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Nein.
Wie In Trance las er den Brief wieder und wieder durch. Versuchte zu verstehen, was dort stand. Versuchte die Wörter, die vor seinen Augen verschwammen, zu begreifen.
Nein. Nein. NEIN!
Alles drehte sich. Das Blatt Papier glitt aus seinen Händen, fiel zu Boden. Eine Träne folgte. Und noch eine. Und noch eine.
Das kann nicht die Wahrheit sein. Sie lügt! Lixue kann nicht ... Er kann nicht ...
Seine Beine gaben nach, er landete zitternd auf seinem Bett. Es tat weh. Es tat so unfassbar weh. Die Schmerzen fühlten sich an, wie als ob jemand in seinem Innern alles zusammendrücken würde. Immer mehr Tränen tropften sein Kinn herunter.
Mit jeder Sekunde wurde es schlimmer, es hörte nicht auf. Es war, wie als ob er mit ansehen konnte, wie sein ganzes Leben in Teile zerbrach. Er hattes es doch versprochen. Das sie sich eines Tages wiedersehen würden.
Chióni vergrub sein Gesicht in einem Kissen und schrie. In das Kissen. Er konnte nicht aufhören, zu weinen. Lixue war tot. Hingerichtet, nur weil er Briefe geschrieben hatte. Und an wen? Ja, an ihn, Chióni. Es war also alles seine Schuld.
Wie naiv es gewesen war, zu glauben, eine Freundschaft zwischen einem Dämon und einem Dämonenjäger wäre möglich. Lixue hatte immer wieder gesagt, sie müssten nur vorsichtig sein. nein, das war falsch. Er hatte nie vorsichtig sein müssen, nur Lixue. Lixue war immer in Gefahr gewesen, trotzdem hatte er nie aufgegeben. Und jetzt war er tot.
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Die nächsten Tage verließ der weißhaarige Dämon sein Zimmer nicht, es tat zu sehr weh. Er konnte sich kaum vorstellen, jemals wieder aufzustehen. Wie sollte er weiterleben? Ohne Lixue?
Seine Familie machte sich große Sorgen um ihn, doch Chióni lies niemanden in sein Zimmer, er hatte abgeschlossen. Er aß nichts. Und selbst Nix lies er nicht eintreten. Das Schlimmste an der ganzen Sache: Keiner wusste, was passiert war.
An Weihnachten herrschte bei den Dämonen eine bedrückte Stimmung, den leere Stuhl, auf dem normalerweise Chióni saß, konnte niemand ignorieren. Was anfangs Wut über das Nicht-Auftauchen des Weißhaarigen gewesen war, wurde schnell zu Sorgen und Angst, das er nie wieder der Alten werden würde. Und selbst am 26. Dezember, an dem die beiden Geschwister normalerweise zusammen den Weihnachtsbaum freiließen, musste Nix diese Arbeit alleine verrichten.
Am Abend dieses Tages klingelte dann jedoch jemand an der Tür der Dämonen. Draußen war es stockfinster, so spät sollte eigentlich niemand mehr vor der Tür sein. Und doch klingelte es, und trotzt Bedenken öffnete die Dämonen-Familie ihrem unerwartetem Besucher.
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Der Klingelton lies den Weißhaarigen nicht einmal aufblicken, er war viel zu sehr in ein Buch mit einem bunten Umschlag vertieft. Denn das war das Einzige, was ihn ablenkte. Lesen, und nochmal Lesen. Und dass, obwohl er die Bücher großteilig nicht einmal verstand.
Aber es waren Bücher, die Lixue ihm geschenkt hatte. Und wenn er sie las, hatte der Dämon manchmal das Gefühl, wieder zurück in der Zeit zu sein, in der Lixue verzweifelt versucht hatte ihm das Lesen beizubringen. Als eine Träne auf der Buchseite landete, wischte er sich schnell weg.
»Chióni, komm schnell runter! Wirklich, da ist jemand, der auf dich wartet!« Der Weißhaarige antwortete nicht. Wer sollte schon mit ihm reden wollen, jetzt wo Lixue . . . Wo Lixue tot war. »Bitte, Chióni! Ich weiß nicht, was passiert ist, aber diese Person wird dich ganz sicher aufheitern können!« Aufheitern? Es gab nur eine Person, die ihn jetzt hätte aufheitern können. Und diese Person war tot. Wahrscheinlich war das nur ein Trick, um ihn aus seinem Zimmer zu locken. Gerade wollte er aber nicht mit seiner Familie reden. »Lixue ist hier!« Seine Augen weiteten sich, und er starrte das Buch an. Die vielen Wörter, die großteilig so wenig Sinn ergaben. Nein, Lixue war tot. Wie konnte er hier sein? Log Nix ihn an? Er stand mit zitternden Beinen auf und kämpfte sich bis zur Tür, dann öffnete er und sah seinen kleinen Bruder direkt in die Augen. »Lixue ist tot, Nix. « Sein kleiner Bruder starrte ihn sekundenlang einfach nur schockiert an, dann lächelte er vorsichtig und schüttelte den Kopf. Mit einer Hand zog er den Weißhaarigen langsam zur Treppe, dann die Treppe runter. Unten angekommen weitetet sich die verschiedenfarbigen Augen des Älteren.
»Lixue . . .«. Für eine Sekunde stand er mit großen Augen an einer Stelle, dann lag er auch schon in den Armen des Dämonenjägers. Eine Freudenträne lief seine Wange herunter.
»Ich dachte du wärst tot . . .«, murmelte er in die Schulter seines Freundes. Dieser erwiderte die Umarmung still und lächelte sanft. »Wie du sehen kannst, bin ich das nicht.« Chióni schniefte und nickte, loslassen tat er Lixue aber nicht. Er würde den Dämonenjäger garantiert nicht nochmal gehen lassen, so wie damals. Mindestens eine Minute standen sie einfach so da, neben dem bunt dekorierten Weihnachtsbaum. Dann trat Chióni einen Schritt zurück und strahlte den schwarzhaarigen Dämonenjäger glücklich an. »Dann können wir Weihnachten ja doch noch zusammen feiern! Vielleicht etwas verspätet, aber immerhin-« Plötzlich verkrampfte sich der Körper des Schwarzhaarigen und er riss die Augen schmerzverzerrt auf, dann sackte er in sich zusammen und wäre auf dem Boden gelandet, hätte Chióni ihn nicht aufgefangen. Besorgt sah der Weißhaarige auf seinen Freund herunter und brachte ihn vorsichtig zu dem hellgrauen Sofa. »Stirb mir jetzt nicht doch noch weg, Lixue«, murmelte er leise und strich dem Dämonenjäger eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er sah so friedlich aus, wie er da ruhig auf dem Sofa lag. Und dass, obwohl er in den letzten Tagen bestimmt unfassbar viel durchgemacht hatte. »Frohe Weihnachten, Idiot.«
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