22
JAY
Dieses Weihnachtsessen werde ich nie wieder vergessen und so merkwürdig die Stimmung zum Anfang hin gewesen ist, ändert sie sich, als Sam und Sally die Karaoke Maschine aus dem Hause McGowan holen, Sam Knocking On Heavens Door jault und somit die Stimmung wieder ins positive umschlägt- am Wein und Whiskey liegt es übrigens auch.
Worauf ich noch stolz bin; mein Dad rührt überhaupt kein Alkohol an, nicht mal die Flasche Bier die ich ihn anboten habe. „Heute nicht!"
Jackson sitzt schon die ganze Zeit bei meinem Dad auf dem Schoß und versucht vergeblich im Takt der Musik zu klatschen, als Holly und Sam Barracuda von Hearts in die Micros schmettern.
Ich bin positiv von Sams plötzlich guter Gesangsstimme überrascht, die er bei Knocking On Heavens Door wohl ziemlich verstellt haben muss. Holly überrascht mich nicht. Ich weiß, dass sie singen kann, aber es nie sonderlich zeigen mag.
Als bei Natalie und Jeffrey am Hochzeitstag die plötzliche Absage der Sängerin für Chaos sorgte, sprang letztlich Holly zur Überraschung aller Arbeitskollegen ein.
Seitdem wurde Holly mit Einladungen als Hochzeitssängerin von ihren Kollegen geflutet, aber sie konnte bis dahin dankend abwinken.
„Einmal und nie wieder", waren ihre Worte.
Ich lasse mich nach dem Solo-Auftritt von „Sally Parton" mit Jolene ebenfalls bereitschlagen und singe mit Sam I Want It That Way von den Backstreet Boys.
***
Am späten Abend, liegt Jackson bereits im Bett, Sally hat sich zur Erleichterung von ihren Kindern ein Taxi bestellt, Sam will Holly beim aufräumen und Geschirrspülen helfen, während ich meinen Dad nach Hause fahre.
„Mich wundert das nicht", unterbricht Dad die Stille.
„Was meinste?"
„Das mit Will und Sal."
„Ah, das. Du bist erstaunlich ruhig geblieben."
„Aufregen bringt nichts, Jay."
Ich tippe mit den Fingern auf dem Lenkrad herum und nicke.
„Hättest du mir auch vorher sagen können."
Aus den Augenwinkeln sehe ich Dads Blick auf meinem Gesicht ruhen. „Du bist wohl ein bisschen ausgeflippt, was?", schnaubt er belustigt.
„Bisschen ist gut", gestehe ich und halte hinter einem Auto an einer roten Ampel. Er wechselt das Thema.
„Du bist Cop und fährst mit Alkohol im Blut Auto..."
„Nein."
„Hab dich Bier trinken sehen. Aus einer Flasche."
„Du müsstest doch am besten unterscheiden können, wie eine Malzbierflasche und wie eine Flasche Bier aussieht." Das hört sich fieser an, als es beabsichtigt ist. Innerlich mache ich mich auf ein Donnerwetter meines Vaters bereit, aber er lacht nur. „Sorry."
„Alles gut, Junge, alles gut", beruhigt er mich und klopft mir auf die Schulter. „Ich weiß, dass es nur Malzbier war."
War's wirklich. Ich habe vielleicht ein bisschen an Hollys Glas Rotwein genippt, aber das war's auch. Holly hat an diesem Abend mehrere Gründe sich den ein oder anderen Wein zu genehmigen, da will ich wenigstens nüchtern bleiben.
Ich komme aber auf das Thema davor zu sprechen. Als die Ampel auf grün springt und fahre los. „Ey, warte mal."
„Was?"
„Dich wundert das mit Will und Sal nicht?", hake ich nach.
„Pff, Sally war noch nie ein Kind von Traurigkeit. Das ist das zweite mal, von dem ich weiß, dass Sal Abel in dieser Weise an den Karren gepisst hat..."
Entsetzt blicke ich Dad an. „Das ist ein Witz!"
„Nee, ist es nicht, hab das Gespräch von Sally und deiner Mutter mitbekommen. Das war weit vor Holly und dir, glaube, erstes Jahr in der sechsten, da hat sie sich auf Sams Fußballcoach eingelassen."
„Coach Finstock!?" Der wurde auch später mein Trainer auf der Tilden, mein Sport und Mathelehrer. Der Typ ist der größte Penner mit einer Lehrkraft-Ausbildung und so gut er als Trainer ist, ist er schlecht als Mensch.
„Ja, der Choleriker, der Will wegen seiner roten Haare fertig gemacht hat und auf dich war er sauer wegen... was war das noch mal..."
Dad tippt sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an das Kinn, obwohl ich weiß, dass er die Antwort weiß.
Er wurde schließlich von einem ziemlich aufgebrachten Finstock angerufen, als dieser Holly und mich beim Sex in seinem Auto erwischt hat- während des Unterrichts und kurz vor den Abschlussprüfungen.
Dad konnte damals die drohende Anzeige wegen Diebstahl der Autoschlüssel und den Einbruch in seinem gepflegten Impala nicht abhalten... trotzdem warte ich heute noch darauf. Moment. Abel war ebenfalls da... natürlich... wer auch sonst hat die Anzeige abhalten können.
Wieder eine rote Ampel, an der ich halte.
„Abel weiß davon?", hake ich nach.
„Das Holly und du im Coach Finstocks Auto gepimpert habt... er hat seine Bullenkarte spielen lassen..."
„Aha, nein, dass ist mir klar. Das mit Sally und Finstock. Und warum sagst du mir das überhaupt!?"
„Ich meine, ich wollte dich nur wissen lassen, dass Abel nicht das Arschloch in der Sache ist, sondern Sally. Ich heiße sein Auftritt von vorhin absolut nicht gut, nech... er ist das arme Würstchen, nicht Sally."
„Warum sagst du mir das?", wiederhole ich zischend.
„Du solltest das wissen."
„Wie soll ich das vor meiner Freundin verheimlichen. Wie!?"
„Hey, keine Panik, dass nächste mal, wenn ich euch besuche, rutscht mir das versehentlich raus- nur als Vorwarnung. Du wusstest von nichts."
„Ugh", stöhne ich und lasse mein Kopf auf das Lenkrad knallen. „Du hättest das einfach für dich behalten sollen."
„Du hättest nicht nachfragen sollen", entgegnet Dad stumpf. „Selbst schuld."
Hätte ich wirklich nicht tun sollen.
Ich setze mich gerade auf und starre die Ampel an, die endlich auf grün umspringt.
Als ich vor dem Haus meines Vater halte, schalte ich auf Parken um und lehne mich zurück. „War schön, Dad. Danke."
„Sonderbare Weihnachten, aber dafür lebe ich. Danke fürs saugeile Essen und die Geschenke. Jackson's abstraktes Po-Kunstwerk bekommt einen Ehrenplatz." Ich muss nichts weiter wegen diesem abstrakten Po-Kunstwerk sagen, das sagt nämlich schon alles.
„Nee, Dad, ernsthaft, danke, dass du nicht angetrunken aufgetaucht bist."
Dad seufzt und greift mit der einen Hand in sein T-Shirt und mit der anderen schaltet er die Innenbeleuchtung ein.
Er hatte eine Kette hervorgezogen, an der der Ehering meiner Mutter hängt und eine sonderbare Marke. „Ein Monat bei den Anonymen, ein Monat trocken und mir geht's gut", berichtet er stolz.
Ich atme begeistert aus. „Heftig... ich meine super", freue ich mich.
Dad nickt. „Ja, ich muss es langsam schaffen. Ich will noch was von dir haben... von Jackson und wer weiß, wann das nächste Enkelkind an der Tür klopft. Falls es nicht schon welche gibt wegen Wills unbändiger Lust seinen Rüssel ins andere Geschlecht zu schieben, als hinge sein Leben davon ab."
„Ach, ich denke, da passt er schon auf."
„Außerdem will ich noch erleben, wie du heiratest."
Ich verziehe die Lippen zu einem Lächeln. „Du willst doch nur den ganzen McGowan-Seifenoper-Drama mitbekommen."
„Nebensächlich", nickt Dad zustimmend. „Hauptsächlich wie wenigstens einer meiner Söhne mit der Richtigen vor dem Altar tritt und Holly ist die Richtige für dich- das weiß ich von Anfang an und man war ich sauer, als ihr Schluss gemacht habt..."
„Holly hat mit mir Schluss gemacht."
Dad blickt mich an. „So wie du geweint hast, war es echt nicht einvernehmlich", stellt Dad fest. „Und der Grund?"
„Ich war ein ziemliches Arschloch zu ihr, weil ich Angst hatte. Holly durfte aufs College, ich nur arbeiten. Ich hatte Angst, dass sie einen besseren Kerl findet und wurde mies eifersüchtig, machte einen Kerl der Holly auf dem Abschlussball grüßte, eine Ansage..."
„Ansage wie eine reinhauen, hm?"
„Jepp", nicke ich. „Holly war angepisst, meinte, ich hätte ihr den Abschlussball versaut, vor Wut hab ich mit 'ner anderen rumgemacht."
„Sie hat's gesehen?"
„Ja, ich wollte, dass sie es sieht. Nicht gerade ein super Zug von mir. Sie hat mich am nächsten Morgen abserviert, dass wir uns einvernehmlich getrennt haben, war gelogen."
Dad seufzt. „Sie hat dir verziehen, sonst wärt ihr nicht wieder Klett-und-Verschluss, würdet nicht zusammenleben, würdet kein gemeinsames Kind großziehen und du nicht monatelang Tag für Tag den Verlobungsring deiner Mutter anglotzen."
„Woher?"
„Will hat mal erwähnt, dass du den Ring dankend angenommen hast. Er gab ihn dir, wenn ich mich recht entsinne an dem Tag, als Holly und Jackson nach Hause kamen. Frag sie doch einfach und ich verwette meinen beharrten alten Arsch darauf, dass du den Ring jeden Tag anstarrst." Er lacht kurz. „Ich tat monatelang das Gleiche. Erst durch das Schaufenster des Juweliers, bis ich das Geld parat hatte und dann ewige Monate, versteckt zwischen meinen Arbeitssocken und Playboy-Magazinen in meinem kleinen Apartment... deine Mom war achtzehn, als sie Will bekam, siebzehn als sie schwanger wurde, lebte bei ihren Eltern, beendete 84' die Highschool. Sie wollte nie schwanger heiraten, also warteten wir genau drei Monate nach Wills Geburt."
„Der sechste September..."
„1984", nickt Dad. „Richtig. Worauf wartest du denn? Zweifelst du an eine Ehe mit Holly?"
„Quatsch, nicht, absolut nicht. Bisher war da noch nicht der perfekte Moment..."
„Der perfekte Moment entsteht immer völlig unerwartet, Junge. Du weißt, dass Holly den riesigen Tamm-Tamm zum kotzen findet..."
„Ja, natürlich, aber trotzdem, soll das was besonderes werden. Man soll sich mit einem weinenden und lachenden Auge daran zurückerinnern. Soll ich sie einfach Fragen, wenn sie auf dem Scheißhaus sitzt?"
„Zum Beispiel!", ruft Dad. „Ey, daran werdet ihr euch sicherlich immer zurückerinnern."
„Natürlich, weil sie auf dem Klo sitzen würde, wenn ich in das kontaminierte Badezimmer krieche und ihr den Ring hinhalte, während ich Verrecke. Frauen machen uns Gestankstechnisch Konkurrenz."
Dad lacht leise. „Moms Toilettengang nach dem ersten Kaffee am Morgen. Ich höre die Schüssel noch immer Röhren und Granny Margery's kostbares Teeservice im Schrank klappern."
Ich lache lauthals los und Dad stimmt mit ein. „Nein, mal im Ernst", bemerkt er wieder ernster und blickt mich an.
Auch ich höre auf zu lachen und schaue ernst. „Mach's spontan, oder einfach nur mit Tamm, als Tamm-Tamm. Sie wird sicherlich Ja sagen."
„Eben. Egal, ob's Tamm, oder Tamm-Tamm ist. Aber nicht während sie auf dem Klo sitzt und Obama das Weiße Haus zeigt."
Dad zieht seine dicken grauen Augenbrauen in die Höhe. „Merkwürdige Umschreibung fürs Scheißengehen. Mag ich. Wende ich in meinem Sprachschatz an." Er haut sich auf die Oberschenkel. „So, dann woll'n wir mal."
Er lehnt sich nach vorne und greift nach der Tüte mit den ausgepackten Geschenken aus dem Fußraum. „Danke noch mal. Ruf mich an, wenn's soweit ist... besser ist auch vorher, wegen Jackson."
„Ja, klar", nicke ich. „Mach ich. Gute Nacht."
„Gute Nacht, Junge", brummt er unter Anstrengung und steigt aus dem Auto aus. Die Tür knallt zu und ich bleibe noch eine Weile vor dem Haus stehen, bis das Licht durch die verschlossenen Gardinen scheint- dann fahre ich nach Hause.
***
Als ich die Wohnung betrete, sehe ich wie Holly den Boden fegt. Von Sam fehlt jede Spur.
„Dein Bruder ist schon weg?", frage ich und schließe die Tür ab.
„Vor fünf Minuten. Hat sich ein Taxi bestellt und holt morgen sein Auto wieder ab."
Ich stelle die Schuhe auf die Ablage, dabei muster ich Holly, wie sie in ihrem engen, roten Kleid, weiter das Glitzerkonfetti ihres Bruders zusammenschiebt. „Ey, wir haben noch Weihnachten. Zieh wieder diesen wunderschönen Pullover an", protestiere ich und hänge meine Jacke auf.
„Der ist zu warm, Jay... und hässlich."
„Nächstes Jahr ziehen wir alle einen hässlicheren an, kannst du Gift drauf nehmen", drohe ich scherzend, gehe auf Holly zu und und ziehe ihr den Besen aus der Hand.
Sie will wieder nach dem Besen greifen, aber ich ziehe diesen abermals Weg und schmeiße den auf die Couch.
„Bin noch nicht fertig."
„Können wir auch morgen machen. Lass uns ins Bett", flüstere ich ihr ins Ohr und drücke ihr einen Kuss nach dem anderen auf die Wange, den Hals, und den Kinn.
Holly genießt meine zarten und liebevollen Küsse und meine streichelnde Hand, die ihr sanft über die Hüfte fährt.
Nachdem sie mich kurz, aber eindringlich küsst, lege ich meine Hände auf ihren Hintern. Holly versteht sofort und macht sich leicht, als ich sie mit einem Ruck hochhebe.
Sofort legt sie ihre Beine um meine Hüfte, ihre Arme um meinem Nacken und küsst mich fordernder, während ich mich an ihre Oberschenkel fest greife und sie gegen die geschlossene Badezimmertür drücke.
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