kontrolle hat."
Unsere Mütter lachten und in mir begann die Wut zu brodeln. Checkten die beiden denn wirklich gar nicht, dass wir überhaupt keine Interesse aneinander hatten?
"Ochako, Liebes. Dir werden nachher ein paar Kleider gegeben. Du kannst dir dann einfach eines aussuchen, mit dem du dann ins Dorf gehst. Die Dienstmädchen werden dir dann beim Anziehen helfen." wand meine Mutter sich nun an meine Verlobte.
Ochako nickte und zwang sich ein Lächeln auf. Sie hatte die nassen Striemen, die bis vor einer Stunde in ihrem Gesicht noch vom Weinen zu sehen waren, mit Make-up abgedeckt, sodass man nicht einmal mehr erahnen konnte, dass sie die ganze Nacht geweint hatte.
"Dann werden wir in einer Stunde ins Dorf gehen und eure Hochzeit bekannt geben." sagte mein Vater.
Ich starrte auf den Teller vor mir, während ich das Gefühl hatte, dass mein Magen sich umdrehte.
"Ich freu mich ja so! Dann ist es endlich offiziel und ich kann beim nächsten Kaffeeklatsch mit den anderen sagen, dass mein Sohn endlich erwachsen ist." schwärmte meine Mutter.
Sie wollte also mit mir angeben? Unter Mutterlieber verstand ich etwas anderes...
Shoto POV.
"Komm schon, Shoto!" rief Touya von unten.
Schweren Herzens lief ich die Treppe nach unten. Eigentlich wollte ich nicht einkaufen gehen. Lieber wollte ich hier bleiben und das letzte bisschen Hoffnung zusammen kratzen, dass Katsuki heute doch noch auftauchen würde....
Aber warscheinlich würde er das nicht, so wie die letzten Tage. Ich wusste nicht so ganz, ob ich mir Sorgen machen sollte oder ob er sich einfach dazu entschieden hatte, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.
Vielleicht war der Sex ja doch scheiße...
"Was ist denn los mit dir? Du bist noch stiller als sonst."
"Mir geht's gut, keine Sorge."
Mein Bruder zuckte mit den Schultern und wir liefen zum Marktplatz. Dort angekommen, sah ich auf meine geschriebene Einkaufsliste.
"Wir brauchen Äpfel, Kartoffeln, Reis-"
Ich wurde von einem Kreischen unterbrochen.
"Guck mal da, der Prinz!"
Sofort schnellte mein Kopf nach oben. Katsuki? Und tatsächlich sah ich ihn, umgeben von tausend Leuten. Er sah wunderschön aus..... Er hatte einen Anzug an, der ihm unglaublich gut stand..
Neben ihm lief ein Mädchen, das ein rosafarbenes Kleid an hatte. Ich hatte sie noch nie gesehen und wusste somit auch nicht, wer sie war.
Irgendwas schien hier ganz falsch zu laufen...
"Der Prinz und seine Prinzessin." scherzte Touya, doch mir kam dieser Witz wie die dunkle Wahrheit vor, die ich nur so lange verdrängt hatte.
Katsukis Prinzessin
Er lächelte allen freundlich zu, doch dieses Lächeln kam mir nicht echt vor. So als würde er es sich aufzwingen.
Und das, was dann verkündet wurde, ließ meine Welt in sich zusammenstürzen.
Ich hatte lange gezweifelt, dass Katsuki wirklich etwas für mich empfand, doch er hatte mir das immer ausgeredet. Und trotzdem stand da nun dieser Typ und sagte, dass Katsuki und dieses Mädchen verlobt waren und an seinem Geburtstag heiraten würden.
In diesem Moment kreuzten sich unsere Blicke. Katsukis Augen weiteten sich leicht, während sich in meinem Tränen sammelten.
Das durfte alles nicht wahr sein! Das war sicher nur ein schlimmer Albtraum!
"Shoto, ist was?" fragte Touya, doch ich drehte mich einfach nur um und rannte zurück.
"Shoto!"
Warum musste sowas ausgerechnet mir passieren? Wieso musste ich mich in einen Prinzen verlieben, der für mich sowieso unerreichbar war! Wieso nur?!
"Shoto, jetzt bleib doch stehen! Was hast du denn?" rief mein Bruder hinter mir und ich blieb an dem Brunnen vor unserem Haus stehen.
"Was ist denn plötzlich in dich gefahren?!"
Ich blinzelte die Tränen weg und schüttelte nur den Kopf.
"Nichts, es ist alles okay-"
"Shoto!"
Ich zuckte zusammen, als ich diese Stimme hörte. Langsam drehte ich mich um und tatsächlich stand er dort. Katsuki...
"Was willst du hier?" fragte ich mit zitternder Stimme.
"Bitte, es ist nicht so, wie es aussieht! Ich-"
Er wollte nach meiner Hand greifen, doch ich schlug sie weg.
"Fass mich nicht an! Nicht so wie es aussieht?! Du bist verlobt, wie soll es denn sonst aussehen! Seit wann, Katsuki?"
"Seit einem Jahr..."
Das war wie ein Tritt in die Magengrube. Seit einem Jahr? Also seit wir uns kannten? Nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten.
"Du bist seit einem Jahr verlobt und erzählst mir das nicht?! Stattdessen tust du so, als würdest du irgendwas für mich empfinden! Was war ich für dich? Ein Lückenfüller? Ein Lückenfüller für Sex, oder wie soll ich das verstehen?"
"Nein, du warst nie ein Lückenfüller für mich, Shoto! Und das wirst du auch nie sein!" rief Katsuki verzweifelt.
"Aber anscheinend heiratest du ja lieber diese Frau, anstatt mich weiter als Lückenfüller zu benutzen. Auch gut! Ich will, dass du aus meinem Leben verschwindest, Katsuki! Ich hab dir alles gegeben; Meinen ersten Kuss, mein erstes Mal, ja du warst sogar meine erste große Liebe! Aber vielleicht stimmt es ja, was immer gesagt wird, und man bleibt nie mit seiner ersten großen Liebe zusammen....."
Ich drehte mich um und rannte weinend ins Haus.
Wieso musste ich mich auch ausgerechnet in Katsuki verlieben?!
1390 Wörter
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