9.) Abel
9.) Abel (Juice)
"Ich habe immer noch diesen Karamellgeschmack in meinem Mund." Murmelte ich grinsend vor mich hin, als ich mit den anderen in der Kapelle saß und wir auf Jax warteten, um die neusten Nachrichten mitzuteilen.
"Was?" Fragte Clay, während Chibs auf das ausgedruckte Foto vor sich starrte.
"Hab ich wieder laut gedacht?" Fragte ich.
"Ja." Meinte Clay.
"Was hat Serg herausgefunden." Meinte Jax und stürmte in die Kapelle.
Serg war Precious neuer Freund. Und Precious war die eine Exfrau von Bobby.
"Vor drei Tagen." Sagte ich und Chibs hielt Jax das Foto auf dem normalen Druckerpapier hin. "Amtrak-Station in Rocklin."
Jax riss ihm den Zettel aus der Hand und starrte drauf.
"Zwei Erwachsene und ein Kleinkind haben ein One-Way-Ticket nach Vancouver gekauft. Die Frau ist nicht zu erkennen, aber dafür Cameron und Abel."
Jax atmete erleichtert aus und legte das Blatt zurück auf den Tisch.
"Mein Kind."
"Abel geht es gut." Sagte Clay. "Wir wissen, dass er im Norden ist. Wir werden Cameron finden und Abel nach Hause bringen."
"Ja." Nickte Jax und ihn vielen etliche Steine vom Herzen.
"Aber wer ist diese Frau?" Fragte Bobby.
"Das werden wir auch herausfinden." sagte Clay.
Draußen regnete es wieder wie aus strömen.
Ich hielt den kleinen Abel in meinem Armen und gab ihm die Flasche.
"Du bist ja so durstig." Meinte ich und blickte diesem kleinen Engel glücklich an.
Ich schaute auf die Uhr über der Wohnzimmertür. Cameron war immer noch nicht zurück. Sorgen breiteten sich in mir aus, als die Flasche leer war.
"Mo!" Rief ich nach Cammys Schwester oder Cousine.
"Was ist, Nora?" Fragte sie mich mit ihrem irischen Akzent.
"Kannst du kurz auf Abel aufpassen. Ich muss nur was erledigen. Die Windeln gehen den Bach runter."
Mo nickte und nahm mir Abel ab.
"Die Straße runter ist ein kleiner Supermarkt. Der müsste noch auf haben."
"Okay. Danke." Sagte ich und hielt inne. "Ich hab nur Dollars dabei. Kannst du mir Euros geben?"
"In dem Portmonai auf dem Tisch." Sagte Mo und zeigte auf den Tisch. "Nimm dir was immer du brauchst, Nora." Sagte Mo und wandte sich wieder dem kleinen Abel zu.
"Danke. Ich geh gleich morgen zur Bank und lass das Geld wechseln. Dann kriegst du es zurück." Sagte ich und nahm mir einen bräunlichen Geldschein mit einer 50 drauf aus dem Portmonai. Den Schein schob ich in meine Hosentasche. Ich zog mir meine Regenjacke über und verschwand nach draußen.
Ich lief nicht zum Supermarkt, sondern zur Kirche in der Cameron immer gerne verschwand. Ich hätte nie großartig mit Kirchen zu tun gehabt, aber irgendwie zog sie mich gerade magisch an. Dieses große alte Gebäude, dass aussah, als ob es zerfallen würde, machte mir Angst, aber auf der anderen Seite strahlte dieses Gebäude auch Beruhigung aus.
Der alte Pastor kam heraus und ich versteckte mich hinter einem Baum. Wieso versteckte ich mich? War es die Tatsache, dass er einen komischen Blick auf seinem Gesicht hatte? Einen quälenden, traurigen, ärgerlichen, enttäuschten und erleichterten Blick, was bei mir alle Alarmglocken schrillen ließ?
Oder war es die Tatsache, dass er sich wie wild umschaute und immer wieder einen Blick über die Schulter warf, als würde ihm das böse verfolgen.
Als er in den Kirchenvan gestiegen war, schlich ich mich zum Kircheneingang und blieb vor der großen Tür stehen. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, weil die Tür so groß war.
Tief durchatmend, zog ich eine große Türseite auf und ein Schauer lief mir über den Rücken. Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut auf.
Ich trat in die Kirche, nachdem ich die Tür losgelassen hatte.
Erschrocken fuhr ich zusammen, als die Tür knarschend ins Schloss knallte.
"Grundgütiger!" Fluchte ich auf und entschuldigte mich gleich wieder beim Gotteshaus.
Zwei große Männer erhaschten meine Aufmerksamkeit. Der eine stand am Alter und betete und der andere saß in der dritten Reihe und schien sich nach vorne gelehnt zu haben.
Der vordere Mann drehte sich zu mich um, während der andere Aufstand und nur stehen blieb, um etwas zu verbergen. So kam es mir vor.
Ich machte einen kleinen Schritt nach links, um irgendwas sehen zu können, doch außer einer dritten linken Schulter, sah ich gar nichts.
"Ist die Kirche noch offen?" Fragte ich nervös.
"Würde die Tür sonst offen sein, Ma'am?" Fragte der Mann vorne am Altar. Er war genauso riesig wie der andere und genauso breit gebaut. Auch wenn er einen irischen Akzent hatte, hörte er sich böse an.
"Entschuldigung." Meinte ich. "Dumm von mir."
Als ich einen Schritt nach vorne gehen wollte, um zum Altar zu gehen, meinte der Kerl im forschen Ton. "Stehen bleiben!"
Abrupt blieb ich stehen und bekam Angst.
"Okay." Stammelte ich und ging einen Schritt zurück.
Der Typ der in einer der vielen Sitzreihen saß, sagte irgendwas auf irisch. Das einzigste was ich verstand, war 'Cammy'.
Cammy was? Was wollen die von meinem Cammy?
Der Typ der in der Reihe stand, griff nach vorne, packte sich irgendwas und warf keine Sekunden später, jemanden in den Gang. Es war ein lebloser Körper und diese kakigrüne Jacke würde ich unter tausenden wiedererkennen.
Ich schrie erschrocken auf und hielt mir die Hand vor dem Mund.
"Oh Gott, Cameron!" Kreischte ich und lief durch die Sitzreihen, durch den Hauptgang hindurch, bis nach vorne.
Ich ließ mich neben Cameron auf die Knie sinken und schüttelte ihn wie wild an den Schultern.
"Was habt ihr mit ihm gemacht?" Schrie ich die beiden Männer an, die zu mir herunter blickten. Ich sprang auf und schlug wie wild den Kerl, der Cammy auf dem Boden geworfen hatte, doch er war stärker als ich und zog mir die Beine weg. Ich knallte nicht zu Boden, weil der Typ mekne Oberarme festhielt und mich dann neben Cameron auf den Boden drückte.
Der Mann ließ von mir ab und ich krabbelte zu Cameron rüber.
Ich blickte in Camerons blasses Gesicht. Seine Augen traten hervor und waren blutunterlaufen, was das Blau in seinem Augen nur noch kälter wirken ließ. Um seinen Hals konnte ich ein dünnes Kabel erkennen.
"Oh...Gott...Cameron..." Wimmerte ich herum und brach in Tränen aus. Die Kerle zogen mich hoch und bedrohten mich. Aber ich ignoriere sie nur, weil ich auf Cammy starrte.
"Verabschiede dich und verschwinde aus der Kirche. Du verlierst kein Wort darüber, Lady, sonst wird es dir genauso wie Cammy gehen." Drohte mir der eine und schubste mich wieder zu Cammy zurück auf den Boden.
Ich berührte seine Kälte Haut und er rührte sich nicht. Fuhr ihn mit der Hand über die Wange und den leichten Dreitagebart. Normalerweise lächelte Cammy dabei immer, nach dem Tod von seinem Sohn, zwar gequält, aber er lächelte immer wieder. Aber hier rührte sich nichts. Keine Miene verzog sich, kein Aufblitzen in seinen Augen.
Meine Hand wanderte seiner Wange herunter bis zum Hals. Ich fühlte seinen Puls, doch da war rein gar nichts. Bitterlich weinend ließ ich mich in Camerons Brust nieder. Wieso musste ich eigentlich alle Menschen die ich liebe verlieren. Rache, das schwirrte mir durch den Kopf.
Die beiden Kerle zogen mich von Cammy hoch und schubsten mich zur Tür.
"Kein Wort!" Drohten sie mir und rissen die Kirchentür wieder hinter sich zu. Im ströhmenden Regen stand ich da, wusste nicht was ich tun sollte, bis ich einfach los lief. Zurück zu Mo nach Hause.
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