|| Kapitel 52 ||
|| Kapitel 52 ||
- Kane –
„Da war schon öfters was mit Marcel und dir?", fragte ich. Ich aß gerade Abendbrot und Mom war immer noch da. Wir hatten uns nach langer Zeit ausgeplappert und irgendwie tat es gut. Und jetzt fragte ich sie weiter über die Sache mit Marcel und ihr aus.
„Immer mal wieder", antwortete Mom und klaute mir eine Gurke vom Teller. Wäre es eine Salatgurke, wäre das ein Problem. Aber solange meine Mom sich die sauren Gurken schnappt, hab ich nichts dagegen. „Aber nur, wenn wir beide auch Single waren."
„Dann seid ihr ja doch vernünftig."
„Wie man das nimmt."
„Wie er wohl reagiert hätte, wenn er es mitbekommen hätte, dass ich sein Sohn wäre?"
„Ich weiß nur, dass er sich auch immer eine Familie gewünscht hat. Aber bisher hat er nicht die richtige gefunden. Ich denke, er wäre erst überfordert damit gewesen, aber hätte sich sicherlich mit der Situation angefreundet", erklärte Mom.
„Ich wäre damit auch irgendwie klar gekommen. Keine Ahnung, wie Mina und Aleyna damit zurechtkommen."
„Mina werden wir es sagen und ich werde dafür schon sorgen, dass es kein weiterer erfährt und erstmal stillschweigen betrieben wird. Das muss kein Außenstehender der Familie mitbekommen. Und Aleyna wird das schon gesagt, wenn sie etwas älter ist."
„Was ist mit Papa und dir?", fragte ich.
„Erstmal ist Schweigen angesagt. Ich will ihn erstmal in Ruhe lassen."
„Ich hoffe ihr beiden rauft euch zusammen."
„Ich hoffe es auch", sagte Mama und blickte auf ihre Armbanduhr. „Kann ich dich verlassen? Ich hab ja noch zwei Töchter und ich denke Bertha und Solin sind ein bisschen überfordert. Aleyna hat mal wieder ihre Trotz und Heulphase."
„Kannst du", sagte ich und gab Mama noch das letzte Einlegegürkchen.
„Danke", sie haute die Gurke weg und drückte mir dann einen Kuss auf die Wange. „Melde dich, wenn was ist."
„Mach ich", sagte ich. „Du auch."
Mama schnappte sich ihre Handtasche und war dann wenig später aus dem Zimmer verschwunden, und natürlich meinen Zimmernachbar die Gurken vom Teller zu klauen, der gerade auf dem Klo war. Dann fiel die Zimmertür zu und ich war wieder alleine. Und plötzlich hatte ich keinen Hunger mehr.
- May –
Vor dem Haus stellte ich mein Auto zum Parken ab und stieg aus. Dann schloss ich ab und ging zur Haustür, die gerade aufging. Marco kam raus und blieb stehen, als er mich sah.
„Was machst du denn hier?", fragte ich ihn.
„Das ist mein Haus", antwortete er nur. „Wo warst du gewesen?"
„Bei Kane im Krankenhaus."
„Ah, okay."
„Nicht mal die Frage, wie es ihm geht, oder wie?", fragte ich und blickte Marco hinter her, der zu seinem Auto ging. Er blieb stehen und drehte sich zu mir.
„Wie geht es ihm?", fragte er mich.
„Dem Umständen entsprechend", sagte ich.
„Bei deiner Anwesenheit würde es mir genauso schlecht gehen", sagte Marco trocken.
Ich seufzte nur. „Wenn du meinst", sagte ich und schloss die Tür auf. Dann wandte ich mich zu Marco, der gerade in seinem Auto steigen wollte. „Er weiß, dass Marcel sein Vater ist und nicht du."
Marco pfefferte sauer die Autotür zu und kam zu mir. „Wir hatten doch was gesagt! Wir haben ihn gesagt, dass er das noch nicht... bist du bescheuert, oder so, du dumme Kuh."
„Er ist nicht so doof wie du es bist, Marco. Er hat im Unterricht aufgepasst und sich Eins und Eins zusammengezählt. Was sollte Solin denn sagen?"
„Die knöpfe ich mir vor."
Ich drückte Marco zurück. „Du lässt sie in Ruhe. Wärst du an Solins Stelle, würdest du auch nicht für andere Lügen, oder?"
Marco schnaubte nur. „Ach. Es hieß, dass wir das machen."
„Sie hatte keinen Nerv für uns zu lügen", sagte ich. „Und ich auch nicht mehr. Du hast keine Ahnung, was eine Erleichterung es ist."
„Ich finde es einfach Scheiße."
„Er ist alt genug und gut Stück behindertes Toast, Marco. Er hat die Wahrheit verdient und die hat er jetzt."
„Hasst er dich jetzt?"
„Er hat mich nicht rausgeschmissen. Er hat mit mir geredet und war kein bisschen sauer auf mich. Er ist nur enttäuscht, dass es so kam."
„Hm. Solange du ihn keine Scheiße einredest."
„Laber doch keinen Stuss. Das mache ich ganz sicherlich nicht. Ich hab ihn ehrlich die Fragen beantwortet, die er gestellt hat."
„Vorhin hieß es noch, dass er mich sehen will und dann aufeinmal nicht mehr. Da hast du doch deine Finger im Spiel."
„Er hat mir das gleiche geschrieben. Ich hab die zweite Nachricht aber nicht bekommen, weil mein Handy kaputt ist. Weshalb ich da aufgetaucht bin."
„Was auch immer."
„Müssen wir uns wieder streiten? Wir hatten doch darüber geredet, oder nicht."
„Hatten wir. Hättest du mich nicht anrufen können?"
„Wie denn ohne Handy."
„Von Kanes Handy?"
„Hab ich nicht daran gedacht, wenn der Sohn am Weinen ist. Da fragt mich sich eher was mit ihm ist, anstatt gleich Telefonate zu führen."
„Wie auch immer. Ich bleibe noch bei meinen Eltern, bis..."
„Bis was?"
„Bis die beiden anderen Tests ankommen."
„Was für Tests? Ob ich deine Frau bin und du Marco, oder was?"
„Mina und Aleyna. Nicht, dass sie ebenfalls von Marcel sind."
„Du übertreibst es wieder. Ich hab dir gesagt, dass sie von dir sind. Muss ich dir das vortanzen?"
„Mama und ich wollen uns nur vergewissern, dass sie auch wirklich von mir sind."
„Deine Mutter schon wieder. Da haben wir es. Du wärst nicht auf die Idee gekommen. Es kommt wieder von deiner Mutter. Was kommt als Nächstes? Hält sie dir unsere Scheidungspapiere unter die Arschbacken?"
„Jetzt übertreibst du. Ich melde mich", sagte Marco und war in seinem Wagen gestiegen. Dann verließ er die Auffahrt und ich ging ins Haus.
„Aleyna schläft schon", sagte Solin die mir entgegen kam. „Und Mina ist in ihrem Zimmer."
„Danke."
„Willst du was essen?"
„Nein, ich hab keinen Hunger. Danke. Ich hau mich aufs Ohr. Mach unten alles aus und leg dich ebenfalls hin. Musst du morgen nicht wieder arbeiten?"
„Ja, stimmt. Ich weiß nicht, ob ich Aleyna in die Krippe bringen kann."
„Mach ich schon", sagte ich. „Ich bin ja meine eigene Chefin und kann mir mal wieder einen Tag freinehmen."
„Okay", sagte Solin. „Dann gute Nacht."
„Gute Nacht", sagte ich und ging hoch ins Schlafzimmer.
Am nächsten Morgen, brachte ich Aleyna in den Kindergarten und Mina in die Schule, damit ich doch noch zur Arbeit fahren kann. Ich war mit allem überfordert und war nun am überlegen, wenn ich als Co-Chef einstellen konnte. Ich schaffte das mit der Werkstatt nicht mehr alleine und suchte unter meinen Mitarbeitern eine zuverlässige Hilfe.
„May."
Ich blickte auf und zu Nico, der an der Bürotür stand. Dann hielt er mir eine Mappe hin.
„Was ist das?", fragte ich verdutzt.
„Das ist eine Bewerbung. Von mir. Ich möchte gerne bei dir arbeiten. Du brauchst mich hier, wegen den Abrechnungen und den sonstigen Kram. Gib mir zwei Monate und ich habe alles drauf. Bitte liebe Tante. Ich brauche dringend einen Job. Ich will deinen Sohn nicht weiter auf der Tasche hocken."
„Ja, okay."
„Ja, okay- was?", fragte Nico. „Du liest dir meine Bewerbung durch?"
„Nein", meinte ich.
„Oh", seufzte er.
„Ja, okay, du hast den Job."
„Wie? Echt jetzt?"
„Ja."
„Ich schreibe gleich den Arbeitsvertrag und dem kannst du Morgen ausfüllen."
„Du brauchst hier echt Hilfe, oder?"
Ich seufzte. „Ja."
„Du bist die beste Tante. Scheiß drauf, was Opa und Oma sagen", Nico drückte mir einen Kuss auf die Wange und drückte mich kurz. „Hab dich lieb. Wann denn Morgen?"
Klar, wusste Nico von der ganzen Sache Bescheid. So wie mittlerweile die ganze Familie Reus, die urplötzlich nicht mehr gut auf mich zu sprechen war. Selbst Melanie war sauer auf mich. Aber anscheinend ist in fast allen Familien die blöde Schwiegertochter oder Schwägerin diejenige die am allen Schuld war.
„Um neun. Pünktlich zum Arbeitsbeginn", sagte ich.
„Boah du bist echt die Beste", quietschte er und war dann aus dem Büro verschwunden und ich schnappte mir seine Bewerbungsunterlagen.
„Sehr geehrte Frau Reus. Sie brauchen mich. Ich brauche Sie. Ich bin super. Sie sind super. Stellen Sie mich ein. Sie wissen, dass ich gut bin. Sie sind gut, aber Züge sind Güter (oder so). Mit freundlichen Grüßen, Nico Reus", las ich vor und nach längerer Zeit breitete sich mal wieder ein kleines Schmunzeln auf meinen Lippen aus. Wenigstens ein Reus, der mich nicht runter macht und mich ein bisschen aufheitern will.
Ich drückte die Türklinge zum Gruppenraum der Krippe im Kindergarten herunter und ging rein.
Aleyna war neben zwei weiteren Kindern die einzige gewesen. Die anderen wurden bereits abgeholt. Ich war verwundert, dass Aleyna alleine mit einer Puppe spielte. Jeden Tag dasselbe Bild von ihr. Aleyna war schon schüchtern, aber das sie gar nicht mit den anderen spielen will, war mir noch nie merkwürdig vorgekommen. Ich hab mich in dem Alter auch nur mit mir beschäftigt.
„Mäuschen, ab nach Hause", sagte ich und ging auf Aleyna zu, die sich in dem Tippi-Zelt zurückgezogen hatte. Sie schmiss die Puppe weg und blickte zu mir.
„Okay", meinte sie und krabbelte raus. „Brauch nur..."
„Eine Windel- Mama riecht es."
„Jo", sagte sie und streckte die Arme nach mir aus. Dann nahm ich sie auf den Arm und ging an den beiden Erzieherin vorbei in den Wickelraum, der mit im Kinderbadezimmer war. Nachdem ich aus Aleynas Schublade die Wickelunterlage, Feuchttücher und eine neue Windel rausholte, breitete ich die Wickelunterlage auf und legte Aleyna drauf. Ich zog ihr ihre Vaiana-Hausschuhe aus und dann die Strumpfhose- beides legte ich daneben.
„Was hast du denn gegessen?", fragte ich und rümpfte die Nase.
Aleyna blickte ich an und zuckte nur mit den Schultern. „Papa", murmelte sie.
„Papa ist arbeiten", sagte ich und machte die Windel auf. „So wie es aussieht, gab es irgendwas Grünes."
„Pirat."
„Pirat?", fragte ich verdutzt und runzelte die Stirn.
„Spinat", lachte Tesy. „Ich bin nur eben mit den Kindern in der Küche den Geschirrwagen wegbringen."
„Ok. Sonst war heute alles okay?"
„Wie immer", seufzte Tesy. „Wie eben in letzter Zeit hat sie keine Lust auf die anderen Kinder und spielt lieber für sich alleine. Und sie lässt sich auch nur von mir Wickeln."
„Beim Wickeln, war sie schon immer zimperlich", sagte ich und machte Aleyna mit den Feuchttüchern sauber. „Nicht wahr, junge Dame?"
„Jo."
„Sie ist ein bisschen Wund", bemerkte Tesy.
„Okay, dass ist aber nicht normal, wenn das Ausgeschiedene trocken am Po meiner Tochter klebt, oder? Wann hast du denn das letzte Mal ihre Windel gewechselt?" Ich blickte zu Tesy.
„Du kennst sie ja. Wird sie abgeliefert, bringt sie uns ja gleich immer ein Geschenk mit. Dann kurz vorm Mittag, wegen Pippi und das war's eigentlich. Kevin hat sie kurz vorm Mittagsschlaf gewechselt. Vermutlich hat sie wieder vor dem Schlafengehen gemacht und konnte deswegen nicht gut schlafen."
„Das riecht man doch", sagte ich.
„Kevin hatte heute die Aufsicht beim Schlafen. Wir sind 12 Kinder und momentan nur zwei Erzieher. Ich bin auch gerade erst von meiner Pause wiedergekommen, die eigentlich eine halbe Stunde gehen soll. Waren aber dann auch nur zehn Minuten."
„Dann knöpfe ich mir mal Kevin vor. Wenn er die Aufsicht macht, muss er das doch riechen. Und wenn ein Kind nicht schlafen kann, muss man sich doch dazu setzen. Dann riecht man das erst recht."
„Tesy, komm!", rief eines der Mädchen.
„Ich hol ihn, dann kannst du dich mit ihm unterhalten", sagte Tesy. „Kevin, komm mal rann an den Meter!"
„Klar", sagte ich und machte Aleyna weiter sauber.
„Was denn?", fragte der dickliche und verpickelte Typ.
„Du hattest heute die Aufsicht?", fragte ich Kevin.
„Die Schlafaufsicht?"
„Ja."
„Ja, wieso?"
„Du sagtest, dass du Aleyna die Windel gewechselt hast, vor dem Schlafen gehen?"
„Hab ich. War nur Pippi."
„Okay, hast du gemerkt, dass sie unruhig, oder gar nicht geschlafen hat?"
„Ja, schon."
„Bist du zu ihr hin?"
„Ja."
„Hast du da nichts gerochen?"
„Nein."
„Weil ich gerade ziemlich Probleme damit hatte, sie sauber zu machen. Angetrocknete Scheiße an den Pobacken deuten darauf hin, dass die schon länger da ist. Und in der Stunde des Mittagsschlafes hättest du das doch riechen müssen. Es stinkt immer noch bestialisch."
„Ihre Tochter ist zwei. Die kann doch sagen, wenn sie sich in die Hose geschissen hat."
„Du bist so ein typischer Alpha-Kevin", brummte ich. „Ich will einfach nur, dass man darauf besser achtet. Das geht auch für dich. Schließlich vertraue ich dir meine Tochter auch an."
„Ich achte da besser drauf. Manchmal riecht es kaum."
„Hoffentlich", sagte ich und zog Aleyna eine frische Windel an, nachdem ich die Wunden stellen eingeschmiert hatte.
„Noch was?", fragte er mich.
„Nichts weiter", sagte ich.
Kevin verließ das Badezimmer und ich zog Aleyna weiter an. „Ab nach Hause und dann gehen wir beide mit Pua raus, wenn Soso oder Mina nicht schon draußen waren. Okay?"
Aleyna gähnte und nickte gleichzeitig und stand auf. Sie kletterte die kleine Treppe zum Wickeltisch runter, während ich ihre Sachen wegräumte. Windel in den Müll und das andere Zeugs in die Schublade. Vor dem Krippen-Raum half ich Aleyna beim Anziehen und gerade als ich auf mein neues Handy schaute, da ich eine Nachricht von Mina bekam, die mit Pua schon draußen war, schrie Aleyna entzückt auf.
„Daddy!", quietschte sie und lief an mir vorbei. Ich blickte zu Marco der Aleyna auf den Arm nahm und ihr einen Kuss auf den Mund drückte.
„Na, Süße. Willst du mit Papa mit?"
„Ob ich das in Ordnung finden könnte, ist egal?", mischte ich mich ein und stellte mich hin. Ich legte mein Handy in die Handtasche und schnappte mir diese von den tiefergelegenen Bänken, als ich langsam auf Marco zuging, aber noch Abstand hielt.
„Sie ist auch meine Tochter."
„Hat sich gestern aber noch anders angehört", nuschelte ich.
Marco hielt Aleyna die Ohren zu. „Nicht vor der Kleinen. Und außerdem kannst du froh sein, wenn ich Aleyna erstmal zu mir hole. Dann hast du auch mal ein bisschen Ruhe."
„Seit wann interessiert dich das denn urplötzlich wieder?"
„Wir sind hier nicht im Kindergarten..."
„Papa?"
„Ja, Aleyna?", fragte Marco und blickte zu ihr.
„Das ist kein Dixi-Klo", sagte sie nett.
„Uhm, ja. Oma und Opa freuen sich schon auf dich, wenn du ein bisschen bei Papa bleibst."
„Wie lange?", fragte ich.
„Eine Woche?", hakte Marco nach. „Nur wenn es für dich in Ordnung ist."
„Du versuchst gerade ein bisschen das ganze Tarar zu..."
„Ist doch jetzt egal. Ich nehme Aleyna für eine Woche mit. Damit du nicht weiter deinen Kopf zerbrechen musst. Ich komme nachher noch mal rum, und hole Sachen von ihr. Ein paar Windeln sind noch bei meinen Eltern."
„Na, okay", meinte ich. „Was ist mit dem BVB?"
„Bis zum Ende der Saison und dann darf ich zur ARGE und mich Arbeitslos melden."
„Jobcenter."
„Echt?"
„Bei mir war es das Jobcenter gewesen. Kann sich aber auch mal wieder geändert haben. Und du willst dich wirklich Arbeitslos melden und dann für irgendwas arbeiten gehen?"
„Ich habe eine abgeschlossene Ausbildung, May."
„Was ist mit deiner Andeutung, dass du bei mir in der Werkstatt arbeiten willst. Ich meine Nico, wird eine gute Sekretärin, aber ich bräuchte noch einen Co-Chef den ich vertraue."
„Mal gucken, was die Zeit bringt", meinte Marco abwinkend. „Sag Mama tschüss."
„Mama kommt nicht mit nach Oma?"
„Nein", sagte ich.
Aleyna spitzte die Lippen und forderte einen Kuss von mir, den ich ihr auch gab.
„Ich liebe dich, Süße", sagte Aleyna zu mir und kniff mir in die Wange.
Ich lachte leise. „Ich liebe dich auch", sagte ich und drückte Aleyna einen Kuss auf die Stirn – blickte dabei aber zu Marco, der mich für drei Sekunden anblickte und dann meinen Blick auswich, ehe er auf den Absatz kehrt machte und mit Aleyna das Gebäude verließ. Ich machte mich auch auf den Weg nach Hause.
„Wolltest du nicht Aleyna abholen?", fragte Soso mich, die sich die Nudeln von gestern warm machte. Sie trug noch ihre Arbeitskleidung und war anscheinend erst gerade von der Arbeit gekommen.
„Sie ist bei Marco."
„Steht der Kindergarten noch?"
„Ja, steht alles noch. Aleyna bliebt für eine Woche bei Marco und seinen Eltern, damit mir nicht weiter die Decke auf dem Kopf fällt, oder so. Wie dem auch sei. Er kommt nachher und holt noch ein paar Sachen von Aleyna und vermutlich auch von sich."
„Andeutung, dass ich ihn die Tür aufmache und du dich im Keller neben den Scotch-Flaschen versteckst?", fragte Soso mich.
„Nein, nein", winkte ich ab. „Wie dem auch sei. Hach, ich hätte schon gekocht. Du brauchst doch nicht das von gestern essen."
„Deine Nudeln schmecken einen Tag später eh am besten. Alles gut, May."
„Aleyna ist wo?"
„Bei ihrem Vater."
„Ach, ich meinte die andere... Mina."
„Hm, du bist verstört nach dem Zusammentreffen mit deinem Ehemann. Ich hole Malzbier und dann reden wir mal. Und Mina macht oben ihre Hausaufgaben, wenn sie nicht ihren Block mit Herzchen und den Namen Ömer vollkritzelt."
„Bin kurz bei ihr", sagte ich und machte mich dann auf den Weg nach oben. Und Soso hatte recht. Mina bemerkte noch nicht mal, dass ich hinter ihr stand. Schon wieder malte sie ein Herz und schrieb dort M+Ö rein.
„Ich spüre seit zwei Minuten deinen Atem in meinem Nacken", sagte sie. „Was willst du?"
„Du machst dir nicht die Mühe, dass da zu verstecken."
„Wieso sollte ich? Weiß doch eh jeder in der Familie, weil ich zu blöd bin, mich unauffällig zu verhalten. Ich fahre nie wieder mit zum Training. Nie wieder."
Ich lachte leise und drückte Mina einen Kuss auf die Schläfe.
„Ich weiß, ich hatte in letzter Zeit nicht großartig Zeit für dich und deine Gefühle. Und das tut mir auch leid. Magst du mit mir darüber reden?"
"Solange es kein peinliches Gespräch wird."
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