Fandom: Die Leiden des jungen Werthers

16.Juli

Es ist so schrecklich, meine liebste Freundin. Ich kann nur beten, dass niemand jemals einen meiner Briefe an dich abfängt. Denn Albert ist so ein gutherziger Mann, es würde ihn zerstören, von meinen Gefühlen zu erfahren.

Werther ist der Funken in meinem Leben. Ohne ihn ist alles schwarz weiß, ohne ihn kann ich kaum atmen. Seit ich ihn kenne kann ich nicht ohne ihn sein, wenn er nicht an meiner Seite ist bin ich in einem Raum dessen Wände immer näher an mich rücken.

Ja, Sylvia, ich weiß nicht, was ich nur tun soll. Mein Elend ist so groß, es ist ein Loch das mich verschluckt. Und dennoch ist es wie ein Regenbogen, der mein Leben bunt macht. Denn wenn ich dann bei ihm bin, dann kann ich nicht an Albert denken, an das Verbotene des Ganzen. Ich bewundere die Worte, die Werther so leicht über die Lippen kommen, die Ruhe die er ausstrahlt, die Empathie die er zeigt, wenn er über Lebewesen spricht und auch wenn ich ihm etwas erzähle. Er scheint manchmal in seiner eigenen Welt zu ertrinken, doch das finde ich liebenswert; ihm gehen die Dinge einfach sehr ans Herz, er braucht oft einen Fluchtort; er denkt über die manchmal ach so grausame Welt so ähnlich wie ich, er versteht die Faulheit der Menschen nicht.

Es ist, als würde alles was er sagt in meinen Ohren zu Musik werden und wenn ich für ihn Klavier spiele, dann spiegelt das seine Worte wider, es spiegelt unsere Beziehung wieder.

Ich habe große Sorgen, doch die verschwinden wie auf wundersame Art und Weise, wenn ich bei ihm bin. Mein Verstand ist manchmal dunkel, doch wenn ich bei ihm bin, dann nimmt er mir diese Dunkelheit.

Mit großer Bitte um Verschwiegenheit,

-Lotte.