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7.

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Tobias

Seit gefühlten Stunden saß ich nun schon in der Ecke dieses Klassenzimmers, die Beine an die Brust gezogen zusammengekauert.
Nur drei mal war ich zwischendurch aufgestanden, um zum Fenster zu gehen.

Das erste mal, als draußen immer mehr Sirenen, Autos und Stimmen zu hören waren. Das zweite mal, als es schon stockfinster war.

Beide Male war das Ergebnis ernüchternd: Das Klassenzimmer, in dem ich mich versteckte, war nicht nur im 3. Stock, sondern auch in einer der von außen uneinsehbaren Ecken. Es lag im Grunde am Verbindungsgang zwischen zwei Gebäuden, wodurch die einzigen drei Fenster auf eine Ecke im Pausenhof hinausgingen, in denen bevorzugt die Kiffer und Trinker herumhingen - hauptsächlich eben, weil sie von keinem Teil der Straße und nur von einem kleinen Stück des Hofes aus einsehbar war.

Für mich bedeutete es allerdings, dass ich wohl niemanden auf mich aufmerksam würde machen können.

Und ehrlich gesagt wollte ich das Klassenzimmers auch nicht verlassen.

Ich hatte eigentlich nur für ein paar Minuten von den Menschenmassen wegkommen wollen und besonders von Spencer und seinen Kumpeln.
Zwar hatten sie mich die meiste Zeit des Abends ignoriert, doch ich war diese trügerisch Ruhe vor dem Sturm bereits gewohnt.
Da war es besser, für einen Moment aus dem Blickfeld meines ehemals besten Freundes und seinen 'Assi-Bros' zu verschwinden.

Also hatte ich mich für einen Moment hier oben verkrochen, wollte mich gerade wieder auf den Weg nach unten machen, als ein Schuss erklang.
Er kam aus der Richtung der Treppe, genauso wie das Geräusch von zerberstendem Glas, das folgte. Mein Fluchtweg war also abgeschnitten.

Meine Beine hatten schließlich reagiert, bevor mein Kopf es konnte: Die meisten Räume waren abgesperrt, allerdings waren einige für Weihnachtsspiele, Kuchenverkauf, oder - wie dieses - einfach wegen der Vergesslichkeit eines Lehrers offen.

Und dann war irgendwann auch noch das Licht ausgegangen.
Kein Flackern, kein Knistern, einfach plötzlich weg.

Ich war aufgesprungen und zum Lichtschalter gelaufen, wobei ich zwei mal fast über Stühle oder so etwas gestolpert wäre.
Panisch hatte ich auf die verschiedenen Knöpfe gedrückt, doch nichts wollte funktionierte.

Den Gedanken an einen Stromausfall verwarf ich schnell wieder, schließlich gab es weder ein Gewitter, noch sonst irgendeinen Grund dafür.

Aber das bedeutete - jemand hatte den Strom abgeschaltet.

Ich hatte mich zurück in meine Ecke getastet, während sich meine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnen mussten.
Und hier saß ich seitdem, unfähig, einen sinnvollen Gedanken zu fassen.

Gerade war ich dabei, wegzuschlummern, als vom Gang her ein merkwürdiges Geräusch erklang. Keine Schritte, dazu war es zu leise.
Ich lauschte und hörte es erneut.
Es klang wie ein unterdrücktes Schluchzen.

Langsam stand ich auf, wobei erst mal sämtliche Gelenke knacksten, und schlich zur Türe des Klassenzimmers, wo ich erneut lauschte.

Außer dem Weinen war nichts zu hören.

Also öffnete ich die Türe vorsichtig und spähte hinaus.
Als ich niemanden sehen konnte schlich ich ein bisschen weiter in den Gang und in Richtung einiger Tische, die irgendjemand wegen Platzmangels hier abgestellt hatte.

Ich trat näher heran und spähte darunter...
Jemand schrie leise auf und eine dunkle Gestalt kroch weiter unter die Tische, wobei sie sich den Kopf stieß.

"Pscht!", zischte ich. "Es ist alles gut, ich tu dir nichts."

Die Person kam vorsichtig näher.
"Du kannst rauskommen, außer mir ist niemand hier!", versicherte ich und der Junge kam tatsächlich unter den Tischen hervor.

Er trug einen Hoodie und hatte die Kapuze über die kurzen hellbraunen Haare gezogen, doch selbst im Halbdunkel erkannte ich ihn.
"Spencer?"

Er saß auf dem Boden wie ein Häufchen elend, das Gesicht tränenverschmiert, und zitterte am ganzen Körper.

"Komm mit, wir müssen hier vom Gang runter", schlug ich vor und streckte ihm eine Hand entgegen. Er nahm sie und folgte mir zurück zu dem Klassenzimmer, in dem ich mich bereits zuvor versteckt hatte.

Dass es ein Fehler war, in genau diesen Raum zurückzukehren, würden wir erst später bemerken.

Ich verschloss die Türe hinter uns und schob zwei Tische als Barriere davor.
Die würden zwar auch keine Kugeln abhalten, aber erstens gab es mir zumindest ein Gefühl von Sicherheit, und zweitens war es eine der Regeln für einen solchen Notfall.

Die Art von Regeln, die man sich ein Mal durchliest und dann versucht, zu vergessen, weil sie einen an die eigene Unsicherheit erinnern.

Die Art von Regeln, die es hier gar nicht gab, weil dir Geschehnisse unwahrscheinlicher waren als ein persönlicher Besuch vom Osterhasen!

Spencer hatte sich in die linke Ecke des Klassenzimmers gesetzt und schien tief durchzuatmen, um wieder richtig zu sich zu kommen.

Ich wollte ihm nicht zu sehr auf die Pelle rücken, also ließ ich mich auf der ihm - und der Türe - gegenüberliegenden Seite des Raumes nieder.

Eine Weile herrschte Stille, doch es war eine angespannte Stille.
Ein Schweigen über Dinge, die zu lange ungesagt geblieben waren.

Ich brach es schließlich:"Wollen wir uns jetzt anschweigen, bis sich ein magischer Weg hier raus öffnet?"

Spencer starrte weiterhin an die Wand.

"Deine bescheuerten Freunde sind nicht hier, Spence. Ich werde es niemandem verraten, wenn du ausnahmsweise Mal nett zu mir bist."

Tatsächlich entwischte ihm ein leises Lachen.

"Aber Schweigen kannst du ja sowieso gut", fuhr ich fort. Ich wusste, dass ihn dieses Stacheln früher oder später in den Wahnsinn treiben würde. "Allerdings hoffe ich doch, dass wir hier nicht die nächsten 3 Jahre festsitzen..."

"Was willst du eigentlich von mir, Schwuchtel?", fuhr Spencer mich an und sah mir zum ersten Mal richtig in die Augen.

Als er und seine Freunde angefangen hatten, mich so zu nennen, hatte es wehgetan.

Jetzt tat es das nicht mehr.

Genauso wenig wie die Blicke, die sie mir zuwarfen, oder die Gesten, das Gerede und das Gelächter.
Es prallte einfach ab.

"Eigentlich will ich gar nichts, Schätzchen", säuselte ich übertrieben. "Aber denkst du nicht, du bist mir so langsam eine Erklärung schuldig?"

"Ich wüsste nicht, wozu."
Er wich meinem Blick aus.

"Doch, ich denke du weißt ganz genau, wovon ich rede. Es hängt mit der Zeit zusammen als wir - man glaubt es kaum - befreundet waren."
Meine Stimme triefte nur so vor Ironie.

Ich beugte mich vor, um Spencers Reaktion zu beobachten: Er wirkte nervös, als wolle er sich am liebsten in Luft auflösen.

"Es war jedenfalls nicht meine Schuld", murrte er. "Du hast mich geküsst."

"Und genau da liegt dein Problem!", rief ich entnervt. "Du hast mich geküsst! Und dann hast du diese beschissene Behauptung aufgestellt, nur um vor deinen Freunden nicht schlecht dazustehen!
Seitdem behandelt ihr mich wie den letzten Dreck und trotzdem habe ich mir gesagt, was wirklich passiert ist!
Ich weiß nicht, was da in dich gefahren ist, als du mich geküsst hast. Und irgendwie ist es auch echt blöd für dich gelaufen, dass ich mich wegen euren blöden andeutungen und dem ganzen Mist kurz darauf tatsächlich geoutet habe! Das hattest du nicht kommen sehen können und Rückzieher gehen natürlich nicht, aber es ist verdammt noch mal nicht meine Schuld!"

Ich schnappte nach Luft und versuchte, mich selbst ein wenig zu beruhigen.
Spencer starrte mich entgeistert an.

"Ist doch so", murmelte ich schwach hinterher.

"Ich wusste nicht, was ich tun sollte", setzte Spencer an und ich sah erstaunt auf.
Ehrlich gesagt hatte ich nicht mit einer Antwort gerechnet, geschweige denn mit einer Erklärung.
Auf die hatte ich drei Jahre lang vergeblich gewartet.
Und dennoch bekam ich sie.

"Es tut mir leid. Ich war einfach total durch den Wind zu der Zeit. Meine Eltern haben sich andauernd gestritten, mein Bruder war durchgehend high - aber das weißt du alles und es ist keine Entschuldigung."
Er seufzte und ließ den Kopf auf die Knie sinken.
"Ich war 14, total überfordert mit meinem ganzen Leben, meiner Familie und so... Und ich stand auf meinen besten Freund. Dann ist ne Sicherung durchgebrannt."

Damit hatte ich nicht gerechnet.

"Als die anderen Jungs uns gesehen haben, hab ich Panik bekommen und dir die Schuld gegeben. Als dann mein schlechtes Gewissen Überhand ergriffen hat und ich mich entschuldigen und alles klären wollte... Naja, da hattest du dich geoutet und es hat wieder alles durcheinander gebracht. Konnte ich ja nicht wissen, dass du wirklich schwul bist. Irgendwann konnte ich dir nicht mehr im die Augen sehen vor Schuld.
Ich hab's versaut", schloss Spencer geknickt.

Jetzt war ich derjenige, der nur da saß und nichts sagte. Ich fühlte mich, als hatte nur jemand einen Eimer Eiswasser über den Kopf gekippt.

"Ach du scheiße", brachte ich schließlich hervor.

Spencer lehnte sich an die Wand und starrte in Richtung Decke.

"Ist das okay wenn ich... Ich muss das erst mal verdauen, ja?"

Er nickte nur stumm.

Ich lehnte mich ebenfalls zurück und sag stumm geradeaus. Schweigen breitete sich aus, dich diesmal war es nicht von Spannung geladen.
Die Dinge, die diese erzeugt hatten, waren ausgesprochen worden.
Und keiner von uns wusste, wie er jetzt mit dieser unbekannten Leere umgehen sollte.

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