18
JAY
Pulpo wurde grob von Alvin und Voight in den Kofferraum von Alvin's Wagen verfrachtet, während Sam, Erin und ich daneben stehen und das ganze Szenario beobachten.
Selbst Sam zweifelt die ganze Sache, diesen Weg an, nachdem Alvin Voight fragte, ob er Abel anrufen sollte.
Auch nachdem Voight uns einen schönen Feierabend wünscht, ins Auto steigt und los fährt, rühren wir uns nicht.
„Das war's dann wohl", bemerke ich. „Wir sehen uns morgen." Damit lasse ich Erin und Sam stehen und gehe zum Dienstwagen.
„Du weißt schon, dass wir drei in einem Auto gekommen sind?", ruft Erin mir hinterher.
Achso.
„Da war ja was", rede ich leise vor mich hin und verfrachte meinen Körper auf der Rückbank, während ich auf Sam und Erin warte. Ich will einfach nur nach Hause.
***
Ich nehme aber einen kleinen Umweg, um noch einmal nach Antonio zu schauen.
Dieser liegt, als ich unsicher ins Zimmer schiele, völlig benebelt von der Medikamente und oder den Schmerzen in seinem Krankenbett und döst vor sich hin.
Ich näher mich langsam Antonio. „Na, wie geht's?", frage ich leise, um ihn nicht zu erschrecken und verpasse ihn einen kleinen Klappser auf die Schulter.
Antonio fährt trotzdem vor Schreck zusammen, dreht seinen Kopf zu mir und verzieht schmerzverzerrt die Lippen zu einem kleinen Schmunzeln. „Hast du dich verlaufen?"
„Absichtlich verlaufen", gestehe ich mit einem frechen Schmunzeln auf den Lippen, ehe ich wieder ernst wurde. „Wir haben ihn", lasse ich Antonio wissen.
Antonio blickt mich verdutzt an. „Das war gar nicht in den Nachrichten", flüstert er von Schmerzen geplagt.
Ich schlucke. Natürlich ist es nicht in den Nachrichten, wenn Pulpo offiziell auch gar nicht verhaftet wurde. „Ich bezweifel, das es dort auch erscheinen wird."
„Aha", nickt Antonio, als wüsste er sofort was ich damit meine. „Ey!" Er winkt mich mit einem Fingerzeig näher zu sich heran. „Sind wir allein?"
Ich werfe einen Blick über die Schulter. National und ich sind allein und nur die Tür zu seinem Einzelzimmer steht auf.
„Was denn?", flüstere ich und wende mich wieder Antonio zu, der weiterhin Mühe hat einen vernünftigen Satz ohne Pause über die Lippen kommen zu lassen. „Dieser Kerl der Olinskys Kollegen umgebracht hat... dieser Browning... den haben sie vermutlich zu den Docks an der River Road gebracht."
„Und was war da?", hake ich nach.
„Sie machten eine Bootsfahrt." Antonio macht eine theatralische Pause, während mir klar wird, was er mit Bootsfahrt meint. „Jay, ich wünsche mir so sehr das Pulpo bestraft wird, aber ich möchte ihn nicht auf den Gewissen haben."
Wer will das schon. Ich schon mal nicht. Es reicht schon, dass ich Lonnie auf den Gewissen habe... Antonio genauso, weil er es von allein herausgefunden hat, was Sam, Voight und Abel mit ihm angestellt haben. „Vernunft, Jay, dass hast du..." Antonio bricht ab, weil es ihn weiterhin schwerfällt zu reden.
Ich weiche zurück, als ich die Anspielung verstehe. Vielleicht schaffe ich es dieses mal Voight von seinem Plan abzubringen. Ich meine, Alvin ist bei ihm und dieser ist weitaus vernünftiger als Hank Voight jemals sein wird.
Ich nicke. „Verstanden", sage ich und verlasse augenblicklich das Krankenhaus.
„Hey, Süße, ich muss noch was erledigen, warte nicht auf mich. Ich wünsche Jackson nachher eine gute Nacht, gib ihn einen Kuss von mir. Ich liebe dich", spreche ich Holly auf die Mailbox, während ich auf dem Weg zu den Docks bin.
Ich schalte mein Handy aus und schmeiße es in den Fußraum meines Autos, ehe ich mich weiter auf die Straßen vor mir konzentriere.
***
Wie ein Irrer suche ich die Docks zu Fuß ab, bis ich irgendwann das stumpfe Gewimmer und Geheule eines Mannes höre, gefolgt von den metallischen Klängen von Eisenketten, die gegeneinander stoßen.
Dann sehe ich Alvin's Dienstwagen und auf der schwimmenden Anlegestelle zwei große und eine kleine Person, während im Hintergrund die Skyline von Downtown die Dunkelheit erleuchtet.
Angespannt und hochkonzentriert nähere ich mich den Spektakel und bekomme einen sichtlich irritierten Blick von Voight zu geworfen, der gerade dabei ist, die Metallkette, befestigt an zwei dicke Betonklötze, um den Bauch von dem völlig aufgelöst heulenden und gefesselten Pulpo zu wickeln.
„Das dürfen Sie nicht tun", ist das einzige was ich sagen konnte, obwohl ich so viel mehr im Hinterkopf habe und hoffe, dass die Worte ein bisschen Wirkung zeigen.
Die Situation überfordert mich schon jetzt und katapultiert mich direkt an diesem Tag im Mai 2011 mitten in der dunklen Pampa von New Chicago zurück.
Nur war ich dort gegen drei sture und Beratungsresistente Hitzköpfe angeeckt und musste kleinbeigeben, aber hier, weiß ich, dass Alvin Olinsky auch ein vernünftiger Kerl sein kann, wenn er nicht von seiner Wut und Voight (zusammen eine schreckliche Kombination), geleitet wird.
Voight stellt sich auf, die Ketten noch weiter in seine behandschuhten Hände und blickt mir starr in die Augen.
„Hm", brummt Voight. „Sie haben Antonio besucht." Ich nicke. „Was Antonio möchte und was Pulpo verdient, sind zwei verschiedene Dinge. Ist das eigentlich Ihr Scheißernst?"
„Ich finde, wir müssen ihn übergeben..."
„Sein Leben endet jetzt", unterbricht Voight mich mit knurrender Stimme. „...und hier!"
Voight wollte gerade den ersten Betonklotz in den Fluss treten, da meldet sich Alvin zu Wort.
„Der Junge hat Recht", wirft Alvin ein. „Wir müssen das abbrechen."
„Alvin!"
„Nein, nicht jetzt, nicht heute Nacht. Wie du gesagt hast, Pulpo ist im Knast ebenfalls ein toter Mann. Lass es die anderen übernehmen und nicht unsere Hände mit seinem Blut besudeln."
Die beiden Männer und jahrelange Freunde und Kollegen, blicken sich eindringlich an, bis Voight zähneknirschend auf dem Absatz seiner Winterboots umdrehte und Alvin, mir und der Heulsuse von Pulpo den Rücken kehrt.
Ich weiche Alvin's nachdenklichen Blick aus und gehe zurück zu meinem Auto, um die drei zurück zum Revier zu begleiten, um sicher zu gehen, dass sie Pulpo dort auch wirklich abliefern.
Das tat Alvin, während Voight wie ein kleines, bockiges Kind die Autotür zuknallt um in seinem Büro zu stürmen.
Voight und seine Wutausbrüche sind echt vergleichbar mit die von Jackson.
Sam, der am Käfig am Hintereingang der Wache steht und das ganze ebenfalls beobachtet hat, blickt mich an und nickt mir ganz leicht zu. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat, aber ich drehe mich schweigend um und mache mich auf den Weg nach Hause.
***
Holly liegt gemeinsam mit Jackson in unserem Bett, ich vergewissere mich wie jedes Mal, wenn beide schon so früh ins Bett gingen, ob alles in Ordnung ist.
Da bin ich wirklich paranoid und dies habe ich nicht der Arbeit beim Chicago PD zu verdanken, sondern meiner Zeit in der Army.
Nachdem ich mich vergewissere, dass beide noch atmen und unverletzt sind, decke ich die beiden zu, verlasse das Schlafzimmer, um mich mit einer Flasche Bier vor die Glotze zu setzen, jedoch höre ich auf dem Weg ins Wohnzimmer ein sanftes klopfen an der Wohnungstür.
Verwundert, aber auch in Alarmbereitschaft, stelle ich mein Bier auf der Kommode ab und schleiche mich zur Tür, um durch den Spion auf den Flur zu schauen.
Ein faltiges, altes Gesicht, dunkle Augen, die Frohnatur in Person höchstpersönlich.
Ich atme tief durch, schließe die Tür auf und öffne sie einen Spalt, um Voight anzublicken. „Hey", grüßt er mich verhalten. „Haben Sie eine Minute?"
„Wollen Sie mich aus der Unit schmeißen?", stelle ich schnell die Gegenfrage, mache aber keine Anstalten ihn in meinen privaten Bereich zu lassen.
„Können wir das drinnen besprechen?"
Also will er mich aus der Unit schmeißen. Widerwillig trete ich ein Stück zur Seite, damit Voight in meine Wohnung kann. „Aber leise. Holly und der Kleine schlafen bereits."
„Natürlich", sagt er leise und blieb im Eingangsbereich stehen. Kurz schaute er in das gegenüberliegende Wohnzimmer.
Ich drücke die Wohnungstür zu und wende mich zu Voight, der sich an den überfüllten Schuhregal lehnt.
„Kann ich anfangen...", frage ich und wurde sofort von Voight unterbrochen.
„Ich mache die meisten Sachen sofort und versuche dabei die besten Entscheidungen zu treffen. Manchmal liege ich richtig und manchmal liege ich daneben. Ich akzeptiere das und mach einfach weiter im Bewusstsein das ich das Beste getan habe, um diese Stadt zu schützen." Er macht eine kurze Pause. „Ich habe meine Grundsätze und mir ist scheißegal was andere davon halten. Sie haben auch Ihre Grundsätze, Jay, ich weiß das und ich respektiere das."
Ich nicke. „Ja, aber aus der Unit..."
„Nein, Sie fliegen nicht aus der Unit, Jay. Ich will nur, dass Sie mein Handeln und das der anderen in gewissen Situationen respektieren. Akzeptanz ist ein ganz anderes Thema."
„Ich weiß."
Voight nickt, greift nach der Türklinke und verschwindet ohne ein weiteres Wort aus der Wohnung.
Leise drücke ich die Wohnungstür zu und schließe von innen ab, ehe ich tief durchatme und beschließe ins Bett zu gehen, aber als ich mich umdrehe, sehe ich Holly an der Tür zur Toilette lehnen, die Arme vor der Brust verschränkt. „Der Kartelltyp aus den Nachrichten wurde gefasst", flüstert sie und richtet die Träger ihres kurzen hellblauen Seiden-Negligés.
Eigentlich wollte ich mit „wäre um ein Haar nicht so gewesen", antworten, aber bei Hollys Anblick in diesem kurzen Negligés mit Ausschnitt, bekomme ich plötzlich einen trockenen Mund und meine Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn.
Wie in Trance gehe ich auf Holly zu, umgreife mit meinen Fingern ihr Kinn und drücke ihr Gesicht zu meinem hoch, ehe ich ihr forsch und unbeholfen meine Lippen auf ihre drücke.
Holly erwidert sofort, küsst mich grob zurück, während sie sich in meinem T-Shirt festkrallt, dann drückt sie mich in Richtung Couch, auf der ich mich plumpsen lasse.
Ungeduldig und fixiert auf mehr, umgreife ich Hollys Oberschenkel und ziehe sie auf meinem Schoß, küsse sie, und fahre über den weichen und kühlen Stoff die Konturen ihrer Hüfte und Hintern nach.
***
Ich wurde augenblicklich müde, nachdem ich von meinem Orgasmus runterkam, und will noch nicht mal ins Schlafzimmer gehen.
Holly die mein Bier austrank, legt sich ebenfalls auf die Couch und neben mir, ehe sie die weiche Kuscheldecke über uns rüberzieht. „Jax ist in seinem Bett, aber wenn wir auf der Couch schlafen wollen", lacht sie leise, bettet ihren Kopf auf meiner Schulter, und fährt mit ihren gekürzten Fingernägeln die Kontoren meiner Muskeln nach.
Ich lege die rechte Hand auf den Rücken, die Linke auf Hollys Unterarm, während die Finger über ihre weiche Haut am Rücken gleiten. Holly bekommt augenblicklich eine Gänsehaut nach der anderen. „Womit habe ich das verdient?", fragt sie mich.
„Du hast noch viel mehr verdient", antworte ich müde und drücke ihr einen Kuss auf ihren Haaransatz.
Holly legt ihren Arm weiter um meine Hüfte herum und haucht mir einen kleinen Kuss auf die Brust. „Schlaf schön, Detective Handsome."
Ich muss leise lachen. „Du auch, Schwester McGorgeous."
Es braucht nicht lange bis ich nach diesem körperlichen und kopfmäßigen anstrengenden Tag endlich einschlafen kann.
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