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✭ 13. Dezember ✭

Der Morgen war noch eisiger als der gestrige und Maila zittert, als sie nur die Tür öffnete. Der Himmel war aufgebrochen und die Sonne zauberte gemeinsam mit dem Tau und dem Eis die Welt in ein magisches Funkeln und Leuchten.

Schnell zieht sie die Tür wieder ins Schloss und verschanzt sich in der warmen Hütte. Ohne lange zu zögern flitzt sie ins Wohnzimmer, in dem offen, ihr kleiner Koffer liegt und darauf wartet, am Ende des Wochenendes geschlossen und mitgenommen zu werden. Mit einem weiteren Langarmshirt, einem T-Shirt und einer Ski-Unterhose unterm Arm läuft sie schnell in das zu klein geratene Bad.

Gerade als sie das T-Shirt über den Kopf zieht, klopft es an der Tür und ihr Herz schlägt einen Salto.

Mit dem viel zu großen Hoodies ihres Bruders und ihrem eigenen unter dem Arm eilt sie zur Tür, atmet einmal tief ein und aus und öffnet mit strahlenden Augen.

Harry steht mit roter Nase vor ihr und ihr Herz springt Seilchen.

„Hier bin ich", grüßt er sie und grinst über beide Ohren.

„Da bist du", wiederholt sie etwas lahm seine Worte, unfähig einen der tausend Gedanken zufassen, die ihr durch den Kopf schießen. Unschlüssig stehen sie sich gegenüber und Maila sucht verzweifelt nach einem Weg, an gestern Abend anzuknüpfen.

„Darf ich rein kommen?", erkundigt Harry sich und lacht laut, als er ihr Gesicht sieht.

„Nein", behauptet sie, fügt aber hinzu, „noch nicht".

Dann fliegt sie, ohne sich daran hindern zu können, ungestüm auf ihn zu und umarmt ihn trotz der frostigen Temperaturen mitten auf der Türschwelle.

Sofort schließen seine Arme sich um sie und sein einzigartiger Geruch mummt sie ein.

Harry drückt sie an sich und lässt seine Hände langsam über ihren Rücken wandern. Ihr Körper scheint ihm schon vertraut und es ist, als würde es nicht anders gehören. Er versteckt sein Gesicht in ihren vollen Haaren, die im Sonnenschein funkeln und ihn leicht auf seiner Haut kitzeln.

Einige Momente stehen sie so da, bis Maila in Lachen ausbricht und sich empört: „Harry, soll ich platt wie eine Flunder werden? Dann bist du aber der Harung, das ist dir klar, oder?"

Er bricht in Lachen aus und lockert seinen Klammergriff um die junge Frau, die gespielt nach Luft schnappt und dafür einen energischen Kuss auf die Stirn bekommt, bevor der Lockenkopf sie wieder freigibt.

Die Sonne bricht sich auf ihrer Haut und sie sieht noch hübscher aus, als im Schein der Lichterketten oder es Feuers gestern Abend.

„Jetzt darfst du reinkommen", verkündet Maila gnädig und tritt zurück in die Warmen vier Wände. Ihre Augen glänzen und kleine Fältchen erscheinen um ihre Augen, die Harry gestern Abend nicht aufgefallen sind. Jetzt ist er neugierig, was ihm noch verborgen blieb und obwohl sie eigentlich los müssten, kann er nicht anders als an Maila vorbei zu treten und ihre Hand im Vorbeigehen zu streifen. Ihre Finger bewegen sich, als sie sich berühren, und für einen kurzen Moment verhaken sie sich in einander. Sein Blick sucht den ihren und er lächelt sie an.

„Wann musst du da sein, Mai?", fragt er nach, während er die Einzelheiten des kleinen Apartments in sich aufsaugt und ihr sein breites Kreuz zugewandt hat.

„Um zehn öffnet die Bude und davor muss alles aufgebaut und herbeigeschafft werden."

Er nickt.

Der Boden ist aus echten, abgewetzten Holzdielen, die Möbel aus einem anderen Zeitalter und das Fenster ist verziert von tausend kleinen Eisblumen. Staunend tritt Harry näher ans Fenster und fährt andächtig mit den Fingern über die kleinen Skulpturen der Natur.

„Es muss Jahre, Jahrzehnte her sein, dass ich das letzte Mal Eisblumen gesehen habe. Sie sind so-", ihm fehlen die Worte und er stockt, „einzigartig".

Er dreht sich um und erblickt Maila, die ihm grinsend zuhört und sich nun einen weiteren Pulli über die bereits tragende Kleidungsstücke zerrt.

„So kalt?", witzelt er, doch sie nickt nur und bückt sich umständlich nach ihren Schuhen.

„Soll ich dir helfen?" Spott klingt aus seiner Stimme heraus und Maila betrachtet ihn nur böse.

Grinsend geht er durch das kleine Wohnzimmer über den grauen Teppich, am weinroten Sofa vorbei, dass neben drei Kissen von Mailas Koffer geziert wird.

Harry schnappt sich ein Paar Socken aus ihm und tritt auf die Brünette zu, die immer noch mit den Schuhen kämpft.

„Hier, damit du wenigstens an den Füßen nicht frierst", bietet er an und reicht ihr die Socken.

Mails blickt auf und schenkt ihm eins ihrer unwiderstehlichen Lächeln, als sie das Paar in seinen Händen entdeckt.

„Danke!", kleinlaut fügt sie hinzu, „Kannst du mir doch helfen?"

„Natürlich", verspricht Harry und gemeinsam hocken sie sich auf den Boden.

Mit flinken Händen schnürt Harry Mailas Schuhe, nachdem sie ihre Socken übergezogen hat, und unweigerlich stellt Maila sich vor, wie Harry Kiran die Schuhe bindet, die Jacke schließt oder eine Mütze aufsetzt, den Schal um den Hals bindet und die kleinen Finger in warme Handschuhe steckt.

„Komm, lass uns gehen", fordert Harry sie auf und reicht ihr seine Hand, um ihr beim ungelenken Aufstehen zu helfen. Durch die viele Kleidung ist sie in ihren Bewegungen extrem eingeschränkt und bewegt sich wie ein zu dickendes Kind.

„Sicher, dass du so den ganzen Tag herum laufen möchtest?" Er schmunzelt und muss sich ein Lachen verkneifen, als sie ihn böse anblickt.

„Ja!", antwortet sie bestimmt und greift nach dem dicken Pakar, der neben einer Strickjacke, dem blauen Schal und einer kleinen grüne, mit Dinosauriern überzogene Kinderjacke hängt, die Harry ein Stirnrunzeln beschert. Mit der altbekannten Falte zwischen den Augenbrauen scannt er kritisch die Umgebung und sie vertieft sich, als er an einem Paar dunkelblauer Winterstiefel in Miniatur Version hängen bleibt. Er presst seine Lippen aufeinander. Bemüht atmet Harry tief ein und fährt sich planlos durch die wilden Locken.

Gerade als er tief Luft holt, um die junge Frau zur Rede zu stellen, greift sie nach seiner Hand und blickt warm zu ihm auf.

Seine Züge entspannen sich etwas und sanft drückt er ihre kleine Hand.

„Wir sollten gehen, Harry."

Er nickt kurz und beschließt, sie später mit seinen Gedanken zu konfrontieren.

Gemeinsam treten sie hinaus in die funkelnde Winterwelt.

Maila versteckt sich tief in ihrem Schal und hat ihre freie Hand in ihrer Tasche vergraben, Harry zeiht sich eine Mütze tiefer in die Stirn, die immer noch die markante Falte zeigt.

„Wie lange hast du denn heute vor, deinen Fingern Zeit zum Erfrieren zu geben?", sie lacht und er fügt schmunzelnd hinzu, „Wenn das mehr als vier sind, entführe ich dich höchstpersönlich."

„Dann muss ich diese vier Stunden Freiheit wohl noch ausnutzen."

Ihre Stimme klingt ernst und konzentriert fixiert sie die ersten Büdchen des Weihnachtsmarktes, die am anderen Ende der Straße in weiter Entfernung zu erahnen sind.

Schweigend gehen sie nebeneinander her und hängen ihren Gedanken nach.

Ihr Atem kondensiert und bildet weiße Wolken. Sie sehen aus, wie kleine Schaffe, die ihnen vorweg laufen und den Weg weisen.

Ihr Schritte tönen laut auf dem Beton der langen Straße. Ein Auto rollt an ihnen vorbei und eine junge Blondine schiebt einen Kinderwagen auf die beiden zu.

Als der Kinderwagen in Mailas Blickfeld gelangt, legt sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen und glücklich erinnert sie sich daran, wie sie vor drei Jahren ein klitzekleines Lebewesen durch den Winter geschoben hat. Sie hatte sich so erfüllt gefühlt, wie nie zuvor und die Liebe, die sie für diesen kleinen Mensch empfindet, reicht ins Unermessliche. Und so erkennt sie sich selbst in dem glückselige Ausdruck auf dem Gesicht der kleinen Frau, die ihnen entgegen kommt.

Als sie an ihnen vorbei geht, erwidert sie Mailas Lächeln und ihre Blicke wandern beide hin zu dem Neugeborenen, das friedlich, dick in Decken und Stoffe eingepackt, schläft.

Harrys Brauen ziehen sich zusammen, als er dies bemerkt und sobald die junge Frau außer Reichweite ist, bleibt erstehen und sieht Maila erst in die rehbraunen Augen.

„Wann hattest du vor, es mir zu sagen?", verlangt er von der verwirrten Frau an seiner Hand zu wissen.

„Was sagen, Harry?"

„Wann wolltest du mir von deinem Sohn erzählen? Oder ist es eine Tochter? Wenn ich dem Kind gegenüberstehen?", fährt er sie an.

Schreck zeichnet in Mails Gesicht ab, wird jedoch fast augenblicklich von Schuld und Reue überlagert und beschämt schlägt sie die Augen nieder.

Ihre schmale Hand entzieht sich seiner und als Harry, erschrocken von seinen heftigen Worten, nach ihr greift, zuckt sie bestimmt zurück.

„Es tut mir leid. Ich wollte nich-"

Unwirsch unterbricht sie ihn: „Harry, sei ruhig. Du hast keine Ahnung, aber das Letzte, was sein sollte, ist, dass du dir die Schuld zu schiebst".

Sie atmet tief ein und vergräbt ihre Hand, die ohne Harrys wärmenden Berührung friert, in ihrer Tasche. Dann hebt sie ihr Kinn und sieht ihm unverwandt ins Gesicht.

„Es tut mir leid. Wenn du mich lässt, erzähl ich dir alles. Wenn nicht, versteh ich das auch. Ich will nur, dass du, bevor du dich entscheidest, weißt, dass ich keine Ahnung habe, was ich mir dabei gedacht habe. Aber ich weiß sicher, dass ich es ändern würde, wenn ich könnte, wenn das bedeutet, dass du nicht gehst."

Sie verstummt und wartet nervös auf seine Antwort. Unruhig wippt sie auf ihren Fußballen auf und ab.

Schließlich nickt Harry.

„Erzähl's mir. Ich entscheide danach."

Sie schweigen. Harrys Augen verhängen sich und die Falte ist tiefer, als je zuvor. Konzertiert zuckt sein Kiefer und in Maila zieht sich etwas zusammen, von dem sie gar nicht wusste, dass es existiert.

„Danke. Es ist ein Junge,", beginnt sie zögerlich und wird immer schneller, „Kiran. Letzte Woche ist es drei Jahre alt geworden".

Sie wartet auf eine Reaktion von Harry, aber er bedeutet ihr nur mit versteinertem Gesicht, weiterzusprechen.

„Ich weiß nicht, warum ich es dir nicht erzählt habe. Vielleicht, weil es der erste Tag seit langem war, der nicht komplett von ihm bestimmt wurde. Vielleicht, weil du mich nicht danach beurteilt hast, dass ich mit Mitte Zwanzig einen dreijährigen Sohn habe, vielleicht, weil ich dachte, dass du sofort wieder abzischen würdest, wenn ich es dir sage. Keine Ahnung."

Sie weicht Harrys Blick aus und zieht ihre Hände aus den Taschen. Wild gestikuliert sie mit ihnen herum.

„Und wann hätte ich das machen sollen? Beim Wischen, beim Wegbringen der Tische, beim Feuer, auf dem Nachhauseweg, nach dem Kuss, oder als wir uns verabschiedet haben? Es passte einfach nicht. Es tut mir leid."

Ihr Blick ruht auf dem hellerleuchteten Fenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Eine Familie backt glücklich Plätzchen. Die Kinder stechen Kekse aus, die Mutter wuselt durch die Küche, der Vater rollt gemeinsam mit seiner Tochter den Teig aus und als die schwarzhaarige Frau ihnen kurz den Rücken zuwendet, steckt er sich und dem kleinen Mädchen ein Stück Teig in den Mund. Sie fangen an zu kichern und ihr der kleine Junge neben ihnen stimmt mit ein.

Die Lippen der schmunzelnden Mutter bewegen sich, aber Maila kann nicht verstehen, was sie sagt. Plötzlich zeigen die Kinder anklagend auf ihren Vater und ertappt hebt er beide Hände. Nun brechen alle in Lachen aus und Mailas Blick verschwimmt verträumt.

Etwas warmes streift ihr Kinn und unsanft wird sie zurück zu Harry gezogen.

Mit großen Augen blickt sie zu Harry auf. Seine Lippen sind zusammengepresst und seine Brauen zusammengezogen.

„Sag mir eins.Wo ist sein Vater?", hakt er barsch nach und Maila zuckt nur mit den Schultern, ehe sie sich sanft zurück zieht und Harrys Hand nutzlos zurückfällt.

„Irgendwo im All unterwegs. Was weiß ich wo?", erklärt sie verbittert und reibt sich müde übers eisige Gesicht.

„All?"

„Weltall, weißt du? Sterne, Asteroiden, Planeten, Sonnen, Galaxien. Sowas halt."

Harry klappt der Mund auf und fassungslos schweift sein Blick über die Gärten hinter Maila, nur um sie nicht anschauen zu müssen. Und doch fällt ihm ein Stein vom Herzen. Endlich kann er wieder frei Atmen. Innmitten seines Gefühlschaos sticht die Sorge und das Mitleid für Maila, obwohl sie ganz sicher von beidem nichts wissen will, hervor und er kann nicht anders, als sie mit einem neuen Blick zu betrachten. Was sie wohl schon alles durchgemacht hat?

„Und du?"

„Ich?"

„Was ist mit dir?"

Trocken lacht sie auf.

„Ich bin hier, auf der Erde. Ohne Partner aber mit Sohn, der ohne Vater aufwachsen wird. Toll gelaufen, nicht?", spottet sie.

„Aber, das kann der Idiot doch nicht einfach so machen", empört Harry sich etwas zu laut in Rage und einige Passanten, auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt mustern die beiden kritisch.

„Offensichtlich schon", murmelt die Brünette kleinlaut. Sie zuckt mit den Schultern und dreht ihm die Schulter zu.

Wut durchströmt Harry und er verflucht den Mann, den er nicht kennt, und hofft wahrlich für den verantwortungslosen Idioten, dass er ihm nie über den Weg läuft.

„Wann holst du ihn denn ab?", erkundet Harry sich sogleich und rasch blickt sie ihm wieder in die Augen. Fassungslosigkeit spiegelt sich in ihnen wieder.

„Kiran?"

Harry nickt und setzt sich langsam in Bewegung Richtung Weihnachtsmarkt.

Seine Mütze ist ihm im Laufe des Gesprächs von den Ohren gerutscht und noch mehr widerspenstigen Locken schauen unter ihr hervor.

Ein Blick zurück zeigt ihm, dass Maila sich kein Stück bewegt hat und so fügt er mit einer Geste auf sein verborgenes Handgelenk, an dem unter einigen Stoffschichten tatsächlich eine Armbanduhr liegt, hinzu: „Wir wollen doch nicht zu spät kommen, also komm!".

Erleichterung, aber auch Zweifel zeigen sich auf ihrem Gesicht und mit schnellen Schritten tritt sie neben ihn, als könne er es sich noch einmal anders überlegen, wenn sie ihn nur eine Sekunde länger warten lässt

In Stille gehen sie nebeneinander her und als Harry rau die Stimme erhebt, versteckt Maila ihr unbemerktes Lächeln im Schal.

„Denkst du, er mag mich?"

Zum ersten Mal hört Maila Unsicherheit aus der vertrauten Stimme heraus und es jagt ihr einen wohligen Schauer über den Körper, als sie realisiert, das dies seine endgültige Entscheidung ist.

„Bestimmt", beschwichtigt sie ihn und dreht ihm ihr Grinsen entgegen.

Sein Herz schlägt schneller und eine Anspannung fällt schwer von ihm ab. Er Lächelt und auf seinen unrasierten Wangen entstehen die von ihr so heiß geliebten Grübchen.

Vorsichtig und bedacht formt er die Frage, die wie wild in seinem Kopf umher wirbelt und gegen seinen Schädel zu schlagen scheint, als wollen sie um jeden Preis ausbrechen.

„Wieso habt ihr ein Kind bekommen", er zögert, „wenn doch klar war, dass er ins All geht?"

Ihr Lachen verfliegt und sie hüllt sie beide in ein bedrückendes Schweigen. Harry könnte sich dafür schelten, einfach so damit heraus geplatzt zu sein.

Emotionslos gesteht sie ihm schließlich: „Es war ungeplant. Jetzt im Nachhinein kann ich sagen, dass ich es noch nicht mal wollte, nicht bereit dafür war, aber hier bin ich nun."

Harrys Augen werden ganz groß, doch sie scheint dies nicht zu bemerken und fährt fort: „Ich hasse ihn von ganzem Herzen. Für alles. Aber gleichzeitig hat er mir das größte Geschenk von alle gemacht".

Ein kleines Schmunzeln umspielt ihre Mundwinkel, als sie ihm von ihrem Sohn berichtet. Seinen kleinen Ticks, seinen nervigen Angewohnheiten, seinem einzigartigen Lachen, seinem kindlichem Humor, seinen kleinen patsche Fingerchen und der Art, wie seine Stimme einige Oktaven höre steigt, wenn er sich freut. Sie verliert sich in Schwärmereien und schließlich lächelt sie ihn mit einem Strahlen in den Augen an, das Harry noch nie bei einem Menschen gesehen hatte.

Als Harry und Maila den Glühweinstand erreichen, strahlen beide und, obwohl Ingrid die beiden böse anstarrt und ihnen schnaubend jeweils eine Schütze in die Hand drückt, begrüßen sie sie freudenstrahlend, ja fast freudensprühend.

Die Becher wanden von ihren Händen in die der Weihnachtsmarktbesucher und werden immer wieder aufs Neue gefüllt.

Bei jedem Kinderlachen treffen sich die Blicke der beiden, aber jedes Mal schüttelt Maila kaum merklich den Kopf, und wendet sich mit einem Schmunzeln wieder den Tassen zu.

Mit der Zeit wird sie immer nervöser und als Sieghardt und Daria zu den beiden stoßen und Ingrid ablösen, begrüßt sie sie überschwänglich.

„Ich wusste es. Es war so klar", raunt Daria Maila während ihrer kurzen Begrüßungsumarmung ins Ohr und wird dafür in die Seite geknuft.

Sie grinst Harry an und stellt sich ihm vor: „Offensichtlich werden wir uns ab sofort öfter über den Weg laufe. Freut mich, dich kennenzulernen. Daria", und streckt ihm die Hand entgegen.

Sieghardt nickt den beiden zu, aber als er sich an ihnen vorbei ins kleine Häuschen stielt, kann er sich ein zufriedenes Lachen nicht verkneifen.

Eine lange Schlange hat sich vor der Hütte gebildet und ein reges Treiben entsteht auf den Weihnachtsmarkt.

Menschen schieben sich hektisch durch die Massen, schlendern gemütlich hindurch oder bleiben fasziniert bei einem der Stände stehen.

„Wie viel Uhr haben wir?", forscht Maila mit Vorfreude in der Stimme nach und schielt zu Harry, der ein nervöses Lächeln auf den Lippen trägt.

„Zehn vor eins", klingt es von Daria, die gerade eine weitere Tasse füllt und an den Kunden, einem kleinen Jungen, vielleicht zehn Jahre alt, mit geröteter Nase, übergibt.

Sie schmunzelt.

Harry bedient, eine alte Frau mit Rollator und ihrer Enkelin, eine junge Frau, die ihn sichtlich bemüht in ein gezwungenes Gespräch einwickeln will, ein Familienvater mit zwei kleinen Mädchen an den Händen und ein blonder Mann, der einen kleinen strahlenden Jungen auf der Hüfte bilanziert, und sich suchend umschaut.

Der blonde Junge beginnt auf einmal, sich aus der Umarmung zu winden, und seufzend setzt er ihn auf den Boden.

„Maaammmaaa", ertönt es glücklich außerhalb Harrys Blickfelds und grinsend dreht er sich zu Maila um, die er nur noch durch eilig die Tür verschwinden sieht.

Der Lockenkopf dreht sich zurück und schaut sich den blonden Mann genauer an, der ihn nun etwas kritisch mustert.

Er ist groß, hat die gleiche gerade, unauffällige Nase, wie Mai im Gesicht, ähnlich dichte Braune und als er sich von Harry ab und seiner Schwerster und seinem Neffen zuwendet die gleichen Fältchen um die blauen Augen.

Harry stellt die Tassen bei Seite und wendet sich dem nächsten Gast zu, um dem Wiedersehen etwas Privatsphäre zu geben und nicht wie ein Depp unbeteiligt daneben zu stehen.

Er hört Kinderlachen und Maila, die sich munter mit ihrem Sohn unterhält, sowie das tiefe Lachen ihres Bruders.

Eine Gruppe Mitte vierzigjähriger Männer bedient, schaut Harry zu ihnen und fängt Mailas glückstrahlendes Lachen auf, das sie ihm zuwirft.

„Komm!", fordert sie ihn mit lauter Stimme auf und winkt ihn energisch zu sich.

„Guck, Mama", ruft Kiran vergnügt, bevor Harry bei ihnen ist, und deutet hoch in die zugezogene Wolkendecke.

Tausend kleine weiße Punkte schweben auf das Gedränge hinab und immer mehr Menschen deuten hinauf.

Ein Raunen geht durch die Menge und verbreitet sich wie ein Lauffeuer.

„S'NEE!", jubelt der kleine Blondschopf und hüpft hinters kleine Holzhäuschen auf die die freie Rasenfläche. Er strahlt über beide Ohren, und als Harry dessen Mutter fixiert, erkennt er das gleiche Lachen.

Maila und ihr Bruder gesellen sich zu ihm und die beiden Männer beobachten aufmerksam jeder der Bewegungen des andern.

„Harry, das ist Lean, mein Bruder", bestätigt Maila seine Vermutung und fährt fort, „Lean, das ist Harry", sie stockt und ihre braunen Augen brennen sich fragend in seine. Harry, mein - was?

„Hey, freut mich", grüßt Lean den Lockenkopf lachend und übergeht den Blickkontakt der beiden.

„Man könnte den Eindruck bekommen, wir hätten ihn eingesperrt, aber er war gestern tatsächlich fast den ganzen Tag über mit Rachel und Judit im Garten", scherzt er und entlockt den beiden ein Lachen.

„Alles gut. Ich kenn ihn ja. Außerdem warst du früher auch nicht besser. Liegt wohl in der Familie", neckt sie ihn und weicht seinem Ellenbogen aus, den er ihr in die Seite stoßen wollte, und prallt gegen Harry, der sie sanft festhält und los lässt, sobald sie wieder festem Boden unter den Füßen hat.

„Danke." Sie lächelt ihn an und er grinst breit zurück. Der altbekannte Schalk leuchtet auf und ihr Herz schlägt schneller. Neben ihnen räuspert sich Lean und Maila dreht sich zu ihm.

„Das bekommst du zurück. Keine Sorge."

Sie harkt sich lachend bei ihm unter und greift nach Harrys Hand, während sie ihrem Kind dabei zuschaut, die Schneeflocken aus der Luft zu fangen.

„Was haltet ihr von einem Weihnachtsmarktbummel?", schlägt Lean vor.

„Eigentlich bin ich noch eine Stunde in der Schicht", gibt Maila zu bedenken und Harry schüttelt energisch den Kopf, sodass immer mehr seiner Locken sich von der Mütze befreien und sein attraktives Gesicht rahmen. Seufzend nimmt er sie sich von den dunkelbraunen Haaren und fährt sich mit der freien Hand einmal hindurch.

„Nein. Du hast schon lang genug in der Kälte gestanden. Die werden das schon ohne dich schaffen, ob du's glaubst oder nicht." Sie zieht entrüstetes ihre Hand aus seiner zurück und funkelt ihn an.

„Er hat recht, Maila."

Sie haben ja recht, trotzdem setzt sie zu einer vergeblichen Verteidigung an, doch wird augenblicklich unterbrochen.

„Mama. S'au. S'nee bleibt", ruft sich Kiran zurück ins Gedächtnis der Anwesenden und wirft mehr feuchte Erde und ausgerissenes Gras als frischen Schnee über sich in die Luft.

Sofort läuft Maila zu ihm, und hindert ihn daran, das Ganze nochmal zu wiederholen.

„Komm Schatz, wir gehen mal über den Weihnachtsmarkt und schauen, was es schönes für Oma und Opa und dich gibt. Später liegt bestimmt viel mehr Schnee und dann baut Harry mit dir einen Schneemann", verspricht sie und säubert behutsam die kleinen Hände von der dreckigen Erde, ehe sie sie in die kleinen Schneehandschuhe steckt, die Lean ihr eben zugesteckt hat.

Freude blitzt in seinem pausbackigen Gesicht auf und neugierig fragt er nach: „Hazza?"

„Nein, Harry", stellt sie lachend klar.

„Lass gut sein, Mai. Das passt schon", beschwichtigt Harry sie grinsend und lässt Lean, der die drei zufrieden beobachtet, am Rande der matschigen Wiese alleine stehen, geht auf die junge Mutter in Pakar zu und legt ihr zärtlich eine Hand auf die Schulter, dann geht er in die Knie und sieht zum ersten Mal den kleinen Jungen aus der Nähe. Ein Schmunzeln schleicht sich auf seine Lippen, als ihn Mails Augen treuherzig und wissbegierig aus dem Gesicht des Kindes anblicken.

„Hallo, großer Mann! Du musst Kiran sein." Kiran nickt ernst und streckt stolz seine kleine Brust heraus.

„Deine Mama hat schon viel von dir erzählt. Ich bin Harry, aber gerne Hazza für dich."

Die ganze Zeit über schaut er Kiran ins Gesicht, das dem seiner Mutter so sehr ähnelt und wartet angespannt auf seine Reaktion. Der kleine Junge blickt seine Mutter erwartungsvoll an.

Maila nickt ihm auffällig zu und glücklich sieht sie, wie Kiran Harry anstrahlt und wiederholt: „Hallo, Harry Hazza".

Schmunzelnd richtet sie sich auf und zieht Harry mit.

„Ich denke, es ist Zeit für einen alljährlichen Weihnachtsbummel, was meint ihr?"

Kiran schaut noch einmal hinauf in die weißen Wolken und nickt dann selbstzufrieden, als wäre das Naturschauspiel alleine sein Werk.

„S'enke", jubelt er dann, greift nach der Hand seiner Mutter und zieht sie gemeinsam mit Harry zu seinem Onkel.

„Warte noch kurz, Ki", fordert sie ihn auf und gibt Harry einen Kuss auf die raue Wange. Mit großen Augen schaut Kiran zu ihnen auf.

„Hast du Hazza lieb wie Ki?"

Alle Anwesenden schleicht sich ein Lächeln aufs Gesicht und Maila antwortet: „Sieht wohl so aus". 




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© JSM1294

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