things that go bump in the night
Mein Date hätte wunderschön werden sollen.
Nate hat mich mit seinem schlichten Auto abgeholt – er ist sogar aus dem Fahrersitz gesprungen, um mir schnell die Tür zu öffnen. Er lächelte schüchtern zu mir runter, während ich in das warme Auto stieg und es war so gentlemanlike, so aufrichtig, das ich beinahe keine Ahnung hatte, wie ich reagieren sollte. Ich lächelte und murmelte ein leises 'danke', während er die Tür schloss und wieder zurück in den Fahrersitz stieg.
Die Autofahrt war nicht unangenehm. Sie war nicht peinlich oder angespannt – sie war überhaupt nichts, wirklich. Ein relativ kurzer Trip in die geschäftige Innenstadt, gefüllt mit entspannten Geplauder und leichten Gelächter zwischen uns beiden. Er öffnete die Tür wieder für mich, als wir am Restaurant ankamen und hielt seinen Arm einladend für mich hin, so dass ich mich einhacken konnte, während wir ins idyllische, Italienische Bistro spazierten, auf das wir uns geeinigt hatten. Die Wolle seines tiefgrauen, hüftlangen Mantels, lieferte eine Art Sicherheit, während wir Seite an Seite zur leuchtenden Vordertür liefen. Die Geborgenheit seines Arms war fremd für mich – ich hatte mich seit Jahren mit einem anderen Mann nicht mehr so behaglich gefühlt. Selbst mit Cole in unserer kurzen Beziehung nicht und sicherlich nicht mit Tom.
Die Luft des Restaurants wehte Aromen köstlichen Essens um uns und trug die leisen Klänge intimer Gespräche der anderen Gäste und das zarte Geklimper von Geschirr, während die Leute ihr Essen genossen. Es war eine nette Abwechslung, die Gelegenheit zu bekommen, in solch einer Einrichtung zu essen – besonders, wenn man es gewohnt war von Corn-flakes und 5-Minuten-Terrinen zu leben. Und ganz besonders, weil das letzte Mal als ich in einem Restaurant war, wenn auch viel wohlhabender, mir eine kleine Portion gekühlter Früchte serviert wurde.
Die Erinnerung an den Fruchtbecher, brachte die Erkenntnis dass mein Date kein wundervolles Ereignis war. Die Erinnerung an Tom erst recht. Denn während wir an unserem Tisch saßen, einen großzügigen Aperitif aus Brot und gefüllten portabella Champignons bestellten, lenkte mich der Gedanke an Tom ab – seine Stimme, sein Gesicht, die Art und Weise wie sich seine Mund kräuselte wenn er mich angrinste oder der Geruch von Zigarettenrauch in seiner Kleidung und Zimt in seinem Atem – alles an ihn lenkte mich von dem wundervollen, freundlichen jungen Mann vor mir ab.
Nate bestellte sich einen Teller Fettuccini und Knoblauchbrot. Und obwohl ich lachte und mich äußerte, wie köstlich es aus schaute oder das ich vermutlich einen Bissen stibitzen würde, wenn er nicht hinschaute, raste der Gedanke, das sein Teller dem von Tom bei diesem schicksalhaften ersten Essen das wir gemeinsam hatten ähnelte, wie wild durch meinen Kopf. Und wenn mein Blick auf seine Hände fiel, die nach einem weiteren Stück Brot oder nach der Gabel griffen, während er die Nudeln um das Ende wickelte, musste ich an Tom’s Hände denken. Tom’s Hände waren länger, sahen und fühlten sich stärker an als Nate’s. Ich kannte das Gefühl, besonders nach den Gegebenheiten Stunden vor dem Date, als seine Hände meine Arme ergriffen hatten. Als seine Lippen, die viel voller als Nate’s und mit einem glänzenden schwarzen Ring geschmückt sind, sich in einem verzweifelten, stürmischen Kuss gegen meine gepresst hatten.
Ich war mir sicher, dass ich den Verstand verlor.
Ich fühlte mich schrecklich, als wir das Restaurant verließen. Es war ein wunderbares Essen, mit leichten Gesprächen zwischen uns beiden und flirtenden Witzen die in den passenden Momenten eingeworfen wurden. Nate sah in seinem taillierten Pullover und seinen Jeans gut aus, aber die ganze Zeit blitzte der Gedanke von Tom’s Körper, der von dem grotesk großen T-Shirts, Hoodies und Jeans verschluckt wurde, in meinen Gedanken auf. Die ganze Zeit war Tom in meinen Gedanken, nicht Nate. Und ich fühlte mich absolut abscheulich, so eine schreckliche Person zu sein. Ich erlaubte diesen netten Jungen, der sich wirklich für mich interessierte und für ein schönes Essen bezahlt hatte, mich auszuführen – dennoch war die ganze Zeit, eine andere Person, ein viel gemeinerer, herzloser Junge in meine Gedanken gebrannt.
Nate brachte mich zu meiner Haustür. Er lächelte, während wir zusammen liefen und ich war mir nicht sicher, ob es die bittere Kälte oder seine schüchterne Natur die er ausstellte war, die seine Wangen in einem leichten Rosa färbte. Es war fast süß und ich fühlte mich zum ersten Mal nervös.
„Also…“ er brach ab und lachte leise unbehaglich. „Ich hatte, uhm…heute Abend Spaß mit dir.“
„Ich hatte auch Spaß.“ antwortete ich mit zittrigem Atem, die kalte Luft wehte in mein ungeschütztes Gesicht. Es war zumindest keine komplette Lüge. Ich schaute auf und lächelte ihn an, seine grünen Augen funkelten als sie in meine schauten. „Danke.“
„Danke.“ neckte er und stupste mich spielerisch „Ich war mir nicht sicher ob du kommst.“
„Warum sollte ich denn nicht kommen?“
Er seufzte, zuckte mit den Schultern und stopfte seine Hände tiefer in seine Manteltaschen. „Ich weiß nicht.“ er atmete scharf ein und schaute zurück auf die ruhige Strasse hinter uns. „Du bist einfach…anders. Ich weiß es nicht.“
Ich kaute besorgt auf meiner Unterlippe herum. „Ich bin anders…?“
Er schien mein zögern und angst in meiner Stimme zu bemerken, zog sofort eine Hand aus seiner Tasche und drückte sie beruhigend gegen meinen Arm. „Nein! Nicht…nicht so, das ist…“ er seufzte und suchte nach Worten. „Das ist eine gute Sache. Du bist anders auf eine gute Weise.“
Ich lachte leise, schaute zu Boden und tapste von einem Fuß auf den anderen „Ich wusste nicht das es da einen Unterschied gibt.“
Nate seufzte schwer, seine Hand immer noch auf meinen Arm. „Du bist nicht wie andere Mädchen, Anna. Das hab ich damit gemeint.“
„Oh, ich weiß dass ich das nicht bin.“ Ich lachte leise, beinahe sarkastisch und biss mir auf die Unterlippe. „Ich laufe die meiste Zeit wie eine Obdachlose rum, ich weiß dass ich nicht…“
Er unterbrach mich, indem er seinen Kopf senkte und seine Lippen in den sanftesten aller Küsse auf meine presste. Ich verkrampfte mich für einen Moment, aber entspannte mich nach ein paar zaghaften Momenten, langsam aber sicher erwiderte ich die sanften Bewegungen seiner Lippen. Er lächelte gegen meinen Mund, umarmte mich und drückte meinen Körper an seinen. Es war nett, gestand ich mir selbst ein. Sein Mund war warum und weich, und schmeckte angenehm und seine Arme waren tröstlich um meinen fröstelnden Körper.
Aber sein Kuss war nicht Tom’s.
Tom’s war leidenschaftlich, rau und beharrlich. Tom’s Mund verbrannte meinen beinahe und seine Zunge hatte in eine verzweifelte weise gegen meine gestrichen. Und während Nate’s Lippen sich schön anfühlten, kam ich nicht umhin, den fehlenden Druck eines Piercings, das sich bei jeder Bewegung in meine Unterlippe presste zu bemerken.
Der Kuss endete nach einigen Momenten, und brach dankbarerweise den Gedanken an Tom’s Kuss von früher am Abend. Nate zog sich zurück und schaute mir in die Augen, ein Lächeln zierte seine Lippen.
„Du bist ein erstaunliches Mädchen.“ murmelte er, seine Stimme leicht rauchig und seine Lippen zart rot und geschwollen. „Ich kann mich glücklich schätzen.“
Ich starrte in seine Augen und ein Lächeln formte sich ebenfalls auf meinen Lippen. Es war so schön diese süßen Worte zugeflüstert zu bekommen, und ich begrüßte die Neuheit in der Situation. „Ich kann mich glücklich schätzen.“ gab ich leise zurück und errötete.
Er brachte eine behandschuhte Hand zu meiner Wange und strich sanft darüber. „Ich hoffe ich werde dich bald wieder sehen.“
Ich bedeckte seine Hand mit meiner und lehnte mich leicht gegen den tröstenden druck. „Das wirst du.“
Er beugte sich vor und hauchte mir einen letzten Federleichten Kuss gegen die Lippen, bevor er sich auf den Weg zu seinem Auto machte. Ich atmete zitternd ein, als er winkend davon vor und umarmte mich selbst, um meinen Körper von dem bitterlich kalten Wind abzuschirmen.
Ich vermisste Tom.
Ich schloss meine Augen und schluckte schwer.
Ich war wirklich dabei meinen Verstand zu verlieren.
Es war relativ spät, als ich die Wohnung betrat, später als erwartet und die Stille der Wohnung war etwas Willkommenes. Ich gähnte, als ich die Tür hinter mir abschloss, meine Tasche auf dem Tisch in der nähe der Tür abstellte und meine Schlüssel daneben schmiss. Ich zog meine Jacke aus, ging langsam durch die Wohnung und hing sie über einen Küchenstuhl auf.
„Oh.“
Mein Kopf schnelle hoch, als die Stimme einer Frau erklang und ich runzelte die Stirn. Ich trat ein paar zögernde Schritte vorwärts und lauschte genau, um das Geräusch noch Mal zu hören. Ich hielt an, als ich es erneut vernahm.
„Oh, ja.“
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Es war eindeutig eine Frau – eindeutig Paige, aber warum war sie zu Hause? Sie ist in die Wohnung ihres Ex Lukas gefahren, um die Nacht dort zu verbringen, nachdem Tom das 'Ausländische Arschloch' sie zurück gewiesen hat – also warum war sie hier?
Ich räusperte mich. Ich stand nur ein paar Schritte von ihrer Tür entfernt.
„Paige?“ rief ich aus und legte meinen Kopf schief, um auf eine Antwort zu horchen.
Es war für einen Moment lang still, bis ein paar rauchige Stöhngeräusche meine Ohren füllten. Das quietschen einer Matratze folgte und ich schloss meine Augen fest.
„Herrgott noch mal.“ flüsterte ich vor mich hin und presste beide Hände über meine Ohren, während ich in mein Zimmer lief. „Perfekt, einfach Perfekt, Paige.“ murmelte ich vor mich hin und schloss die Tür hinter mir mit einem Fußtritt.
Ich ließ mich auf meinem Bett fallen und hielt meinen Augen noch für einen Moment geschlossen. Ich war verärgert darüber, dass sie Lukas mit nach hier gebracht hatte – Ich konnte die Sache so wie sie war sowieso bereits nicht ertragen, aber die Tatsache, das sie ihn in unsere Wohnung geschleppt hatte, um die ganze Nacht Doktor mit ihm zu spielen war ekelhaft für mich.
„Fuck, genau da – ja, ja, ja.“
Ihre Stimme war gedämpft, aber hielt sogar durch unsere Wand eine gewisse Klarheit, die mich das Gesicht verziehen ließ. Ich griff nach meinen Kissen und presste es in dem verzweifelten Versuch ihre kleinen Geräusche der Lust zu ersticken auf mein Gesicht.
Seine Stimme folgte. Sie war nicht annährend so hörbar wie Paige’s, aber sein ächzen und stöhnen war dennoch ziemlich vernehmbar und wurde lediglich lauter, als die Zeit verstrich. Und dann kam das Geräusch vom knarrenden Bett. Es war etwas, das ich bereits öfters gehört hatte – Paige hatte ihren gerechten Anteil an Partnern mit nach Hause gebracht, mit denen sie in der Nacht ihr Bett geteilt hatte, aber es war so lange her gewesen, das ich die Erinnerung daran fast vergessen hätte. Es war ein grauenvolles Geräusch, das klopfen, stoßen und quietschen, noch dazu das ächzen, stöhnen und schreien und der abstoßende 'Dirty Talk'.
„Ich glaub das einfach nicht.“ jammerte ich in den weiche Stoff meines Kissens und atmete langsam aus. Und ich konnte es nicht glauben. Ich würde in dieser Nacht kein Auge zu tun, das war mal sicher. Aber wie zur Hölle kam sie darauf, nachdem wie sie heute früh mit mir gesprochen hatte, ihren dämlichen Ex-Freund in unsere Wohnung zu bringen, sich mit ihm herumzurollen und mich die ganze Nacht wach zu halten?
„Gott, härter…“
Quietsch, quietsch, quietsch.
„Fuck, Fuck, ja, Fuck…“
Bump, bump, bump.
„Oh – oh!“
Thump, thump, thump.
Ich stöhnt tief in mein Kissen, bevor ich es von meinem Gesicht nahm und zur Seite warf. Ich setzte mich langsam auf, seufzte und suchte Augenblicklich nach meinen MP3-Player. Es war dazu gekommen. Ich würde mir meine Kopfhörer für den Rest der Nacht aufsetzten müssen, einfach um ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Meine Augen leuchteten auf, als sie den MP3-Player auf meinen Schreibtisch liegen sahen. Als ich auf stand, verstummten die Geräusche. Ich legte meinen Kopf schief, schaute zur Wand die ich mir mit Paige teilte und lauschte aufmerksam auf irgendwelche weiteren Laute, die darauf hinwiesen, das Paige ordentlich durchgenommen wurde. Eine Minute verstrich – immer noch Stille.
Ich seufzte erleichtert auf und lehnte mich gegen die Wand. „Gott sei dank.“
Ich schluckte schwer, mein Hals trocken und beschloss das ein Glas Wasser von Nöten war. Ich band meine Haare zu einen unordentlichen Pferdeschwanz zusammen, zog eine Kapuzenjacke über und ging zu meiner Tür, öffnete sie mit einem leisen knarren und schloss sie wieder hinter mir. Ich nahm langsame und vorsichtige Schritte in die Küche, nahm ein sauberes Glas aus dem Küchenschrank und ließ den Wasserhahn für einige Sekunden laufen. Hinter mir erklang das Geräusch von Paige’s Schlafzimmertür und ich machte mir nicht die mühe mich umzudrehen. Das folgende Geräusch von Schritten die auf den Holzfußboden tapsten, ergriffen meine Aufmerksamkeit auch nicht.
„Anna?“
Paige Stimme schwebte durch die Luft, ich hob meinen Kopf nur einen Millimeter und deutete somit an das ich zu hörte.
„Bist du gerade erst nach Hause gekommen?“ fragte sie leise.
Ich nickte, hielt mein Glas unter das kalte Wasser und machte es halbvoll. Ich machte das Wasser aus, drehte mich um, lehnte mich locker gegen die Arbeitsplatte und nahm einen tiefen Schluck von meinem Glas. Und da war sie, 'Miss Prinzess' in all ihrer Pracht. Sie stand da in ihrer üblichen eleganten Form, ihr Puder rosa Laken fest um ihren gebräunten Körper gewickelt und ihre blonden Haare hingen verwuschelt über ihre Schultern.
„Wo warst du?“
Ich leckte über meine Lippen und trank noch einen Schluck. „Auf einem Date.“
Ihre Augen weiteten sich leicht, ihr äußerer Rand war mit dunklen Make-up verschmiert. „Ein Date? Mit wem?“
„Du kennst ihn nicht.“
Ein lächeln formte sich langsam auf ihren vollen, rosa Lippen und ihre Augen glänzten Anerkennend. „Das glaub ich einfach nicht.“ grinste sie und entblößte eine Reihe blendend weißer Zähne. „Du hast mir gar nicht erzählt dass du jemanden triefst. Wann ist das passiert?“
„Erst kürzlich.“ ich zuckte mit den Schultern.
Sie verlagerte ihr Gewicht von einem auf das andere Bein und zog die Ecken des Lakens fester zusammen. „Ich wusste dass die Person mit der du das Projekt gemacht hast, mehr als nur ein Freund war.“ sie wackelte mit ihren Augenbrauen. „Du durchtriebene kleine Katze, Anna.“
„Es ist nichts, wirklich.“ seufzte ich und stellte das Glas neben mir ab. „Ich dachte du gehst heute Abend zu ihm.“
Sie öffnete ihren Mund um etwas zu sagen, aber schloss ihn Augenblicklich wieder. Sie schaute zu Boden und lachte leise. „Oh.“ Sie räusperte sich zaghaft. „Ja, uhm…meine Pläne haben sich geändert. Ich hoffe wir waren nicht zu laut.“
Ich schluckte, mein Blick gelassen auf sie gerichtet. „Überhaupt nicht.“
„Ich bin so aufgeregt dir davon zu erzählen.“ Sie trat einen Schritt vor, ihr Gesicht strahlte verzückt und ihre Stimme wurde viel leiser, als noch Augenblicke zuvor. „Die unglaublichte Sache ist heute Abend passiert…“
„Hör zu, wenn du wieder mit Lukas zusammen bist, will ich es nicht hören.“ unterbrach ich sie und massierte mir mit einer Hand über die Schläfe. „Du weißt was ich von ihm halte.“
„Nein!“ sie schüttelte ihren Kopf sofort und trat noch einen Schritt vor. „Nein, das ist es nicht, es ist…“
Sie musste nicht antworten.
Das Geräusch ihrer Schlafzimmertür unterbrach ihren Satz und wir beide richteten unsere Aufmerksamkeit auf ihre Tür, wo Lukas nun vermutlich erscheinen würde, der mehr als wahrscheinlich nichts, außer seiner widerlich engen Boxershorts und ein eingebildetes grinsen auf seinem gebräunten Gesicht tragen würde.
Aber er erschien überhaupt nicht.
Mein Blick wanderten von den nackten Füßen und den langen mit leichtem Haar bedeckten Beinen, rauf zur seidig dunklen Boxershorts und gebräunten Oberkörper und den vertrauten schlanken Armen, leicht bemuskelt und bedeckt mit dem selben leichtem Haar. Meine Augen fuhren mit ihrer Reise fort, rauf zu seinem Gesicht und – und es war nicht Lukas.
Weil Lukas keine schwarzen Cornrows hatte. Lukas hatte keine dunklen Augenbrauen und kalte braune Augen und er hatte gewiss keinen Ring durch seine Unterlippe gepierct.
Mein Mund klappte auf, als mein Blick auf die braunen Augen auf der anderen Seite des Raums traf.
Nein…
„Anna.“ begann Paige mit einem leichten Lächeln „Erinnerst du dich an Tom?“
Ich konnte mich nicht bewegen.
Ich konnte nicht atmen, konnte nicht denken, konnte mich nicht bewegen.
Die Erkenntnis dass Tom halb nackt in meinem Wohnzimmer stand, nachdem er aus Paige Schlafzimmer gekommen war, traf mich schrecklich. Und dann hallte Paige’s Stimme durch meinen Verstand, ihr ächzen und stöhnen und das Geräusch von ihrem Bett wie es gegen die Wand rammte, wiederholte sich immer wieder und wieder in meinem Kopf.
Tom hat Paige gevögelt.
Mein Mund stand weit auf und ich mühte mich ab Wörter zu finden, aber ich fühlte mich, als ob ich mich übergeben müsste und ich musste verdammt noch mal hier raus. Paige trat einen Schritt vor und schaute mich verwirrt an.
„Anna? Alles Okay?“
„Ich…“ der Raum drehte sich und ich konnte ihn nicht in die Augen sehen. Ich stolperte über meine Füße, griff fast blind nach meiner Jacke und zog sie mit hektischen, zittrigen Bewegungen an. „Ich muss – Ich muss…Ich kann nicht…“
Ich ergab keinen Sinn. Es war mir egal. Ich musste hier raus. Wieder über meine Füße stolpernd, griff ich nach meinen Schlüsseln, meine Sicht verschwamm und meine Brust fühlte sich an, als ob sie entzwei riss und auf den Boden unter mir fiel.
„Wohin gehst du?“ schwebte ihre Stimme durch die Luft.
Ich schaute auf, meine Augen brannten. Ich musste entkommen. Mein Blick fiel auf Paige, die bewegungslos da stand, Verwirrung lag auf ihren Zügen und dann zu Tom, dessen dunkler, kalter Blick meinen herausforderte. Ich riss meinen Blick los, schüttelte den Kopf und fummelte mit meinen Schlüsseln.
„Ich muss – ich muss….ich muss gehen.“
Und ich schloss die Tür ohne ein weiteres Wort zu verlieren hinter mir. Meine Beine trugen mich die Treppe hinunter und raus auf die Strasse, schneller als ich jemals erwartet hätte, ich weiß nicht wie lange es gedauerte hatte. Ich wusste mein Körper war taub von der Kälte und von der Realisierung das Tom mit Paige geschlafen hatte, während ich im Zimmer neben an war, aber es war mir egal. Ich lief weiter.
Ich erreichte innerhalb einer halben Stunde Tom’s Hotel, machte mich sofort auf zu Bill’s Zimmer und klopfte heftig an seine Tür. Nach einigen Momenten, hörte man das Geräusch von Schritten auf der anderen Seite der schweren Holztür und das Geräusch vom öffnen des schloss traf mein Ohr. Er öffnete die Tür langsam, gähnte und starrte verwirrt in mein Gesicht. Er hatte verknautschte Schlafkleidung an, seine Haare waren durcheinander und seine Augen freu von Make-up.
Er zog seine Augen zu schlitzen zusammen als er mich anschaute und trat einen Schritt vor. „Anna? Was…“
Ich schaute auf, meine Augen brannten und sicherlich mit Tränen gefüllt. „Darf ich rein kommen?“
„Ja, aber wie spät…“ er brach ab, seine Augen durchsuchten meine schnell und seine Mundwinkel zogen sich nach unten. „Anna, weinst du?“
Ich drückte mich an ihm vorbei, blinzelte schnell und wickelte meine Arme beschützend um meinen Körper. Bill schloss die Tür, stellte sich langsam vor mich und legte eine Hand auf meine Schulter, während er mir ins Gesicht starrte. „Anna, Anna, - Was ist los?“
„Nichts.“ ich zwang ein lächeln auf meinem Gesicht und schloss meine Augen, um zu versuchen meine Tränen zurück zu halten. „Ich wollte dich nur sehen.“
Er schaute über seine Schulter hinweg zu einer Uhr, die auf den Küchenschrank stand. „Es ist fast halb zwei Morgens…“
„Es…“ ich hielt inne, meine Stimme brach. „Es tut mir leid. Ich werde…Ich werde gehen…“
„Nein.“ seine Hand drückte meine Schulter fester und sein verschlafener Blick schaute intensiv in meinen. „Nein, erzähl mir was los ist.“
Ich atmete zitternd ein und öffnete meine Augen langsam. Die unvermeidbaren Tränen bahnten sich langsam ihren Weg. Bill’s Augen weiteten sich und ich brach zusammen.
Die Tränen kamen schneller als ich erwartete und meine Knie gaben nach. Ich starb. Mein Herz war in meiner Brust explodiert und mein Magen war auf den Boden und mein Körper brach auseinander, weil ich noch nie in meinen Leben solch einen Schmerz erfahren hatte. Ich fiel zu Boden, meine Arme immer noch um meinen Körper gewickelt und die Schluchzer verließen meine Kehle laut.
„Oh Gott.“ erklang Bill’s gedämpfte Stimme über mir. Er kniete sich neben mich und er umarmte mich ebenfalls. „Was zum Teufel ist passiert, Anna? Sag es mir.“
Ich drückte mein Gesicht gegen seine Brust und schüttelte den Kopf gegen sein T-Shirt. Meine Tränen liefen jetzt schneller, beschmutzten sein Shirt und die Schluchzer die meine Kehle verließen erschütterten meinen ganzen Körper.
„Ich – Ich k-kann nicht glauben…“ schluchzte ich gebrochen und drückte mich an seinen Körper. „Ich bin s-so dumm…“
Seine Hand strich über meine Haare, während er kleine beruhigende Geräusche in meine Strähnen murmelte. „Sag mir was los ist, bitte…“ flüsterte er besorgt.
Ich schluchzte heftiger und versuchte meinen Körper noch näher an seinen zu pressen. „Ich h-hasse ihn.“
„Du hasst w…“ sein Körper verkrampfte sich für einen Moment, seine Worte abgebrochen und ließen uns Schweigsam zurück. Nach ein paar Sekunden, spürte ich wie er schluckte. Seine Stimme erklang erneut, dieses Mal kräftiger und viel weicher. „Was hat er gemacht?“
Ich atmete zitternd ein und ein erneuter Schluchzer entkam meiner Kehle. „Es sp-spielt keine R-Rolle.“ schluchzte ich hilflos gegen Bill’s Brust. „N-Nichts spielt e-eine Rolle…“
Bill seufzte schwer und zog mich näher an sich, seine Hand strich immer noch über meine Haare. Er fuhr fort mir kleine 'shh’s in die Haare zu flüstern und schaukelte mich sanft hin und her, während ich weinte und seine T-Shirt mit meinen warmen, salzigen Tränen durchnässte.
Als das Bild von Tom, in seiner seidigen Boxershorts, in meiner Wohnung stehend, meine Vorstellung heimsuchte, seufzte Bill gegen mich.
„Mein Bruder ist ein Idiot.“ flüsterte er in meine Haare.
Wir verblieben da für Gott weiß wie lange, aber schon bald verebbten meine Schluchzer und ließen mich schniefend mit tränenden Augen gegen seine schmächtige Brust zurück. Er hörte nicht auf mich zu schaukeln, seine Hand hörte nicht auf sich zu bewegen und in diesen Moment, war ich nie glücklicher, Bill zu haben.
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