|| Kapitel Zwanzig ||
|| Kapitel Zwanzig ||
~ May ~
„Frau Reus, es sieht so aus, als wären es die Anzeichen einer Menopause", meinte der Arzt und blickte mich an.
„War mir schon klar."
„Ja, ihre empfindlichen Brüste und sie haben drei Monate keine Periode bekommen."
„Vier Monate sogar."
„Vier sogar, herrjemine", nickte er.
„Ja und mittlerweile wird die Plantage auch nicht mehr so richtig befeuchtet, wenn Sie wissen was ich meine."
„Sie werden nicht mehr feucht, wenn es zum Geschlechtsverkehr kommt?"
„Ja", nickte ich.
„Ist natürlich nicht so prickelnd."
„Ja."
„Mit Gleitgel versucht?"
„Eigentlich schon, man hat aber nicht immer Gleitgel da. Wir haben Kinder, da muss es schnell gehen."
„Ja, das ist auch blöd", nickte der Arzt. „Ich kann Ihnen Medikamente geben, damit es Ihnen nicht mehr so weh tut. Aber dadurch kann Haarausfall entstehen und sämtliche Zysten, wenn sie anfällig darauf reagieren. Sind Hormone und da ihr Körper gerade mit den Hormonen zu kämpfen hat, wird es schwierig. Die Tabletten sind halt nur dafür, damit es wieder „flutschen" tut", meinte er und setzte Flutschen mit seinen Fingern in Häkchen. „Trinken Sie Eisenkraut Tee, dass hilft gegen Schwitzen und Hitzewallungen. Bekommen Sie im jeden Drogeriemarkt."
„Okay, gibt es keine andere Möglichkeit, außer die Tabletten?"
„Gleitgel."
„Herrgott, mein Mann denkt schon, dass es an ihm liegt und ich ihn nicht mehr attraktiv finde."
„Haben Sie ihn noch gar nichts erzählt, dass es an der Menopause liegt- woran es ja liegt."
„Ich traue mich nicht."
„Wollten Sie noch Kinder?"
„Nein, ich denke nicht. Ich auf jeden Fall nicht. Mein Mann sagt das auch immer. Aber seine Meinung ändert sich meistens recht oft."
„Klären Sie ihn auf. Ich kann Ihnen Broschüren mitgeben", meinte er und zog einen der Schubladen an seinem Schreibtisch auf. Dann reichte er mir die Bröschure für Männer.
„Wenn die Pussy nicht mehr Feucht wird", las ich vor. „Wer hat das geschrieben? Die 187 Strassenbande, oder was?"
„Genauer genommen, Gzuz."
„Alter Schwede. Gibt es nicht auch noch was, was nicht so behindert geschrieben ist?"
„Ich hab hier noch ein Buch von einem gewissen Kollegah, der über die Menopause seiner Frau geschrieben hat."
„Wie soll ich das lesen?", wollte ich wissen.
„Mit ihren Augen?", stellte er die Gegenfrage und blickte mich völlig verdutzt an.
„So schnell wie der rappt, kann ich nicht lesen. Ich bin keine Double-Time-Leserin."
„Na gut", seufzte er. „Es gibt noch eine Broschüre von einem deutschen Rapper, über die Menopause seiner Frau, welches ich als gut empfinde. Wie wäre es mit Bushido?"
„Bushido? Ehrlich? Wenn die Vagina seiner Frau genauso haarig ist, wie sein Bart..."
„Okay, hier", meinte er. „Kontra K. Zwar nicht so gut, aber lesbar."
„Oh Gott. Max, was machst du da?", sagte ich und blickte auf die Broschüre mit den gealterten Kontra K. Hat der Arme das wirklich nötig gehabt? Ach Herrgott.
„Wieso haben sämtliche Rapper Deutschlands eine Broschüre und ein Buch über die Menopause ihrer Frauen gemacht."
„War eine Kampagne der Deutschen Menopausen Stiftung", antwortete er und tippte irgendwas auf der Tastatur vom Computer herum. Nachdem er mir das Rezept für die Tabletten ausgedruckt hatte- falls ich diese Tabletten noch nehmen wollte. Nachdem ich im DM Gleitgel und diesen Eisenkraut-Tee gekauft hatte, machte ich mich auf den Weg nach Hause.
Kaum hatte ich die Haustür aufgeschlossen, hörte ich schon Gekreische meiner Töchter. Mina hatte heute frei, da ihre Klassenlehrerin auf Konferenz war. Hatte ich erst nicht geglaubt und musste erstmal die Lehrerin anrufen, die das bestätigt hatte. Auf jeden Fall, wollte sie heute einen Schwester-Schwester-Tag machen und das hieß Aleyna ging heute nicht in die Krippe.
„Aleynaaaa! Ich bastel nie wieder mit dir!", kreischte Mina sauer.
Ich knallte die Tür zu und schmiss meine Sachen weg, ehe ich ins Wohnzimmer lief.
„Aaah!", kreischte ich ebenfalls. Aleyna hüpfte lachend auf der Couch auf und ab, während Mina kreischend und heulend neben dem Fernseher stand. Sie konnte nicht weg. Wie denn auch, wenn ihre Haare an dem Bildschirm fest geklebt waren. „Was ist denn hier passiert?"
„Jetzt gibt es eine Menge Ärger", sagte Aleyna und setzte sich auf die Couch hin. Mit ihren großen braunen Augen blickte sie mich unschuldig an.
„Mamaa!", schrie Mina flehend und fing noch mehr an zu weinen. „Meine Haare."
Ich war ziemlich sprachlos und ging zu Mina. „Was ist denn passiert."
„Sie hat meine Haare mit Sekundenkleber und Bastelkleber an den Bildschirm geklebt. Mama mach mich los! Das tut so weh."
Ich blickte auf die verklebten Haare an dem Bildschirm und wusste immer noch nicht was ich sagen sollte. Da klebten einfach die langen rotbraunen Haare von Mina am Bildschirm und das alles nur wegen einer zweieinhalb Jährigen.
„Was machen Sachen?", stammelte ich vor mich hin und hielt mir die Hände vor dem Mund. Irgendwie wollte mir das immer noch nicht klar werden. Jesus.
„Was machen Sachen!", kreischte Mina. „Mama, mach was. Mach mich hier ab! Guck, wie sie lacht", Mina wollte nach vorne zu ihrer Schwester, doch ich drückte sie zurück, bevor sie den teuren Plasmafernseher mitriss. Ich glaube Marco war schon wegen seinem Auto mit den Nerven am Ende, dann muss es nicht auch noch sein geliebter Fernseher sein.
Ich blickte zu Aleyna, die am Kichern war. Als sie meinen warnenden Blick sah, verging ihr das Grinsen und sie versteckte sich hinter dem großen Sofakissen.
„Mina, wenn es nur Bastelkleber wäre, dann könnte ich dich mit warmen Wasser abbekommen", sagte ich nachdem ich mich gefangen hatte. Und wieso auch immer, musste ich mir ein Lachen verkneifen. Teilweise war das hier zum weghauen, aber auf der anderen Seite wiederrum nicht. Meine Töchter waren einfach nicht ganz dicht in der Birne.
„Nein, Mama! Nicht meine Haare", heulte Mina herum. „Ich hab die Jahrelang wachsen lassen. Ich heule doch schon, wenn ich Spitzen schneide."
Und wie sie das tat. Und wenn ich ihr jetzt die Haare abschnitt, dann würde sie sicherlich einen Nervenzusammenbruch bekommen.
„Mina, anders geht das nicht. Wir fahren dann zu Tugba und sie schneidet dir die Haare. Nicht zum Friseur, weil es sonst zu peinlich wird, okay?"
„Neeeeeein! Nicht meine Haare."
Ich fuchtelte an den Haaren von Mina herum und runzelte die Stirn. „Hm, keine Panik. Du kannst dir einen Seitenscheitel machen, um das zu überdecken. Und so viele Haare sind es jetzt auch nicht."
„Maaaaaaaaaaaann."
„Hör auf zu heulen, die wachsen wieder nach", sagte ich und ging ins Badezimmer um eine Schere zu holen.
„Mamaaaaa, sie will mich wieder festkleben!", hörte ich Mina kreischen. Auf der Treppe machte ich kehrt und lief ins Wohnzimmer. Aleyna die meine Schritte hörte, lief ganz schnell zur Couch. Ich schnappte mir diese und riss ihr den Sekundenkleber aus der Hand, um diesen auf den Esstisch zu werfen.
„Ich kommst mit mir mit, Fräulein", sagte ich und ging mit Aleyna nach oben. Nachdem ich die Haarscherre geholt hatte, stand ich bei Mina, die am Flehen und Heulen war, damit ich ihre Haare nicht abschnitt.
„Was willst du denn sonst machen? Ein Plasmafernseher als Haarschmuck ist ein bisschen übertrieben."
„Was ist mit meinem Fernseher!?", hörte ich Marco rufen, nachdem er vom Training nach Hause kam. Mina lag heulend auf der Couch und hatte sich unter den Kissen begraben, ich versuchte Tugba zu erreichen, während Aleyna, nach meinem Anschiss, schmollend unter dem Küchentisch saß.
„Kannst du mich bitte zurückrufen, Tugba? Es gibt einen haarigen Unfall bei uns und ich brauche deine Friseur-Skills", hinterließ ich auf der Mailbox und blickte zu meinen Mann, der in die Küche kam. „Wieso weint Mina und wieso kleben Haare an meinem neuen Fernseher?"
Ich zog meinen Mann ins Wohnzimmer und riss Mina die Kissen vom Kopf.
„AAAAAAAAAAAAAH!", schrie sie mich an und fuhr herum.
„Wuaaah!", schrie Marco und sprang zurück, als er zu Mina schaute, wo etliche Haare an ihrem Kopf abstanden. Sie sah aus wie ein halbes gerupftes Hühnchen.
„Hätte sie nicht wie eine Irre gewackelt, dann würde das nicht so aussehen, wie es eben aussieht."
„AAAAAH!", machte Mina wieder und versteckte sich wieder unter dem Kissen.
„Ich sprech kein Dinosaurisch", meinte ich und drehte mich zu Marco. Dieser stand an seinem Fernseher und zog an dem Haarbüschel herum, der am Fernseher geklebt hing.
„Steckt mein Fernseher mitten in der Pubertät und bekommt überdimensionale Scharmhaare?"
„Nein."
„Hat da jemand einen Langhaardackel gegengeworfen und dieser ist explodiert?"
„Nein, Schatz:"
„Was ist dann passiert?", fragte er mich.
„Aleyna und Mina haben gebastelt und wieso auch immer, hat Aleyna Mina mit einer Mischung aus Sekundenkleber und Bastelkleber an deinem Fernseher festgeklebt?"
Marco klopfte auf den Plasmafernseher und nickte nur. „Okay. Hm. Na dann."
„Ich kriege das da wieder weg. Ich brauche nur einen Rasierer und ein Zerrannfeldkratzer. Dann sind da zwar Kratzer drinnen, aber..." Ich hielt inne und blickte zu Marco.
Er zog hinten die ganzen Kabel aus dem Fernseher und hob das Monstrum hoch, ehe er damit an mir vorbei ging.
„Was haste denn vor?", fragte ich und lief hinter her.
Er stellte den Fernseher ab, machte die Haustür wieder auf, schnappte sich – immer noch schweigend – den Fernseher und schmiss diesen im hohen Bogen aus der Haustür. Es schepperte Laut und der Bildschirm vom Fernseher zersprang in unserem Vorgarten in tausende von Teilen.
„Alter", sagte ich.
Marco kam wieder rein und machte die Tür zu. „Hatte eh eine miserable Bildqualität", sagte er schulterzuckend. „Was gibt es denn zum Essen?", fragte er mich munter, als wäre gerade nichts passiert.
„Ravioli", meinte ich irritiert.
„Oh super, ich mach die."
„Okay", nickte ich und machte die Haustür wieder auf.
„Ist wieder was in die Luft geflogen!", rief ein Nachbar rüber, der im obersten Stockwerk aus seinem Haus blickte.
„Nein, nein. Alles okay", nickte ich und verschwand wieder im Haus. Gut, dass die den Fernseher nicht sehen konnten, da der Zaun samt Hecke im Blickfeld waren.
Während Marco am Kochen war, hing Aleyna immer noch unter dem Esstisch, Mina immer noch zu den Wölfen heulte, machte ich mich dabei die Reste vom Fernseher aufzusammeln und in den Keller zu bringen, wo auch schon der Fernseher stand.
„Ich bin hier eindeutig im Irrenhaus gelandet", murmelte ich und schüttelte nur meinen Kopf.
Als es an der Tür klingelte horchte ich auf. Sofort lief ich nach oben und riss die Tür auf.
„Ich werde gebraucht", sagte Tugba und kam mit ihrem Koffer ins Haus.
„Na, Gott sei Dank", meinte ich.
Sie hielt Inne und horchte auf. „Habt ihr einen Wolf adoptiert?"
„Nein."
„Einen Husky-Welpen", grinste sie begeistert.
„Nein, das ist Mina."
Tugbas Grinsen verschwand und sie wurde ernst. „Wo ist denn die Kacke am Dampfen?", fragte sie und ging ins Wohnzimmer. „Hi, Mina, ANAM TANRIM!"
„Aaaaaaaaaaaaaah!", brüllte Mina wieder. Tugba blickte mit weitaufgerissenen Augen zu mir.
„Was ist passiert?", flüsterte sie mir zu.
„Aleyna und Sekundenkleber, plus Minas Haare und Plasmafernseher."
Tugba hielt sich die Hand vorm Mund, bevor sie laut auflachte und ohrfeigte sich dann selber leicht. „Zusammenreißen", flüsterte sie. „Ich mach das schon." Sie nickte mir zu und ging wieder auf Mina zu.
Ich ging in die Küche, während Marco den großen Topf mit den Ravioli umrührte, saß Aleyna unter dem Tisch.
"Aleyna", sagte ich.
"Ja?", fragte sie schüchtern.
"Kommst du mal bitte zu Mama?"
"Oki", sagte sie und krabbelte hervor.
"Woher hast du den Keks?", fragte ich sie, als ich einen Keks in ihrem Mund sah, den sie wie ein Hund sein Spielzeug, festbiss. Sie stellte sich hin, biss ab und grinste mich mit schokoladenverschmiertem Gesicht an. Dann hielt sie mir den Keks hin. "Von Oma."
"Wann war die hier?"
"Keine Ahnung", sagte sie schulterzuckend.
"Wo hast du denn her?"
"Da!", rief sie und kniete sich hin. Dann zeigte sie auf die Sitzecke- nee, unter die Sitzecke.
"Oh, Aleyna", sagte ich.
"Oh, Mami. Du auch?", fragte sie mich grinsend und hielt mir wieder den Keks hin.
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