|| Kapitel 54 ||
|| Kapitel 54 ||
- Kane –
„Aleyna, wo bist du denn?", rief ich nach meiner Schwester. Sie war heute wieder bei mir, da Mama etwas mit Mina unternahm. Also passten Solin und ich eben auf die Kleine auf. Während wir beide im Wohnzimmer saßen, wollte Aleyna aufs Klo gehen. Ja, sie hat gelernt, wie man aufs Klo geht, ohne reinzufallen, oder nach Fischen zu tauchen, wie Mama es mir gesagt hatte.
Bei Aleyna war das wohl am schwierigsten, sie Windel-frei zu bekommen.
Seit den ganzen Familien-Drama sind ein paar Wochen vergangen. Okay, viel zu viele Wochen. Es war Mai und es stand bald das Pokalfinale an. Ich war wieder fit, Gott sei Dank, aber hatte nicht gerade Lust gegen meinem Vater im Pokalfinale zu verlieren, welches am Wochenende anstand.
Ja, zwischen Mama und Papa herrscht immer noch Eiszeit. Papa pennt weiter bei seinen Eltern, während Mama mit der Arbeit und allem zu tun hatte. Nico, Solin und ich, halfen wo wir konnten und Zeit hatten, wenn wir nicht selber in der Arbeit versanken. Ich hoffte einfach nur, dass die beiden sich wieder zusammenrauften, vor allen Dingen braucht Papa Mama desto mehr, erstens, weil er gefeuert wurde und nichts mehr mit sich anzufangen weiß, was mir Mina gesagt hat, da ich kaum noch mit ihm rede, da er Mama, trotz ihrer Bemühungen einfach nicht verzeihen will, oder kann, und zweitens, da er Samstag eh gegen uns abkacken würde.
„Immer noch Klo!", rief meine Schwester und riss mich aus meinem Gedankengang.
„Denk nicht immer so viel nach", sagte Solin nur und stand von der Couch auf, um ins Badezimmer zu gehen. „Was machst du denn da!?"
„Ich habe einen riesigen Gummifisch gefunden!", quietschte Aleyna entzückt.
„Kane!", schrie Solin nach mir.
„Ich bin im selben Raum wie du!", rief ich zurück.
Solin blickte zu mir und ich zu ihr. „Bewegst du deinen Hintern mal hier her."
„Wie relevant ist das?"
„Wenn deine Mom in der Stadt ist, und sag ich jetzt mal, an einem Erotik-Shop mit der Kleinen lang läuft. Auf welcher Zahl einer Skala des Ausflippen, würde May ausflippen, wenn Aleyna bei der Ersichtigung eines riesigen Gummi-Dildos, ein riesiger Gummi-Fisch kreischen würde?"
Ich riss die Augen auf. „Was?", fragte ich und sprang auf. „Erstens Ersichtigung ist kein Wort und zweitens: waaaas?"
Ich stellte mich neben Solin an die Badezimmertür und blickte zu Aleyna, die ohne Scheiß jetzt, einen schwarzen Dildo in der Hand hielt und damit in der Toilette herumschlug.
„Ist das deiner?", fragten Solin und ich uns gleichzeitig.
Dann fingen wir an zu lachen, ehe wir unseren Kopf schüttelten.
„Nico", nuschelte ich nur. „Super, gibst du mir den Fisch, Aleyna?"
„Nö."
„Doch."
„NEIN!", kreischte sie und warf mir das Ding einfach ins Gesicht. Ich schrie auf und stürzte sofort zur Dusche, um mein Gesicht abzuwaschen.
„Aleyna, komm mal bitte her!", rief Solin, die versuchte ernst zu bleiben, während ich fast am Heulen war. Das war doppelt schlimm. Aber wie.
Nachdem ich den „großen Gummifisch" in den Müll gepfeffert hatte, blickte ich zu Aleyna die eingeschüchtert auf dem Sofa saß und Solins Blick auswich.
„Du wolltest doch nur Pippi machen", sagte ich.
Sie sprang vom Sofa und blieb stehen. „Mach ich doch."
„Dann geh, bitte", stellte ich klar und setzte mich auf dem Sofa.
Sie wich meinen Blick aus und dann zu mir. „Fertig", meinte sie.
Ich blickte zu Aleynas hellblauer Jeanshose. Na super, jetzt hat sie sich auch noch eingemacht.
Ich warf die Arme nach oben. „Willst du nach Mama, oder was?", fragte ich.
Aleyna seufzte. „Mama und Papa."
„Was meinst du damit?"
Aleyna zuckte mit den Schultern. „Ich hab auch noch groß gemacht, Kane."
„Ich mach schon", sagte Solin.
„Nein, nein. Lass mich ruhig", sagte ich und schnappte mir die Hand von Aleyna. „Dann machen wir dich mal frisch, Aleyna."
„Super", murmelte sie und folgte mir ins Badezimmer.
„Nervt dich das, nur bei Papa, oder Mama zu sein?"
„Will beide", sagte Aleyna. „Wieso ist Papa nicht mehr zu Hause. Mama böse gewesen?"
„Manchmal haben Mama und Papa einen schlechten Tag."
„Das sind aber sehr viele Tage."
„Stimmt."
„Oma und Opa nerven."
„Wie die Nerven?"
„Ich will in Ruhe Kacka machen und Oma steht immer mit im Badezimmer."
Ich nickte. „Ja, dass kenne ich."
„Mach ich doch auch nicht, wenn Oma Kacka macht."
„Solltest du mal machen. Dann weiß sie, dass das blöd ist."
„Yo, mach ich."
„Hast du aber nicht von mir."
„Wie immer", nickte Aleyna. „Sorry."
„Für was?"
„Ich bin undicht. Deswegen."
„War ich auch mal. Das ist normal, aber wenn du Älter wirst, ist das nicht cool. Du musst schon rechtzeitig auf die Toilette gehen."
„Oki, Kane", murmelte sie.
Nachdem ich meine Schwester frisch gemacht und ihr neue Klamotten angezogen hatte, wich ich die anderen Klamotten im Waschbecken mit Waschmittel ein.
Aleyna saß bereits mit Solin am Küchentisch und malte schon wieder, während sie neben bei ein paar geschnittene Äpfel snackte.
„Was malst du denn da?", fragte ich sie.
„Keine Ahnung", antwortete Aleyna und biss vom Apfel ab. Ich drehte mich weg, da ich zur Tür ging, die am Klingeln war.
„Uhm, hi" meinte ich verblüfft, als Marco die Treppen hochgelaufen kam.
„Hi", meinte er. „Hast du Zeit für mich? Ich würde gerne mit dir reden."
„Geht gerade schlecht. Ich passe auf Aleyna auf."
Marco seufzte. „Kann Solin nicht eben auf sie aufpassen?"
„Nein. Ruf doch vorher an, wenn du mit mir reden willst. So wie ich das immer machen muss."
„Mensch, Kane. Ich weiß, dass war Scheiße, ja. Aber wegen der bescheuerten Kündigung brauchte ich einfach Zeit für mich. Das musst du auch verstehen."
„Ja, du wärst besser darüber hinweggekommen, wärst du über deinen Schatten gesprungen und hättest Mom nicht immer wieder einen Korb nach den anderen verpasst."
„Du hast keinen Grund sauer zu sein, oder irgendwie angepisst. Das ist immer noch eine Sache zwischen deiner Mutter und mir."
„Ich häng damit genauso drinnen, Alter! Es geht in dem Fall auch um mich. Wegen meiner Existenz ist es ja so geworden."
„Auch wenn du nicht mein Fleisch und Blut bist", zischte Marco. „Ich liebe dich immer noch wie vorher und du wirst für mich immer mein Sohn bleiben."
„Ich hab dir gesagt, dass ich erst wieder großartig mit dir rede, wenn du das mit Mama auf die Kette gekriegt hast. Erst Mom und dann kannst du dich mit mir aussprechen. Mom ist hier schließlich diejenige, die alle aus der Familie gegen sich hat. Obwohl die anderen sich da nicht einzumischen haben, weil es nur um uns dreien geht und nicht um die ganze Familie Reus."
„Mich kotzt das auch an, dass sich gleich immer die ganze Familie mit einmischt."
„Wieso sagst du dann nichts? Wieso sagst du nicht, dass dir das gegen den Strich geht?"
„Das kannst du dir doch vorstellen, wieso ich nichts gesagt habe, oder? Ich meine, die sind empfindlich wie sonst was. Sage ich was, nehmen mir das voll übel."
„Was auch immer", murrte ich. „Wie gesagt, unsere Aussprache findet erst dann statt, wenn du mit Mama geredet hast. Keine Lust, dass unsere Familie deswegen kaputt geht."
„Ich traue mich nicht", meinte Marco und drückte die Tür auf, die ich zu machen wollte. Ich blickte ihn an.
„Was kannst du nicht?"
„Was ist, wenn ich Mama verzeihe, aber dann trotzdem nicht darüber hinweg komme, was passiert ist?"
„Du wirst darüber hinweg kommen, wenn du damit abschließt."
„Dann glaub ich dir mal", meinte Marco. „Es hat ja nicht nur mit der Sache zu tun. All die Jahre davor, der ganze Mist, mit Alysha, mit Robin, mit Marcel. Dann das alles mit dir."
„Das Leben ist kein Ponyhof, wie Mama immer sagt", sagte ich. „Es kann nicht immer alles super verlaufen. Manche Menschen haben einfach Pech und in dem Fall sind das wir."
„Wir haben nur Pech."
„Nur Pech?", fragte ich. „Du durftest Mom heiraten und hast zwei Kinder."
„Drei", verbesserte Marco mich.
„Dann eben drei und die drei sind kein bisschen kriminell und scheinen ganz liebe Leute zu sein."
„Wenn nicht herumgezickt wird", murmelte Marco. „Also, wir sprechen uns erst aus, wenn ich mit May geredet habe?"
„Ja, hab ich ja mehrmals erwähnt."
„Ich bin alt. Ich vergesse Sachen", meinte Marco und schnitt eine Grimasse. „Dann melde ich mich, wenn das mit May war und ja. Bis dann."
Er winkte mir zu, drehte sich um und ging zu den Treppen.
„Papa!", quietschte Aleyna und stürmte zur Tür, die halb zu war. Aleyna quetschte sich dazwischen und stürmte auf den Hausflur. Blieb aber stehen und seufzte.
„Ist weg", sagte sie und blickte zu mir.
„Ja, ich glaube er war heute ein Ninja", sagte ich und hob Aleyna hoch, um sie in die Wohnung zu bringen. „Komm wir malen mal weiter."
„Okay."
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