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JAY
Ich wache schon wieder auf diesem ungemütlichen Bett, in einem viel zu hellhörigen Wohnhaus auf, habe noch nicht mal richtig durchschlafen können, weil in der Wohnung nebenan mal wieder das Quietschen und schreckliche Stöhnen ertönt.
Meine vorübergehende Nachbarin, eine wirklich laute Frau mittleren Alters wurde mal wieder von irgendeinem Date besucht, dessen Name Gideon lautet.
Die erste Nacht in dieser Bruchbude dachte ich, dass Mindy nebenan qualvoll verprügelt, oder sogar getötet wurde, aber, nein, kein Mord und Totschlag. Meine Nachbarin vergnügte sich nur mit ihren männlichen und mal weiblichen Bekanntschaften.
Mich hatte sie an meinem zweiten Tag ebenfalls heftig angegraben und versuchte mir an die Wäsche zu gehen, aber ich konnte sie erfolgreich davon abhalten.
Am dritten Tag, wollte sie von wir wissen, ob ich auf Sandwichs stehe. Meine Antwort lautete "Ja, wer sollte nicht drauf stehen", bis mir ganz schnell klar wurde, dass Mindy nicht das Brot meinte, sondern etwas ganz anderes. "Ich stehe auf Sandwich ohne Brot, wenn du Lust hast, kannst du mich jeder Zeit besuchen kommen, Süßer", hauchte sie mir mit ihrem Kippen-Mundgeruch entgegen.
Hätte ich nicht zu dem Treffen mit Arthur gemusst, wäre ich ohne Umschweife rückwärts in die Wohnung gerannt und hätte mich eingeschlossen.
Aber jetzt, war mal wieder komplett eine feucht-fröhliche Sandwich-Party im Gange, zu der ich eingeladen wurde, aber ablehnte.
"Gideon, ich kann nicht mehr!", kreischt Mindy.
Ich greife genervt nach meinem Kopfkissen und drücke es mir auf das Gesicht. Trotzdem höre ich sie und dem lautkeuchenden Gideon durch die Wand. Läuft der Kerl ein Marathon?
Das Zimmer wechseln kann ich auch nicht so einfach. Diese Bruchbude besteht nur aus einem Wohn-Schlaf-Küchenbereich, einem kleinen Wandschrank und einem mickrigen Badezimmer. Im Badezimmer habe ich noch nicht mal eine Badewanne, in der ich schlafen könnte.
Genervt setze ich mich auf und fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht. Drei Kreuze. Drei gottverdammte Kreuze. Ich greife nach meinem Handy auf dem Beistelltisch meiner ungemütlichen Schlafcouch und blicke auf die Uhrzeit.
Fünf Uhr in der früh und die Party findet kein Ende. Die Kollegen vom CPD machen nichts, aber auch gar nichts. Die anderen Nachbarn haben es schon versucht und sind immer wieder gescheitert.
Letztlich stopfe ich mir Kopfhörer in die Ohren, stelle Hollys alten iPod auf komplette Lautstärke und versuche mich auf Slipknot zu konzentrieren. Wieso sollte meine Freundin auch Beyoncé, oder Taylor Swift hören, wenn sie Slipknot, Linkin Park, Rammstein und andere ziemlich laute Interpreten, für Hollys Eltern schon immer, diese schreckliche "Hottentottenmusik", mag.
Gerade das war damals ein Pluspunkt gewesen, einer der vielen unendlichen Gründe, weshalb ich mich in Holly verliebte.
Die Gedanken an meine Freundin machen mein Heimweh keines Wegs besser. Ich schalte den iPod wieder aus, schmeiße ihn neben mir aufs Bett, und lausche.
Stille.
Gott sei Dank.
Immerhin konnte ich meine Augen zu machen und in Ruhe schlafen.
***
Ich schrecke fürchterlich zusammen und setze mich auf, als irgendein unterbelichteter Vollidiot mehrmals gegen die Wohnungstür hämmert. Ziemlich schnell habe ich mich vom großen Schrecken erholt und atme tief durch.
Fluchend und grummelnd stehe ich von dem quietschenden Bett auf und gehe zur Tür. Bevor ich diese jedoch öffne, blicke ich durch den Türspion auf dem Flur.
Dort steht die Person, die mich in diese Undercover-Mission reingebracht hat.
Detective Antonio Dawson, mit dem ich schon mal zusammenarbeiten durfte, ist der ältere Bruder von Gabby, die neben Herrmann und diesem Schnauzbart-Otiz, Inhaberin des Molly's ist und ihrem großen Bruder um Hilfe bat. Ich kam ins Spiel, jetzt bin ich hier und so weiter.
Ich schließe die Tür auf und öffne diese. "Ich hab noch nicht mal einen Kaffee getrunken", begrüße ich Antonio genervt.
Dieser blickt mich sichtlich belustigt an und tritt neben mir in die Wohnung. "Das nächste Mal bringe ich dir einen Kaffee mit", sagt er.
Ich drücke die Wohnungstür zu und drehe mich zu ihm. "Hast du bei den anderen Malen ebenfalls gesagt", murre ich und gehe in die Küche, um mir in der 0815-Kaffeemaschine einen heiligen Kaffee zu machen. "Nichts Neues", sage ich. "Er hat wieder sein Geld eingetrieben, keinen Verletzt..."
"Aber dafür einen kleinen Teil der Einrichtung des Molly's zerstört, meiner Schwester eine Heidenangst eingejagt und vermutlich auch noch das Game Day angesteckt."
Ich wende mich entsetzt zu Antonio. "Wie war das?", frage ich nach.
Das Game Day ist abgefackelt? Höre ich das gerade richtig.
Ha!
Wie war das? Das Game Day würde ja kein Problem mehr sein... Geschichte... Zufälle gibt's aber auch.
"Das Game Day ist komplett ausgebrannt. Die Brandursachenermittlung ist bereits am Tatort. Es gibt Hinweise auf Brandstiftung."
"Wann?"
"Diese Nacht. Die Rauchmelder schlugen fünfzehn Minuten nach zwei an."
Da kamen Arthur und ich gerade aus dem Molly's heraus, Rick gerade aus der Richtung des Game Day's.
Ich schüttle meinen Kopf. "Ich verwette meinen Arsch drauf, dass Arthur das Game Day nicht angezündet hat. Wir waren im Molly's."
"Von wann bis wann?"
"Kurz nach zwei, bis viertel nach. Aber ich kann mir schon vorstellen, wer das gewesen sein muss."
"Wer?"
"Rick Schmidt, Arthurs rechte Hand. Komischerweise, kam er um viertel nach zwei aus der Richtung des Game Days, stieg mit Arthur in den Mercedes und fuhr weg. Außerdem hat Arthur immer wieder angedeutet, dass das Game Day bald kein Problem mehr sei."
Antonio nickt, als er eins und eins zusammenzählt. "Arthur hat Rick dazu beauftragt das Game Day abzufackeln."
"Jepp, das Game Day stellte sich quer, was die Bezahlungen anging, klaute gleichzeitig dem Molly's die zahlende Kundschaft, zwei Geldquellen mit Einbußen", sage ich und lehne mich an die Küchenzeile. "Da zündet man schon mal die nicht freiwillig zahlende Geldquelle an."
"Macht Sinn, macht Sinn, aber genaue Beweise werden sich nicht finden lassen. Damit können wir Arthur German noch nicht drankriegen. Wir brauchen mehr. Das Problem ist, die Ermittler denken, dass die Leute aus dem Molly's hinter dem Brand stecken. Sie sind Feuerwehrleute, die mit dem Game Days konkurrieren und zählen somit, fälschlicherweise, eins und eins zusammen."
"Das ist doch Bullshit, indirekt ist doch wohl klar, dass Arthur German dahintersteckt."
"Das ist mir auch klar. Aber wir können es kein bisschen Beweisen, man. Ich überlege wie wir Arthur drankriegen können." Antonio ging zur Wohnungstür.
"Ja, dass hoffentlich schnell", bemerke ich.
Antonio, der schon den Türknauf in der Hand hielt, wendet sich zu mir. "Warum das?"
"Warum? Ich bin seit drei Monaten nicht mehr bei meiner Freundin und meinem Sohn gewesen. Keine Ahnung, was ich alles verpasst habe."
Ich kann Antonio ja wohl schlecht erzählen, dass ich heimlich und dank Gordon Kontakt zu Holly habe, damit sie weiß, dass es mir gut geht. Antonio würde mir den Kopf abreißen, weil das die Ermittlungen gefährden kann.
"Du hast diesem zugestimmt und ich sagte dir, dass es kein zurück gibt, wenn du einmal drinnen bist."
"Das weiß ich auch. Ich hatte halt nur die Schnauze voll von Berichten und den Diskussionen mit den Zeitungen, über irgendwelche Artikel. Ich brauch eben Action."
"Hm, dann streng dein Hirn an, find irgendwas, damit wir Arthur kriegen können und du wieder nach Hause kannst, sonst dauert das hier noch länger und du verpasst die Einschulung deines Sohnes."
Damit verlässt Antonio die Wohnung, zieht die Tür mit einem "Hau rein", zu, während ich genervt hinterher blicke. "Streng dein Hirn an", äffe ich ihn nach. "Mach ich die ganze Zeit, verflucht noch mal."
Ich halt inne, als mir plötzlich eine Idee in den Sinn kommt. Das muss es sein.
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