Leere
Kapitel 20 - Leere
Ochako POV.
Als Katsuki wieder zu uns stieß, ging sein Vater sofort wütend auf ihn zu.
"Was ist denn in dich gefahren?! Einfach wegzulaufen, sag mal, spinnst du?!"
"Tut mir leid...." war Katsukis leise Antwort, was mir sofort Sorgen bereitete.
Wie ich ihn kannte, hätte er Masaru sofort widersprochen und ihm gesagt, dass es ja nun wirklich nicht schlimm wäre, wenn er mal kurz verschwinden würde. Doch er hielt seinen Kopf gesenkt und sah stur auf den Boden.
Ich hatte das Gefühl, dass es etwas mit Shoto zu tun hatte.
"Katsuki, wir haben uns Sorgen gemacht, als du einfach weggerannt bist." sagte seine Mutter und legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch er trat einen Schritt zur Seite, um sich von seiner Mutter zu entfernen.
"Sorgen? Seit wann macht ihr euch Sorgen um mich, wenn ihr gerade mein komplettes Leben zerstört?"
Nun sah er auf und sofort erschrak ich. Seine Augen..... waren so leer. Bisher hatte ich seine Augen immer voller Feuer wahrgenommen. Ein aufbrausendes Feuer, das seinen Charakter sehr gut wiederspiegelte. Aber nun.....
Es war kein Funke von dem Feuer mehr zu sehen. Seine Augen blickten seine Mutter so leer und voller Schmerz an, dass mir sofort die Tränen in die Augen stiegen.
Katsuki sah so kaputt aus, obwohl ich das nie von ihm erwartet hatte. Er war ein starker Mensch, so hatte ich ihn zumindest immer wahr genommen. Aber genau jetzt, in diesem Moment, sah er unglaublich verletzlich aus.
"Wir gehen ins Schloss zurück! Und wir unterhalten uns nachher." sagte Masaru.
War ihm wirklich so egal, wie sich sein Sohn gerade fühlte? Ich war geschockt darüber, dass ihm gar nicht aufzufallen schien, dass es Katsuki schlecht ging. Dass er an dieser Verlobung kaputt ging.
Anders als Mitsuki, die ganz blass wurde, als ihr Sohn sie so ansah. Doch sie sagte nichts, sondern wandte ihren Blick einfach ab. Mir wurde übel. Jetzt konnte ich auch Katsukis Angst vor einem Outing verstehen....
Schnell ging ich auf Katsuki zu. Dieser blickte mich ausdruckslos an.
"Es tut mir so leid...." hauchte ich mit Tränen an den Augen, doch er schüttelte nur den Kopf.
"Du kannst ja nichts dafür." war seine Antwort.
Ich presste meine Lippen zusammen und unterdrückte den Drang, ihn zu fragen, was passiert war. Er würde mir das sicher nicht erzählen wollen...
Stumm steckte er seine Hände in die Hosentaschen und lief neben mir her zurück zum Schloss.
Ich dachte an Tsuyu und wie sehr es mir weh getan hatte, als sie angefangen hatte zu weinen... Wie es ihr wohl ging? Der Gedanke, sie vielleicht nie wiederzusehen, schnürte meinen Hals zu und in meinen Augen brannte es erneut verdächtig. Die ganze Nacht hatte ich damit verbracht, zu weinen.
Tsuyu war jahrelang eine meiner besten Freundinnen, aber aus unserer Freundschaft wurde bald mehr. Wir erzählten es unseren Eltern nicht direkt, da wir ersteinmal abwarten wollten. Vorallem auch, weil zu dem Zeitpunkt langsam unsere Geldprobleme begannen und ich meine Eltern nicht noch mit sowas belästigen wollte.
Nur Izuku erzählten wir es, der sich unglaublich für uns freute. Und dann, an dem Abend, an dem ich meinen Eltern von meiner festen Freundin erzählen wollte, offenbarten sie mir, dass ich heiraten würde. In einem Jahr. Und das ausgerechnet den Prinzen!
Ich war aus allen Wolken gefallen, doch als ich die Freude meiner Eltern über die Lösung all unserer Geldprobleme sah, entschied ich mich, eine gute Tochter zu sein und der Verlobung 'zuzustimmen', obwohl es nichts mehr zum Zustimmen gab, da sowieso schon alles festgelegt war.
Dass es Katsuki ähnlich wie mir ging, hatte ich nicht erwartet. Nur gab es einen Unterschied: Ich hatte Tsuyu direkt davon erzählt. Katsuki hatte das bei Shoto nicht getan.
Und nun hatten wir beide die Menschen verloren, die wir am meisten liebten. Und unsere Eltern interessierten sich nicht dafür....
Katsuki POV.
"Ich will, dass du aus meinem Leben verschwindest, Katsuki! Ich hab dir alles gegeben; Meinen ersten Kuss, mein erstes Mal, ja du warst sogar meine erste große Liebe! Aber vielleicht stimmt es ja, was immer gesagt wird, und man bleibt nie mit seiner ersten großen Liebe zusammen...."
Immer wieder hallten Shotos Worte in meinem Kopf wieder. Als einen Lückfüller hatte er sich bezeichnet... Er war nie ein Lückenfüller für mich gewesen! Aber wie sollte ich ihm das jetzt noch erklären?
"Du heiratest in drei Tagen, kannst du dich da nicht einfach mal dran gewöhnen?!" rief mein Vater, als wir wieder im Schloss ankamen.
Meine Mutter stand neben ihm und sah mich besorgt an.
"Ich geb mir Mühe..." antwortete ich stumpf.
"Mühe geben! Ich sehe, wie du dir Mühe gibst! Warum musst du dich denn auch so sehr gegen diese Hochzeit sträuben?! Denk doch mal an das Königreich!"
Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
"Du denkst doch schon genug an das Königreich. Du denkst so sehr an das Königreich, dass ich dir total egal geworden bin. Eigentlich hast du dich noch nie für mich interessiert. Ich weiß ja nicht, was bei dir falsch gelaufen ist, aber ich wünschte, du wärst nicht mein Vater! Ich wünschte, du wärst nicht meine Mutter! Und ich wünschte, ich wäre nicht in diesem scheiß Leben geboren! WARUM KANN ICH DENN NICHT EINFACH EIN GANZ NORMALES LEBEN FÜHREN?!"
Die Tränen rollten über meine Wangen und meine Eltern sahen mich erschrocken an. Ich stieß die große Flügeltür auf und rannte aus dem Trohnsaal.
"Katsuki, warte-" hörte ich meine Mutter rufen, doch ich ignorierte sie.
Sie hatte sich doch auch nie für mich interessiert! Nie war sie ansatzweise für mich da gewesen, hatte immer nur das getan, was mein Vater von ihr erwartet hatte.
In meinem Zimmer knallte ich die Tür hinter mir zu und wischte mir dann über die Augen. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
"Katsuki?"
Ich sah auf und blickte Eijiro an, der mich besorgt musterte. Ochako, Izuku und Mina waren auch da.
"Alles okay?"
"Was soll schon okay sein?! Shoto hat es mitbekommen, natürlich! E-er sieht sich als einen Lückenfüller und ist der Meinung, ich hätte nie etwas für ihn empfunden. Er-"
Meine Stimme brach ab. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare.
"Beruhig dich!" sagte mein bester Freund und umarmte mich. "Das wird schon wieder, vertrau mir...."
Ich antwortete darauf nicht...... Shoto würde mir sicher nie wieder vertrauen....
-
"Und? Ist der Bräutigam schon nervös?" fragte Nejire, als sie das Zimmer betrat.
"Nejire, wir sind beschäftigt!" sagte der Typ, der mir meinen Anzug gemacht hatte.
"Ja ja, Aoyama. Ich bin ja auch gleich wieder weg. Du hast deine Hochzeitsrede bereit, Katsuki?"
Nein, hatte ich nicht. Was sollte ich Ochako schon erzählen, außer dass ich sie nicht liebte?
"Ja, hab ich." antwortete ich, während ich mich im Spiegel ansah.
Ich trug ein rotes Hemd und darüber eine dunkelblaue Jackett Weste. Im gleichen Ton war auch die Jeans, die ich an hatte. Das schwarze Sakko, das Aoyama in der Hand hielt, musste ich nachher auch noch anziehen..... Wie ich den Schlips binden sollte, wusste ich noch nicht.
"Dann ist gut. Ihr müsste in zehn Minuten am Altar stehen. Ochako wird dann von ihrem Vater reingeführt. Ihr haltet die Hochzeitsreden und werdet dann vermählt."
"Danke, Nejire. Kannst du jetzt wieder gehen?" fragte Aoyama, der nur ungerne bei seiner Arbeit unterbrochen wurde.
"Ja ja, bin schon wieder weg!"
Ich seufzte und drehte mich noch einmal im Spiegel. Warum konnte es nicht Shoto sein, den ich heiraten sollte?
1228 Wörter
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